Fennek (Spähpanzer)

Fennek (Spähpanzer)

Fennekvariante der Niederlande

Spähwagen Fennek
Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 3 Personen: Kommandant, Fahrer und Systembediener
Länge 5,580 m
Breite 2,550 m
Höhe 1,790 m Dachoberkante
2,180 m über Waffenstation
Gewicht 10,3 t (Gesamtgewicht)
10,7 t (Gefechtsgewicht)
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung STANAG 4569 Level 3 Verbundpanzerung
Hauptbewaffnung Granatmaschinenwaffe 40×53mm
oder 7,62×51 mm MG3
oder 12,7×99 mm M2
Sekundärbewaffnung keine
Beweglichkeit
Antrieb Deutz BF6M 2013C
177 kW (240 PS)
Federung Drehstabfederung
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h vorwärts, 23 km/h rückwärts
Leistung/Gewicht 16,5 kW/t
Reichweite 1000 km Straße
460 km Gelände
Fennek, Ansicht von vorne
Hintergrund ATF Dingo
Fennek, Ansicht von hinten

Der Fennek ist ein leichter 4-Rad-Panzerspähwagen, der seit 2003 bei der Bundeswehr (vorerst 202 Fahrzeuge) und der niederländischen Armee (410 Fahrzeuge) eingesetzt wird. Der Nachfolger des Spähpanzers Luchs wird das künftige Hauptwaffensystem der Heeresaufklärungstruppe sein.

Inzwischen ist der Fennek international im Einsatz. Im Zuge der Amtshilfe wurde dieses Fahrzeug auch für Polizeieinsätze in Deutschland angefordert – die Rechtmäßigkeit und Sinnhaftigkeit dieser Praxis ist jedoch umstritten.[1] [2]

Aufgrund seiner Maße und seiner serienmäßigen Ausstattung mit Rückspiegeln, Blinkern, etc. kann der Fennek eine normale Straßenzulassung bekommen. Er ist damit das einzige vollgepanzerte Fahrzeug der Bundeswehr, welches ohne Sondergenehmigung auf allen für LKW dieses Gewichts freigegebenen Straßen gefahren werden darf.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Die ersten Erprobungsfahrzeuge wurden im Mai 1997 ausgeliefert. Die vier Fahrzeuge wurden einer technischen Erprobung und einem Truppenversuch unterzogen. Der erste Spähwagen Fennek wurde am 10. Dezember 2003 an der Panzertruppenschule in Munster an die Truppe übergeben. 178 Fahrzeuge gehen an die Panzeraufklärer, 24 an die Pioniertruppe als Nachfolger des Transportpanzers Fuchs. Weitere 410 Fennek gehen an den zweiten Kooperationspartner dieses bilateralen Gemeinschaftsprojektes, die Niederlande.

Im Rahmen eines sogenannten „einsatzbedingten Sofortbedarfs“ wurden für die Artillerietruppe im Jahr 2004 vier der bestellten Fahrzeuge als Beobachtungsfahrzeuge entwickelt und an die Truppe ausgeliefert. Als erste aller Fennek-Varianten wurden diese vier Fahrzeuge ab Herbst 2004 im Rahmen der ISAF in Afghanistan eingesetzt. Erst nach der endgültigen Fertigstellung des eigentlichen Spähwagens der Panzeraufklärungstruppe wurden die Fahrzeuge der Artillerie im Herbst 2005 aus dem Einsatz herausgelöst. Die Artillerie entwickelte zwei weitere Varianten dieses Fahrzeugs für ihre Joint Fire Support Teams. Im November 2007 wurden schließlich durch die niederländischen Beschaffungsbehörde Defensie Materieel Organisatie (DMO) im Namen des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) 10 dieser neuen Fennek-Fahrzeuge für die Joint Fire Support Teams (JFST) der Bundeswehr bestellt. Die Auslieferung soll bis November 2009 erfolgen. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der in der Bundeswehr eingesetzten Fahrzeuge dieses Typs auf 212 Stück.[3]

Hersteller des Fennek sind die in Kassel und München ansässige Systemfirma Krauss-Maffei Wegmann und das niederländische Unternehmen Dutch Defence Vehicle Systems (DDVS).

