Laurentiusrost

Laurentiusrost
Martyrium des heiligen Laurentius, gemalt von Tizian
Laurentius (zweiter von links) mit Benedikt von Nursia, Gregor I. und Johannes dem Täufer auf einem Bild von Andrea Mantegna (1459)
Grabplatte aus San Lorenzo fuori le mura

Laurentius von Rom (* evtl. in Osca (Spanien) oder Laurentum; † 10. August 258 in Rom) war römischer Diakon zur Zeit des Papstes Sixtus II. und starb als christlicher Märtyrer. Sein Fest ist der 10. August. Er gilt als der bekannteste Träger des Namens Laurentius. Da der Name am wahrscheinlichsten Der Mann aus Laurentum bedeutet, könnte Laurentius auch tatsächlich aus dieser Ortschaft gestammt haben, die bei Rom lag.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Legende erzählt: Als Archidiakon von Rom war Laurentius in Vertretung des Papstes für die Verwaltung des örtlichen Kirchenvermögens und seine Verwendung zu sozialen Zwecken zuständig. Nachdem der römische Kaiser Valerian Papst Sixtus hatte enthaupten lassen, wurde Laurentius aufgefordert, alles Eigentum der Kirche innerhalb von drei Tagen herauszugeben. Daraufhin verteilte Laurentius das Vermögen an die Mitglieder der Gemeinde, versammelte alle Armen und Kranken und präsentierte sie als den wahren Reichtum der Kirche dem Kaiser. Dieser ließ Laurentius daraufhin mehrfach foltern und dann durch Grillen auf einem eisernen Gitterrost qualvoll hinrichten. Der Überlieferung nach waren seine an den Kaiser gerichteten letzten Worte: „Du armer Mensch, mir ist dieses Feuer eine Kühle, dir aber bringt es ewige Pein.“

Darstellung in der Kunst

In der künstlerischen Darstellung des Heiligen, wie Gemälden, Zeichnungen, Statuen wird er mit dem Atrribut des Rostes, auf dem er zu Tode gequält wurde, und oft als Märtyrer mit der Märtyrerpalme versehen. In Wappen steht oft der Rost, sein Symbol, alleine für ihn.

Verehrung

Italien

Rom

Schon in der Frühzeit des Christentums galt Laurentius als bedeutender Heiliger. Neben seinem Grab vor den Stadtmauern Roms wurde zur Zeit Konstantins des Großen eine Basilika erbaut. Diese ursprüngliche Basilika verschwand im Lauf der Jahrhunderte, blieb aber als größere Basilika (Basilica maior) in Erinnerung. Die später gebaute Kirche über Laurentius' Grab und eine weitere Basilika davor sind seit dem frühen Mittelalter zu einer einzigen Kirche, San Lorenzo fuori le mura, zusammengefasst. Sie zählt bis auf den heutigen Tag zu den sieben Pilgerkirchen von Rom und bezeugt so noch heute das außergewöhnliche Ansehen des Laurentius, der oft sogar als Stadtpatron Roms betrachtet wird. Aufgrund der Erwähnung der verschwundenen Basilika als Basilica maior wird sie heute sogar zu den ursprünglich nur vier Patriarchalbasiliken gezählt. Auch der angeblich vom Martyrium stammende Rost wird heute noch in Rom in der Kirche San Lorenzo in Lucina verehrt. Jedes Jahr am 10. August wird das Haupt des heiligen Laurentius auf einem Seitenaltar der kleinen Sankt Anna-Kirche rechts neben den Kolonnaden des Petersplatzes gezeigt.

Amaseno

In der Marienkirche des kleinen Ortes Amaseno südöstlich von Rom wird eine Blutreliquie des Laurentius aufbewahrt, die sich jedes Jahr zum Tag seines Martyriums verflüssigt.

Deutschland

Der Laurentius-Kult in Deutschland verbreitete sich nach dem Sieg Kaiser Ottos I. gegen die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg am 10. August 955, dem Laurentiustag.

