Gemäldegalerie (Dresden)

Gemäldegalerie (Dresden)

Die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden besitzt zahlreiche Hauptwerke der Kunstgeschichte und zählt daher zu den renommiertesten Sammlungen ihrer Art in der Welt.

Neben weiteren Museen (darunter z. B. auch das Grüne Gewölbe, das Kupferstichkabinett und die Skulpturensammlung) ist die Gemäldegalerie Alte Meister Teil der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Fassade der Sempergalerie zum Theaterplatz

Inhaltsverzeichnis

Sammlung

Blick vom Innenhof des Zwingers auf den Semperbau

Bedeutende Meisterwerke aus dem 15. bis 18. Jahrhundert begründen den weltweiten Ruhm der Sammlung.

Die Sammlungsschwerpunkte liegen auf italienischer Malerei, besonders der Hochrenaissance und des Barock, sowie holländischer und flämischer Malerei, vor allem aus dem 17. Jahrhundert.

Eine beachtliche Zahl an herausragenden Werken bekannter deutscher, französischer und spanischer Maler ist ebenso vertreten.

Darüber hinaus werden Tafel- und Leinwandbilder der italienischen Frührenaissance gezeigt – darunter der jüngst restaurierte „Heilige Sebastian“ von Antonello da Messina.

Den Besucher erwartet ein beeindruckendes Raumgefühl, vermittelt durch die relativ dichte Hängung der über 700 ausgestellten Gemälde in ihren prunkvollen Goldrahmen. Die großen Werke der Italiener sind auf roten Wänden ausgestellt, die Gemälde der Niederländer entfalten vor graugrüner Wandbespannung ihre Wirkung.

Allein 2008 besuchten 536.000 Menschen die Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden.

Geschichte

Sammlungsgeschichte

Als im 16. Jahrhundert die Dresdner kurfürstliche Kunstkammer gegründet wurde, spielten Gemälde neben Sammlungsstücken aus allen möglichen Bereichen der Wissenschaft noch eine untergeordnete Rolle.

Erst unter den beiden zwischen 1694 und 1763 regierenden sächsischen Kurfürsten August der Starke und August II. erfolgte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts der Beginn einer systematischen Sammeltätigkeit.

Innenansicht der königlichen Gemäldegalerie im ehemaligen kurfürstlichen Stallgebäude, Radierung und Aquatinta, 1830

Nachdem sie insbesondere durch den Ankauf der 100 besten Werke aus der hervorragenden Sammlung des Herzogs Francesco III. von Modena im Jahr 1746 sehr schnell angewachsen und in ganz Europa bekannt geworden war, zog die Sammlung 1747 zunächst in das zur Gemäldegalerie umgebaute Stallgebäude am Neumarkt ein.

Im 19. Jahrhundert konzipierte Gottfried Semper den heutigen Galeriebau am Zwinger („Semperbau“), der nach Sempers Flucht 1849 im Jahr 1855 durch Karl Moritz Haenel fertiggestellt wurde. Am 25. September 1855 wurde das „Neue Königliche Museum zu Dresden“ im Semperbau eröffnet, wo die Galerie sich heute noch befindet.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Gemälde ausgelagert und blieben trotz weitgehender Zerstörung des Galeriegebäudes durch die Luftangriffe auf Dresden erhalten.

Nach Kriegsende kamen die Bilder zunächst in die ehemalige Sowjetunion. Am 3. Juni 1956 wurden sie an die Stadt Dresden zurückgegeben. Nach dem Wiederaufbau des Galeriebaus öffnete die Sammlung 1960 wieder ihre Pforten. Von 1988 bis 1992 wurde der Semperbau rekonstruiert.

Baugeschichte

Semperbau am Theaterplatz, um 1900
Die Sempergalerie nach ihrer Zerstörung im Jahr 1945
Russische Inschrift an der Sempergalerie

An der Dresdner Gemäldegalerie, die am 25. September 1855 als „Neues Königliches Museum“ eingeweiht wurde, befinden sich 120 Sandsteinskulpturen an der Außenfassade: 12 Statuen, 16 Reliefs, 20 Medaillons und 72 Zwickelfiguren über den Fenstern und Torbögen.

Über 160 Figuren aus unterschiedlichsten Epochen (von Zeus über Moses und Michelangelo bis hin zu Goethe) sind zu sehen. Damals galt die Dresdner Sempergalerie als das „großartigste und am reichsten verzierte Museumsgebäude der neuesten Zeit“ (Andreas Oppermann, 1863).

Die Grundsteinlegung dieses Bauwerkes erfolgte 1847. Als Semper wegen seiner Beteiligung am Maiaufstand 1849 aus Sachsen fliehen musste, war der Bau bis zum Erdgeschoss fertiggestellt. Die Dresdner Bildhauer Ernst Rietschel (1804-1861) und Ernst Julius Hähnel (1811-1891) wurden beauftragt, den plastischen Fassadenschmuck zu modellieren. Das „ikonografische Programm“ spielte bei den Museumsbauten des 19. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle: Die Darstellungen an der Fassade sollten in Beziehung zu den Kunstwerken im Museum stehen. Es war also eine wesentliche Entscheidung, wer in den erlauchten Personenkreis der Fassadenfiguren einbezogen wurde.

