- Bahnstrecke Göttingen–Bebra
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Göttingen–Bebra Kursbuchstrecke (DB): 540.1, 611, 613 Streckenlänge: 80,5 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Streckenklasse: D4 Stromsystem: 15 kV 16,7 Hz ~ Zweigleisigkeit: (durchgehend) Bundesländer (D): Niedersachsen, Hessen Betriebsstellen und Strecken[1] LegendeHannöversche Südbahn von Hannover Strecke von Bodenfelde SFS von Hannover 247,1 Göttingen Pbf Leine nach Abzw Grone u. Abzw Siekweg (SFS) nach Göttingen Gbf 244,9 Abzw Grone von Göttingen Gbf 242,4 Rosdorf (ehem. Pbf)) 238,0 Obernjesa (bis Mai 1990 Pbf) 233,4 Friedland (Han) Alte Trasse nach Arenshausen bis 1884 A 38 228,4 Eichenberg Nordkopf (Abzw) Eichenberger Kurve Halle-Kasseler Eisenbahn von Nordhausen 227,3 Eichenberg zur Gelstertalbahn nach Großalmerode zur Halle-Kasseler Eisenbahn Kassel–Halle, Gelstertalbahn Bebenroth-Tunnel (930 m) 220,8 Werleshausen Werra Schürzeberg-Tunnel (173 m) 218,3 Oberrieden 212,5 Bad Sooden-Allendorf 205,5 Albungen nach Eschwege Stadt (seit 2009) von Eschwege Stadt (–Leinefelde) 201,6 Eschwege West Keilbahnhof, bis 2009 Pbf) Strecke nach Treysa Strecke Leinefelde–Treysa 197,1 Wehretal-Reichensachsen (wieder seit 2003) Wehre 193,7 Hoheneiche (ehem. Pbf) Sontra 186,7 Sontra zum Gewerbegebiet Sontra Sontra 182,7 Berneburg 178,8 Cornberg (ehem. Pbf) Cornberger Tunnel (719 m) 177,4 Üst Bebra Tunnel 175,5 Asmushausen Braunhäuser Tunnel (293 m, bis 1963) Friedrich-Wilhelms-Nordbahn 167,4 nach Bebra Rbf Friedrich-Wilhelms-Nordbahn von Kassel 166,6 Bebra Pbf (Inselbahnhof) Thüringer Bahn von Leipzig Frankfurt-Bebraer Bahn nach Fulda Die Bahnstrecke Göttingen–Bebra ist eine in Nord-Süd-Richtung verlaufende Eisenbahnhauptstrecke, die überwiegend dem Durchgangsverkehr dient. Sie ist Bestandteil der alten Nord-Süd-Strecke und wurde bis 1991 von Intercityzügen befahren. Heute dient sie hauptsächlich dem Güterverkehr, daneben auch dem Regional- und Nachtzugverkehr.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
bis 1945
Der Abschnitt von Göttingen bis Friedland (Han) wurde 1867 als Teil einer Verbindungsstrecke nach Arenshausen an der Halle-Kasseler Eisenbahn eröffnet.
Nach der Annexion von Hannover und Kurhessen wollte die Preußische Staatsbahn die hannöversche Südbahn und die Frankfurt-Bebraer Eisenbahn direkt verbinden. Zusammen mit der gleichzeitig geplanten Bahnstrecke Elm–Gemünden sollte eine Nord-Süd-Achse entstehen. Zudem sollte die ebenfalls geplante, militärisch bedeutsame Kanonenbahn Anschlüsse nach Norden (Hannover–Göttingen) und Süden (Bebra–Hanau) erhalten. Als Anschluss im Norden waren auch Arenshausen und Witzenhausen in der Diskussion, man einigte sich aber auf Friedland und eine Verknüpfung mit der Halle-Kasseler Eisenbahn in Eichenberg.
1875 wurde Bebra–Niederhone (heute Eschwege West)–Eschwege Stadt (an der späteren Kanonenbahn) eröffnet. Ein Jahr später folgte Niederhone–Eichenberg–Friedland. Um die Wasserscheiden zwischen Fulda und Werra bei Cornberg und zwischen Werra und Leine bei Eichenberg zu überwinden, waren erhebliche Steigungen und vier Tunnel notwendig, die Strecke wurde kurvenreich.
