Huygens-Cassini

Huygens-Cassini
Grafik: Sonde Cassini-Huygens am Saturn, siehe auch die Animation der Sonde
Cassini
Modell der Huygens-Landesonde
Temperaturisolation der Huygens-Sonde
Der Start mit einer Titan IVB am 15. Oktober 1997
Flugbahn der NASA/ESA-Raumsonde Cassini-Huygens: Nach dem Start an der Erde fliegt sie zweimal an der Venus und einmal an der Erde vorbei sowie einmal am Jupiter, bis sie durch diese Swing-by-Manöver genug kinetische Energie hat, ihr Ziel, den Saturn zu erreichen.
Der Saturn, fotografiert von Cassini am 9. Februar 2004. Cassini-Huygens war zu diesem Zeitpunkt noch 69,4 Millionen Kilometer vom Saturn entfernt. Auf der linken Seite ist der kleine Mond Enceladus erkennbar.
Der Saturnmond Phoebe (fotografiert von Cassini im Juni 2004). Die besten Bilder des Mondes wurden aus einer Entfernung von etwa 2.000 Kilometern aufgenommen.
Der Saturnmond Iapetus (fotografiert von Cassini im Juli 2004). Das Bild wurde aus einer Entfernung von etwa drei Millionen Kilometern aufgenommen.
Aufnahme der Wolkendecke Titans (fotografiert von Cassini im Juni 2004)

Bei Cassini-Huygens handelt es sich um eine Doppelsonde zur Erforschung des Saturn und seiner Monde, die am 15. Oktober 1997 aufgebrochen war und am 1. Juli 2004 in eine Umlaufbahn um den Planeten eintrat. Am 25. Dezember 2004 löste sich die Landekapsel Huygens und setzte am 14. Januar 2005 als erster Lander für den Mond eines anderen Planeten auf dem größten Saturnmond Titan auf. Die Raumsonde Cassini umrundet als erster Orbiter am Saturn weiterhin den Ringplaneten. Die Dauer ihres Einsatzes mit Primärmission bis Juli 2008 ist bis mindestens Mitte 2010 verlängert worden[1].

Inhaltsverzeichnis

Die Namensgeber

Der Orbiter wurde nach dem italienischen Mathematiker und Astronomen Giovanni Domenico Cassini benannt, der 1675 die nach ihm benannte Teilung der Saturnringe entdeckte. Die Sonde Huygens wurde nach dem niederländischen Astronomen, Mathematiker und Physiker Christiaan Huygens benannt, der am 23. März 1665 den Saturnmond Titan entdeckte.

Missionsübersicht

Cassini-Huygens ist ein gemeinsames Projekt von NASA, ESA und der Italienischen Raumfahrtagentur (ASI). Der Orbiter Cassini wurde vom Jet Propulsion Laboratory der NASA entwickelt und gebaut, die Landesonde Huygens, die Titans Oberfläche und Atmosphäre näher erkundet hat, kam von der ESA, und ASI fertigte die Hochleistungs-Antenne. Insgesamt 17 Nationen sind an der Mission beteiligt, die Daten für über 200 Wissenschaftler liefern soll und etwa 3,27 Milliarden US-Dollar (2,5 Milliarden Euro) bis zum Ende der Primärmission im Sommer 2008 kostet. Von den Kosten entfielen auf die Entwicklung und den Bau der Cassini-Sonde 1.422 Millionen US-Dollar, 422 Millionen US-Dollar auf die Titan-IVB/Centaur-Trägerrakete, 54 Millionen US-Dollar auf die Bahnverfolgung, 500 Millionen US-Dollar wurden von der ESA beigesteuert, 160 Millionen US-Dollar von der ASI und 710 Millionen US-Dollar kostet die Missionsdurchführung bis zum Ende der Primärmission. Das Berliner Institut für Planetenforschung des DLR ist in Kooperation mit der FU Berlin ebenfalls mit mehreren Experimenten am Orbiter beteiligt. Eine weitere deutsche Beteiligung ist der Staubdetektor CDA, der von der Dustgroup des Heidelberger Max-Planck-Institut für Kernphysik betreut wird.

