Kaiserbahn

Kaiserbahn
Kaiserbahn
Hagenow Land–Bad Oldesloe
Strecke der Kaiserbahn
Kursbuchstrecke (DB): 172
Streckennummer (DB): 6928
Streckenlänge: 78,3 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
Strecke – geradeaus
von Lübeck
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
von Neumünster
Bahnhof, Station
78,3 Bad Oldesloe
   
nach Hamburg, Schwarzenbek und Barmstedt
   
75,2 Rethwisch abgebaut
   
71,7 Treuholz abgebaut
   
70,6 Klein Boden abgebaut
   
69,2 Schürensöhlen abgebaut
   
67,7 Ahrensfelde bis 1952 Bf; abgebaut
   
65,1 Siebenbäumen abgebaut
   
64,0 Kastorf abgebaut
   
62,7 Kastorf Ost abgebaut
   
60,1 Sierksrade abgebaut
   
58,0 Klein Berkenthin abgebaut
   
Elbe-Lübeck-Kanal abgebaut
   
52,9 Kulpin bis 1952 Bf; abgebaut
   
von Lübeck
Bahnhof, Station
49,2 Ratzeburg Draisinenbetrieb
   
nach Büchen
   
44,3 Schmilau Draisinenbetrieb
   
41,6 Alt Horst bis 1952 Bf
   
38,4 Sterley bis 1952 Bf
   
von Mölln
   
36,2 Hollenbek Draisinenbetrieb
   
33,9 Hakendorf
   
31,8 Klein Zecher
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31,3 Landesgrenze
Schleswig-HolsteinMecklenburg-Vorpommern
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27,5 Zarrentin (Meckl)
Haltepunkt, Haltestelle
23,5 Bantin
Bahnhof, Station
15,4 Wittenburg (Meckl)
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
14,1 Awanst Wittenburg
Haltepunkt, Haltestelle
9,9 Bobzin
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
Anst Hagenow zur Bw-Kaserne
Bahnhof, Station
3,6 Hagenow Stadt früher Hagenow
Abzweig – in Gegenrichtung: nach links
von Büchen
Bahnhof, Station
0,0 Hagenow Land
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
nach Ludwigslust und Schwerin

Die Kaiserbahn war eine Bahnstrecke in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Sie verband die Orte Hagenow, Ratzeburg und Bad Oldesloe untereinander und bildete so den schnellsten Schienenweg zwischen Berlin und Kiel. Heute wird lediglich der kurze Abschnitt zwischen den Bahnhöfen Hagenow Land und Hagenow Stadt (bis 2010 nur Hagenow genannt) im Personenverkehr regelmäßig bedient; der Abschnitt Hollenbek–Ratzeburg wird für Draisinenfahrten genutzt. Der Abschnitt Hagenow–Zarrentin wird noch gelegentlich bedient. Die anderen Abschnitte sind stillgelegt und abgebaut. Ihren Namen verdankt die Strecke Kaiser Wilhelm II., der sie oft nutzte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Hagenow Land – Ausgangspunkt der Strecke
Ratzeburg

Bereits vor dem Bau der Strecke gab es zwei Verbindungen zwischen Berlin und Kiel: Die südliche Route führte über Büchen und Hamburg, die nördliche über Schwerin und Lübeck. Beide Wege wichen jedoch von der Luftlinie stark ab. Auf Wunsch des Kaisers wurde eine neue Trasse entworfen, die auf dem Gebiet „dazwischen“ verläuft und die Eisenbahnknotenpunkte Hamburg und Lübeck umgeht. Wilhelm II. soll dabei, wie bereits Zar Nikolaus I. bei der Bahnstrecke Sankt Petersburg–Moskau, mit einem Lineal den groben Verlauf vorgegeben haben. Der Staatsvertrag zum Bau der Bahn wurde schließlich am 5. Dezember 1889 unterzeichnet.

Infolge des gewünschten fast geradlinigen Verlaufs führt die Bahn mittels Einschnitten durch mehrere Erhebungen, die andernfalls hätten umgangen werden müssen. Viele Felder wurden durch die Trasse geteilt. Um diese Felder wieder auf kurzem Wege miteinander zu verbinden, wurden zahlreiche Brücken über die Bahn errichtet, die keine weitere Anbindung zu anderen Wegen hatten und ausschließlich landwirtschaftlichen Zwecken dienten. Manche dieser Brücken existieren heute noch.

Die Bahn wurde eingleisig gebaut. In den Bahnhöfen befanden sich Kreuzungs- und Überholungsgleise. Die meisten Unterführungen wurden dennoch für den späteren Einbau eines zweiten Gleises vorbereitet und dementsprechend lang ausgeführt.

