Dingstätte

Thingplatz in Stoltebüll-Gulde

Thingplatz in der Ordensburg Vogelsang

Die „Feierstätte der Schlesier“ in St. Annaberg

Heidelberger Thingstätte

Findling auf dem Thingplatz in Großenbrode

Thingplatz Herchen

Mutmaßlich historische Thingplätze

Einige historische Stätten, meist Steinkreise, an denen Germanen mutmaßlich Thing hielten, heißen Thingplatz.

• Thingplatz Collm
• Thingplatz Stoltebüll-Gulde
• Steinkreis in Darlingerode, auch als „Thingstätte“ bezeichnet

Als "Thingplatz" bezeichnete städtische Plätze

Besonders in Norddeutschland wurden und werden manche Dorfplätze als Thingplatz bezeichnet:

• Berlin-Karlshorst (1944-1959), heute „Floraplatz“
• Thingplatz Eggebek
• Thingplatz Großenbrode
• Thingplatz Beddingen

Thingstätten der Thingspielbewegung im Zwanzigsten Jahrhundert

Thingplätze oder Thingstätten nannte man auch eine Art Freilichttheater, die zwischen 1933 und 1936 für die Thingspielbewegung errichtet und später auch für politische Kundgebungen verwendet wurden.

Absicht und Gestaltung

Thingspiele sollten hauptsächlich ein emotionales und ethisches Aufgehen des Einzelnen in Heimat und Volksgemeinschaft erleben lassen. Deswegen wurden als Thingstätten vor allem solche Plätze gewählt, an welchen die landschaftliche Umgebung das angestrebte Gefühl fördern konnte: schöne, stimmungsträchtige Partien umgeben von Wäldern, an Gewässern, in Hügel oder natürliche Felsen eingebettet, an Ruinen oder anderen Spuren der örtlichen Geschichte. Daraus folgte freilich, dass alle Veranstaltungen dort den Unwägbarkeiten des Wetters ausgesetzt waren.

Bei der örtlichen Bevölkerung und auch innerhalb der NSDAP konnte sich der beabsichtigte Thing-Kult nicht durchsetzen. Die Thingspielbewegung hatte nur wenige Jahre Bestand. Geplant waren zwischen 200 und 400 Thingstätten, fertiggestellt wurden nur etwa 60.

Nur wenige Thingstätten werden heute noch genutzt. Von der Gemeindeverwaltung oder dem örtlichen Verkehrsverein gefördert, dienen sie zum Beispiel als Freilichtbühnen oder für Musikveranstaltungen. Von den ehemaligen Thingplätzen am meisten bekannt sind die Berliner Waldbühne und das Kalkbergstadion in Bad Segeberg.

Zitat

Die in Heidelberg als Thingstätte geplante Anlage wurde nach Fertigstellung nur noch als Feierstätte bezeichnet. In seiner Rede zur Eröffnung am 22. Juni 1935 erklärte Joseph Goebbels, ehedem Student in Heidelberg, jetzt Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda:

In diesem monumentalen Bau haben wir unserem Stil und unserer Lebensauffassung einen lebendigen plastischen und monumentalen Ausdruck gegeben. Diese Stätten sind in Wirklichkeit die Landtage unserer Zeit. Es wird ein Tag kommen, wo das deutsche Volk zu diesen steinernen Stätten wandelt, um sich auf ihnen in kultischen Spielen zu seinem unvergänglichen neuen Leben zu bekennen.

Aufzählung

• St. Annaberg, heute Góra Świętej Anny (Polen)
• Bad Segeberg, heute Kalkbergstadion, die Bühne der Karl-May-Spiele Bad Segeberg
• Bad Windsheim
• Berchtesgaden-Strub
• Bergen auf Rügen - auf dem Rugard (54° 25′ 24″ N, 13° 26′ 49″ O54.42347222222213.4470277777787)
• Berlin (heute Berliner Waldbühne)
• Bochum - heute Freilichtbühne im Stadtpark Wattenscheid (51° 29′ 9″ N, 7° 8′ 28″ O51.4857777777787.14111111111117) ^[1]
• Borna - Volksplatz (51° 7′ 39″ N, 12° 29′ 53″ O51.12758333333312.4987) ^[2]
• Bous (Saar)
• Braunschweig (auf dem Nußberg, nach dem Krieg größtenteils abgetragen)
• Drossen
• Dübener Heide bei Bad Schmiedeberg
• Freyburg (Unstrut)
• Freilichtbühne „Stedingsehre“ in Ganderkesee-Bookholzberg
• Freital, Stadtteil Hainsberg
• Giebelstadt
• Halle/Saale
• Hameln - „Reichsthingplatz“ auf dem Bückeberg, Ort des „Reichserntedankfestes“ ^[3] (52° 3′ N, 9° 24′ O52.0547222222229.40222222222227)
• Heidelberger Thingstätte
• Herchen / Thingplatz (Herchen)
• Holzminden - Thingplatz im Stadtpark
• Samtgemeinde Ilmenau
• Jülich - im Brückenkopf (50° 55′ 15″ N, 6° 21′ 1″ O50.9207666666676.35019166666677)
• Kamenz - Thingplatz auf dem Hutberg, heute „Hutbergbühne“ (51° 16′ 15″ N, 14° 4′ 45″ O51.2707514.0791388888897)
• Koblenz - Vorplatz des Kurfürstlichen Schlosses (im Zweiten Weltkrieg zerstört)
• Leutkirch
• auf dem Loreley-Felsen (Sankt Goarshausen) - heutige Loreley-Freilichtbühne (50° 8′ 33″ N, 7° 43′ 53″ O50.14257.73130555555567)
• Nordenburg, heute Krylowo (Russland) - nur noch überwachsene Reste ^[4]
• Northeim - heute „Waldbühne“ (51° 42′ 11″ N, 10° 1′ 30″ O51.70311111111110.0251111111117)
• Passau - an der Veste Oberhaus (48° 34′ 43″ N, 13° 28′ 6″ O48.57858333333313.468257)
• Rostock
• Schildau bei Torgau
• in der Ordensburg Vogelsang (Schleiden (Eifel)) (50° 35′ 17″ N, 6° 26′ 52″ O50.5879166666676.44777777777787)
• Schwarzenberg - „Grenzlandfeierstätte“, heute „Waldbühne“ (50° 31′ 53″ N, 12° 46′ 50″ O50.53130555555612.7804166666677)
• Stolzenau
• Stuttgart-Rohr, Thingstraße/Thingplatz
• Thingplatz Tilsit, heute Sowetsk (Russland, 55° 4′ 22″ N, 21° 52′ 41″ O55.07288888888921.8781111111117)
• Werder/Havel

Siehe auch

Fritz Schaller, maßgeblicher Entwerfer von Thingplätzen

Weblinks

• Aufzählung einiger Thingplätze mit Fotos (engl.)
• Nationalsozialistische Kampfbühnen S. 198-203 in: Jürgen Oppermann: Das Drama 'Der Wanderer' von Joseph Goebbels: Frühformen nationalsozialistischer Literatur, Diss., Karlsruhe 2005

Einzelnachweise

1. ↑ www.bochum.de
2. ↑ www.volksplatz.de
3. ↑ Bericht über das Bückebergfest
4. ↑ Reisebericht (2000)