Die Raumsonde ist 6,7 Meter hoch und 4 Meter breit. Die Startmasse beträgt 5.712 kg, davon entfallen 3.132 kg auf den Treibstoff (Hydrazin), 320 kg auf die Huygens-Sonde und 2.125 kg wiegt Cassini selbst. Die restlichen 135 kg entfallen auf den Trägerraketenadapter. Damit ist Cassini-Huygens die schwerste je von den USA gestartete Raumsonde, weltweit waren nur sowjetische Fobos-Sonden mit jeweils 6.220 kg noch schwerer. Die wissenschaftliche Nutzlast besteht aus einem Infrarot-Spektrometer, Fersehkameras, einem abbildenden UV-Spektrograph, abbildende Spektrometer im sichtbaren und infraroten Bereich, Radar, Funkempfänger, einem Plasmaspektrometer, Detektoren für kosmischen Staub, Massenspektrometer für Ionen und neutrale Teilchen, einem Magnetometer und Detektoren für Radio- und Plasmawellen. Zur Energieversorgung dienen drei Radioisotopengeneratoren (RTG) mit insgesamt 33 kg Plutoniumdioxid (hauptsächlich 238Pu), die beim Start 885 Watt Leistung lieferten, zum Ende der Primärmission soll der Wert auf 633 Watt sinken. Der Start der Sonde am 15. Oktober 1997 geriet wegen dieser radioaktiven Energieversorgung in die Schlagzeilen. Die Risiken beim Start und während des Swing-by-Manövers an der Erde, das der Sonde noch mal zusätzlichen Schub geben sollte, wurden besonders von Umweltverbänden kritisiert. Die Energie erzeugt der Radioisotopengenerator, indem er die Wärme aus radioaktivem Zerfall in elektrische Energie umwandelt. Eine kontroverse Diskussion entstand aufgrund von Befürchtungen, dass es im Falle eines Verglühens der Sonde in der Atmosphäre möglicherweise zu Krebstoten kommen könnte – geschätzte Zahlenwerte über die möglichen Opfer bewegten sich zwischen 100 und mehreren Millionen. Dies kann allerdings als reine Spekulation bewertet werden, da selbst heute wenig über die Radiobiologie des Plutoniums bekannt ist und ein Verglühen des Plutoniums durch die Einfassung in einen stabilen, keramischen Körper als unwahrscheinlich bezeichnet werden kann.

Gestartet wurde die Sonde am 15. Oktober 1997. Auf ihrer siebenjährigen Reise in Richtung Saturn passierte die Sonde Venus, die Erde und anschließend Jupiter. Die Bordinstrumente konnten bereits bei diesen Begegnungen zahlreiche wissenschaftliche Daten liefern. So ergab das für die Saturnmonde konstruierte Radar die bisher genaueste Kartierung einiger Venus-Regionen. Magnetometer-Tests zeigten, dass es entgegen der Daten der sowjetischen Venera-Sonden keine Blitze aus den 40 km hohen Venus-Wolken gibt. Die kombinierte Erkundung des Jupiter durch Cassini-Huygens und die bis zum 21. September 2003 noch immer funktionstüchtige Galileo-Sonde lieferte einzigartige Daten über Nordlichter und die Umgebung des Riesenplaneten. Die Daten über die Erde sind interessant für die simulierte Suche nach außerirdischem Leben, für den Umweltschutz und für die Geophysik.

