- Pelzerhaken
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Schleswig-Holstein Kreis: Ostholstein Höhe: 16 m ü. NN Fläche: 19,74 km² Einwohner: 16.436 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 833 Einwohner je km² Postleitzahl: 23730 Vorwahl: 04561 Kfz-Kennzeichen: OH Gemeindeschlüssel: 01 0 55 032 LOCODE: DE NHO NUTS: DEF08 Adresse der Stadtverwaltung: Am Markt 1
23730 NeustadtWebpräsenz: Bürgermeister: Henning Reimann Lage der Stadt Neustadt in Holstein im Kreis Ostholstein Neustadt in Holstein (auch: Neustadt an der Ostsee) ist eine Stadt im Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Neustadt in Holstein ist eine Hafenstadt in Wagrien an der Lübecker Bucht (Ostsee), 32 km nördlich von Lübeck. In der Nähe liegende Orte sind an der Lübecker Bucht im Süden Sierksdorf und Scharbeutz, im Osten Grömitz, ferner westlich liegend Süsel.
Natur
Nordwestlich der Stadt befindet sich das Naturschutzgebiet Neustädter Binnenwasser, ein Brackwassersee mit angrenzenden Salzwiesen.
Stadtteile
Neustadt in Holstein gliedert sich in die Stadtteile Neustadt, Pelzerhaken und Rettin.
Geschichte
Neustadt wurde 1244 von Graf Adolf IV. von Holstein als Neue Stadt von Altenkrempe gegründet, das älter ist und landeinwärts am flachen Binnenwasser liegt, dort findet sich eine bedeutende Basilika von 1140. In Neustadt besteht seit 1474 die älteste Fischerinnung Deutschlands. Historisch von Belang sind die Kirche von 1244, das Heiliggeist-Hospital von 1344 und das Kremper Tor aus dem Mittelalter.
Bereits zur Hansezeit stellte der Hafen von Neustadt einen wichtigen Anlaufhafen für holländische und dänische Schiffe dar. Schiffe der Hanse (universos mercatores de hansa Theutonicorum) liefen den Neustädter Hafen nur sehr selten an, weil Neustadt nicht zur Hanse gehörte, aber lübsches Recht hatte. Dieses machte die Stadt für holländische Kauffahrer und auch für die Vitalienbrüder um so interessanter, weil sie keine Stapelrechte beachten mussten. Die Haupteinnahmequellen von kleinen Dörfern wie dem nur 15 Kilometer entfernt gelegenem Grömitz waren die Landwirtschaft (gestützt durch das Kloster Cismar) und die Fischerei. Somit leisteten auch kleine Ortschaften wie Grömitz einen bescheidenen Anteil an einem der Haupthandelsgüter der Hanse - gesalzener Hering in Fässern, welcher aus dem Neustädter Hafen exportiert wurde. Der große Kronleuchter in der Stadtkirche gibt Zeugnis von einem der vielen großen Kriegsschiffe für die dänische Krone (Christian IV. und Friedrich III.), die in den Jahren von 1639 bis 1669 im Neustädter Hafen gebaut wurden. [1]
Das letzte Seegefecht der Schleswig-Holsteinischen Erhebung vor dem Gefecht von Idstedt fand am 20./21. Juli 1850 in der Neustädter Bucht statt. Dabei sank das Schleswig-Holsteinische Kanonenboot Nr. 1 von der Tann.
Neustadt/Pelzerhaken war Standort des Nachrichtenmittelversuchskommandos seit 1923 (Nachrichtenmittelversuchsanstalt, kurz NVA) zur Entwicklung der Funkmesstechnik. (Radar)
Von Dezember 1944 bis zum 1. Mai 1945 befand sich in Neustadt das KZ Neustadt als Außenlager des KZ Neuengamme. Der Komplex wurde später in das Krankenhaus eingegliedert.
Vor Neustadt wurde am 3. Mai 1945 die Cap Arcona und die kleinere Thielbek mit Häftlingen des KZ Neuengamme von alliierten Flugzeugen versenkt, eine der drei schwersten Katastrophen der Seefahrt in der Geschichte.