Länder- und Reichsbahnzeit

Die Eröffnung der Bahn erfolgte in drei Teilabschnitten. Der Betrieb oblag der Preußischen Staatsbahn, obwohl der östliche Teil im damals selbstständigen Mecklenburg lag. Im Einzelnen waren dies:

Mit Eröffnung des letzten Abschnitts wurde auch der durchgehende Verkehr auf der Gesamtstrecke aufgenommen. Der Kaiser persönlich nahm an der Eröffnung teil und konnte bereits so vom ersten Tag an die um 25 Kilometer gegenüber den beiden Alternativrouten kürzere Strecke nutzen. Dennoch benutzte der Monarch zuweilen lieber die Nordroute über Lübeck; die Gefahr eines Attentats war auf der neuen Strecke wegen der Brücke über den Elbe-Lübeck-Kanal höher.

Am 1. April 1899 wurde die Zweigstrecke von Hollenbek nach Mölln eröffnet.

Anfang des 20. Jahrhunderts verkehrte ein Schnellzug, in den 1930er Jahren zwei Schnellzüge zwischen Berlin und Kiel und zurück über den Südostteil der Strecke zwischen Hagenow und Ratzeburg. Von Ratzeburg nach Kiel verkehrten diese Züge allerdings über Lübeck und damit über die Strecke der privaten Lübeck-Büchener Eisenbahn. Daneben hatte die Strecke vor allem für den Personennah- und für den Güterverkehr Bedeutung. Bis 1945 rollten bis zu 60 Züge täglich allein auf dem Abschnitt zwischen Hollenbek und Schmilau.

Der Niedergang der Bahn kam mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Gegen Ende des Krieges wurde 1945 im Bahnhof Hollenbek ein Munitionszug von US-amerikanischen Bombern getroffen. Die explodierende Munition riss ein bis zu 12 Meter tiefes Loch von 150×25 Metern. Schienenbruchstücke und der Kessel der Lokomotive flogen bis zu einem Kilometer weit und bis in den Dorfkern. Die Beeinträchtigung des Schienenverkehrs war dennoch bereits nach wenigen Wochen behoben.

Bis heute hängt am Bahnhof Hollenbek ein Waggon in einem Baum. Die Erlebnisbahn Ratzeburg machte daraus das "Baumwaggon-Hotel".

Getrennter Niedergang

Der westliche Streckenabschnitt

Unmittelbar nach der deutschen Kapitulation und der damit verbundenen Aufteilung in die britische und die sowjetische Besatzungszone wurde der Abschnitt Zarrentin–Hollenbek stillgelegt und 1952 zurückgebaut. 1949 folgte die Zurückstufung zur Nebenbahn.

Bereits 1950 konnte jedoch auf westlicher Seite der Abschnitt Hollenbek–Klein Zecher reaktiviert werden; neben dem neuen Endbahnhof wurden auch die Haltepunkte Hakendorf, Sterley und Alt Horst eröffnet. Zum Einsatz kamen Schienenbusse. 1959 wurde der Abschnitt zwischen Hollenbek und Mölln eingestellt, am 3. September endete schließlich der Personenverkehr auf dem gesamten westdeutschen Abschnitt zwischen Klein Zecher und Bad Oldesloe.

Am 1. September 1971 folgte die Einstellung des Güterverkehrs zwischen Hollenbek und Klein Zecher sowie zwischen Ratzeburg und Bad Oldesloe, ein Jahr später wurde der Oberbau auf diesen Abschnitten entfernt. Auf den verbliebenen 13 Kilometern bis Ratzeburg blieb allerdings ein spärlicher Güterverkehr bestehen, mit dem vor allem Zuckerrüben ins niedersächsische Uelzen transportiert wurden. Dieser Streckenabschnitt konnte sich bis zum 14. Dezember 1994 halten, wurde dann allerdings wegen Unrentabilität ebenfalls eingestellt.

Der östliche Streckenabschnitt

Empfangsgebäude in Bantin

Der Personen- und Güterverkehr auf dem Abschnitt Hagenow Land–Zarrentin wurde bis zum 30. April 1969 aufrechterhalten. Die folgende Stilllegung diente der Sanierung des Oberbaus der Trasse. Am 27. September 1975 fand die Wiedereröffnung statt. Der Personenverkehr war spärlich, wurde aber bis zur Jahrtausendwende aufrechterhalten, während der Güterverkehr zwischen Zarrentin und Wittenburg am 31. Dezember 1994 eingestellt wurde.

Am 28. Mai 2000 folgte schließlich die Einstellung des Personenverkehrs im Abschnitt Hagenow Land–Zarrentin. Der Güterverkehr blieb allerdings bestehen. Nach großem Protest der Bevölkerung gelang allerdings die Reaktivierung des Personenverkehrs von Hagenow Land bis Hagenow Stadt zum 15. Dezember 2002.

