- Bahnhof Meiningen
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Bahnhof Meiningen Empfangsgebäude: links preußisch – rechts bayerisch Daten Kategorie 4 Betriebsart Trennungsbahnhof Bauform Durchgangsbahnhof
KopfbahnhofBahnsteiggleise 4 Abkürzung UM Eröffnung 2. November 1858 – preußischer Teil
15. Dezember 1874 – bayerischer TeilProfil auf Bahnhof.de Nr. 4033 Architektonische Daten Baustil Klassizismus Lage Stadt Meiningen Land Thüringen Staat Deutschland Koordinaten 50° 34′ 27″ N, 10° 25′ 15″ O50.57416666666710.420833333333Koordinaten: 50° 34′ 27″ N, 10° 25′ 15″ O Eisenbahnstrecken Bahnhöfe in Thüringen Der Bahnhof Meiningen ist ein Knotenpunkt von vier Bahnlinien und mit seinen Einrichtungen der bedeutendste Bahnhof in Südthüringen.
Er besteht aus zwei einst getrennten Bahnhofsteilen, dem ehemaligen Preußischen Bahnhof als Durchgangsbahnhof an der Werrabahn und dem Bayerischen Bahnhof als Kopfbahnhof und damit Endbahnhof der Bahnstrecke Schweinfurt–Meiningen.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Der Meininger Bahnhof liegt am Streckenkilometer 60,69 der Werrabahn und weiterhin am Streckenkilometer 77,90 der Bahnstrecke Schweinfurt–Meiningen. Der Bahnhof befindet sich am östlichen Rand des Stadtzentrums von Meiningen neben dem Englischen Garten und trennt die Stadtteile Zentrum und Oststadt. Die Altstadt und mehrere öffentliche Einrichtungen wie das Meininger Theater, Schloss Elisabethenburg, Hotels und das Justizzentrum befinden sich in unmittelbarer Nähe.
Geschichte
Bis 1900
Bereits 1838 entstand der erste Plan für den Bau eines Bahnhofes in Meiningen im Rahmen der ersten Projektierung einer Bahnlinie durch das Werratal. Das Bahngelände sollte ursprünglich nordwestlich der Altstadt am Fuße des Herrenberges liegen[1]. Das Projekt zerschlug sich zunächst wegen fehlender Konzessionen. Erst 20 Jahre später wurde am heutigen Standort nach einer Bauzeit von zwei Jahren der Bahnhof im Zuge der Eröffnung der Werrabahn am 2. November 1858 eingeweiht. Der Bahnhof wurde Sitz der Werra-Eisenbahn-Gesellschaft, die die Konzession für den Bau und Betrieb der Werrabahn erhielt. Bereits bei seiner Eröffnung bestand der Bahnhof aus dem Empfangsgebäude und sechs weiteren Bauten, darunter eine Lokomotiv-Remise mit Reparaturwerkstatt und Koks-, Wagen- und Güterschuppen[1]. Um den stetig steigenden Bedarf an Wartungs- und Reparaturarbeiten am Fahrzeugpark der Werrabahn gerecht zu werden, entstand ab 1863 gegenüber dem Empfangsgebäude eine Betriebswerkstätte mit Ringlokschuppen und Drehscheibe.
Am 15. Dezember 1874 nahmen die Königlich Bayerische Staats-Eisenbahnen die Bahnstrecke Schweinfurt–Meiningen in Betrieb. Sie errichteten südlich an den bestehenden Bahnhof der Werrabahn anlehnend den eigenständigen Bayerischen Bahnhof als Kopfbahnhof mit Empfangsgebäude, Bahnsteigen, Lok-Remise mit fünf Ständen, Drehscheibe und weiteren Gleisanlagen[1]. Damit verdoppelte sich nahezu das Bahngelände und erstreckte sich jetzt über 1300 Meter zwischen den beiden Einfahrtsstellwerken. Da sich die Anzahl der Gleise am Bahnübergang in der Marienstraße von zwei auf zehn erhöhte, war eine Verkehrsregelung mit Schranken nicht mehr zumutbar. So wurde ein rund 100 Meter langer Straßentunnel gebaut, der die Gleisanlagen und Bahnsteige unterquert und seitdem die Stadtteile Zentrum und Oststadt miteinander verbindet. Durch den Bau des Bayerischen Bahnhofs und die für den Tunnelbau notwendige Absenkung der Marienstraße waren im nachfolgenden Straßennetz sowie im weiteren Umfeld des Bahnhofes große topografische Veränderungen nötig. So musste auch das städtische Straßennetz östlich des Bahngeländes neu geordnet werden und es waren weitere Kunstbauten zu errichten.
