- Colditz
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Wappen Deutschlandkarte 51.12916666666712.808333333333156Koordinaten: 51° 8′ N, 12° 48′ OBasisdaten Bundesland: Sachsen Direktionsbezirk: Leipzig Landkreis: Leipzig Höhe: 156 m ü. NN Fläche: 83,55 km² Einwohner: 9.370 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 112 Einwohner je km² Postleitzahl: 04680 Vorwahl: 034381 Kfz-Kennzeichen: L Gemeindeschlüssel: 14 7 29 080 Stadtgliederung: Kernstadt; 3 Ortsteile Adresse der
Stadtverwaltung:Markt 1
04680 ColditzWebpräsenz: Bürgermeister: Matthias Schmiedel (Parteilos) Lage der Stadt Colditz im Landkreis Leipzig Colditz ist eine Stadt im Landkreis Leipzig in Sachsen, direkt an der Zwickauer Mulde gelegen. Die Stadt ist überregional durch das Schloss Colditz bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind (im Uhrzeigersinn, westlich beginnend) die Stadt Bad Lausick und die Stadt Grimma (beide im Landkreis Leipzig) sowie die Städte Leisnig, Hartha und Geringswalde und die Gemeinden Zettlitz und Königsfeld im Landkreis Mittelsachsen.
Ortsteile
Geschichte
Kommunalwahl 2009Wahlbeteiligung: 49,1 %%40302010038,5%31,2%9,8%7,5%5,5%3,9%3,5%Gewinne und VerlusteDie Region Colditz wurde 1046 als Burgwardbezirk Cholidistcha erstmals urkundlich erwähnt. Im 12. Jahrhundert entstand eine Kaufmannssiedlung und die spätere St. Nikolaikirche. Die erstmalige Erwähnung der Stadt Colditz selbst erfolgte im Jahre 1265 als „civitas“. 1404 wurde die Herrschaft Colditz von den Wettinern erworben, womit die Eingliederung in die Markgrafschaft Meißen erfolgte. Im Jahre 1456 errichtete der Kurfürst Friedrich II., der Sanftmütige (1428–1464) seiner Gemahlin Margaretha, geb. Erzherzogin von Östeerich, als Ausgleich für das ihr zustehende hohe Leibgedinge die Münzstätte Colditz.
1504 wurde Colditz von einem großen Stadtbrand heimgesucht; zeitgleich wurde mit dem Umbau der Burg Colditz zum Schloss Colditz begonnen. Im 16. Jahrhundert blühte das Tuchmacher- und Leineweberhandwerk auf.
Zwischen 1578 und 1591 war der Renaissancebau des Schlosses Jagdaufenthaltsort des kursächsischen Hofes und in den Jahren 1602–1622 Witwensitz der Kurfürstin Sophie von Sachsen in Colditz und Rochlitz. Ab dem 18. Jahrhundert begann die Verwendung Colditzer Tone auf kurfürstliche Anweisung in der 1710 gegründeten Meißener Porzellan-Manufaktur. Von 1800 bis 1803 wurde im Schloss ein Armenhaus, dann ein Landarbeiterhaus eingerichtet. 1804 begann die Erste Tonverarbeitung in der Colditzer Steingutfabrik Thomsberger & Hermann. Das Schloss wurde 1829 zur Landesversorgungsanstalt für Geisteskranke. Im Ortsteil Zschadraß wurde 1868 eine psychiatrische Klinik gegründet, die lange Zeit zu den bedeutendsten und innovativsten Einrichtungen ihres Faches in Sachsen zählte.
1933/34 erfolgte die Einrichtung eines Konzentrationslagers der SA für 600 Gegner des Nationalsozialismus im Schloss, das danach zwischen 1936 und 1937 als Reichsarbeitsdienst-Lager und von 1940 bis 1945 als Gefangenenlager für Offiziere (Oflag IV C) diente. Dieser Umstand wurde in dem britischen Film Colditz – Flucht in die Freiheit 2005 verfilmt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges im November 1944 wurde auf dem Gelände der Steingutfabrik Südwerk ein Außenlager des KZ Buchenwald eingerichtet, in dem über 450 jüdische KZ-Häftlinge für die Hugo Schneider AG Panzerfäuste herstellen mussten. Viele starben an den grausamen Lebensbedingungen, am Sadismus der SS-Bewacher und schließlich auf dem Todesmarsch im April 1945.
1958 markiert den Beginn der Porzellanherstellung in Colditz im VEB Colditzer Porzellanwerk. Dieses war in einem Kombinat mit u.a dem Porzellanwerk Kahla verbunden. Colditz stellte einen beträchtlichen Teil des in der DDR bekannten Mitropa-Porzellans her, welches man am Herstellerlogo "cp" erkennen kann.
2002 war die Stadt vom Jahrhunderthochwasser betroffen.
