Paul Flora

Paul Flora
Porträt von Paul Flora vom 27. April 2001

Paul Flora (* 29. Juni 1922 in Glurns, Südtirol; † 15. Mai 2009 in Innsbruck) war ein österreichischer Zeichner, Karikaturist, Grafiker und Illustrator.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Paul Flora wurde 1922 in Glurns im Vinschgau in Südtirol geboren. 1927 übersiedelte er mit seiner Familie nach Nordtirol. An der Akademie der Bildenden Künste München studierte er von 1942 bis 1944 bei Adolf Schinnerer und Olaf Gulbransson. Zwei Semester besucht er den Abendakt bei Max von Esterle. 1944 wird er zum Kriegsdienst in Italien, Ungarn und der Slowakei eingezogen. 1945 kehrt er nach kurzer US-amerikanischer Gefangenschaft wieder nach Tirol zurück und war seither als freischaffender Künstler in Innsbruck tätig. Er wohnte auf der Hungerburg, einem nördlichen Stadtteil oberhalb von Innsbruck.

1948 wird er als Mitglied im Art-Club (Wien) aufgenommen. Seit 1986 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. Seit 1999 war er Mitglied im P.E.N.-Club Liechtenstein. Von 2003 bis 2006 wirkte er dort als Präsident und wurde aufgrund seiner vielen Verdienste um den Club zum Ehrenpräsidenten gewählt.

Arbeiten aus seiner Hand finden sich in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen.

Darüber hinaus war er Mitbegründer der städtischen Galerie im Taxispalais in Innsbruck im Jahre 1964 und Initiator des „Österreichischen Grafikwettbewerbes“. Von 1964 bis 1992 kuratierte er neben Wilfried Kirschl, Oswald Oberhuber und Peter Weiermair Ausstellungen für die Galerie im Taxispalais in Innsbruck.

Paul Flora starb in der Nacht auf den 15. Mai 2009 in einem Innsbrucker Krankenhaus im Kreise seiner Familie.[1] Auf eigenen Wunsch wurde Paul Flora auf dem Friedhof seiner Geburtsgemeinde Glurns begraben.

Künstlerisches Schaffen

Technik

Noch vor 1950 bricht er mit der dichten Schraffur, wendet sich der feinnervigen, dünnlinigen, zarten Umrisszeichnung zu und entwickelt eine unverkennbare Strichtechnik mit Tuschfeder, mit der er künftig identifiziert wird. Von den kantigen brüchigen Umrisslinien seiner Karikaturistenzeit entwickelt er sich hin zu größerer Strichdichte, variablem Liniengeflecht und feiner Schraffur. In den sechziger Jahren wird der Strich fester, die Umrisslinie dicker, die Binnenzeichnung zusehends dominant. Durch ein enges, flächiges Netzwerk entsteht eine Vielfalt von Grautönungen. Mit diesen Mitteln schafft er so bewusst durchkomponierte Bilder. Aus seinen „nervösen Strichgewittern“ und Grauwertvarianten ergeben sich vielfältige Stimmungen, vorwiegend düster und melancholisch. Ab den siebziger Jahren beginnt die Schraffur das Blatt zurückzuerobern, wodurch er Effekte mit fein abgestuften Kontrastierung von hell zu dunkel erzeugt. Zur selben Zeit setzt er auch die Farbe als weiteres malerisches Element seiner zeichnerischen Arbeit ein (Aquarellfarbe, später Buntstift). In den achtziger Jahren ergänzt er sein Oeuvre um die Bleistift-Zeichnung.

Arbeiten für Zeitungen

1949 beginnt durch Vermittlung von Werner Scholz seine Mitarbeit an der amerikanischen Tageszeitung für Deutschland, Die Neue Zeitung. Zwischen 1957 und 1971 liefert er wöchentlich Zeichnungen an die Hamburger Zeitung Die Zeit, insbesondere für Rudolf Walter Leonhardts Kolumne Pro & Contra. In diesen Jahren entstehen rund 3000 politische Karikaturen und Flora macht sich damit als politischer Karikaturist einen Namen. Seine Zeichnungen werden auch in internationalen Blättern veröffentlicht: The Times, Literary Supplement, Du, Dagens Nyheter und The Observer.