  • Da Laurentius als Schutzpatron der Hirten und Herden betrachtet wird, findet auf dem Feldberg im Schwarzwald am 10. August jedes Jahres das Laurentiusfest mit Gottesdienst und Viehversteigerung statt. Wenn der 10. August eines Jahres auf einen Sonntag fällt, wird das Laurentiusfest schon am Samstag, 9. August, gefeiert.
  • Laurentius gilt als Schutzpatron Spaniens, Stadtpatron von Duderstadt, Patron der Bibliothekare, Archivare, Studenten, sowie aller, die mit Feuer zu tun haben, etwa der Bierbrauer, Wäscherinnen, Köche. Letztere pflegen einen eigenen Zunftorden, die Laurentius-Bruderschaft, und nennen sich Laurentius-Ritter. Jedes Jahr um den 10. August herum treffen sich an die tausend Köche in einer anderen Stadt in Deutschland.
Wappen von Zwenkau, St. Laurentius mit Rost und Märtyrerpalme
  • Laurentius war der Patron des in der Reformation untergegangenen Bistums Merseburg. Die in diesem Bistum gelegene Stadt Zwenkau führt den Heiligen bis heute in ihrem Wappen.
  • Das Wuppertaler Stadtwappen, das Wappen des Bonner Stadtteils Hardtberg, des Wiesbadener Stadtteils Naurod und das ehemalige Wappen der Stadt Elberfeld aus dem 14. Jahrhundert zeigen den Rost des Laurentius. Im Stadtkern Elberfelds liegen der Laurentius-Platz und dahinter die Laurentius-Kirche.
  • Die Gemeinde Reddeber im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt) führt den Rost des Laurentius ebenfalls im Wappen, ebenso gibt es dort die Laurentiuskirche, deren Ursprungsbau nachweislich 955 begonnen wurde.
  • Der Heilige Laurentius ist Schutzpatron der Ortsgemeinde Herschbach, welche den Heiligen auf ihrem Wappen führt. Es existiert eine Laurentius-Allee, die zur Laurentius-Kapelle, einem Wallfahrtsort, führt. Weiterhin wurde neben der Pfarrkirche ein 3 Meter hoher Basaltstein errichtet, der den Schutzpatron darstellt.
  • In Mönchengladbach wurde eine Reliquie, das so genannte Haupt des Laurentius verehrt.

Kirchenbauten

Fresco aus dem 15. Jh. mit der Darstellung des Martyriums des Hl. Laurentius in der Laurentiuskapelle der Marienkirche Hanau
  • 1306 wurde in Padula die Kartause von Padula zu Ehren von S. Lorenzo gegründet, ein über 450 Jahre hinweg immer wieder vergrößertes Kloster, das durch seine Form (Rost mit Griff) an das Martyrium des Heiligen erinnern soll. Dort ist auch der größte Kreuzgang der Welt zu finden.
  • 1746 wurde im pfälzischen Dirmstein die Barockkirche St. Laurentius geweiht. Es ist dies die einzige Zweikirche Deutschlands, bei der die Trennwand zwischen Katholiken und Protestanten schon vom Bauplan her vorgesehen war, so dass die Kirche von außen als homogene Einheit erscheint und zugleich jeder der beiden Teile innen wie ein vollgültiges Gotteshaus wirkt.

Sonstiges

  • „Laurentiustränen“: Weil alljährlich um den Gedenktag des Heiligen, den 10. August, der Sternschnuppenschwarm der Perseiden auftritt, wird diese Himmelserscheinung im Volksmund "Laurentiustränen" genannt.
  • Rebsorte St. Laurent: Wohl in Anspielung auf das Blut des Märtyrers erhielt eine rote Rebsortenzüchtung, deren Beeren um den 10. August reifen, den Namen „St. Laurent“.
  • Der Sankt-Lorenz-Strom wurde nach Laurentius benannt.

Rost in der Heraldik

Laurentius oder sein Rost ist in folgenden Wappen dargestellt:

Siehe auch Galerie Heiliger in Wappen

Weblinks


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