- Landdrostei Aurich
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Landdrostei Aurich Sitz Aurich Bestandszeitraum 1823–1885 Fläche 3108,79 km² (1880) Einwohner 211.652 (1880)[1] Bevölkerungsdichte 68 Einw./km² (1880) Städte 5 (1885) Ämter 8 (1885) Die Landdrostei Aurich war im 19. Jahrhundert ein Verwaltungsbezirk des Königreichs Hannover und der preußischen Provinz Hannover. Sie war der direkte Vorgänger des preußischen Regierungsbezirks Aurich.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ostfriesland war von 1744 bis 1806 eine preußische Provinz mit Aurich als Sitz der preußischen Regierungsbehörden. Nachdem Ostfriesland nach 1806 zunächst zum Königreich Holland, dann seit 1810 zum Kaiserreich Frankreich und von 1813 bis 1815 wieder zu Preußen gehörte, wurde es nach den Abmachungen des Wiener Kongresses Teil des Königreichs Hannover. Zur Verwaltung des Königreichs wurden 1816 Mittelbehörden gebildet, die zunächst Provinzialregierung und ab 1823 Landdrostei hießen. Aus der ehemaligen preußischen Provinz Ostfriesland entstand dabei die Landdrostei Aurich. Nachdem das Königreich Hannover 1867 zur preußischen Provinz Hannover geworden war, blieben die hannoverschen Landdrosteien zunächst bestehen. Seit dem 1. April 1873 gehörte auch Wilhelmshaven zur Landdrostei Aurich und bildete eine durch oldenburgisches Gebiet abgetrennte Exklave. 1885 wurde aus der Landdrostei Aurich gemäß der preußischen Verwaltungsstruktur der Regierungsbezirk Aurich gebildet. Gleichzeitig wurden die alten hannoverschen Ämter von preußischen Landkreisen abgelöst.[2]
Verwaltungsgliederung (1814–1852)
Die Landdrostei Aurich war bis Anfang der 1850er-Jahre in Städte, Herrlichkeiten und Ämter gegliedert, deren Abgrenzungen wiederholt geändert wurde.[3][4]
Verwaltungsgliederung (1852–1885)
Nach einer umfassenden Verwaltungs- und Justizreform am Anfang der 1850er-Jahre bestanden 1852 in der Landdrostei Aurich fünf selbstständige Städte und vierzehn Ämter.[5] Bis 1885 wurde die Zahl der Ämter auf acht verringert.[6]
Selbstständige Städte
Die fünf selbstständigen Städte in der Landdrostei Aurich waren Aurich, Emden, Esens, Leer und Norden.
Ämter
Amt Aurich
Zum Amt Aurich gehörten seit 1852 bis auf die damalige Kernstadt das heutige Gebiet der Stadt Aurich sowie große Teile der heutigen Gemeinden Ihlow und Südbrookmerland. Die damalige Stadt Aurich war amtsfrei. 1859 kamen die Gemeinden des aufgelösten Amtes Timmels hinzu. 1885 wurde aus Stadt und Amt Aurich der Kreis Aurich gebildet.
Amt Berum
Zum Amt Berum gehörten 1852 unter anderem Berumbur, Dornum, Großheide, Hage, Hagermarsch, Halbemond sowie die Inselgemeinden Baltrum und Norderney. Das Amt war nach der Bauerschaft Berum benannt, die heute zu Hage gehört. 1859 wurde das Amt Berum mit dem Amt Norden zusammengeschlossen. Das neue Amt hieß zunächst Amt Berum. 1869 wurde der Amtssitz nach Norden verlegt und das Amt in Amt Norden umbenannt.[7] 1885 wurde aus Stadt und Amt Norden der Kreis Norden gebildet.
Amt Emden
Zum Amt Emden gehörten bis auf die Kernstadt das heutige Gebiet der Stadt Emden sowie Teile der heutigen Gemeinden Hinte, Krummhörn und Moormerland. Die damalige Stadt Emden war amtsfrei. 1859 kamen die Gemeinden des aufgelösten Amtes Greetsiel hinzu. 1885 wurde dem Amt Emden der Landkreis Emden gebildet.
Amt Esens
Das Amt Esens umfasste bis auf die Stadt Esens das Gebiet der heutigen Samtgemeinden Esens und Holtriem sowie die Inselgemeinden Langeoog und Spiekeroog. Die Stadt Esens war amtsfrei. 1885 ging das Amt Esens im Kreis Wittmund auf.
Amt Friedeburg
Das Amt Friedeburg war weitgehend deckungsgleich mit der heutigen Gemeinde Friedeburg. 1859 wurde das Amt aufgelöst und in das Amt Wittmund eingegliedert.
Amt Greetsiel
Zum Amt Greetsiel gehörten große Teile der heutigen Gemeinde Krummhörn sowie Wirdum und die Inselgemeinde Borkum. Amtssitz des nach dem Flecken Greetsiel benannten Amtes war Pewsum. 1859 wurde das Amt aufgelöst und in das Amt Emden eingegliedert.