1969 erhielt die Stadt die Ehrenfahne des Ministerkomitees des Europarats und nennt sich seither Europastadt.
Politik
Wappen
Blasonierung: „In Rot ein auf blauen Wellen fahrendes goldenes Boot mit zwei Männern, von denen der eine die Schwurhand mit ausgestreckten Fingern erhebt, der andere das Steuer führt; über dem Boot das silberne holsteinische Nesselblatt.“[2]
Städtepartnerschaften
- Europäische Partnerstadt Neustadts ist Rønne auf Bornholm.
- Die Stadt ist auch Mitglied in der größten internationalen Städtefreundschaft Neustadt in Europa, einer Arbeitsgemeinschaft von 36 Städten und Gemeinden in sechs mitteleuropäischen Ländern, die den Namen Neustadt tragen.
Wirtschaft
Die Stadt hat Handels-, Marine- und Yachthafen und ist Sitz der Bundespolizei See (Küstenwache - die gleichnamige deutsche Fernsehserie entsteht hier). Außerdem befindet sich in Neustadt eine SAR-Schule der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Neustadt in Holstein ist Sitz der Reederei Peter Deilmann und damit unter anderem Heimathafen des Hochsee-Kreuzfahrtschiffes MS Deutschland und weiterer Fluss-Kreuzfahrtschiffe.
Neustadt ist staatlich anerkanntes Seebad, der Tourismus nutzt die Sandstrände in den Ortsteilen Pelzerhaken und Rettin und den Hansa-Park (Vergnügungspark) im Nachbarort Sierksdorf. Ein weiterer wirtschaftlicher Schwerpunkt ist das Gesundheitswesen. So gilt Neustadt mit 3 Krankenhäusern am Ort auch als Gesundheitsstadt. Die Ameos Klinik, das Klinikum Neustadt und das Kinderzentrum Pelzerhaken sind weit über die Landesgrenzen bekannte Einrichtungen.
Verkehr
Neustadt liegt an der Vogelfluglinie nach Dänemark, mit zwei Autobahnanschlüssen (Autobahn A1). Neustadt liegt unmittelbar an der Verkehrsachse zwischen der Metropolregion Hamburg und der Öresundregion Kopenhagen-Malmö.
Regionalzugverbindungen bestehen nach Lübeck und Puttgarden. Der Bahnhof Neustadt ist ein Kopfbahnhof an einer kurzen, von der Vogelfluglinie aus Richtung Lübeck nach Osten abzweigenden Stichstrecke.
Nächster Flughafen ist der Flughafen Lübeck-Blankensee. Ein Sportflugplatz befindet sich im nahe gelegenen Sierksdorf auf dem Hof Altona.
Hafen
Neustadt verfügt über einen flexiblen Seehafen. Für Wassersportler bieten der kommunale Jachthafen sowie zwei weitere Marinas mehr als 1500 Liegeplätze. Entlang des Hafens wurde die Promenade am unteren Jungfernstieg 2006 ausgebaut; der Jachthafen wurde erheblich erweitert. An der Promenade befinden sich mehrere Plastiken, darunter Möwen aus weißem Marmor von Pierre Schumann und Strömung aus Anröchter Dolomit von Jochen Schumann.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Ostholstein-Museum, mit Museum Cap Arcona, am Kremper Tor
- Fischereimuseum im Neubau des Neustädter Fischeramts von 1474 am Hafen
Bauwerke
- Kirche von 1244; ihr gotischer Altar stammt ursprünglich aus dem Schleswiger Dom und wurde nach Aufstellung des Brüggemann-Altars (1666) dort nach Neustadt verkauft.
- Klassizistisches Rathaus von 1818/20, erbaut von Christian Frederik Hansen[3]
- Pagodenspeicher (ehemaliger Kornspeicher) von 1830
- Hornscher Speicher
- Heiliggeist-Hospital von 1344
- Lienaustift
- Kremper Tor aus dem Mittelalter.