Mit der Eröffnung der Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen 1884 erhielt der Bahnhof Anschluss an die Fernzugverbindung Berlin–Erfurt–Würzburg–Stuttgart[2]. 1895 übernahm die Preußische Staatsbahn die Werrabahn und deren Bahnanlagen wurden zum Preußischen Bahnhof.
1900 bis 1945
Um 1900 entstand zwischen den preußischen und bayerischen Empfangsgebäuden ein eingeschossiger Gebäudetrakt, der die neue Bahnhofshalle mit Freitreppe und Verladerampe aufnahm. Die als Nebenwerkstatt bezeichnete Betriebswerkstätte entwickelte sich seit ihrer Gründung bis 1900 zu einem zusammenhängenden Hallenkomplex von 200 Meter Länge mit 26 Lokomotiv-Ständen und einer Reihe von Werkstätten und weiteren Einrichtungen. Sie wurde 1902 zu einer Hauptwerkstätte erhoben. Die Kapazitäten der Hauptwerkstätte stießen bald an ihre Grenzen, so errichtete die Preußische Staatsbahn 1914 einen Kilometer nördlich des Bahnhofs eine neue Hauptwerkstätte, das spätere „RAW Meiningen“ und heutige Dampflokwerk Meiningen. Die alte Hauptwerkstätte wurde daraufhin etwas zurückgebaut und in ein Bahnbetriebswerk umgewandelt. In den folgenden Jahren fand eine Verlängerung und Überdachung aller Bahnsteige mit Ausnahme des Bahnsteigs 2 statt.
Nach Bildung der Deutschen Reichsbahn kam der ganze Bahnhof zur Reichsbahndirektion Erfurt, die hier eines von neun Betriebsämtern einrichtete. Weiterhin wurde der Bahnhof Sitz eines Maschinenamtes und eines Verkehrsamtes. Das Bahnbetriebswerk wurde vergrößert und erhielt eine größere Drehscheibe. Im südlichen Teil des Bahngeländes entstand ein Tanklager zur Treibstoffversorgung von Tankstellen. Im Zweiten Weltkrieg zerstörte ein amerikanischer Luftangriff während der Operation Clarion die südlichen Gleisanlagen, eine darüber führende Straßenbrücke, das Stellwerk 4 und das Tanklager[3].
1945 bis 1990
Nach dem Krieg wurde im Juli 1945 die Bahnlinie nach Schweinfurt unterbrochen. Auf dieser Strecke verkehrten die Züge dann nur noch bis Rentwertshausen und Römhild. Die Lok-Remise der ehemaligen Bayerischen Staatsbahn baute man zu einem Kohlebahnhof um. Die Sowjetarmee errichtete zwischen dem Güterbahnhof und dem Bahnbetriebswerk eine Verladerampe für schweres Kriegsgerät.
1960 fand der letzte größere Umbau des Personenbahnhofs statt. Es entstand an Stelle der alten Bahnhofshalle eine neue Halle mit Fahrkartenschalter, Gepäckschließfächern, Mitropa, Zeitungsshop, Kiosk, Toiletten und später einem Intershop. Eine große Freitreppe führte auf den Bahnhofsvorplatz[1].
Nach dem Bau der innerdeutschen Grenze richtete die DR in der DDR neue Fernverbindungen ein. Der Bahnhof Meiningen war nun Start- und Endpunkt von Schnell- und Eilzügen nach Erfurt, Halle (Saale), Leipzig, Berlin, Dresden – Görlitz und Stralsund – Barth (Ostsee). Der Bahnverkehr und die Zahl der Reisenden nahm dadurch von 1960 bis 1989 enorm zu. Die Zahl der täglichen Zugverbindungen stieg auf über 200 Zugfahrten an.
Um 1970 wurde eine Städteschnellverkehr-Zugverbindung nach Berlin eingerichtet. Ab dem 25. Oktober 1976 verkehrte der Städteexpress „Rennsteig“ zwischen Meiningen und Berlin. 1980 wurden im Bahnbetriebswerk eine neue Ringlokhalle mit 12 Lokständen und Drehscheibe eingeweiht. Weiterhin entstand eine Reisezug-Waschanlage im bayerischen Bahnhofsteil.
