Hermann Deckert

Hermann Deckert

Hermann Deckert (* 31. August 1899 in Samtens auf Rügen; † 1955) war ein deutscher Kunstgeschichtler und Konservator. Als Professor für Bau- und Kunstgeschichte war er von 1951 bis 1952 auch Rektor der Technischen Hochschule Hannover.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hermann Deckert studierte Kunstgeschichte an der Philipps-Universität Marburg bei Richard Hamann. Er promovierte dort 1927 über Die lübisch-baltische Skulptur im Anfang des 16. Jahrhunderts und habilitierte sich bereits im Folgejahr ebendort. Bis zum Wintersemester 1933/34 lehrte er als Privatdozent am kunstgeschichtlichen Seminar.[1] Er wurde zum Wintersemester 1933/34 überraschend beurlaubt - ob dies auf eigenen Wunsch geschah oder letztlich politische Hintergründe hatte, ist unklar - und verzichtete auf die venia legendi.[2] Er hatte als Dozent Kontakte zu Karl Löwith,[3] der ihn in seinen Memoiren als „eine(n) unserer begabtesten jungen Dozenten“ beschrieb.[4] Deckert ging nach Hannover und fertigte ab 1934 eine Bestandsaufnahme der Kunstdenkmäler der Provinz Hannover an. Er wurde zunächst kommissarischer, 1939 endgültig Provinzialkonservator, und 1945 Niedersächsischer Landeskonservator. In seiner Funktion ließ er Teile der Michaelis-Kirche in Hildesheim auslagern und schützte sie so vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg nahm er als Landeskonservator ähnlich wie Rudolf Hillebrecht eine Position ein, die sich sehr kritisch gegenüber Bauten der Jahrhundertwende und Gründerzeit verhielt. Die Häuser der Karmaschstraße bezeichnete er als „Schandmale der Gründerzeit“, die alte Markthalle und das Pfarrhaus der Kreuzkirche hätte er gern abreißen lassen, wenn das nicht der Zweite Weltkrieg besorgt hätte.[5] 1949 wurde Deckert als Professor an die TH Hannover berufen und stand der der Hochschule von 1951 bis 1952 als erster geisteswissenschaftlicher Rektor vor.[6] Ebenfalls 1949 war er Fachjuror im Architekturwettbewerb um den Wiederaufbau des Opernhauses Hannover.[7] 1953 war er Gründungsvorsitzender der Laves-Gesellschaft.[8]

Hermann Deckert war mit Anna Deckert verheiratet.

Schriften (Auswahl)

  • Studien zur hanseatischen Skulptur im Anfang des 16. Jahrhunderts, in: Kunstgeschichtlisches Seminar Marburg (Hrsg.): Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft. Bd 1, 1924, S. 55-98
  • Die lübisch-baltische Skulptur im Anfang des 16. Jahrhunderts, Dissertation Universität Marburg, Kunstgeschichtlisches Seminar Marburg: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft. Bd 3, 1927
  • mit Robert Freyhan und Kurt Steinbart: Religiöse Kunst aus Hessen und Nassau: Kritischer Gesamtkatalog der Ausstellg Marburg 1928, 3 Bände, Kunstgeschichtlisches Seminar Marburg/Lühe Leipzig 1928
  • Zum Begriff des Porträts, in: Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 5, 1929, S. 261-282.
  • Opus interrasile als vorromanische Technik, Kunstgeschichtlisches Seminar Marburg, 1930
  • Dom und Schloß zu Merseburg: Auf Grund der Ergebnisse des ersten kunstgeschichtlichen Schulungslagers in Halle 1934, Hopfer, Burg 1935
  • Zur Altstadtgesundung in Hannover, in: Die Denkmalpflege in der Provinz Hannover, 1936, S. 6ff
  • Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover
    • Bd. 27: Die Kunstdenkmale des Kreises Soltau, Selbstverlag der Provinzialverwaltung/Schulze, Hannover 1939, Neudruck: Wenner, Osnabrück 1980, ISBN 3-87898-188-0
  • Einige spätromanische Sitzmadonnen in Niedersachsen, in: Festschrift Richard Hamann zum sechzigsten Geburtstage 29. Mai 1939, überreicht von seinen Schülern, Hopfer, Burg 1939, S. 23-30
  • Die Dorfkirche in Niederhausen, 1940
  • mit Hans Roggenkamp: Das alte Hannover, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1952

Literatur

  • Nachruf, in: Niederdeutsches Heimatblatt, 1956, S. 73

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kunstgeschichte im Nationalsozialismus: Marburg, abgerufen am 27. März 2010
  2. Jutta Held und Martin Papenbrock: Kunstgeschichte an den Universitäten im Nationalsozialismus, Jahrbuch der Guernica-Gesellschaft, Bd. 5/2003, Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 9783899711189, S. 69
  3. Hans-Georg Gadamer: Marburger Erinnerungen: IV. Dozentenjahre, in: alma mater philippina, Wintersemester 1974/75, Marburg 1974, S. 22
  4. Karl Löwith: Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933. Ein Bericht., neu herausgegeben von Frank-Rutger Hausmann, mit einem Vorwort von Reinhart Kosellek, 2. Aufl. 2007, ISBN 3-476-02181-5 ISBN 978-3-476-02181-6, S. 69
  5. Friedrich Lindau: Planen und Bauen der 50er Jahre in Hannover, Schlütersche, Hannover 1998, ISBN 9783877065303, S. 30
  6. Rektoratsreden im 19. und 20. Jahrhundert – Online-Bibliographie: Hermann Deckert, abgerufen am 27. März 2010
  7. Friedrich Lindau: Hannover. Wiederaufbau und Zerstörung. Die Stadt im Umgang mit ihrer bauhistorischen Identität, Schlütersche, Hannover 2001, ISBN 3-87706-659-3, S. 56
  8. Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein: Geschichte der Stadt Hannover, Schlütersche, Hannover 1994, ISBN 9783877063194, S. 236

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