Wegstationen Erde–Venus–Jupiter–Saturn

  • Vom 6. Oktober bis 15. November 1997 war das Startfenster für die ideale Planetenkonstellation. Nach zwei technischen Verzögerungen (Aufgrund eines Kühlaggregats, das Huygens beschädigte und eine Reparatur erzwang, wurde der Start am 6. Oktober auf den 13. Oktober verschoben, welcher durch eine Computerpanne erneut verschoben wurde.) erfolgte der
  • Start am 15. Oktober 1997 09:43 UTC mit einer Titan IVB mit einer Centaur-Oberstufe, der damals stärksten US-Rakete. Sie brachte eine Fluchtgeschwindigkeit von 12,4 km/s auf. Um den Saturn zu erreichen sind 15,1 km/s nötig. Um diese Geschwindigkeit zu erreichen, wurden spätere Swing-by-Manöver benutzt.
  • Einschuss zur Venus (in die Gegenrichtung) auf eine hinter der Erde zurückbleibende Übergangsbahn. Nach etwa 60 % entlang dieser Ellipse erfolgt am ...
  • 24. April 1998 der erste Vorbeiflug an der Venus mit 11,7 km/s in nur 300 km Höhe, wodurch sich die Bahnellipse um ein Drittel vergrößert.
  • 3. Dezember 1998 Kurskorrektur um 400 m/s nahe der Marsbahn, um die Venus nach zwei ihrer Umläufe an geeigneter Stelle zu erreichen.
  • 24. Juni 1999 2. Vorbeiflug an der Venus mit bereits 13,6 km/s in 600 km Höhe. Durch Ausnutzen einer günstigen Konstellation kam es schon nach 54 Tagen am ...
  • 18. August 1999 zum Swing-by an der Erde mit 19,1 km/s in 1200 km Höhe
  • 1. Dezember 1999 wird die HGA-Antenne zur Erde gedreht.
  • 23. Januar 2000 Annäherung an den Asteroiden (2685) Masursky auf 1.5 Mio. km; er ist aber in der NAC-Kamera nur ein Pünktchen – ebenso wie am ...
  • Februar 2000 kleine Flugplan-Änderung wegen eines Empfängerdefekts für Huygens. Bei der Entwicklung der Transmitter wurde die Frequenzverschiebung durch den Doppler-Effekt nicht berücksichtigt. Durch die neue Flugbahn wird der Doppler-Effekt abgemildert und die Transmitterfunktionalität annähernd wieder hergestellt.
  • 18. August 2000 der Jupitermond Himalia wird in 4,4 Mio. km Distanz passiert.
  • 1. Oktober 2000 Beginn der Jupiterbeobachtungen (84,4 Mio. km), und ...
  • 30. Dezember 2000 Swing-by an Jupiter in 9,7 Mio. km mit 11,6 km/s, was die Übergangsbahn zum Saturn um 2 Jahre verkürzt.
  • 22. März 2001 Ende der Jupitermessungen (84 Mio. km).
  • 6. Februar 2004 Beginn der Saturnbeobachtungen (70 Mio. km),
  • 11. Juni 2004 Vorbeiflug am Saturnmond Phoebe in etwa 2000 km Abstand

Die vier Vorbeiflüge ergaben Geschwindigkeitssteigerungen von 3,7 und 3,1 km/s bei Venus, 4,1 km/s bei Erde und 2,1 km/s durch Jupiter trotz seiner großen Distanz. Der Saturnmond Phoebe machte nur 29 m/s aus.

  • Die Weltraumsonde hat am 30. Juni 2004 den Saturn erreicht.

Missionsverlauf

Jupiter

Nach ihrem Start am 15. Oktober 1997 von Launch Complex 40 auf Cape Canaveral verlief der Flug von Cassini-Huygens alles andere als ereignislos. Sie konnte während mehrerer Swing-by-Manöver bereits ihre Instrumente an den Planeten Erde, Venus und Jupiter testen. Letzterer Vorbeiflug stellte einen ersten Höhepunkt der Reise dar, als Cassini zum Jahreswechsel 2000/2001 bisher unerreicht scharfe Aufnahmen vom gesamten Jupiter schoss.