- Nachrichtenmittelversuchskommando von 1920
- Brückengeldeinnehmerhaus von 1846
Friedhöfe
- Anstaltsfriedhof
Eine kulturelle Besonderheit ist der ehemalige Friedhof der Provinzial Irren- und Heilanstalt Neustadt in Holstein (später Landeskrankenhaus Neustadt i.H.). Auf dem 1895/96 angelegten Anstaltsfriedhof am Parkweg wurden in den 1930er und -40er Jahren Opfer des NS-Euthanasierungsprogramms, später auch weitere Kriegsopfer beigesetzt (s. Ereignis Cap Arcona).
- Cap Arcona Ehrenfriedhof
Am Ortsrand von Neustadt, direkt am Ufer der Bucht, liegt der Cap Arcona Ehrenfriedhof, auf dem viele der rund 7000 Opfer der Katastrophe (s. Ereignis Cap Arcona) vom 3. Mai 1945 in Massengräbern bestattet worden sind. Ein Gedenkstein nennt die Nationalitäten der Opfer in ihren Landessprachen, einschließlich des hebräischen Begriffes "Jehudim" für "Juden".
- Jüdischer Friedhof
Beim jüdischen Friedhof in Neustadt in Holstein handelt es sich um einen in den Jahren 1945 bis 1947 als separater Teil des evangelischen Friedhofes belegten Begräbnisplatz, auf dem ehemalige KZ-Häftlinge bzw. Displaced Persons beigesetzt wurden. Die offizielle Einweihung des Friedhofes fand am 5. Januar 1947 statt. Die deutsche Inschrift auf dem zentralen Gedenkstein dokumentiert, dass die meisten der hier Beigesetzten am 3. Mai 1945 verstarben, dem Tag der Befreiung von Neustadt durch das Britische Militär. Es dürfte sich zum einem erheblichen Teil um Opfer von der "Cap Arcona" handeln. Die in den folgenden beiden Jahren Verstorbenen waren Insassen des großen DP-Lagers für ehemalige KZ-Häftlinge, das in dieser Zeit in Neustadt bestand. Viele der Insassen verstarben an den Folgen der erlittenen gesundheitlichen Schäden während der KZ-Zeit. Auf dem Friedhof wurden etwa 100 Beisetzungen vorgenommen. Die Grabsteine datieren vom 3. Mai 1945 bis 1947.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Neustadt veranstaltet seit 1951 alle drei Jahre das Europäische Folklore-Festival, das bis 2004 als Europäische Volkstums- und Trachtenwoche bezeichnet wurde
- Alljährlich im Mai findet im Neustädter Hafen und auf der Lübecker Bucht die Max Oertz Regatta mit klassischen Segelyachten statt.
- Neustädter Märchenzug - Großer Umzug an jedem Adventssonnabend vor Weihnachten
- Jedes Jahr im Juli findet seit 1992 das Karate-Sommerlager statt, ausgerichtet vom Dojo Jiyu Neumünster
- Besichtigung der Original-Drehorte zur ZDF-Serie Küstenwache
- Jährliche Gogenkrog-Ausstellung
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Max Oertz (1871-1929), Yachtkonstrukteur, Aeronaut und Erfinder
- Heinrich Bornhövd (1879-1960), Politiker (DVP), Reichstagsabgeordneter.
- Carl Schröter (1888-1952), Politiker (DVP, CDU), MdB, MdL (Preußen, Schleswig-Holstein)
- Kay Hoff (* 1924), Schriftsteller
- Elisabeth Plessen (* 1944), Schriftstellerin
- Ernst-Otto Schlöpke (*1922), niederdeutscher Schriftsteller
- Harald Schliemann (* 1944), Jurist und Politiker, ehemaliger Justizminister in Thüringen
Quellen
- ↑ Schiffbau im Neustädter Hafen im 17. Jahrhundert
- ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
- ↑ Wiederaufbau Neustadts in den Jahren 1818-1820
Weblinks
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