- Fernbuslinien
-
Eine Fernbuslinie verbindet in Linienverkehren des öffentlichen Personenfernverkehr Regionen über größere Entfernungen miteinander. Zielorte sind von Deutschland bzw. Mitteleuropa aus besonders Städte oder Touristenzentren in ost-, süd- und südosteuropäischen Ländern. Die Busse bedienen in der Ausgangs- und Zielregion meistens mehrere Städte – sie sammeln und verteilen die Fahrgäste also an verschiedenen Orten. Benutzt werden möglichst Schnellstraßen und Autobahnen. Innerdeutsche Fernbuslinien verbinden meistens Großstädte miteinander oder mit Flughäfen oder Fremdenverkehrsgebieten.
Inhaltsverzeichnis
Fahrzeuge
Als Fernlinienbusse werden Reisebusse eingesetzt, die in vielen Ländern den langen Reiseweiten entsprechend ausgestattet sind. Doppelstockbusse bieten Platz für mehr Fahrgäste und großzügigere Komforteinrichtungen (Garderobe, Minibar). Fernlinienbusse der „westlichen Welt“ verfügen in der Regel über Sitze mit verstellbaren Lehnen, Klimaanlagen und Bordtoiletten mit Waschbecken. In den Ländern Südamerikas, Asiens und Afrikas ist es fast Standard, dass das Gepäck auf dem Dach transportiert wird.
Städteschnellbusse
Städteschnellbusse können Regional- oder Fernbusse sein. Der Fahrzeugeinsatz macht den Unterschied zwischen Regional- und Fernlinien deutlich: im Regionalbereich (Nahverkehr, ÖPNV) fahren Überlandbusse mit geringerer Komfortausstattung – der Unterschied zu Stadtbussen ist meist gering. Allerdings ist die Grenze nicht klar definiert. Reisebusse fahren auch auf kürzeren Strecken, grenzüberschreitende Verbindungen werden eher zu den Fernlinien gerechnet – auch bei kurzen Entfernungen.
Oft werden regionale Städteschnellbusse zu den Fernbuslinien gezählt. Im Ausland bedienen Überlandlinien teilweise den Nah- und Fernverkehr gleichzeitig. In dünn besiedelten Regionen (z. B. Norwegen, Schweden) sind die Entfernungen zu groß für einen besonderen Nahverkehr.
Fernbuslinien in verschiedenen Ländern
Im Ausland haben Fernbuslinien eine erheblich größere Bedeutung als im deutschsprachigen Raum. Oft sind sie das einzige öffentliche Fernverkehrsmittel neben dem Flugzeug, da oft eine Eisenbahnverbindung fehlt oder nur schlecht ausgebaut ist, wie z. B. in Osteuropa. Oft sind es Faktoren, wie geringe Bevölkerungsdichte in einzelnen Regionen, geographische Widrigkeiten (Gebirge, Wüste, Erdbebengebiete etc.) oder die Finanzkraft eines Staates, die den Ausbau eines Eisenbahnnetzes beeinträchtigen und damit die Einrichtung von Fernbuslinien begünstigen. Die Fernbusse verkehren oft zwischen großen Busbahnhöfen wie dem Busbahnhof Esenler in Istanbul, die die Ausmaße von Flughäfen annehmen können.
Eine der größten und bekanntesten Überlandbusgesellschaften ist die amerikanische Greyhound Corp. (Greyhound Lines).
Fernbuslinien in Deutschland
→ Hauptartikel: Fernbusse in Deutschland
In Deutschland waren Fernbusse nur in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg von großer Bedeutung. Damals betrieben die Deutsche Bundesbahn und die Deutsche Bundespost zahlreiche Buslinien, die Großstädte und Ballungszentren miteinander verbanden. Die Buslinien stellten auf vielen Strecken eine kostengünstige Alternative zur Eisenbahn dar, die zwar schneller und komfortabler, aber eben auch teurer war. Mit dem zunehmenden gesellschaftlichen Wohlstand und der immer stärkeren Verbreitung des Automobils sank der Bedarf nach dieser Reisemöglichkeit aber erheblich, so dass die meisten dieser Linien in den 1970er und 1980er Jahren eingestellt wurden.
Neue Fernbuslinien können nach dem Personenbeförderungsgesetz nur eingerichtet werden, wenn sie keine Konkurrenz zur Eisenbahn oder zu bestehenden Buslinien darstellen. Da Deutschland – im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern – über ein gut ausgebautes Eisenbahnnetz verfügt, an das alle Großstädte und Ballungszentren angeschlossen sind, hat der Inlandverkehr mit Fernbussen in Deutschland eine wesentlich geringere Bedeutung als in vielen anderen Ländern.
Eine Ausnahme stellt der Berlin-Verkehr dar. Zur Zeit der deutschen Teilung entstand – wegen der geringen Zahl der Zugverbindungen – ein Fernbusnetz, das Berlin mit Hamburg und einigen anderen deutschen Orten verband. Es besteht noch heute.
Die bestehenden Linien sind oft internationale Linien, mit denen fast alle europäischen Länder erreicht werden können, und für die innerhalb von Deutschland ein Beförderungsverbot besteht.[1]
Fernbuslinien in Österreich
- ÖBB-Intercitybus: Graz – Wolfsberg – Klagenfurt
- ÖBB-Intercitybus: Klagenfurt – Villach – Udine – Venedig
- Dr. Richard-Linienbus: Graz – Wien
- Dr. Richard-Linienbusse: Wien – Burgenland
Fernbuslinien in der Schweiz
Die Schweiz verfügt über ein außerordentlich engmaschiges Netz miteinander verknüpfter Bahn-, Bus- und Schiffslinien; dazu gehören auch einige Fernbuslinien. Obwohl die Schweiz zu den Gebirgsländern gehört, ist allein schon ihr Bahnnetz engmaschiger als das deutsche. Damit bildet die Schweiz eine Ausnahme von der Regel, dass Fernbusstrecken vor allem in Ländern mit unzureichendem Eisenbahnnetz oder in Gebieten geringer Bevölkerungsdichte eingerichtet werden. Einige der Bahn- und Fernbuslinien führen über italienisches Gebiet und dienen auch der Streckenverkürzung des innerschweizerischen öffentlichen Personenverkehrs. Von Deutschland verkehrt eine Linie aus Frankfurt am Main über Heidelberg, Karlsruhe und Basel nach Luzern.