Buchillustrationen

In der Frühzeit seines Schaffens entstehen viele Buch-Illustrationen satirischen Inhalts. Ab 1953 beginnt eine intensive Zusammenarbeit mit dem Diogenes Verlag in Zürich. Neben Mappen und thematischen Zusammenstellungen eigener Werke waren es Bücher von Peter Hacks, Wolfgang Hildesheimer, Erich Kästner, Josef Müller-Marein und Hans Weigel, die neben vielen anderen von Paul Flora nicht nur bebildert, sondern mit seinem Zeichenstift kongenial ergänzt wurden.

Gestaltung und Design

1963 entwarf Flora das Bühnenbild für Amphitryon (Kleist) im Akademietheater in Wien und 1998 das Bühnenbild für Der König stirbt (Ionesco) im deutschen Schauspielhaus in Hamburg

Zwischen 1985 und 1998 erschienen mehrere Briefmarkenserien mit Motiven von Paul Flora in Österreich (1985 und 1993) und im Fürstentum Liechtenstein (1998) sowie ein Satz von sieben Olympiamarken (1988). So schmückt zum Beispiel Paul Floras Bild Fliegender Harlekin eine Sonderpostmarke. Der Fliegende Harlekin spiegelt das bunte Treiben im Karneval von Venedig und gleichzeitig die Atmosphäre dieser Stadt wider.[2] Die Figuren und Masken, die auch heute noch Venedig zur Zeit des Karnevals in eine Stadt des Scheins verwandeln, inspirierten die Phantasie des Künstlers.[3]

Fürstentum Liechtenstein
  • Michel Nr. 887–889 Ersttag 9. Dezember 1985: Theater
  • Michel Nr. 934–936 Ersttag 7. Dezember 1987: Olympische Winterspiele Calgary
  • Michel Nr. 947–950 Ersttag 5. September 1988: Olympische Sommerspiele Seoul
  • Michel Nr. 1004 Ersttag 3. Dezember 1990: 500 Jahre internationale Postverbindungen in Europa
  • Michel Nr. 1173–1176 Ersttag 2. Juni 1998: Grußmarken – Spaß am Brief
Österreich
  • Michel Nr. 1829 Ersttag 25. Oktober 1985: Moderne Kunst in Österreich
  • Michel Nr. 2095 Ersttag 16. April 1993: EUROPA – Zeitgenössische Kunst

Seit 1980 gibt die österreichische Post Telefonwertkarten aus. 1994 erschien eine von Paul Flora mit Marionetten gestaltete Serie von vier Telefonwertkarten.

Vereinte Nationen – New York

  • Michel Nr. 577 Ersttag 23. August 1989: 10 Jahre Wiener Büro der Vereinten Nationen – ein Wert der sechs Werte umfassenden Ausgabe.

Für seinen Südtiroler Weinlieferanten entwarf er Weinetiketten. Das Honorar ließ er sich bevorzugt in Form von Naturalien (Wein) „ausbezahlen“. Diversen Vereinen widmete er Logos bzw. Zeichnungen, wie z.B. der „Schmalfilmrunde Kufstein“, dem „Kunstkreis Aichwald“ oder den „Absamer Matschgerern“.

Obwohl sie nur einen geringen Teil seines Werkes ausmachen, wurden die spitzschnabeligen Raben, mit denen er menschliches Verhalten symbolisierte, zu einem Markenzeichen Paul Floras.

Werke

Werkauswahl

Das Werkverzeichnis der illustrierten Bücher erschien 1992 zum 70. Geburtstag Paul Floras. Es umfasst 135 Buchtitel und 10 Mappenwerke aus 45 Jahren und gibt in 67 Illustrationen einen Überblick über das Werk des Künstlers.