Die Direktverbindung Friedland–Arenshausen wurde bereits 1884 aufgegeben, es genügten die Verbindungen über Eichenberg.
1908 bis 1910 wurden die Bahnanlagen in Göttingen umgestaltet, die Gleise wurden hochgelegt, ein heute stillgelegter Rangierbahnhof erbaut und die Bahnstrecke Göttingen–Bodenfelde angeschlossen. Dabei erhielt auch die Bahn nach Bebra eine neue Trasse von Göttingen bis Rosdorf westlich des Leinebergs. Die alte Strecke verlief nahezu geradeaus vom Göttinger Bahnhof (Abzweig von der Dransfelder Rampe am Bahnübergang Groner Landstraße) nach Rosdorf, daher auch die „Eisenbahnstraße“ im Leineviertel.
Der Verkehr entwickelte sich bis 1945 gut, aber nicht überragend. 1939 fuhren hier vier D-Zug-Paare, die benachbarte Main-Weser-Bahn Kassel–Frankfurt am Main brachte es auf zwölf.
Whisky-Wodka-Linie
Seit 1866 waren Landesgrenzen in dieser Region unbedeutend. Das änderte sich 1945 mit der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen. Etwas östlich des Bahnhofes Eichenberg grenzten die britische, amerikanische und sowjetische Besatzungszone aneinander. Auch diese Bahnstrecke wurde geteilt. Göttingen–Friedland war britisch, Eichenberg und Oberrieden–Bebra amerikanisch, etwa vier Kilometer um Werleshausen sowjetisch.
Um diese Lage zu entspannen, wurde 1945 im Wanfrieder Abkommen ein Gebietsaustausch vereinbart:
„Zum Abschluss der erfolgreichen Abmachung welches das Schicksal der sieben in Frage gestellten Dörfer besiegelte, beschenkten sich General Sexton und General Askalepov, gegenseitig mit einer Flasche Whisky und Wodka. Es war diese Begebenheit des Geschenkaustausches von Whisky und Wodka, welche bis zum heutigen Tage die neu errichtete Grenze zwischen den Besatzungszonen, die Whisky–Wodka–Linie, benannte.[2]“
Durch den neuen, spöttisch „Whisky-Wodka-Linie“ genannten Grenzverlauf lag die Strecke durchgehend im Bereich der Westalliierten und somit komplett auf dem Gebiet der späteren Bundesrepublik. Von Eichenberg bis Bad Sooden-Allendorf lag sie allerdings in Sichtweite der östlichen Wachttürme. Alle von Eichenberg (Halle-Kasseler Eisenbahn) und Eschwege Stadt (Kanonenbahn, mehrere Nebenbahnen) nach Osten führende Strecken fielen der Grenze zum Opfer.
bis 1990
Durch den „Eisernen Vorhang“ waren die östlichen Parallelverbindungen, insbesondere Skandinavien–Rostock, Hamburg–Halle und Leipzig–Saalebahn–Nürnberg, nicht mehr benutzbar. Die östlichste Nord-Süd-Strecke der Bundesrepublik wurde zur „Westumfahrung der DDR“. Hinzu kam ein starkes allgemeines Verkehrswachstum. Damit stieg die Nord-Süd-Strecke zu einer der wichtigsten Verbindungen auf. Im Sommer 1989 fuhren zwischen Göttingen und Bebra 37 Fernzüge pro Tag und Richtung.
Um den Verkehr beherrschen zu können, wurde die Strecke ausgebaut. Schon in den 1950er Jahren wurden leistungsfähigere Stellwerke errichtet, die an den Steigungen vor Cornberg und Eichenberg Gleiswechselbetrieb ermöglichten. Die Inbetriebnahme des einseitigen Gleiswechselbetriebes von Bebra nach Cornberg erfolgte am 17. Oktober 1951. Bis 1963 wurde die Strecke elektrifiziert. Um Platz für die Oberleitung zu schaffen, wurde der Braunhäuser Tunnel nach oben geöffnet, in den anderen Tunneln wurden die Gleise tiefer gelegt.