Versionen

  • AD (Algemene Dienst)
Führungs- und Funkversion
  • Fü-/ErkdFzg Pi (Führungs- und Erkundungsfahrzeug Pioniertruppe)
Pioniererkundung
  • JFST (Joint Fire Support Team)
Vorgeschobener Beobachter; in der Entwicklung
  • LVB (Licht Verkennings- en Bewakingsvoertuig)
Aufklärungs- und Erkundungsversion; entspricht der deutschen Version des Fenneks
  • MRAT (Medium Range Anti Tank)
Panzerabwehrversion
Flugabwehrversion
  • TACP (Tactical Air Control Party)
Luftraumbeobachter
  • VWRN (voorwaartse waarnemer)
Artilleriebeobachter

Das niederländische Heer wird ihre zukünftigen 410 Fennek für unterschiedliche Zwecke verwenden. Folgende Versionen wurden u. a. bestellt:

  • 202 LBV
  • 78 MRAT
  • 18 SWP
  • 6 TACP
  • 16 VWRN

Das Deutsche Heer setzt den Fennek in erster Linie zur Aufklärung und Erkundung ein. Die deutsche Version entspricht dabei der niederländischen LBV.

  • 178 Fahrzeuge für die Heeresaufklärungstruppe
  • 24 Fahrzeuge für die Pioniertruppe
  • 10 Fahrzeuge für die Artillerietruppe

Aufklärungs- und Sensor-Ausstattung

Zusätzlich zur Datenverarbeitungsanlage (DV-Anlage) besteht die Aufklärungs- und Sensor-Ausstattung aus folgenden Komponenten:

Beobachtungs- und Aufklärungsausstattung BAA

Einer der technischen Hauptmerkmale des Spähfahrzeuges Fennek ist die von dem Unternehmen Rheinmetall Defence Electronics hergestellte Beobachtungs- und Aufklärungssensorik. Diese besteht aus folgenden drei Hauptkomponenten:

  • dem Wärmebildgerät Ophelios
  • einem augensicheren Laserentfernungsmesser-Molem
  • der visuellen schwarz/weiß-CCD-Kamera.

Die drei Sensoren sind gemeinsam in einer schwenk- und drehbaren Plattform eingebaut, die auf einen bis zu 1,5 m (gesamt:3,29 m) ausfahrbaren Mast montiert ist. Dieser Kopf kann zur Optimierung des Beobachtungsbereiches auch im abgesetzten Zustand betrieben werden. Die Sensorik, sowie die Plattform, wird vom Platz des Kommandanten bzw. des Beobachters aus über ein Steuerpult bedient. Die Sehfelder vom Wärmebildgerät und CCD-Kamera sind durch rastbare Positionen des Tagessicht-Zooms identisch einstellbar. Ziele wie z. B. Hubschrauber können bis zu einer Entfernung von ca. 10 km erkannt werden und bis ca. 2000 m identifiziert werden. Die Sensorplattform ist ferngesteuert in Elevation und Azimuth drehbar. Die Darstellung des Wärmebilds oder der CCD-Kamera erfolgt auf einem augenfreundlichen Monitor, der für Langzeitbeobachtungen ausgelegt worden ist.

Zur Beobachtung unabhängig vom Fahrzeug kann die gesamte Plattform auf ein Dreibein montiert und bis zu 40 m vom Fahrzeug entfernt bedient werden. Dies hat den taktischen Vorteil, dass die tragbare Sensorik auch an einer Fensteröffnung oder an einem künstlichen/natürlichen Hindernis aufgestellt werden kann, um eine Beobachtung eines Geländeabschnittes zu ermöglichen. Ferner ist die unabhängige Inbetriebnahme der Sensorik vom Fahrzeug von Vorteil in bebauten Gebieten, wo eine Positionierung des Fennek nicht möglich ist.

Bodensensorausstattung Ortung und Identifizierung (Bosa)

Stationäre Sensoren wie die Bodensensorausstattung (Bosa) werden in der Überwachung von Räumen und im Versteck eingesetzt, um über einen längeren Zeitraum markante Geländepunkte, wichtige Straßen oder Durchlässe zu überwachen.

Die Bosa soll zur Überwachung von Fahrzeugbewegungen auf Straßen, Wegen sowie an Geländepunkten mit besonderer Bedeutung dienen. Sie entdeckt selbstständig Fahrzeuge und meldet ihre Anzahl, Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung. Zudem identifiziert sie die gängigen Typen der Kampf- und Kampfunterstützungsfahrzeuge. Sie kann ihre Aufklärungsergebnisse bis zu 10 km weit übertragen. Pro Spähtrupp wird eine BoSA, verteilt auf beide Fahrzeuge, mitgeführt.

Mini-Drohne Aladin

Inzwischen im Einsatz ist Aladin, eine kleine Drohne, die dem Spähtrupp zur Nahaufklärung dient. Das Fluggerät startet wie ein Modellflugzeug aus der Hand und hat eine Reichweite von rund 6000 Metern. Flugführung und Landung erfolgen autonom.

