- Tetrahydrofuran
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Strukturformel Allgemeines Name Tetrahydrofuran Andere Namen - Tetramethylenoxid
- 1,4-Epoxybutan
- Oxacyclopentan
- Oxolan
- THF
Summenformel C4H8O CAS-Nummer 109-99-9 PubChem 8028 Kurzbeschreibung farblose, etherisch riechende Flüssigkeit[1]
Eigenschaften Molare Masse 72,11 g·mol−1 Aggregatzustand flüssig
Dichte 0,89 g·cm−3 (20°C)[2]
Schmelzpunkt Siedepunkt 65,81°C[4]
Dampfdruck Löslichkeit mischbar mit Wasser[1], Ethanol, Aceton und Diethylether[2]
Dipolmoment Brechungsindex 1,4070[5]
Sicherheitshinweise GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [6] Gefahr
H- und P-Sätze H: 225-319-335 EUH: 019 P: 210-233-243-305+351+338 [1] EU-Gefahrstoffkennzeichnung aus EU-Verordnung (EG) 1272/2008 (CLP) [6] Leicht-
entzündlichReizend (F) (Xi) R- und S-Sätze R: 11-19-36/37 S: (2)-16-29-33 MAK 150 mg·m−3[1]
LD50 1650 mg·kg−1 (Ratte, peroral)[5]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C Tetrahydrofuran (THF) ist ein organisches Lösungsmittel und gehört zur Stoffklasse der (cyclischen) Ether.
Inhaltsverzeichnis
Physikalische Eigenschaften
Tetrahydrofuran ist eine farblose, brennbare Flüssigkeit mit etherartigem Geruch. Es ist mit Wasser bis zu einer Temperatur von 71,8°C vollständig mischbar, oberhalb dieser Temperatur bildet sich eine kleine Mischungslücke aus, die sich bei 137,1°C wieder schließt.[7][8] Die Mischung mit Wasser erfolgt unter Volumenkontraktion.[9] Mit Alkoholen, Ketonen und Ethern ist THF unbegrenzt mischbar.
Bei einem Wassergehalt von 19,9 Mol% wird bei Atmosphärendruck ein azeotroper Siedepunkt von 63,8°C beobachtet.[10] Bei Alkoholen werden nur mit Methanol und Ethanol bei Atmosphärendruck azeotrope Phasendiagramme beobachtet.[4] Die Phasendiagramme mit höheren Alkoholen wie 1-Propanol und 2-Propanol sind zeotrop.[4] Die azeotropen Siedepunkte bei Normaldruck liegen für Methanol bei 60,7°C bei einem THF-Anteil von 49,7 Mol% bzw. für Ethanol bei 65,7°C bei einem THF-Anteil von 85 Mol%.[4] Diese Azeotrope sind deutlich druckabhängig und verschwinden für Ethanol bei niedrigeren Drücken.[11] Weitere Azeotrope werden mit den Lösungsmitteln n-Hexan bei 63 °C mit einem THF-Anteil von 50 Ma%, mit Cyclohexan bei 60 °C mit einem THF-Anteil von 97 Ma% und mit Aceton bei 64 °C mit einem THF-Anteil von 8 Ma% gebildet.[12]
Die Dampfdruckkurve (Abb. 4) lässt sich im Temperaturbereich von 296 K bis 373 K mit der Antoine-Gleichung als log10(p) = A−(B/(T+C)) (p in bar, T in K) mit A = 4,12118, B = 1202,942 und C = −46,818 beschreiben.[13]
Die Temperaturabhängigkeit der Verdampfungsenthalpie (Abb. 5) lässt sich entsprechend der Gleichung ΔVH0=A·exp(−β·Tr)(1−Tr)β (ΔVH0 in kJ/mol, Tr =(T/Tc) reduzierte Temperatur) mit A = 46,11 kJ/mol, β = 0,2699 und Tc = 540,2 K im Temperaturbereich zwischen 302 K und 339 K beschreiben.[14]
Die wichtigsten thermodynamischen Eigenschaften sind in der folgenden Tabelle aufgelistet:
Eigenschaft Formelzeichen Wert (Bemerkung) Standardbildungsenthalpie ΔfH0(g) −184,2 kJ·mol−1[15] Standardentropie S0(l)
S0(g)203,9 J·mol−1·K−1 (Flüssigkeit)[3]
301,7 J·mol−1·K−1 (Gas)[16]Verbrennungsenthalpie ΔcH0(l) −2505,8 kJ·mol−1[17] Wärmekapazität cp 124,1 J·mol−1·K−1 (als Flüssigkeit bei 25°C) [18] Schmelzenthalpie ΔfH0 8,540 kJ·mol−1 (am Schmelzpunkt)[3] Schmelzentropie ΔfS0 51,8 kJ·mol−1 (am Schmelzpunkt)[3] Verdampfungsenthalpie ΔvH0 29,8 kJ·mol−1 (am Normaldrucksiedepunkt)[14] Tripelpunkt Ttriple
ptriple164,76 K[3]
101,33 kPa[3]Kritische Temperatur Tc 268°C[19] Kritischer Druck pc 51,9 bar[19] Kritisches Volumen Vc 0,225 l·mol-1[19] Azentrischer Faktor ωc 0,22535[20] Sicherheitstechnische Kenngrößen
Tetrahydrofuran bildet leicht entzündliche Dampf-Luft-Gemische. Die Verbindung hat einen Flammpunkt bei −20°C. Der Explosionsbereich liegt zwischen 1,5 Vol% (46 g/m3) als untere Explosionsgrenze (UEG) und 12,4 Vol% (370 g/m3) als obere Explosionsgrenze (OEG).[1] Eine Korrelation der Explosionsgrenzen mit der Dampfdruckfunktion ergibt einen unteren Explosionspunkt von −24°C sowie einen oberen Explosionspunkt von 13°C. Die Grenzspaltweite wurde mit 0,87 mm bestimmt.[1] Es resultiert damit eine Zuordnung in die Explosionsgruppe IIB.[1] Die Zündtemperatur beträgt 230°C.[21] Der Stoff fällt somit in die Temperaturklasse T3. Die elektrische Leitfähigkeit ist mit 4,6·10-8 S·m-1 eher gering.[22]
Entsprechend den Gefahrgutvorschriften ist Tetrahydrofuran der Klasse 3 (Entzündbare flüssige Stoffe) mit der Verpackungsgruppe II (mittlere Gefährlichkeit) zugeordnet (Gefahrzettel: 3).[1]
Chemische Eigenschaften
Wie viele Ether bildet auch THF beim längeren Stehen an der Luft und unter Lichteinwirkung durch Autoxidation ein Peroxid. Dieses kann beim Abdestillieren von THF als hochexplosiver Rückstand zurückbleiben. Es empfiehlt sich daher vor jeder Destillation von THF einen Peroxidtest durchzuführen und ggf. die Peroxide durch Behandeln mit festem Kaliumhydroxid auszufällen.
