Langlauf

Langlauf
Skilangläufer (klassischer Stil) in Oberstdorf
Skilangläufer (Skating) bei Einsiedeln

Skilanglauf ist eine nordische Wintersportart, die sowohl im Breiten- als auch im Leistungssport große Popularität genießt. Beim Skilanglauf werden die Ski nicht nur zum Abfahren im Schnee benutzt, sondern zur Fortbewegung in allen Geländeformen. Meist werden für den Langlauf speziell präparierte Loipen in flachem oder welligem Gelände benutzt. Skilanglauf gilt als gesundheitlich empfehlenswerte Sportart, da fast alle Muskelgruppen betätigt werden. Seit Ende der 1980er Jahre wird die klassische Technik und die freie Technik unterschieden, wobei bei letzterer die Skating-Technik Anwendung findet.

Die wichtigsten Wettbewerbe im Skilanglauf werden vom Weltverband FIS organisiert. Mit dem Skilanglauf verwandte Sportarten sind Biathlon, Nordische Kombination, Ski-Orientierungslauf, Rollski, Nordic Blading und Nordic Walking.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Nutzung von Ski zur Fortbewegung lässt sich mehrere tausend Jahre zurückverfolgen. Als Wettkampf wurde der Skilanglauf allerdings erstmals im 19. Jahrhundert in Skandinavien ausgetragen. Der erste bedeutende Wettkampf fand 1892 am Holmenkollen in Oslo statt.

Seit den Olympischen Winterspielen 1924 gehört Skilanglauf zum festen Bestandteil des olympischen Programms. Seit 1952 gibt es dort auch Wettbewerbe für Frauen.

Ende der 1970er Jahre entwickelte sich eine neue Fortbewegungstechnik, das so genannte Skating. Diese Technik wurde bereits ausführlich in der Skilitteratur der 1930er Jahre beschrieben[1][2], konnte aber ohne maschinelle Loipenpräparierung nur selten, auf harter bis vereister Schneedecke eingesetzt werden. Nach einer Polemik über die Zulässigkeit der schnelleren Skatingtechnik im Wettkampf wurde zuerst vorgeschrieben, dass mindestens ein Ski in der Loipe bleiben musste. Dies führte zum Einsatz des Halbschlittschuhschrittes, den der Finne Pauli Siitonen systematisch und erfolgreich anwendete. Daher wird oft Siitonen fälschlicherweise die Erfindung des Skatings zugeschrieben. Erst 1986 entschied dann der Weltverband FIS, das Skating zuzulassen und Wettbewerbe entweder im klassischen Stil, mit paralleler Skiführung in einer gespurten Loipe, oder im freien Stil (logischerweise in der schnelleren Skatingtechnik) auszutragen. Im Biathlon veranstaltet der Weltverband IBU seit 1985 nur noch Wettbewerbe im freien Stil.

Während Länder wie Italien, Frankreich, Österreich oder die Schweiz das Skating als Innovation schnell annahmen und die Loipen dafür anpassten, war noch Mitte der 1990er Jahre an vielen deutschen Loipen ein Schild „Schlittschuhschritt verboten“ zu finden. In Skandinavien wird das Skating im Breitensport heute noch kaum verwendet.

Anfang des 21. Jahrhunderts fand der Begriff des Nordic Cruising Verbreitung. Hierbei handelt es sich um eine Vereinfachung des klassischen Stils mit Anlehnung an das Nordic Walking. Sowohl die Technik als auch die etwas breiteren und kürzeren Ski sollen Anfängern den Einstieg erleichtern.

Ausrüstung

Zur Standardausrüstung beim Skilanglauf gehören ein Paar Langlaufski, ein Paar Langlaufstöcke und ein Paar Langlaufschuhe.

Je nach Langlauftechnik werden spezialisierte Langlaufski verwendet. Die Ski haben grundsätzlich vorne eine nach oben gebogene Spitze und sind in der Mitte nach oben gekrümmt (Skispannung). Man unterscheidet zwischen:

  • klassischen Langlaufski, bei denen der mittlere Bereich die so genannte Steigzone ist. Dieser Teil haftet bei Kontakt am Schnee, sodass ein Abdruck nach hinten möglich ist. Man unterscheidet zwischen „Wax“- und „Nowax“-Ski. Bei Wax-Ski muss die Steigzone vor der Benutzung mit Haftwachs versehen werden. Das zu verwendende Wachs hängt von den aktuellen Schneeeigenschaften (Schneetyp, Temperatur, Feuchtigkeit) ab. Nowax-Ski verfügen im Bereich der Steigzone über mechanisch (Schuppen, Kronen, Fell) oder chemisch (Chemoski) realisierte Steighilfen. Da durch individuelles Wachsen bessere Gleiteigenschaften erreicht werden, sind Wachs-Ski im Leistungssport üblich, wogegen die pflegeleichten Nowax-Versionen im Freizeitbereich dominieren. Aber auch bei Wettkämpfen werden Nowaxski bei schwierigen Schneeverhältnissen, insbesondere bei nassem Neuschnee bei Temperaturen um 0°C, verwendet.
  • Skatingski, die kürzer und leichter gekrümmt sind als die klassischen Langlaufski. Sie besitzen keine Steigzone. Die dazu getragenen Schuhe haben eine starre Sohle und einen seitlich stabilisierten Schaft. Sie umschließen den Knöchel etwas höher um den Fuß, damit er bei der seitlichen Bewegung besser abgestützt ist.
  • Kombiski, welche sowohl für Skating als auch für den klassischen Stil verwendet werden können. Kombiski sind kürzer als klassische Ski und es fehlt die Haftzone im Bereich der Innenkanten. Nachteil dieses Skityps ist die niedrigere Fahrgeschwindigkeit aufgrund fehlender Länge im klassischen Stil oder höherer Reibung beim Skating.