Seit dem 1. Januar 2011 bilden die Stadt Colditz, die ehemalige Nachbargemeinde Zschadraß sowie die vier südlichen Ortsteile Leisenau, Sermuth, Zschetzsch und Schönbach der ehemaligen Gemeinde Großbothen die neue Einheitsgemeinde Stadt Colditz.[2]
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):
Jahr Einwohner 1834 3248 1960 6797 1990 6635* 2000 5756 Jahr Einwohner 2002 5506 2004 5286 2006 5116 2007 5048 2009 4870
* (3. Oktober)- Datenquelle ab 1990: Statistisches Landesamt Sachsen
Städtepartnerschaften
- Holzwickede bei Dortmund, NRW
- Ochsenfurt bei Würzburg, Bayern
- St. Stefan im Gailtal, Kärnten
- Łowicz bei Łódź, Polen
Gedenkstätten
- Massengrab und Gedenkanlage auf dem Neuen Friedhof für KZ-Häftlinge des Außenlagers, die Opfer der Zwangsarbeit wurden; seit 1995 mit zwei weiteren Tafeln für Zwangsarbeiter und die alliierten Kriegsgefangenen
- Sowjetischer Ehrenhain auf dem gleichen Friedhof mit Gedenkstein für zwei Rotarmisten und 16 Kriegsgefangene, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden
- Gedenktafeln am Schloss für die 800 misshandelten Gefangenen eines frühen Konzentrationslagers, sowie an gefangene alliierte Offiziere und deren Kameraden, die ihnen bei der Flucht halfen
- Reihen-Gräber auf dem Neuen Friedhof mit Colditzer Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg, die überwiegend in Heimatlazaretten gestorben waren.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Schloss Colditz, das im Zweiten Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager für ranghohe Offiziere diente. Winston Churchills Neffe Giles Romilly war der prominenteste Gefangene. Das Kriegsgefangenenlager Schloss Colditz ist unter anderem in England sehr bekannt geworden, nachdem es einige TV-Verfilmungen und eine Serie gab, die die sehr häufigen und meist spektakulären Fluchtversuche der Häftlinge behandelten.
- Heimatmuseum mit umfangreicher Ausstellung zu den Fluchtversuchen der Gefangenen des Oflag IV-C
- Kunst- und Museumsprojekt "ort jenseits der strasse" mit Rauminstallationen zur Entwicklung der Psychiatrie (Zschadraß, Im Park 15 a)
- Johann-David-Köhler-Haus (Geburtshaus von Johann David Köhler)
- Stadtkirche St. Aegidien
- Friedhofskapelle St. Nicolai mit in das Portal und die Außenwand eingebautem Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs
- Heimatturm auf dem Töpelsberg
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- 1895: Otto von Bismarck, Reichskanzler
Söhne und Töchter der Stadt
- Wenzeslaus Linck (1483–1547), lutherischer Theologe und Reformator
- Alexius Crosner (1490–1535), Theologe
- Christoph Neander (1589–1625), Kreuzkantor in Dresden
- Christian Carpzov (1605–1642), Jurist und Rechtswissenschaftler
- Johann David Köhler (1684-1755), Historiker und Numismatiker
- Emil Cuno (1805–1859), Jurist und Politiker
- Ernst Bergmann (1881–1945), Professor für Philosophie und Pädagogik sowie engagierter Nationalsozialist
- Otto Naumann (* 1895), Politiker (NSDAP)
- Alfred Hoppe (1906–1985), Maler und Grafiker
- Helmut Drechsler (1916–1960), Tierfotograf
- Jürgen Schumann (1940–1977), Pilot der Lufthansa, RAF-Opfer
- Michael Kunczik (*1945), Sozialwissenschaftler
- Ulrike Bretschneider (* 1953), Politikerin (PDS)
- Clemens Pickel (* 1961), Bischof der Diözese Saratow in Russland
Literatur
- Karlheinz Blaschke: Die Frühgeschichte der Stadt Colditz. in: Sächsische Heimatblätter 11 Heft 4, 1965, S. 290-307. ISSN 0486-8234. Wiederabdruck in: Peter Johanek (Hrsg.) unter Mitarbeit von Uwe John: Stadtgrundriß und Stadtentwicklung. Forschungen zur Entstehung mitteleuropäischer Städte. Ausgewählte Aufsätze von Karlheinz Blaschke (= Städteforschung : Reihe A, Darstellungen Bd. 44). Köln, Weimar, Wien: Böhlau 1997, S. 207-224. ISBN 3-412-06897-7 . 2., unveränderte Auflage ebd. 2001. ISBN 3-412-02601-8 .
- Karlheinz Blaschke: Deutscher Städteatlas. Bd 3, 1. Teilbd. Acta Collegii Historiae Urbanae Societatis Historicorum Internationalis. Serie C. Stadtmappe Colditz, Dortmund-Altenbeken 1984. ISBN 3-89115-001-6
- Rat der Stadt Colditz (Hrsg.): 700 Jahre Stadt Colditz. Colditz 1965.
- Kriegsgefangenenlager Colditz Oflag IVc 1939–1945. Hrsg.v. Städtische Museum, Colditz 2004.
- Colditz. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 5. Band, Zwickau 1818, S. 48–63.
- Cornelius Gurlitt: Colditz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 19. Heft: Amtshauptmannschaft Grimma (1. Hälfte). C. C. Meinhold, Dresden 1897, S. 36.
Weblinks
Commons: Colditz – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienWikisource: Cholditz in der Topographia Superioris Saxoniae (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte- Homepage der Stadt Colditz
- Colditz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen – Bevölkerung des Freistaates Sachsen jeweils am Monatsende ausgewählter Berichtsmonate nach Gemeinden (Hilfe dazu)
- ↑ Vereinbarung (Entwurf), Stand: 13. September 2010, abgerufen am 22. Dezember 2010
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