- Güntzwiesen
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Die Güntzwiesen sind eine Grünanlage und urbane Freifläche in Dresden. Sie sind der Standort des Rudolf-Harbig-Stadions, der Spielstätte der SG Dynamo Dresden. Ihren Namen tragen sie nach Justus Friedrich Güntz, der 1856 eine Stiftung ins Leben rief, mit deren Mitteln später unter anderem die Güntzwiesen gestaltet wurden. Für deren nördlichen Teil hat sich hingegen die Bezeichnung Cockerwiese eingebürgert, nachdem Joe Cocker im Jahre 1988 dort ein großes Konzert gegeben hatte.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die Güntzwiesen befinden sich etwa 1 km südöstlich des Altmarkts und liegen nur unweit des historischen Kerns der sächsischen Landeshauptstadt. Sie erstrecken sich noch innerhalb des 26er Rings entlang der Westseite der Lennéstraße. Die westliche Grenze bildet die Blüherstraße. Die Güntzwiesen gehören zur südlichen Pirnaischen Vorstadt und somit zum statistischen Stadtteil Seevorstadt-Ost/Großer Garten, der wiederum Teil des Ortsamtsbereichs Altstadt ist.
An die Güntzwiesen grenzen im Westen der Blüherpark und der Vorplatz des Hygienemuseums, im Süden die Bürgerwiese, im Osten der Große Garten sowie die Gläserne Manufaktur und im Norden die Wohnbebauung der Pirnaischen Vorstadt. In der näheren Umgebung befinden sich außerdem das Rathaus und der ehemalige Kombinatsstammsitz des VEB Robotron. Die Güntzwiesen markieren den Übergang der ursprünglich dicht bebauten Innenstadt in die großen zentrumsnahen Grünflächen des Großen Gartens.
Geschichte
Vorgeschichte
Die späteren Güntzwiesen waren über Jahrhunderte ein unbebautes Stück Land vor den Toren der Stadt Dresden. Nachdem ab 1676 für den Kurprinzen und späteren Kurfürsten Johann Georg III. der Große Garten angelegt worden war, lagen sie in der Mitte zwischen der Parkanlage und der Residenzstadt. Als sich die Stadt im frühen 19. Jahrhundert auszubreiten begann, erließ der sächsische König Friedrich August I. im Jahre 1826 aus Gründen des Landschaftsschutzes ein Bauverbot für die Umgebung des Großen Gartens, das Stadterweiterungen in südöstlicher Richtung unterband. Somit blieb dieser Bereich als einziger der Dresdner Vorstädte unbebaut. Trotz der Aufhebung des Bauverbots in den 1860er Jahren konnte das direkte Umland des Großen Gartens, also auch die heutigen Güntzwiesen, noch bis in die 1880er Jahre, als er von der sich ausbreitenden Johannstadt und der Pirnaischen Vorstadt erreicht wurde, von jeglicher Bebauung freigehalten werden. [1]
Bau der Sportstätten
Noch im 19. Jahrhundert etablierte sich das Gelände dann als Sportstätte und entging dadurch auch weiterhin einer flächendeckenden Bebauung. Bereits im Jahre 1874 trafen sich Engländer, die in größerer Zahl im sogenannten Englischen Viertel in der nahen Seevorstadt wohnten, auf der Wiese vorm Eingangsbereich des Großen Gartens, um unter dem Namen Dresden English Football Club regelmäßig Fußball zu spielen. Im Jahre 1883 wurde auf der Wiese am Großen Garten erstmals ein öffentliches Schau- und Wettturnen ausgerichtet, 1885 dann das VI. Deutsche Turnfest mit knapp 20.000 Teilnehmern. Die Stadt Dresden kaufte bis 1896 noch weitere umliegende Grundstücke, um hier ein zusammenhängendes Sportgelände einzurichten. Im Jahre 1896 wurde schließlich auch erstmals auf dem Gelände des heutigen Rudolf-Harbig-Stadions ein Sportplatz erwähnt, der gemeinsam mit sieben weiteren Plätzen den Städtischen Festspielplatz bildete. Vorherrschende Sportarten waren damals neben Fußball auch Turnen, Cricket, Radfahren und Tennis. [2] [3]
Mit Geldern der Geheimräte und Mäzene Hermann Ilgen und Georg Arnhold wurden die Sportanlagen in den 1920er Jahren ausgebaut. Im Mai 1923 erfolgte zunächst die Einweihung der Ilgen-Kampfbahn, die 24.000 Zuschauern Platz bot. Drei Jahre später eröffnete das Arnhold-Bad, das 1934 bis 1948 Güntzwiesenbad hieß. An Stelle der im 2. Weltkrieg zerstörten Ilgen-Kampfbahn wurde bis 1951 das Rudolf-Harbig-Stadion errichtet. Seither bildet die Stadionanlage den südlichen Abschluss der Güntzwiesen – ihre vier im Volksmund als Giraffen bezeichneten Flutlichtmasten waren zwischen 1969 und 2008 eine weithin sichtbare Dominante. [4] Der nördlich der Hauptallee gelegene Teil der Flächen blieb auch weiter unbebaut. Er wurde aber ebenfalls als Sportplatz genutzt. Nachdem im Zusammenhang mit der Errichtung des Hygienemuseums die das Gebäude umgebende Gartenanlage umgestaltet und in Blüherpark umbenannt worden war, erhielt die benachbarte Wiese ebenfalls nach Bernhard Blüher, dem Dresdner Oberbürgermeister von 1915 bis 1931, den Namen Blüherwiese.