Grundsätzlich sollte die Gleitzone aller Ski mit Gleitwachs behandelt werden, um den Belag vor Korrosion zu schützen und optimale Gleiteigenschaften zu erzielen.

Skilanglauftechniken

Diagonalschritt

Klassischer Stil

Die wesentlichen Fortbewegungsarten im klassischen Stil sind:

  • Doppelstockschub
  • Doppelstockschub mit Zwischenschritt
  • Diagonalschritt
  • Halbgrätenschritt
  • Grätenschritt

Skating-Stil

Die wichtigeten Grundelemente der Skating-Technik sind der Schlittschuhschritt und der Doppelstockschub. Es werden folgende Bewegungsformen unterschieden:

  • Schlittschuhschritt ohne Stockeinsatz
  • Armschwungtechnik (symmetrischer 2:1) – zwei Beinabdrücke bei einem Stockeinsatz
  • Eintakter (1:1-Technik) – bei jedem Beinabdruck ein Stockeinsatz
  • Führarmtechnik (asymmetrischer 2:1, am Berg) – zwei Beinabdrücke bei einem Stockeinsatz
  • Diagonalskating – Schlittschuhschritt mit diagonalem Stockeinsatz

Mehr aus historischen Gründen gibt es noch den Siitonenschritt, auch Finnstep oder Halbschlittschuhschritt genannt.

Abfahrt, Bremsen und Richtungsänderung

Skiläufer in Abfahrtshaltung

Zusätzlich zu den bereits erwähnten Fortbewegungstechniken gibt es die folgenden Techniken, die im wesentlichen bei der Abfahrt eingesetzt werden:

  • Pflug – Ski in A-Form
  • Pflugbogen
  • Bogentreten
  • Bogenlaufen
  • Schwungformen
  • Stoppschwung
  • Stockhebelbremse − durch Ballendruck werden die Stöcke in den Schnee gekrallt bzw. die Stöcke zwischen den Beinen gehalten und dann zum Körper gezogen.
  • Telemark - kniender Fahrstil

Wettbewerbe

Weltcup

Jährlich in der Wintersaison von Oktober bis März wird für Männer und Frauen der Skilanglauf-Weltcup ausgetragen. Das FIS-Punktesystem bestimmt die Weltcup-Gesamtwertung.

Alle zwei Jahre finden die nordischen Ski-Weltmeisterschaften statt, bei dem Skilanglauf, nordische Kombination und Skispringen ausgetragen werden.

Olympia

siehe: Skilanglauf bei den Olympischen Spielen

Bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften stehen im Skilanglauf je 6 Wettbewerbe für Männer und Frauen an. Die Kurzstrecken, hierzu zählen Sprint (zwischen 1 km und 1,5 km Länge) und Teamsprint (2 Läufer pro Nation laufen abwechselnd, jeder muss 3 Runden absolvieren)und Ausdauerstrecken. Diese sind die 15 km im Intervalstart (d.h. die Läufer starten im Abstand von 30 Sekunden), die Doppelverfolgung über 15 km klassisch und 15 km Skating, die Staffel über 4 x 10 km und der 50 km Massenstart bei den Herren. Die Damen laufen 10 km Intervallstart, insgesamt 15 km Doppelverfolgung, 4 x 5 km Staffel und zum Schluss die 30 km im Massenstart. Dieser sogenannte "lange Kanten" wurde bis vor einigen Jahren im Einzelstart ausgetragen, man hat ihn aber durch den übersichtlicheren und zuschauerfreundlicheren Massenstart ersetzt (d.h. alle starten zur gleichen Zeit). Die Stilart über 15 km und 50 km (bzw. 10 km und 30 km) wechselt von Großereignis zu Großereignis, z.B. wurden die 50 km bei der WM 2005 in Oberstdorf klassisch ausgetragen (Sieger: Frode Estil/ NOR), bei Olympia 2006 in Turin im freien Stil (Sieger: Giorgio di Centa/ ITA) und 2007 bei der WM in Sapporo wieder klassisch gelaufen (Sieger: Odd-Bjørn Hjelmeset/ NOR).