Ab 1990
Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 und der Wiedereröffnung der Bahnlinie Meiningen-Schweinfurt 1991 wurden zunächst neue Schnellzugverbindungen von Berlin über Meiningen nach Würzburg oder Schweinfurt eingerichtet. Nach Einstellung dieser Linien durch die Deutsche Bahn Ende der 1990er Jahren verlor der Bahnhof Meiningen zunehmend an Bedeutung. 1998 erbaute die Stadt nahe der Bahnsteige 1 und 2 einen neuen Busbahnhof, der für den Reisenden einen guten Verkehrsverbund Bahn-Bus anbietet. Das Tanklager und die als Kohlebahnhof genutzte Lok-Remise des Bayerischen Bahnhofs wurden abgerissen. An deren Stelle befindet sich heute die Meininger Stützpunktfeuerwehr.
2001 übergab die Deutsche Bahn der 1999 gegründeten Süd-Thüringen-Bahn (STB) den Schienen-Personen-Nahverkehr (SPNV) für den Südthüringer Raum, die daraufhin neue Bahnlinien und ihren Betriebsstandort im Meininger Bahnhof einrichtete. Die STB übernahm im gleichen Jahr das Bahnbetriebswerk und nutzt es seitdem als Instandhaltungswerk und Betriebsstätte. Seit 2004 betreibt die Erfurter Bahn (EB) mit dem Unterfranken-Shuttle eine neue direkte Bahnverbindung von Meiningen nach Schweinfurt (Main-Rhön-Bahn). Sie nutzt hierbei für den Unterfranken-Shuttle die Gleise und Bahnsteige des Bayerischen Bahnhofs sowie den Meininger Bahnhof als weiteren Betriebsstandort. Der bayerische Bahnhofsteil dient weiterhin zum Abstellen der Regionalexpresszüge der Deutschen Bahn. Zum 150. Jubiläum der Werrabahn am 2. November 2008 wurde während eines Bahnhofsfestes eine Gedenktafel am Empfangsgebäude angebracht.
Der Bahnhof
Empfangsgebäude
Das Empfangsgebäude ist ein klassizistisches Bauwerk und besteht aus zwei Teilen. Das nördlich gelegene größere Gebäude entstand 1858 für die Werrabahn und wurde 1895 von der Preußische Staatsbahn übernommen. Den südlich gelegenen Bau errichtete die Bayerische Staatsbahn 1874 mit der Eröffnung der Bahnstrecke Schweinfurt–Meiningen. 1900 verband man beide Gebäude mit einem eingeschossigen Flachbau, in dem die Bahnhofshalle und Serviceeinrichtungen untergebracht sind. Im Empfangsgebäude befinden sich folgende Kundeneinrichtungen: Reiseagentur/Fahrkartenschalter, Fahrkartenautomaten, Geldautomat, Bäckerei mit Imbiss, Wartebereich, Spielothek. Im Gebäude sind weiterhin die Leitungen der Betriebshöfe der Süd-Thüringen-Bahn und der Erfurter Bahn sowie eine Außenstelle des Regionalbereichs Südost mit Sitz in Leipzig der DB Netz AG untergebracht. Direkt vor dem Empfangsgebäude wartet eine Taxizentrale auf Fahrgäste, daneben liegt der Meininger Busbahnhof des ÖPNV. Auf dem Bahnhofsvorplatz sind Fahrrad-Stellplätze und ein PKW-Parkplatz eingerichtet.
Gleise und Bahnsteige
Bei einer Länge von 1,3 Kilometer nimmt das Bahnhofsgelände eine Fläche von rund zehn Hektar ein. Er verfügt über 41 Gleise mit insgesamt 9.222 m Länge. Hierbei entfallen 13 Gleise auf den bayerischen Bahnhofsteil. Das längste Gleis ist das Gleis 2 mit 937 m, das kürzeste das Verbindungsgleis V66 mit 10 m[4]. Der Personenbahnhof besteht aus einen Durchgangsbahnhof mit den Bahnsteiggleisen 1, 1a, 2 und einem Kopfbahnhof mit den Bahnsteigen 3 und 4. Alle Bahnsteige sind barrierefrei zu erreichen. Die Bahnsteige haben folgende Fahrtziele, Längen und Höhen[5].
- Bahnsteiggleis 1: Eisenach, Erfurt, Sonneberg, Grimmenthal / Länge 301 m / Höhe 55 cm.
- Bahnsteiggleis 1a: Erfurt / Länge 90 m / Höhe 55 cm.
- Bahnsteiggleis 2: Sonneberg / 315,6 m / 30 cm.