Fahrzeugtechnik

Vorteilhaft für die Geländegängigkeit des allradgetriebenen 4×4-Fennek ist sein niedriger Schwerpunkt bei einer Höhe von nur 1,79 m und eine Reifendruck-Regelanlage. Das Gefechtsgewicht beträgt rund 10,5 t. Als Höchstgeschwindigkeit auf der Straße wird 120 km/h angegeben, die Geschwindigkeit wird aber elektronisch auf 92 km/h abgeregelt. Eine 5-t-Winde erlaubt die Selbstbergung.

Das Fahrzeug besitzt ein relativ niedriges Profil und lange Durchhaltefähigkeit bei Einzelmissionen. Bedingt durch diese Eigenschaften soll dieses luftverladbare und hochmobile Fahrzeug den Anforderungen an das heutige Aufgabenspektrum der Bundeswehr gerecht werden. Dabei benötigt der Panzerspähwagen mit drei Mann ein Besatzungsmitglied weniger als das Vorgängersystem Luchs.

Panzerung

Der Fennek ist in der Grundausführung nach der Norm STANAG 4569 Level 3 gepanzert und widersteht dem Beschuss mit panzerbrechender Munition des Kalibers 7,62×51 mm bei einer Auftreffgeschwindigkeit von 930 m/s. Weiterhin ist es laut Hersteller möglich, zusätzliche Panzerplatten anzubringen.

Die Panzerung besteht in vielen Bereichen aus einer eingelagerten Keramik-Verbundpanzerung (Keramik-Kacheln auf Dyneema-Gewebe), die bei gleichem Gewicht das doppelte Schutzniveau einer Stahlpanzerung besitzt. Die Innenseite des Fahrzeugs ist mit einem Splitterschutz, der aus Dyneema- oder Aramid- Gewebe besteht, ausgelegt. Dies soll bei einem eventuellen Durchschuss die Absplitterung von Panzerungsmaterial in den Innenraum verhindern.

Eine ernsthafte Belastungsprobe für die Panzerung des Fennek fand bei einem Zwischenfall am 28. Juni 2006 in Afghanistan statt. Nach Angaben der Bundeswehr wurde eine Patrouille des regionalen Wiederaufbauteams Provincial Reconstruction Team der Bundeswehr, bestehend aus einem Fennek und einem Dingo, gegen 00:15 Uhr südlich von Kunduz u. a. mit Panzerfäusten des Typs RPG-7 beschossen. Laut einer als vertraulich eingestuften Quelle traf eine RPG-7 den Fennek aus ca. 10–15 m im unteren Bereich der linken Tür und detonierte. Der dabei entstandene Hohlladungsstrahl durchschlug die Panzerung des Fennek und riss die gegenüberliegende rechte Tür aus den Scharnieren. Fahrer und Kommandant kamen mit leichten Verletzungen davon. Es wird vermutet, dass der HL-Jet bei seinem Weg durch den Innenraum soweit aufgeweitet wurde, dass dessen kinetische Energie auf eine sehr große Fläche der rechten Tür traf und diese deshalb nicht mehr durchschlagen konnte. Er gab folglich die ganze Energie an die Tür ab, die deswegen aus den Angeln gerissen wurde.

Da eine Panzerung gegen Hohlladungsgeschosse in dieser Gewichtsklasse und Fahrzeugsgröße rein passiv nicht möglich ist, spricht der geringe Schaden für das Schutzkonzept. Durch das Dyneema-Gewebe, das auf der Innenseite des Fennek angebracht ist (dem sogenannten Spall-Liner), wurden die Splitter, die bei einem Durchschlag abplatzen, auf ein Minimum reduziert. Damit ließ sich der Gefährdungsbereich auf den Hohlladungsstrahl beschränken. Für Fahrzeuge dieser Größe sind schwere Maschinengewehre gefährlicher als Hohlladungsgranaten, da diese auch das Fahrzeug durchschlagen, aber eine viel höhere Schussfolge als Panzerabwehrwaffen haben. Hohlladungsgeschosse können erst ab einer gewissen Panzerungsdicke aufgrund der bedeutend höheren Anzahl an Splittern ihre verheerende Wirkung entfalten.

Technische Daten

Auslöser Nebelmittelwurfanlage
Stückpreis 1,6 Mio. €
Nutzlast 3.000 kg
Tankinhalt 230 l
Motordrehmoment 819 Nm
Steigfähigkeit 60 %
max. Schräglage 32 %
Wattiefe 1.000 mm
Besonderheiten Allradantrieb, Differentialsperre, Reifendruckregelanlage, Rückfahrkamera, 5t-Seilwinde, ABC-Schutzbelüftungsanlage,

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,490299,00.html
  2. http://www.zeit.de/online/2007/28/verteidigungsausschuss?page=all
  3. Bundeswehrplan 2009

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