Viele kleinere Bahnhöfe wurden aufgegeben, damit die haltenden Nahverkehrszüge nicht die Intercitys behindern. Dies traf noch 1989 Obernjesa. Darüber hinaus wurden mit Ausnahme der Hauptstrecke Eichenberg–Kassel alle abzweigenden Strecken im Personenverkehr aufgegeben.
ab 1990
Bereits seit den 1960er Jahren wurde klar, dass die gesamte Nord-Süd-Strecke zu überlastet und zu langsam für attraktiven Fernverkehr ist. Bei Eichenberg lassen die Kurven nur 90 km/h zu, bei Bebra nur 70 km/h. Dies führte zur Planung und zum Bau der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg, die 1991 den schnellen Fernverkehr übernahm. Auf der alten Route blieben die Güterzüge, der Nachtzugverkehr und der Regionalverkehr.
1990 wurde die Halle-Kasseler Eisenbahn bei Eichenberg wiedereröffnet, in diesem Zusammenhang wurden der Bahnhof Eichenberg umgebaut, um hier Fernzüge zwecks Grenzkontrolle abfertigen zu können. Der Lauf der Geschichte (Deutsche Einheit) überholte diese Maßnahme aber, so dass der Bahnhof nur fünf Wochen zur Grenzabfertigung genutzt wurde und der Bahnsteig Richtung Halle heute dementsprechend überdimensioniert erscheint.
1998 folgte der Bau einer Verbindungskurve nordöstlich von Eichenberg, die direkte Fahrten von Göttingen nach Heiligenstadt ermöglicht. Sie übernimmt damit wieder die Funktion, die die 1884 aufgegebene Strecke hatte.
Heutiger Betrieb
Die Strecke ist vom Durchgangsverkehr, insbesondere mit Güterzügen (viele Container- und Autotransporte) geprägt.
Daneben ist sie wichtig zur Erschließung des Werra-Meißner-Kreises. Der Personenverkehr wird von der cantus Verkehrsgesellschaft mit Stadler FLIRT-Triebwagen alle zwei Stunden durchgängig von Göttingen bis Fulda, erbracht. Im Berufsverkehr ergänzen Züge Göttingen–Bebra das Angebot zu einem Stundentakt.
Der Nordhessische Verkehrsverbund hat zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2009 die Strecke zwischen Eschwege West und Eschwege Stadt als eigene Eisenbahninfrastruktur wieder in Betrieb genommen und modernisiert. Dabei wurde nördlich und südlich des Bahnhofs Eschwege West je eine Verbindungskurve zur Trasse der ehemaligen Kanonenbahn hergestellt. Dadurch wird der Bahnhof Eschwege West umfahren, dieser hat somit keinen planmäßigen Personenverkehr mehr. Der Haltepunkt Eschwege-Niederhone wurde neu eingerichtet. Der Stadtbahnhof Eschwege erhielt ein neues Empfangsgebäude, ein 2-geschossiges Parkhaus sowie einen großen, neuen zentralen Omnibusbahnhof.[3]
Zukunft
Neben dem Bebenroth-Tunnel soll zwischen 2010 und 2013 ein 1030 Meter langer Neubau entstehen. Danach wird der bisherige Tunnel saniert. Beide Röhren werden dann jeweils nur noch ein Gleis erhalten.[4]
Bildergalerie
Literatur
- Koch, Keller, Lauerwald: Bahnhof Eichenberg – Glanz, Fall und Wiederaufstieg eines Eisenbahn-Knotenpunktes, Verlag Vogt, Hessisch Lichtenau 1990, ISBN 3-9800576-6-6
- Sockel: Eisenbahntechnik, Jahrgang 5, Heft 11, Bericht über den einseitigen Gleiswechselbetrieb von Bebra nach Cornberg
- Eisenbahn-Magazin 8/2007, Seite 16: Eschwege erhält neuen Stadtbahnhof
Einzelnachweise
- ↑ Eisenbahnatlas Deutschland 2007/2008. 6 Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2007, ISBN 978-3-89494-136-9.
- ↑ The Whisky-Vodka-Line.
- ↑ mme: Wieder nach Eschwege. In: Eisenbahn-Revue International 5/2010, S. 213.
- ↑ D-Hannover: Bauarbeiten für Brücken, Tunnel, Schächte und Unterführungen. Dokument 199392-2009-DE im Elektronischen Amtsblatt der Europäischen Union
Weblinks
- Beschreibung der „Nord-Süd-Strecke“ auf www.rbd-erfurt.de
- Fotos der Tunnelportale auf www.eisenbahn-tunnelportale.de von Lothar Brill
- Informationen über den neuen Stadtbahnhof der Stadt Eschwege
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