- Bahnsteiggleis 3: Erfurt, Chemnitz, Eisfeld, Sonneberg, Neuhaus a.R. / 343,2 m / 38 cm.
- Bahnsteiggleis 4: Schweinfurt, Bad Kissingen / 343,2 m / 38 cm.
Weitere Bahnhofsteile
An der Ostseite des Bahngeländes liegt der ehemalige Güterbahnhof. Hier haben sich eine Verkaufseinrichtung und ein Handwerksbetrieb angesiedelt. An der Westseite befinden sich der Verladebahnhof und der bayerische Bahnhofsteil, der überwiegend als Betriebshof für den Unterfranken-Shuttle der Erfurter Bahn (EB) sowie den Regionalexpresszügen der DB vorbehalten ist. Für den reibungslosen Verkehr stehen drei Stellwerke zur Verfügung, ein viertes wurde stillgelegt. Gegenüber dem Empfangsgebäude befindet sich das Bahnbetriebswerk Meiningen. Es wird als Betriebsstätte der Süd-Thüringen-Bahn genutzt. Des Weiteren ist auf dem Bahnhof ein Polizeirevier der Bundespolizei ansässig. Der Bahnhof befand sich 2010/11 in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand. Ab Januar 2010 führte die DB eine Sanierung von Bahnsteigen und Überdachungen, aber nicht des Empfangsgebäudes durch.
Personenverkehr
Mit 96 Zugfahrten täglich (Wochentag/Stand 2010) gibt es vom Bahnhof Meiningen über vier Bahnlinien direkte Verbindungen in folgende Orte, die mit Regional-Express-Zügen (RE) und Regionalbahnen (RB) bedient werden.
Zuggattung Bahnlinie Richtung Unternehmen Takt KBS Anschlussmöglichkeit
am ZielbahnhofRE RE 14 Erfurt
(Chemnitz)Deutsche Bahn vier Verbindungen 570 ICE Leipzig–Frankfurt/Main
ICE Wiesbaden–Dresden
IC Stralsund-DüsseldorfRB STB 4 Erfurt Süd-Thüringen-Bahn 120-Minuten-Takt 570 siehe oben RB STB 1 Eisenach Süd-Thüringen-Bahn 60-Minuten-Takt 575 siehe oben RB STB 1 Eisfeld
SonnebergSüd-Thüringen-Bahn 60-Minuten-Takt 569 RE Sonneberg–Nürnberg
RB Sonneberg–Neuhaus/Rennweg (STB 2)RB EB 4 Schweinfurt
Bad KissingenErfurter Bahn
Unterfranken-Shuttle120-Minuten-Takt 815 RE Würzburg–Hof
RE Würzburg–NürnbergRB STB Grimmenthal Süd-Thüringen-Bahn 120-Minuten-Takt 570 RE 7 Erfurt–Würzburg Die Linie zum sieben Kilometer entfernten Bahnhof Grimmenthal fungiert im Zwei-Stunden-Takt als Zubringer zum direkten Anschluss an den Regional-Express Mainfranken-Thüringen-Express der DB (Erfurt-Würzburg) (KBS 570).
←Linien →Beginn RE 14
nach ErfurtGrimmenthal Walldorf (Werra) STB 1
WerrabahnUntermaßfeld Beginn STB 4
nach ErfurtUntermaßfeld Beginn EB 4
Main-Rhön-BahnRitschenhausen Literatur
- Dr. Georg Thielmann und Hermann Lohr: Bahnbetriebswerk Meiningen. Bahn & Bild Verlag, Berlin.
- Tino Avemark: Der Meininger Bahnhof im Wandel der Zeit. Bielsteinverlag, Meiningen 2008, ISBN 978-3-9809504-3-5.
Weblinks
Commons: Bahnhof Meiningen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienDeutsche Bahn AG:
- Bahnhof Meiningen, Gleise in Serviceeinrichtungen (PDF-Datei; 250 kB)
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Tino Avemark: Der Meininger Bahnhof im Wandel der Zeit. Bielsteinverlag, Meiningen 2008.
- ↑ Schmidt-Raßmann: Meiningen wie es früher war. Wartbergverlag, 1992.
- ↑ Ingrid Reißland: 23. Februar 1945 – Bombenangriff. im Meininger Tageblatt, 22. Februar 1997.
- ↑ DB Netze: Gleise in Serviceeinrichtungen, Stand Oktober 2010.
- ↑ DB-Konzern: Bahnsteiginformation, Stand Oktober 2010.
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