- Eins, Zwei, Drei
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Filmdaten Deutscher Titel Eins, Zwei, Drei Originaltitel One, Two, Three Produktionsland USA Originalsprache Englisch Erscheinungsjahr 1961 Länge 115 Minuten Altersfreigabe FSK 6 Stab Regie Billy Wilder Drehbuch Billy Wilder
I.A.L. DiamondProduktion Billy Wilder / Mirisch Corporation / United Artists Musik André Previn Kamera Daniel L. Fapp Schnitt Daniel Mandell Besetzung - James Cagney: Mr. MacNamara
- Horst Buchholz: Otto Ludwig Piffl
- Pamela Tiffin: Scarlett Hazeltine
- Arlene Francis: Phyllis MacNamara
- Hanns Lothar: Schlemmer
- Liselotte Pulver: Ingeborg
- Leon Askin: Peripetschikoff
- Ralf Wolter: Borodenko
- Peter Capell : Mischkin
- Hubert von Meyerinck: Graf von Droste-Schattenburg
- Karl Lieffen: Fritz
- Howard St. John: Wendel P. Hazeltine
- Lois Bolton: Melanie Hazeltine
- Henning Schlüter: Dr. Paul
- Karl Ludwig Lindt: Zeidlitz
- Werner Hessenland:Schuhverkäufer
- Friedrich Hollaender: Dirigent im Grand Hotel
- Til Kiwe: Reporter
- Rose Renée Roth: Berta
- Helmut Schmid: Ostdeutscher Polizist
- Jaspar von Oertzen: Herrenausstatter
Eins, Zwei, Drei ist eine US-amerikanische Kinofilm-Komödie des Regisseurs Billy Wilder. Das Drehbuch verfasste Wilder gemeinsam mit I.A.L. Diamond nach dem Bühnenstück Eins, zwei, drei (Originaltitel Egy, kettő, három, 1929) von Ferenc Molnár. Die Dreharbeiten fanden von Juni bis September 1961 in Berlin und München statt.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Berlin, ein Jahr vor dem Mauerbau: C. R. MacNamara ist Direktor der Coca-Cola-Filiale in West-Berlin. Da er gern Direktor für ganz Europa werden möchte, plant er, die Brause auch hinter dem Eisernen Vorhang zu vertreiben. W. P. Hazeltine, der Vorstandsvorsitzende in Atlanta, will aber mit den Kommunisten keine Geschäfte machen und lehnt dies ab. Er bittet MacNamara stattdessen, seine Tochter Scarlett während ihrer Berlinvisite zu betreuen.
Scarletts Besuch verläuft reibungslos, bis sich herausstellt, dass sie heimlich ihre Nächte außer Haus verbringt. MacNamara stellt Scarlett zur Rede und erfährt, dass Scarlett geheiratet hat: Otto Ludwig Piffl, einen linientreuen und idealistischen Kommunisten aus Ost-Berlin. MacNamara sieht seine Karriereträume bedroht und fädelt deshalb eine Intrige ein, um Otto loszuwerden. Er lässt durch seinen Assistenten Schlemmer einen Ballon mit der Aufschrift „Russki Go Home“ am Auspuff von Ottos Motorrad anbringen. Von Otto unbemerkt bläst sich der Ballon durch die Abgase auf. Als vermeintlicher Westspion wird Otto deshalb am Brandenburger Tor von den ostdeutschen Grenzwächtern verhaftet. Als Scarlett erfährt, was mit Otto geschehen ist, bricht sie zusammen. Nachdem MacNamara heimlich für eine Annullierung der Ehe Scarletts gesorgt hatte, stellt sich zu allem Unglück auch noch heraus, dass Scarlett schwanger ist. Ein uneheliches Kind und kein Vater! Das wäre für MacNamaras konservativen Chef Hazeltine noch schlimmer als ein kommunistischer Schwiegersohn und erst recht das Ende von MacNamaras Laufbahn. Daher macht sich MacNamara auf den Weg nach Ost-Berlin, befreit Otto aus den Fängen der Volkspolizei und sorgt dafür, dass die Annullierung der Ehe wieder rückgängig gemacht wird.