Fernbuslinien in der Schweiz:
- Saas-Fee – Brig – Simplonpass – Domodossola (“Napoleon Route” mit Bahnanschluss nach Locarno)
- Lugano – Menaggio am Comer See – Tirano mit Bahnanschluss nach St. Moritz und Chur
- St. Moritz – Chiavenna – Menaggio am Comer See – Lugano. (“Palm Express”)
- Chur – Thusis – Splügen GR – San Bernardino GR – Bellinzona
- Davos – Zernez – Mals (Malles)
- Disentis/Mustér – Bellinzona
- (Flüelen –) Andermatt – Airolo – Bellinzona
Fernbuslinien in Norwegen
Norwegen ist ein klassisches Fernbuslinienland: kaum bewohnte Gebiete, viele Gebirge beeinträchtigten den Bau eines umfassenden Eisenbahnnetzes: Außer im Großraum Oslo verfügt Norwegen daher nicht über ein weitmaschiges Eisenbahnnetz, das nördlich des Polarkreises mit den Bahnhöfen in Fauske und Bodø endet – weiter nördlich ist Narvik an das schwedische Eisenbahnnetz angeschlossen. Viele der Strecken sind Stichbahnstrecken. Neben der Bahn sorgen für den öffentlichen Personennah- und fernverkehr deshalb etliche innernorwegische Fluglinien mehrerer Gesellschaften, Schiffslinien (u.a. die Hurtigrute) und Buslinien, darunter viele Fernbuslinien. Im Norden des Landes (vor allem in der Fylke Finnmarken) gelangt dabei teilweise ein besonderer Bustyp zum Einsatz, der sowohl über einen Fahrgastraum, als auch über eine Ladefläche im Heck verfügt, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass viele abgelegene Ortschaften ausschließlich über diese Busse mit der Außenwelt verbunden sind und somit auch ein Großteil der Fracht per Bus den Ort erreicht.
Seit der Einstellung des „Express 2000“[2], der von Oslo über schwedisches und finnisches Staatsgebiet nach Hammerfest fuhr, ist die längste norwegische Buslinie die „Nord-Norge-Bussen-Rute“
- Fauske – Narvik – Nordkjosbotn – Sørkjosen – Alta – Lakselv – Karasjok – Kirkenes mit zwei bis drei Zwischenübernachtungen auf der Gesamtstrecke
Weitere wichtige Verbindungen sind:
- Kristiansand – Hovden
- Arendal – Hovden
- Geilo – Rødberg – (ehemals Bahnanschluss Kongsberg)
- (Gol –) Geilo – Aurland – Flåm
- Bø – Haukeligrend – Seljestad – Haugesund
- Bergen – Ulvik
- Fagernes – Lærdal – Revsnes
- Gol – Lærdal – Sogndal – Førde
- Balestrand – Førde – Sandane – Loen – Stryn
- Olden – Stryn – Ålesund
- Otta – Sognefjell – Sogndal
- Otta – Fagernes – Gol
- Otta – Stryn – Måløy
- Otta – Geiranger
- Oppdal – Sunndalsøra – Kristiansund
- Trondheim – Molde – Ålesund
- Trondheim – Surnadal – Kristiansund
- Fauske – Bognes – Harstad
- Narvik – Bardufoss – Tromsø
Fernbuslinien in Israel
Aufgrund des schwach ausgebauten Schienennetzes und der geringen Größe des Landes und des daraus resultierenden geringen Binnenflugverkehrs, sind die Fernbuslinien der Kooperative Egged die wichtigste öffentliche Verkehrsverbindung im Land. Aufgrund des engmaschigen Netzes gilt Egged als eine der größten Busgesellschaften der Welt, nicht zuletzt aufgrund der Fernbuslinien.
Fernbuslinien in Polen
Autobus-Intercity: Warschau – Bialystok – Kaunas – Wilna[3]
Fernbuslinien in der Republik Irland
Da das Bahnnetz in Irland nur die größten Städte fächerartig mit Dublin verbindet, ist das dichte und günstige Busnetz oft die bessere Wahl. Die wichtigsten Betreiber des Landes sind die staatliche Bus Éireann und CityLink. Der Busverkehr zwischen Dublin und Belfast wird mit einer von der irischen Bus Éireann und der nordirischen Ulsterbus betriebenen, rund um die Uhr stündlich verkehrenden Buslinie gewährleistet.
Weltrekord
Die längste Buslinie der Welt verläuft von Caracas in Venezuela über 9660 km bis nach Buenos Aires in Argentinien, durch Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivien und Chile. Betreiber ist das Unternehmen „Expreso Internacional Ormeño“ aus Lima (Peru).[4]
Quellen
- ↑ [1] „Welt“-Artikel zur Gesetzgebung in Deutschland in Bezug auf Fernbuslinien
- ↑ Express 2000
- ↑ PKP Intercity: Autobus Międzynarodowy „Autobus Intercity“ Warszawa–Vilnius
- ↑ Expreso Internacional Ormeno
Wikimedia Foundation.