  • 1947: Der Mensch denkt
  • 1947: Herr Huber im wilden Westen
  • 1953: Flora´s Fauna, erstes Buch im Diogenes Verlag in Zürich
  • 1955: Das Musenross
  • 1957: Das Schlachtross von Erich Kästner, Menschen und andere Tiere
  • 1958: Trauerflora mit einem Vorwort Friedrich Dürrenmatt
  • 1958: Über das Nichtlesen von Büchern, mit Text von Erich Kästner, 1958
  • 1959: Vivat Vamp mit einem Vorwort von Gregor von Rezzori
  • 1961: Der Zahn der Zeit, Ein Schloß für ein Zierhuhn
  • 1964: Ach du liebe Zeit II, Floras Taschenfauna, Die Männchen und die Fräuchen
  • 1966: Königsdramen, Vorwort von Ernst Schröder
  • 1968: Veduten und Figuren, Vorwort von Friedrich Dürrenmatt
  • 1969: Der gebildete Gartenzwerg und Zeitvertreib
  • 1970: Die verwurzelten Tiroler und ihre bösen Feinde. Diogenes Portfolio (Mappe)
  • 1971: Premiere, Als der Großvater auf die Großmutter schoß
  • 1972: Auf in den Kampf, Der bürgerliche Wüstling
  • 1975: Hungerburger Elegien
  • 1977: Penthouse, Von (A)uto bis (Z)entauren Glanz und Elend der Eisenbahn (Mappe)
  • 1978: Abenteurer (Mappe)
  • 1979: Der blasse Busenfreund, Frühe Zeichnungen, Fauna (Mappe)
  • 1980: Theater (Mappe)
  • 1981: Vergebliche Worte
  • 1982: Nocturnos, Winzige Werke, Venezia (Mappe)
  • 1983: Variationen zu Wagner, Brotlose Berufe, Die Turnübungen der Älpler, Panoptikum (Mappe)
  • 2002: Ein Florilegium mit einem ausführlichem Text von (A)kademie bis (Z)eichner von Karl-Markus Gauß

Werke in öffentlichem Besitz (Auswahl)

Texte

  • 1987: Gezeichnetes und Geschriebenes
  • 1997: Dies und Das
  • 1969: Artikel unter anderem in: C. Pack, „Moderne. Graphik in Österreich“
  • 1985: Wilhelm Busch Museum, Paul Flora, 1984
  • 1997: Bayerische. Akademie der. schönen Künste, Floras Fauna,
  • 2002: Kunsthistorisches Museum Wien, Zeichnungen 1938–2001, (zum 80. Geburtstag)
  • 2005: Frieder Gadesmann, Paul Flora, ... auf den Punkt gebracht. Aichwald 2005

Ausstellungen

in Galerien

  • 1945: erste Einzelausstellung in den Räumen der Galerie „Zofinga“ in Bern
  • 1947: Ausstellung in der Neuen Galerie in der Grünangergasse, Wien
  • 1949: Ausstellung in der Galerie Gurlitt, München
  • 1957: Ausstellung in der Galerie Würthle, Wien
  • 1958: Ausstellung in der Overbeck Gesellschaft, Lübeck und in der Este-Gallery, New York;
  • 1962: Ausstellung im österreichischen Kulturinstitut in Paris und im Kunstkreis Hameln
  • 2006: Evangelisches Gemeindehaus Aichwald-Aichschieß, Aichwald b. Esslingen

und Ausstellungen in vielen hundert Galerien in Europa und den USA. Seine Stammgalerien sind in Innsbruck (Galerie Flora) und Salzburg (Galerie Seywald)

in Museen

Auszeichnungen und Preise

Kunsthistorikerin Magdalena Hörmann mit Paul Flora bei einer Ausstellung in Kufstein 2001

Filme

Von 1989 bis 1991 entstehen mehrere Filme über und von Flora für den ORF:

  • Die Raben von San Marco (über Flora)
  • Floras Fauna (über Flora)
  • Ein Fischer im Drüben (über Alfred Kubin)
  • Ein Abenteurer im Schlafrock (über Paul von Rittinger)
  • Auf dem Strich – Paul Flora im Film 2007,
  • Dokumentarfilm über den Künstler Paul Flora von Eva Testor (Mobilefilm)

Einzelnachweise

  1. Zeichner Paul Flora 86-jährig gestorben, Kleine Zeitung, 15. Mai 2009
  2. Europa 1993 (Zeitgenössische Kunst)
  3. Moderne Kunst in Österreich - 11. Wert von Paul Flora

Weblinks

 Commons: Paul Flora – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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