Situla (Gefäß)

Situla (Gefäß)

Situla (lat. „Eimer“) ist ein metallener Gefäßtyp der Bronze- und frühen Eisenzeit im etruskisch-italischen Gebiet sowie in der Hallstattkultur. Nicht selten ist sie mit einem getriebenen figuralen Reliefs verziert. Die Situlenkunst ist stiltypisch für diese Kulturen und eine der wichtigsten Quellen mit zeitgenössischen Abbildungen.

Situla von Vače Slowenien

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung und Datierung

Hauptverbreitungsgebiet ist die Este-Kultur in Oberitalien – die Umgebung von Bologna sowie Slowenien, Tirol und Venetien – und der Bereich HallstattDürrnberg.

Die Situlen gehören der Este-Kultur und der Hallstattzeit an, wobei man die ältesten Stücke um 600, die jüngsten um 300 v. Chr. datiert (Hallstatt HAC-D-LTA).

Form und Verzierung

Eine Situla ist leicht konisch (nach unten hin schmaler werdend) mit ebener Standfläche, aus Bronzeblech hergestellt, ca. 25-30 cm hoch und mit einem Henkel versehen. Situlen haben die Form eines Kübels. Situlen wurden in Treibarbeit hergestellt; meistens sind sie mit Bildfriesen verziert.

Als Verzierungselemente wurden Menschen dargestellt, z. B. in Trinkszenen, Kriegerzügen, als Faustkämpfer, Musikanten oder Wagenfahrer - meist in Profilansicht, jedoch auch Hirsche, Steinböcke und Raubtiere, etwa geflügelte Löwen. Die Bildfriese verraten oft südliche (etruskische oder ostgriechische) Einflüsse. Vermutlich handelt sich hier um Ausstattungsstücke der Oberschicht in einer aristokratisch geprägten Gesellschaft

Ein bedeutendes Beispiel ist die Situla aus Vače[1] (Slowenien), 500 v. Chr. Ihren Gefäßkörper bedecken drei Figurenfriese. In der oberen Reihe sind ein Pferdeführer, zwei Reiter und zwei verschiedene Wagen zu sehen, in der Mitte eine Festszene mit zwei Männern neben einem Fußkessel, ein thronender Mann, drei Zecher, der mittlere die Syrinx blasend, mit Zuhörerschaft, ein Faustkämpfer mit Zuschauern, ganz unten sieht man ein Tierfries mit einem Raubtier, Hirschkühen und Steinböcken.

Weitere Beispiel sind die Situla von Kuffern (Naturhistorisches Museum Wien)[2], die Situla in Providence (Rhode Island)[3], die Situla von Toplice, die Situla von Novo Mesto, die Situla von Welzelach, die Situla von Kleinklein[4], und für den oberitalienischen Raum die Situla benvenuti (Este) und die Certosa-Situla (Museo Cívico, Bologna)[5]

Verwendung

Man verwendete sie zum Mischen von Wasser und Wein oder zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten, wohl auch zu kultischen Zwecken. Aus ihnen wurde direkt mit dem Trinkbecher geschöpft.

Später wurden die Situlen auch als Urnen eingesetzt.

Siehe auch

Weblinks

Literatur

  • Hans Drescher: Zur Technik der Hallstattzeit. In: Die Hallstattkultur. Frühform europäischer Einheit. Internationale Ausstellung des Landes Oberösterreich in Steyr. Hrsg.: Land Oberösterreich, Amt der Oberösterreichischen Landesregierung, Abteilung Kultur, Red.: Dietmar Straub, Linz 1980, S. 58ff.
  • O.-H. Frey: Der Beginn der Situlenkunst im Ostalpenraum. In: Germania 40/1962, S. 56-73
  • O.-H. Frey: Werke der Situlenkunst. In: Die Hallstattkultur. 1980, S. 138-150
  • J. Kastelic: Situlenkunst. Meisterschöpfungen Prähistorischer Bronzearbeit. Belgrad 1964

Einzelnachweise

  1. Dieter Schmudlach: Die Situla von Vace. In: Ein kleiner Rundgang durch die Archäologie. Abteilung Vor- und Frühgeschichte im Landschaftsmuseum Obermain auf der Plassenburg ob Kulmbach, 30. November 2007, abgerufen am 11. März 2008.
  2. Situla von Kuffern, Niederösterreich, 5. Jahrhundert v. Chr. In: Ausgewählte Beispiele von Sammlungsobjekten. Prähistorische Abteilung, Naturhistorisches Museum, Wien, abgerufen am 11. März 2008.
  3. O.-H. Frey: Die Situla in Providence (Rhode Island). Ein Beitrag zur Situlenkunst des Osthallstattkreises, Berlin 1962
  4. Georg Rohrecker: Das Antlitz des Königs. In: Hallstattfürst Kleinklein. Abgerufen am 11. März 2008.
  5. Abbildung: Der Salzherr von Hallstatt. www.hallstattzeit.de, abgerufen am 28. Januar 2008.

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