Bestätigung der Relativitätstheorie

Nach dem Jupiter-Vorbeiflug ging es direkt in Richtung Saturn. Für diese Strecke sollte die Sonde noch einmal dreieinhalb Jahre brauchen – mehr als die Hälfte ihrer gesamten Flugzeit. Daraus erkennt man die Verlangsamung im Schwerefeld der Sonne. Doch in diesem Zeitraum hatte Cassini Aufgaben: Im Sommer 2002 lagen Erde, Sonne und die Raumsonde genau auf einer Linie. Die Sonne lag also genau zwischen Erde und Cassini. Diese Konstellation nutzten italienische Wissenschaftler, um die allgemeine Relativitätstheorie Albert Einsteins genauer zu überprüfen.

Das Experiment wurde bereits im frühen 20. Jahrhundert durchgeführt: Während einer totalen Sonnenfinsternis konnte die Ablenkung eines Fixsterns aus seiner Richtung gemessen werden – ein Beweis dafür, dass die Sonne mit ihrer Masse den Raum krümmt und dadurch Lichtstrahlen verbiegt. Das italienische Experiment arbeitete nach demselben Prinzip: Durch die Masse der Sonne wurde das Signal der Sonde so abgelenkt, als ob es scheinbar von einer anderen Position aus abgesendet worden sei. Die Messung erlaubte eine 50-mal genauere Messung des Phänomens, als dies von der Erde aus möglich war.[2]

Titan in Sicht

Priorität bekam vor der Ankunft am Saturn schließlich die genauere Erforschung von Titan. Dies wurde auch nach der Ankunft am 1. Juli 2004 fortgesetzt, um die Landung von Huygens auf dem Saturntrabanten am 14. Januar 2005 vorzubereiten. Zu diesem Zweck hatte auch das Hubble-Teleskop hochaufgelöste Aufnahmen von dem bewölkten Mond geschossen.

Vorbei an Phoebe

Am 11. Juni 2004 passierte die Sonde den äußeren Saturnmond Phoebe mit einem Abstand von nur 2.068 km und untersuchte diesen erstmals seit der Voyager 2 Mission aus der Nähe.

Einschwenken in die Umlaufbahn

Am 1. Juli trat Cassini-Huygens in eine Umlaufbahn um den Saturn ein. Der Mindestabstand zur Wolkendecke des Saturn betrug 19.960 km. Das Manöver galt als missionskritisch, da ein Signal von der Erde bis zu Cassini-Huygens eine Stunde und 24 Minuten benötigt. So konnten die Ingenieure der NASA nur darauf hoffen, dass die von ihnen gesendeten Befehle auch zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt werden. Ein Fehler hätte die Sonde nicht in eine Umlaufbahn eintreten lassen.

Am 2. Juli flog die Sonde in 339.000 km Entfernung am Saturnmond Titan vorbei. Am 15. Juli machte Cassini erstmals Aufnahmen des Mondes Iapetus aus etwa drei Millionen Kilometer Entfernung. Die Aufnahmen zeigen, dass die Oberfläche des Saturntrabanten deutlich in zwei verschiedene Hälften geteilt ist, wobei ein Teil sehr dunkel erscheint, was auf unterschiedliche Zusammensetzung schließen lässt. Vielleicht handelt es sich dabei um Gestein aus dem Kern von Japetus.

Im August entdeckte die Raumsonde zwei bislang unbekannte Monde des Saturns, die die vorläufigen Namen S/2004 S 1 und S/2004 S 2 erhielten.

Am 26. Oktober flog die Raumsonde in nur 1200 Kilometer Entfernung am Saturnmond Titan vorbei. Auf den dabei gemachten Radarfotos der Titanoberfläche zeigen sich komplexe Oberflächenstrukturen, deren korrekte wissenschaftliche Interpretation noch unklar ist.