Nationalsozialistischer Gauforenplan
Schon wenige Jahre später, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde die Umgestaltung des Südens der Pirnaischen Vorstadt zum neuen Gauforum für Sachsen geplant, dessen Zentrum im Bereich der Güntzwiesen gelegen hätte. Die Pläne dafür wurden während der Amtszeit des Stadtbaurats Paul Wolf weitgehend von Wilhelm Kreis, dem Architekten des Hygienemuseums, erarbeitet, kamen jedoch nicht zur Ausführung. Hauptgründe für den Entschluss für diesen Standort waren neben der Monumentalität des Museumsgebäudes, dessen beabsichtigte Nutzung für propagandistische Zwecke und die durch den Großen Garten führenden langen Sichtachsen die Tatsachen, dass die Grundstücke unbebaut waren und sich in städtischer Hand befanden. Geplant waren unter anderem ein Gauhaus, eine 40.000 Personen fassende Halle am Ort des heutigen Rudolf-Harbig-Stadions, ein hoher Turm, ein zentraler, nach Adolf Hitler benannter Aufmarschplatz sowie Ehrentempel. [5]
Nutzung für Großveranstaltungen
Auch in der sich anschließenden Zeit der deutschen Teilung wurde der Bereich um die östliche Lingnerallee nicht bebaut, obwohl eine Erweiterung der Kombinatszentrale des VEB Robotron auf diesen Flächen zeitweise vorgesehen war. [6] Nachdem gegen Ende der 1980er Jahre in der DDR Auftritte westlicher Rockstars zugelassen worden waren, gab Joe Cocker auf der Blüherwiese am 2. Juni 1988 ein Großkonzert vor mehreren 10.000 Menschen. Dabei handelte es sich neben den Auftritten Bruce Springsteens und Bob Dylans auf der Radrennbahn in Berlin-Weißensee um eines der größten Rockkonzertereignisse in der Geschichte der DDR. [7] Seither setzte sich für die Blüherwiese im Volksmund der Name Cockerwiese durch. [8] Weitere Großkonzerte an dieser Stelle gaben in der Wendezeit Heinz-Rudolf Kunze und Herbert Grönemeyer. Am 26. Oktober 1989 nahmen 100.000 Menschen auf der Cockerwiese an einer Demonstration teil und suchten hier den Dialog mit den Verantwortlichen der Stadt. [9] [10] [11]
Im Jahre 1999 fand auf der Cockerwiese die 1. Deutsche Theatermesse statt. [12] Zwischen Mai 2004 und Februar 2008 befand sich hier außerdem das Sea Life Centre, eines der weltweit größten mobilen Meerwasseraquarien. Der Komplex stand zuvor in Dortmund und zog anschließend nach Cuxhaven weiter. [13] An der Lingnerallee findet jeden Freitag ein Wochenmarkt statt. Noch heute finden auf der Cockerwiese gelegentlich Großveranstaltungen statt. Dafür wurden bereits mehrfach für Tagungen große Interimsgebäude errichtet, so zum Beispiel im Dezember 2007 für eine Volkswagen-Managertagung.
Einzelnachweise
- ↑ tom-connect.de
- ↑ dynamostadion.de
- ↑ dresden-und-sachsen.de
- ↑ bbs.keyhole.com
- ↑ das-neue-dresden.de
- ↑ das-neue-dresden.de
- ↑ tcd.ie
- ↑ dresden.stadtwiki.de
- ↑ dradio.de
- ↑ ddr89.de
- ↑ deinhorizont.com
- ↑ balticulture.de
- ↑ dr-p.de
Weblinks
- Geschichte des Harbigstadions 1
- Geschichte des Harbigstadions 2
- NS-Pläne für das Gauforum
- Foto der Ballwerfer-Statue
51.04361111111113.749444444444Koordinaten: 51° 2′ 37″ N, 13° 44′ 58″ OKategorien:- Urbaner Freiraum in Dresden
- Geographie (Dresden)
- Pirnaische Vorstadt
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