Amt Jemgum
Das Amt Jemgum war weitgehend deckungsgleich mit der heutigen Gemeinde Jemgum. 1859 wurde das Amt aufgelöst und in das Amt Weener eingegliedert.
Amt Leer
Zum Amt Leer gehörten große Teile der heutigen Stadt Leer sowie der heutigen Gemeinden Westoverledingen und Moormerland. Die damalige Stadt Leer blieb amtsfrei. 1885 ging das Amt Leer im größeren Kreis Leer auf.
Amt Norden
Zum Amt Norden gehörten bis auf die Kernstadt das heutige Gebiet der Stadt Norden sowie unter anderem Lütetsburg, Leezdorf, Marienhafe, Osteel, Rechtsupweg, Upgant, Schott sowie die Inselgemeinde Juist. 1859 wurde das Amt Norden mit dem Amt Berum zusammengeschlossen. Das neue Amt hieß zunächst Amt Berum und seit 1869 wieder Amt Norden.[7] 1885 wurde aus Stadt und Amt Norden der Kreis Norden gebildet.
Amt Remels
Das Amt Remels wurde 1852 aus einem Teil des alten Amtes Stickhausen neu gebildet. Es umfasste im Wesentlichen das Gebiet der heutigen Samtgemeinden Hesel und Jümme sowie das Gebiet der heutigen Gemeinde Uplengen. Das Amt war nach dem Dorf Remels benannt, das heute ein Ortsteil von Uplengen ist. 1859 wurde das Amt aufgelöst und wieder in das Amt Stickhausen eingegliedert.
Amt Stickhausen
Zum Amt Stickhausen, benannt nach der Burg Stickhausen, gehörte seit 1852 im Wesentlichen das Gebiet der heutigen Gemeinden Ostrhauderfehn und Rhauderfehn. 1859 kamen die Gemeinden des aufgelösten Amtes Remels hinzu. 1885 ging das Amt Stickhausen im neuen Kreis Leer auf.
Amt Timmel
Das Amt Timmel wurde 1852 aus einem Teil des alten Amtes Aurich neu gebildet. Es umfasste Orte im Bereich der heutigen Gemeinden Moormerland, Großefehn und Ihlow sowie der heutigen Stadt Wiesmoor. Es war nach dem Dorf Timmel benannt, das heute ein Ortsteil von Großefehn ist. 1859 wurde das Amt aufgelöst und wieder in das Amt Aurich eingegliedert.
Amt Weener
Zum Amt Weener gehörte im Wesentlichen das heutige Gebiet der Gemeinde Bunde und der Stadt Weener. 1859 kamen die Gemeinden des aufgelösten Amtes Jemgum hinzu. 1885 wurde dem vergrößerten Amt Weener der Kreis Weener gebildet.
Amt Wittmund
Das Amt Wittmund umfasste im Wesentlichen das Gebiet der heutigen Stadt Wittmund. 1859 kamen die Gemeinden des aufgelösten Amtes Friedeburg hinzu. Seit dem 1. April 1873 gehörte auch Wilhelmshaven zum Amt Wittmund und bildete eine durch oldenburgisches Gebiet abgetrennte Exklave. 1885 ging das Amt Wittmund mitsamt Wilhelmshaven im größeren Kreis Wittmund auf.
Landdroste
Der Landdrost war der höchste Beamte der Landdrostei. Sein Amt war mit dem eines Regierungspräsidenten vergleichbar.
- 1823–1824 Christoph Friedrich Wilhelm von Vangerow
- 1824–1831 Johann Caspar von der Wisch
- 1831–1838 Georg Oehlrich
- 1838–1840 Anton Friedrich Christian von Wersebe
- 1841–1857 Carl Detlev Marschalck von Bachtenbrock
- 1857–1865 Georg Heinrich Bacmeister
- 1865–1866 Carl Ferdinand Nieper
- 1866–1867 Carl Erxleben
- 1867–1869 Karl August von Guionneau
- 1869–1872 Robert Eduard von Hagemeister
- 1872–1883 Roman von Zakrzewski
- 1883–1885 Adolf von Heppe
Einzelnachweise
- ↑ Volkszählung 1880
- ↑ Kreisordnung für die Provinz Hannover (1884)
- ↑ Jansen, Curt Heinrich Conrad Friedrich: Statistisches Handbuch des Königreichs Hannover, 1824, S. 7.
- ↑ Statistisches Handbuch für das Königreich Hannover 1848
- ↑ Verordnung zur Neueinteilung der Ämter 1852
- ↑ Verordnung zur Neuordnung der Verwaltungsämter 1859
- ↑ a b Datum der Umbenennung des Amtes Berum
Verwaltungsbezirke im Königreich HannoverLanddrostei Aurich | Landdrostei Hannover | Landdrostei Hildesheim | Landdrostei Lüneburg | Landdrostei Osnabrück | Landdrostei Stade | Berghauptmannschaft Clausthal
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