Die beim Vorbeiflug am Saturnmond Enceladus am 12. März 2008 gemachten Spektralaufnahmen zeigten, dass auf dem Mond Wasserdampf, Erdgas, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und komplexe Kohlenstoffverbindungen vorhanden sind. Zudem erwiesen sich einige Bereiche am Südpol des Mondes wärmer als bisher angenommen. Zusammen mit dem unter der Oberfläche vermuteten flüssigen Wasser könnten damit alle wichtigen Bausteine des Lebens auf Enceladus vorhanden sein. [3]

Zusammenfassung der wesentlichen Ereignisse

  • 26. Oktober 2004: 1. gezielter Titan-Vorbeiflug, 1.200 km
  • 13. Dezember 2004: 2. gezielter Titan-Vorbeiflug, 2.340 km
  • 25. Dezember 2004: Absetzen der Huygens-Sonde
  • 14. Januar 2005: Huygens – Titanlandung
  • 14. Januar 2005: Cassini – Titan-Vorbeiflug.
  • 12. März 2008: Cassini - Enceladus-Vorbeiflug
  • 11. August 2008: Cassini - Enceladus-Vorbeiflug, 50 km Höhe

Siehe auch [3].

Die aktuelle Lage von Cassini zu Saturn, Titan und Erde ist auf [4] zu sehen.

Insgesamt sind 74 Umläufe um den Saturn geplant. Am Saturnmond Titan sind 45 Vorbeiflüge vorgesehen, die auch zur Bahnänderung benutzt werden, damit auch die Monde Iapetus (am 1. Januar 2005 und am 10. September 2007), Enceladus (am 17. Februar, 9. März und 14. Juli 2005, sowie am 12. März 2008), Mimas (am 2. August 2005), Tethys (am 24. September 2005 und am 27. Juni 2007), Hyperion (am 26. September 2005), Dione (am 11. Oktober 2005) und Rhea (am 26. November 2005 und am 30. August 2007) aus der Nähe beobachtet werden können [4].

Huygens landet auf Titan

Am Morgen des 25. Dezember 2004 trennte sich die europäische Sonde Huygens vom Orbiter, drang am 14. Januar 2005 in die Titan-Atmosphäre ein und landete um 13:47 Uhr auf der Oberfläche. Wegen der langen Laufzeit der Signale mussten alle Vorgänge vollautomatisch ablaufen, denn Steuersignale von der Erde hätten mit 68 Minuten viel zu lange gebraucht, um Huygens rechtzeitig zu erreichen. Die durch einen Hitzeschild geschützte Kapsel trat um ca. 11:13 MEZ in die Atmosphäre ein und benötigte 2 h 27 min 50 sek bis zum Aufsetzen. Dabei wurde sie von ca. 6,1 km/s innerhalb von 3 Minuten auf ca. 400 m/s abgebremst und der Hitzeschild auf 1.200 Grad erwärmt. Bei Mach 1,5 wurde in ca. 180 km Höhe der Pilotschirm, der erste von drei Fallschirmen, mit zwei Metern Durchmesser aktiviert, wodurch das Back-cover entfernt und der Hauptschirm (8,3 Meter) geöffnet wurde. Nach 30 Sekunden war Huygens auf Mach 0,6 abgebremst und der Hitzeschild, welcher mit über 100 kg fast ein Drittel des Gewichtes der Sonde ausmacht, wurde abgeworfen. In einer Höhe von 150 km machte die sich drehende Sonde bei stürmischen Bedingungen Bilder, wobei jedoch manchmal die Orientierung verloren ging. Weitere 15 Minuten später wurde in ca. 120 km Höhe bei einer Geschwindigkeit von 40 m/s der Hauptschirm abgeworfen und die Kapsel glitt in den nächsten 2,5 Stunden an dem ca. drei Meter großen Gleitschirm bis zur Oberfläche herab. Während des gesamten Durchgangs durch die Atmosphäre wurden chemische, physikalische und meteorologische Messungen ausgeführt. Kurz vor Erreichen der Oberfläche leuchtete ein Scheinwerfer den Landeplatz aus. Nach der Landung machte die starre Kamera immer wieder dasselbe Bild vom Landeplatz in eine Richtung.