Doppelverfolgung (früher: Jagdrennen)

Eine Besonderheit bildet die so genannte Doppelverfolgung, bei dem zuerst eine Distanz (Männer 15 km, Frauen 7,5 km) klassisch gelaufen wird, danach in einer so genannten Wechselzone die Ski gewechselt werden und die folgende Distanz (wiederum Männer 15 km, Frauen 7,5 km) im Skating-Stil absolviert wird. Sieger ist derjenige, der am Ende der 30 km bzw. 15 km als erster das Zielband passiert.

Ehemals wurde der Sieger durch zwei Rennen an aufeinanderfolgenden Tagen ermittelt. Am zweiten Tag starteten die Läufer in der Reihenfolge und mit dem zeitlichen Abstand des ersten Laufes; der Gewinner des ersten Tages startete als erster und wurde von den Verfolgern „gejagt“. Sieger des Jagdrennens wurde derjenige, der am zweiten Tag als erster das Ziel überquerte. Der Modus war der Gundersen-Methode in der nordischen Kombination nachempfunden.

Ski-Duathlon

Seit 2003 hat sich an Stelle des Jagdrennens der Ski-Duathlon etabliert, bei dem die beiden Läufe direkt aufeinander folgen (Doppelverfolgung). Die Läufer gehen im Massenstart im klassischen Stil auf die Strecke; nach der Hälfte des Rennens werden Ausrüstung und Lauftechnik gewechselt; der zweiten Teil wird im freien Stil zurückgelegt. Aktueller Weltmeister in dieser Disziplin ist Petter Northug (Norwegen). Bei der WM 2009 gewann er die Goldmedaille vor dem Schweden Anders Södergren.

Breitensport

Im Breitensport haben sich einige Volksläufe fest etabliert, so z. B. der Wasalauf in Schweden, der Engadin Skimarathon in der Schweiz, der Transjurassienne im französischen Jura und der König-Ludwig-Lauf bei Oberammergau. Die wichtigsten Läufe zählen zur Worldloppet-Tour. In schneereichen Regionen werden auch "Regionalcups" ausgetragen. Diese Volkslauf-Rennserien verlaufen über die ganze Wintersaison, wobei jeder auch ohne Vereinszugehörigkeit teilnehmen darf.

Popularität

Skilanglauf ist traditionell vor allem in Nordeuropa und den Alpenländern populär, aber auch etwa in Polen, Russland, Weißrussland, Ukraine, Tschechien, der Slowakei und dem Baltikum sowie außerhalb von Europa in Kasachstan, China, Japan und Korea. Lange Tradition hat der Skilanglauf auch in Kanada und den USA, ohne dabei allerdings richtig populär geworden zu sein.

Olympische Geschichte

Mit Langläufen über 18 km und 50 km war diese Disziplin schon bei den ersten offiziellen Winterspielen in Chamonix 1924 olympisch. Aus dem 18 km-Lauf der Männer wurde erst der 15 km-Lauf (1956) und 1992 der 10 km-Lauf in besonderer Form. 30 km werden ebenfalls seit Cortina d'Ampezzo gelaufen und die 4 x 10 km-Staffel seit Garmisch-Partenkirchen 1936.

Die Frauen sind seit Oslo 1952 (nur 10 km) dabei, laufen 5 km seit Innsbruck 1964, 20 bzw. 30 km seit 1984/1992 und die 4 x 5 km-Staffel seit 1956.

In Albertville 1992 wurden für beide Geschlechter kombinierte Rennen ausgetragen, die man ab Lillehammer 1994 nochmals variierte. Dem 10 km-Lauf/Frauen 5 km, die eigens mit Medaillen gewertet werden, folgte ein 10 km-Lauf (auch Frauen) mit so genanntem "Jagdstart".

In Salt Lake City 2002 gab es mehrere Änderungen: Im Freistil zusätzlich einen Sprint (für Männer und Frauen); bei den 30 Kilometer klassisch der Männer und den 15 Kilometer klassisch der Frauen wurde der Intervallstart eingeführt; das Jagdrennen der Männer wurde auf 10 Kilometer, dasjenige der Frauen auf 5 Kilometer verkürzt; schließlich wurden als neue Wettkampfdisziplinen 15 Kilometer klassisch für Männer und 10 Kilometer klassisch für Frauen eingeführt.

Bekannte Skilangläufer

Siehe auch: Kategorie:Skilangläufer

Einzelnachweise

  1. Das Bilderbuch des Skiläufers, Dr. Arnold Fanck, Gebr. Enoch Verlag, Hamburg, 1932.
  2. Ski d'aujourd'hui, T. Ducia, Dr. Kurt Reinl, Verlag Georges Marcq, Paris, 1935.

Literatur

  • Kuno Hottenrott, Veit Urban: Das große Buch vom Skilanglauf. Meyer & Meyer Verlag, Aachen 2004. ISBN 3-89124-992-6
  • Ulricht Wenger, Franz Wöllzenmüller: Skilanglauf: klassische Technik und Skating. sportinform Verlag, München 1995, ISBN 3-8254-0423-4
  • Egon Theiner, Chris Karl: Skilanglauf: Geschichte, Kultur, Praxis. Verlag Die Werkstatt, Göttingen 2002, ISBN 3-89533-371-9

Weblinks


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