Semper hat bei der Motivauswahl der Sandsteinarbeiten Einfluss genommen. Im Semperarchiv der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich existiert ein handschriftliches Dokument zu diesem Fassaden-Programm. Die Dresdner Unterlagen zur Baugeschichte der Sempergalerie gingen leider durch Kriegseinwirkungen im Zweiten Weltkrieg verloren.

An der Fassade zum Theaterplatz stammen die dargestellten Personen aus der klassischen Antike und an der Südseite (zum Zwingerhof gelegen) aus dem christlich-abendländischen Kulturkreis. Rietschel und Hähnel teilten sich die künstlerische Ausführung und legten der Baukommission 1850 ihre Entwürfe vor, die am 28. Februar 1851 durch den sächsischen König Friedrich August II. mit der Auflage genehmigt wurden, die plastischen Entwürfe bis Ende 1853 fertigzustellen.

Rietschel übernahm die Verantwortung für die Theaterplatzseite und Hähnel war für die Zwingerseite zuständig. Die beschwerlichen Arbeiten wurden unter der Aufsicht der Bildhauer direkt an der Baufassade vom Gerüst aus nach Tonmodellen durch Steinmetze ausgeführt. Rietschel klagte seinem Lehrer Christian Daniel Rauch: „Die Arbeiten für das Museum sind wohl unterhaltend, doch habe ich von Neuem mir versprochen, keine Dekorationsarbeiten in Sandstein für solche Höhen zu übernehmen, der Ärger ist zu groß... es ist oft zum Verzweifeln,... an den Stellen der Korrektur muss man alles selbst auf dem Gerüst zurecht hauen.“ (Brief vom 8. November 1852).

Viele Besucher schenken heute diesen Kunstwerken am Galeriegebäude keine Beachtung. Fritz Löffler schreibt in seinem Buch „DAS ALTE DRESDEN“ (1955): „Der Gebildete konnte seine geschichtlichen Kenntnisse überprüfen, während der naive Betrachter von dem Erlebnis ausgeschlossen blieb.“

Das Relief „Amor und Psyche“ schmückt den Haupteingang der Gemäldegalerie als Supraporte. Nach einer Erzählung in den Metamorphosen des Lucius Apuleius (160 n. Chr.) hatte Psyche im Auftrag der Göttin Venus eine Salbenbüchse, die Pyxis der Persephone, aus der Unterwelt geholt. Es war ihr untersagt, das Gefäß zu öffnen, und weil sie dieses Gebot nicht befolgte, fiel sie in einen todesähnlichen Schlaf. Der herbeigeeilte Amor rettet Psyche mit einem Stich seines Pfeils aus der Ohnmacht und erweckt sie zu ewiger Liebe. Mit weit ausgebreiteten Flügeln kniet Amor neben der Erwachenden, sie liebevoll umfassend. Ein Rosenzweig symbolisiert die aufblühende Liebe (Dr. Monika Schulte-Arndt in „Ernst Rietschel als Zeichner“, 1995). Dieser antike Mythos war in der Zeit der Romantik ein beliebtes Thema in der bildenden Kunst.

Das Erlösungsthema wird als Verbindung der klassischen Antike mit der christlichen Thematik in den Gemälden der Sempergalerie gedeutet. Die Beschreibung vieler Sandsteinreliefs sind im Katalog „Ernst Rietschel – Zum 200. Geburtstag des Bildhauers“ von Dr. Bärbel Stefan, Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (2004), zu finden.

Besonders bekannte Werke

Second Life

Im Mai 2007 eröffnete in Second Life mit der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister das erste virtuelle Museum, das eins zu eins nach seinem realen Vorbild kreiert worden ist. Alle 56 Säle und Kabinette der Gemäldegalerie mit sämtlichen 750 dort ausgestellten Werken sind sehr realistisch nachgebildet und können kostenfrei besucht werden. Auch die gesamte Außenanlage des Zwingers wurde rekonstruiert und ist begehbar.

Durch einen Klick auf das jeweilige Gemälde erhält man grundlegende Informationen zu diesem Kunstwerk. Wie im realen Museum in Dresden gibt es die Möglichkeit, einen Audioguide zu nutzen, sich in das Gästebuch einzutragen oder im Museumsshop einzukaufen.

Täglich werden 100 bis 150 Besucher registriert, seit die virtuelle Galerie in Second Life eröffnet hat. Mit den „Friends of Dresden Gallery“ hat sich eine eigene Community etabliert.

Weblinks

51.05352777777813.7348611111117Koordinaten: 51° 3′ 13″ N, 13° 44′ 5″ O


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