Außer der obligatorischen Kamera hatte die Sonde weitere Instrumente an Bord, die zur Messung des Magnetfeldes benutzt wurden und die auch andere Wellenlängen des elektromagnetischen Spektrums erkunden.

Titan ist der einzige bekannte Mond unseres Sonnensystems, der eine dichte Atmosphäre besitzt. Bis zum Einsatz von Cassini-Huygens war völlig unklar, was sich unter den dichten Wolkenschleiern aus Methan verbirgt. Damit hat die Atmosphäre Ähnlichkeiten mit der der Erde vor drei bis vier Milliarden Jahren. So war Huygens ebenso fähig, auf einer festen Oberfläche wie auf einem Ozean aus flüssigem Methan zu landen und auch im schwimmenden Zustand die Daten zielgenau zu senden. Huygens landete auf einer Geröllwüste und sank mit dem Eigengewicht von 340 Kilogramm 15 Zentimeter in die weiche mit Methan durchtränkte Masse. Wegen der sehr niedrigen Temperaturen von gemessenen minus 179,4 °Celsius konnte der Lander nur 70 Minuten arbeiten. Maximal wären Huygens nach der Landung zwei Stunden verblieben, bis er (von Cassini aus gesehen) durch die Drehung des Titan hinter dem Horizont verschwindet; denn bevor er wieder im Blickfeld von Cassini aufgetaucht war, waren seine Instrumente bereits eingefroren. Jedoch war die Funktion von Huygens nach der Landung nur für ca. drei Minuten überhaupt garantiert. Er war darauf programmiert, möglichst schnell alle an Bord befindlichen Experimente durchzuführen und an Cassini zu übermitteln, der als Relais-Station zur Kommunikation mit der Erde diente. Um ca. 16:14 Uhr MEZ trafen die ersten Ergebnisse auf der Erde ein, wo 18 große Radioteleskope auf Cassini ausgerichtet waren, damit keine Daten verlorengingen. Da der Empfänger für Kanal A an Bord von Cassini jedoch durch einen Bedienfehler abgeschaltet war, fehlt allerdings jedes zweite Bild.

An Bord von Huygens waren auch Mikrofone installiert, und man konnte Audiosignale (Windgeräusche) von einem außerirdischen Himmelskörper hören.[5]

Ebenso befand sich an Bord von Huygens eine CD-ROM mit Botschaften und Zeichnungen von über 80.000 Menschen, denn einige Zeit vor dem Start der Mission hatte die ESA der europäischen Bevölkerung die Möglichkeit eröffnet, via Internet eine eigene Botschaft "an das Unbekannte zu übermitteln". (englisch: "[...] to send a message to the unknown.")[6]

Die gleiche CD-ROM enthält unter dem Motto „Music2Titan“ auch vier Lieder der französischen Musiker Julien Civange and Louis Haéri. [7].

Am 14. März 2007 erhielt der Landeplatz zu Ehren von Hubert Curien, einem der Gründerväter der europäischen Raumfahrt, den Namen „Hubert-Curien-Gedenkstätte“.[8]

Anhang: Cassinis Vorbeiflüge an Saturnmonden

Quellen:[9] [10]