Beim Erhitzen in Anwesenheit von Salzsäure wird der Ether leicht unter Bildung von 4-Chlor-butanol und später 1,4-Dichlorbutan gespalten.[23]
Darstellung und Gewinnung
THF wird durch Hydrierung von Furan gewonnen. Die großtechnische Herstellung erfolgt durch die säurekatalysierte Cyclisierung von 1,4-Butandiol. Bei dieser Reaktion findet eine intramolekulare nukleophile Substitution statt, bei der Wasser abgespalten wird.
Verwendung
Tetrahydrofuran wird als Lösungsmittel für PVC, Polystyrol, Polyurethane, Cellulosenitrat, Klebstoffe und Lacke verwendet; es ist ein Zwischenprodukt bei der Polyamid-, Polyester- und Polyurethan-Herstellung, und es dient zur Gewinnung von Tetrahydrothiophen und Pyrrolidin. Es ist ein wichtiges Vorprodukt für Polytetrahydrofuran. In zahlreichen organischen Reaktionen wird es aufgrund seiner Donorwirkung als Lösungsmittel eingesetzt.
Neben Diethylether ist Tetrahydrofuran eines der wichtigsten Lösungsmittel für Reaktionen mit basischen und neutralen Reaktanden, da es gute Lösungseigenschaften besitzt und weitgehend inert ist. Bei Reaktionen mit stark (lewis-)sauren Reaktanden muss man mit Etherspaltung rechnen. Bei schwächer (lewis-)sauren Reaktanden geht Tetrahydrofuran oft Säure-Base-Addukte ein.
Ein verwandter cyclischer Ether ist 1,4-Dioxan.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Eintrag zu Tetrahydrofuran in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 3. Januar 2008 (JavaScript erforderlich).
- ↑ a b The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1585, ISBN 978-0-911910-00-1.
- ↑ a b c d e f B. V. Lebedev, I. B. Rabinovich, V. I. Milov, V. Ya. Lityagov: Thermodynamic properties of tetrahydrofuran from 8 to 322 K, in: J. Chem. Thermodyn. 1978, 10 (4), 321–329; doi:10.1016/0021-9614(78)90064-2.
- ↑ a b c d Yoshio Yoshikawa, Akira Takagi, Masahiro Kato: Indirect Determination of Vapor-Liquid Equilibria by a Small Ebulliometer. Tetrahydrofuran-Alcohol Binary Systems, in: J. Chem. Eng. Data 1980, 25 (4), 344–346; doi:10.1021/je60087a017.
- ↑ a b c Ullrich Jahn, in: Roempp Online - Version 3.5, 2009, Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
- ↑ a b Eintrag zu CAS-Nr. 109-99-9 im European chemical Substances Information System ESIS (ergänzender Eintrag)
- ↑ J. Matous, J. Hrancirik, J. P. Novak, J. Sobr: Liquid-liquid equilibrium in the system water-tetrahydrofuran, in: Coll. Czech. Chem. Commun. 1970, 35, 1904–1905.
- ↑ J. Matous, J. P. Novak, J. Sobr, J. Pick: Liquid-liquid equilibrium in the system water-tetrahydrofuran (2), in: Coll. Czech. Chem. Commun 1972, 37, 2653–2663.
- ↑ Dortmunder Datenbank.
- ↑ W. Hayduk, H. Laudie, O. H. Smith: Viscosity, freezing point, vapor-liquid equilibriums, and other properties of aqueous-tetrahydrofuran solutions, in: J. Chem. Eng. Data 1973 18 (4), 373–376; doi:10.1021/je60059a027.
- ↑ E. Brunner, A. G. R. Scholz: Isobaric vapor-liquid equilibria of the tetrahydrofuran/ethanol system at 25, 50, and 100 kPa, in: J. Chem. Eng. Data 1984, 29 (1), 28-31; doi:10.1021/je00035a011.
- ↑ Smallwood, I.M.: Handbook of organic solvent properties, Amold, a member of the Hodder Headline Group London 1996, ISBN 0340645784, S. 217.
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- ↑ Technische Regel für Betriebssicherheit - TRBS 2153, BG RCI Merkblatt T033 Vermeidung von Zündgefahren infolge elektrostatischer Aufladungen, Stand April 2009, Jedermann-Verlag Heidelberg.
- ↑ Autorenkollektiv: Organikum, 22. Auflage, Wiley-VCH, 2004, ISBN 978-3-527-31148-4.
Weblinks
BASF- Technische Brochüre "Tetrahydrofuran (THF) - Storage and Handling"
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