Die Bahnstrecke Hagenow Land–Zarrentin wurde von dem in Zarrentin ansässigen Eisenbahninfrastrukturunternehmen Planungsverband Transportgewerbegebiet Valluhn/Gallin von der DB Netz im September 2004 übernommen[1], um das Gewerbegebiet MEGA-Park an der Bundesautobahn A24 im Schienengüterverkehr erreichen zu können. Die Streckenunterhaltung wird durch die TME (Torsten Meincke Eisenbahn GmbH) durchgeführt, die auch das Personal für die Stellwerke Hagenow Stadt, Wittenburg und Zarrentin stellt.

Im Herbst 2009 wurden die Gleise auf diesem Streckenabschnitt erneuert und die Streckenhöchstgeschwindigkeit von 60 auf 80 km/h erhöht.[2]

Betrieb

Bahnhof Hagenow

Mittlerweile findet nur noch auf zwei kurzen Abschnitten ein spärlicher Personen- beziehungsweise Güterverkehr statt. Auf dem westlichen Abschnitt zwischen Hollenbek und Ratzeburg betreibt die Erlebnisbahn Ratzeburg seit 1998 einen saisonalen Betrieb mit einer Handhebeldraisine. Er dient neben der Aufrechterhaltung der Strecke auch als Anregung für eine Wiederinbetriebnahme und Verkehr mit Regionalbahnzügen.

Regelmäßiger Schienenpersonennahverkehr findet dagegen auf dem rund dreieinhalb Kilometer langen Abschnitt zwischen Hagenow Land und Hagenow Stadt seit der Streckenreaktivierung im Jahr 2002 statt. Zurzeit wird der Stadtbahnhof Hagenow durch die Regionalbahn-Linien RB11 der DB Regio und der R3 der ODEG im Stundentakt betrieben.

Seit dem 6. April 2008 pendeln an jedem ersten Sonntag eines Monats im Sommer zwei Zugpaare der Westmecklenburgischen Eisenbahngesellschaft (WEMEG) zwischen Hagenow Land und Zarrentin. Die Fahrten werden mit Uerdinger Schienenbussen durchgeführt.[3] Ansonsten wird dieser Streckenabschnitt gelegentlich von Ganzzügen mit Schüttgütern befahren. Im Herbst 2010 fuhren außerdem rund 60 Ganzzüge mit den Röhren für die Ostseepipeline, die in Zarrentin und Wittenburg auf LKW umgeladen wurden.[4] Auch Zement für die Großbaustelle auf der A 24 kam 2010 mit dem Zug nach Zarrentin.[5]

Im Bahnhofsgebäude Zarrentin hat der "Zarrentiner Eisenbahnverein - Posten 12" sein Domizil, der dort ein Cafe führt und Veranstaltungen durchführt.

Initiativen

Kurz vor Ratzeburg, Straßenkreuzung für Draisinenbetrieb umgebaut

Auch heute würde die Strecke eine Alternative für den Verkehr von Berlin zu den Häfen Schleswig-Holsteins bieten. Neben der kürzeren Verbindung böte die Kaiserbahn ebenfalls eine Entlastung des Hamburger Netzes. Vor allem BUND als auch die IG Eisenbahn Ratzeburg–Zarrentin sind um eine Wiederinbetriebnahme zwischen Hagenow und Ratzeburg bemüht. Eine Weiterführung bis Bad Oldesloe kommt wegen der abgebauten Trasse nicht in Frage.

Begründet wird die mögliche Wiederinbetriebnahme damit, dass ein Teil des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene verlagert würde und dass eine schnelle Schienenverbindung zwischen Skandinavien und Berlin nach Fertigstellung einer festen Fehmarnbelt-Querung bestünde. Das Land Schleswig-Holstein garantierte die Trassensicherung bis zum Jahr 2007, eine Wiederinbetriebnahme wird für den Zeitraum nach 2010 sogar als sinnvoll angesehen.[6][7]

Einzelnachweise

  1. Mecklenburg: Bestrebungen zur Reaktivierung der Strecke zwischen Hagenow und Zarrentin. railfan.de, 1. September 2004, abgerufen am 27. August 2009.
  2. Bahngleise Hagenow Land – Hagenow Stadt werden erneuert. Schlotmann: Ziel ist kürzere Reisezeit. Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung, abgerufen am 27. August 2009.
  3. Schweriner Volkszeitung: Mit dem Uerdinger an den Schaalsee, 3. April 2008
  4. Bahn-Report, 1/2011, S.39
  5. Bahn-Report, 5/2010, S.34
  6. Zukunftsprojekt Kaiserbahn NDR-Bericht von Kevin von Wissel und Marcel Gronau
  7. Debatte über den Erhalt der alten Kaiserbahn Kieler Nachrichten, 12. Mai 2006

Weblinks


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