Orbit Mond Vorbeiflugszeit Höhe
P00 Phoebe 11. Juni 2004 2.068 km 1.284 mi
TA Titan 26. Oktober 2004 1.176 km 730 mi
TB Titan 13. Dezember 2004 1.200 km 745 mi
D01 Dione 15. Dezember 2004 72.500 km 45.000 mi
B Abwurf von Huygens 24. Dezember 2004 –- –-
I02 Iapetus 1. Januar 2005 123.390 km 76.600 mi
TC Titan 14. Januar 2005 60.000 km 37.200 mi
T3 Titan 15. Februar 2005 950 km 590 mi
3 Enceladus 17. Februar 2005 1.179 km 733 mi
E04 Enceladus 9. März 2005 500 km 310 mi
5 Titan 31. März 2005 2.523 km 1.568 mi
6 Titan 16. April 2005 950 km 590 mi
E11 Enceladus 14. Juli 2005 175 km 109 mi
12 Mimas 2. August 2005 45.100 km 28.000 mi
T6 Titan 22. August 2005 4.015 km 2.495 mi
14 Titan 7. September 2005 950 km 590 mi
15 Tethys 24. September 2005 33.000 km 20.500 mi
H15 Hyperion 26. September 2005 990 km 615 mi
D16 Dione 11. Oktober 2005 500 km 310 mi
16 Telesto 11. Oktober 2005 11.429 km 7.100 mi
17 Titan 28. Oktober 2005 1.446 km 900 mi
R18 Rhea 26. November 2005 500 km 310 mi
16 Telesto 25. Dezember 2005 13.679 km 8.500 mi
19 Titan 26. Dezember 2005 10.429 km 6.482 mi
20 Titan 15. Januar 2006 2.042 km 1.269 mi
21 Titan 27. Februar 2006 1.812 km 1.126 mi
22 Titan 18. März 2006 1.947 km 1.210 mi
23 Titan 30. April 2006 1.853 km 1.152 mi
24 Titan 20. Mai 2006 1.879 km 1.168 mi
25 Titan 2. Juli 2006 1.911 km 1.188 mi
26 Titan 22. Juli 2006 950 km 590 mi
28 Titan 7. September 2006 950 km 590 mi
29 Titan 23. September 2006 950 km 590 mi
30 Titan 9. Oktober 2006 950 km 590 mi
31 Titan 25. Oktober 2006 950 km 590 mi
35 Titan 12. Dezember 2006 950 km 590 mi
36 Titan 28. Dezember 2006 1.500 km 930 mi
37 Titan 13. Januar 2007 950 km 590 mi
38 Titan 29. Januar 2007 2.776 km 1.725 mi
39 Titan 22. Februar 2007 953 km 592 mi
40 Titan 10. März 2007 956 km 594 mi
41 Titan 26. März 2007 953 km 592 mi
42 Titan 10. April 2007 951 km 591 mi
43 Titan 26. April 2007 951 km 591 mi
44 Titan 12. Mai 2007 950 km 590 mi
45 Titan 28. Mai 2007 2.425 km 1.507 mi
46 Titan 13. Juni 2007 950 km 590 mi
47 Tethys 27. Juni 2007 16.200 km 10.070 mi
16 Prometheus 28. Juni 2007 16.539 km 10.270 mi
47 Titan 29. Juni 2007 1.942 km 1.207 mi
48 Titan 19. Juli 2007 1.302 km 809 mi
R49 Rhea 30. August 2007 5.100 km 3.200 mi
49 Titan 31. August 2007 3.227 km 2.006 mi
I49 Iapetus 10. September 2007 1.000 km 620 mi
50 Titan 2. Oktober 2007 950 km 590 mi
52 Titan 19. November 2007 950 km 590 mi
16 Epimetheus 3. Dezember 2007 15.779 km 9.800 mi
53 Titan 5. Dezember 2007 1.300 km 810 mi
54 Titan 20. Dezember 2007 953 km 592 mi
55 Titan 5. Januar 2008 949 km 590 mi
59 Titan 22. Februar 2008 959 km 596 mi
E61 Enceladus 12. März 2008 52 km 32 mi
62 Titan 25. März 2008 950 km 590 mi
67 Titan 12. Mai 2008 950 km 590 mi
69 Titan 28. Mai 2008 1.316 km 818 mi
74 Janus 1. Juni 2008 14.363 km 8.925 mi
78 Titan 30. Juli 2008 1.613 km 1.003 mi
80 Enceladus 11. August 2008 50 km 31 mi
88 Enceladus 9. Oktober 2008 25 km 16 mi
91 Enceladus 31. Oktober 2008 197 km 122 mi
91 Titan 3. November 2008 1.100 km 684 mi
93 Titan 19. November 2008 1.023 km 635 mi
95 Titan 5. Dezember 2008 960 km 597 mi
97 Titan 21. Dezember 2008 970 km 603 mi
102 Titan 7. Februar 2009 960 km 597 mi
106 Titan 26. März 2009 960 km 597 mi
108 Titan 3. April 2009 4.150 km 2.579 mi
109 Titan 19. April 2009 3.600 km 2.237 mi
110 Titan 5. Mai 2009 3244 km 2.016 mi
111 Titan 21. Mai 2009 965 km 600 mi
112 Titan 6. Juni 2009 965 km 600 mi
113 Titan 22. Juni 2009 955 km 593 mi
114 Titan 8. Juli 2009 965 km 600 mi
115 Titan 24. Juli 2009 955 km 593 mi
116 Titan 9. August 2009 970 km 603 mi
117 Titan 25. August 2009 970 km 603 mi
119 Titan 12. Oktober 2009 1.300 km 808 mi
120 Enceladus 2. November 2009 99 km 62 mi
121 Enceladus 20. November 2009 1.306 km 996 mi
122 Titan 11. Dezember 2009 4.850 km 3.014 mi
123 Titan 27. Dezember 2009 955 km 593 mi
124 Titan 12. Januar 2010 1.073 km 667 mi
125 Titan 28. Januar 2010 7.490 km 4.654 mi
127 Rhea 2. März 2010 101 km 63 mi
127 Helene 3. März 2010 1.823 km 1.133 mi
129 Titan 5. April 2010 7.462 km 4.637 mi
129 Dione 6. April 2010 503 km 313 mi
130 Enceladus 27. April 2010 99 km 62 mi
131 Enceladus 18. Mai 2010 198 km 123 mi
131 Titan 19. Mai 2010 1.400 km 870 mi
132 Titan 4. Juni 2010 2.044 km 1.270 mi
133 Titan 20. Juni 2010 955 km 593 mi

Literatur

  • Jonathan I. Lunine: Cassini – Ankunft am Saturn. Spektrum der Wissenschaft, August 2004, S. 48–55, ISSN 0170-2971
  • Rüdiger Vaas: Landung auf Titan. Naturwissenschaftliche Rundschau 58 (4), S. 190–196 (2005), ISSN 0028-1050

Siehe auch

Weblinks

Das erste Bild von Titans Oberfläche: [5]; Alle Rohbilder: [6]; Erste Panoramabilder: [7].

Quellen

  1. DLR: Mission am Ringplaneten verlängert – Raumsonde Cassini umkreist Saturn bis mindestens Mitte 2010, 15. April 2008
  2. Raumfahrer.net: Von Relativität und Saturnsonden, 4. Oktober 2003
  3. nasa: Presseerklärung, 26.März 2008
  4. [1]
  5. ESA: Sounds of an alien world, 15. Januar 2005 (englisch)
  6. ESA: N° 63-2004: Second space Christmas for ESA: Huygens to begin its final journey to Titan/ Media activities, 7. Dezember 2004 (englisch)
  7. http://www.music2titan.com/ Music2Titan informiert über die Lieder, die auf CD-ROM zum Titan transportiert wurden]
  8. ESA: Huygens landing site to be named after Hubert Curien, 5. März 2007 (englisch)
  9. [2]
  10. http://www.jostjahn.de/cassini-huygens/tour.html


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