Mr. und Mrs. Hazeltine sollen bereits am Mittag desselben Tages eintreffen, um Scarlett abzuholen. Als strammer Kommunist ist Otto aber den Schwiegereltern nicht zuzumuten. Also beschließt MacNamara, ihn in einen „Kapitalisten“ und akzeptablen Schwiegersohn zu verwandeln. Er stattet Otto mit einer umfassenden Herrenkollektion aus und lässt ihn durch einen verarmten Adeligen adoptieren. Ottos eiserne Gesinnung gerät aber nicht so leicht ins Wanken. Doch aus Liebe zu Scarlett gibt er seine ideologischen Dogmen schließlich auf und fügt sich in MacNamaras Plan.
Ottos Verwandlung ist so perfekt, dass Hazeltine ihn gleich zum Direktor des europäischen Marktes macht. MacNamara wird befördert und in die Konzernzentrale versetzt. So kann er seine Ehe retten, denn seine Frau will mit den Kindern ohnehin zurück nach Atlanta.
Hintergrund
Der Schauplatz des Kinofilms ist die geteilte Stadt Berlin kurz vor dem Mauerbau 1961. Die damals noch weitgehend durchlässige Sektorengrenze erhält als Handlungsort eine große Bedeutung. Noch während der Dreharbeiten, sie dauerten von Juni bis September 1961, begann man am 13. August mit dem Bau der Mauer. Daher war es nicht möglich, am Brandenburger Tor zu drehen. Es wurde schließlich mit großem Aufwand als Kulisse auf dem Bavaria-Film-Gelände in Geiselgasteig nachgebaut. Die im Film gezeigten Verhältnisse waren auf einen Schlag nicht mehr aktuell.
Rezeption
Der Film wurde 1962 für einen Oscar (Kamera) und zwei Golden Globes (Bester Film, Beste Nebendarstellerin) nominiert, konnte aber keine der Auszeichnungen gewinnen. Beim Publikum und auch bei Teilen der Kritik war der Film zunächst weder in den USA noch in Deutschland erfolgreich. Dies lag wohl auch daran, dass das breite Publikum aufgrund der Aktualität des Kalten Krieges kein Interesse an einer satirischen Darstellung der Thematik hatte, so bezeichnete ihn zum Beispiel die B.Z. damals als den „scheußlichsten Film über Berlin“.[1] Im Laufe der Zeit änderte sich dies jedoch, als er 1985 in Frankreich und Deutschland wiederaufgeführt wurde, entwickelte er sich insbesondere in West-Berlin zum Publikumshit. Heute wird der Film von der Kritik meist positiv beurteilt und gilt als einer der besten Filme über den Kalten Krieg.[1][2]
Sonstiges
- Filmmusik ist der Säbeltanz aus dem Ballett Gajaneh von Aram Chatschaturjan (1946). Piffl wird von der ostdeutschen Polizei durch das pausenlose, für ihn qualvolle Anhören des Schlagers Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polkadot Bikini zum „Geständnis“ gezwungen, er sei ein amerikanischer Spion, während Friedrich Holländer in einem Gastauftritt im „Grand Hotel Potemkin“ (angeblich in Ost-Berlin, aber in Wirklichkeit die nur noch als Ruine existierende Fassade des ehemaligen Anhalter Bahnhofs in Berlin-Kreuzberg) den Schlager Ausgerechnet Bananen dirigiert. Henning Schlüter, der als Hausarzt der MacNamaras die Schwangerschaft der Hazeltine-Tochter feststellt, überbringt diese „frohe Kunde“ mit den Worten: „Schwanger ist prächtig, schwanger ist trächtig!“ zur Melodie des Wagner’schen Walkürenritts, nachdem die Kinder der MacNamaras ihrer Mutter anhand eines weiblichen Hundes, der Junge geworfen hat, Scarlet Hazeltines Zustand erklärt haben.
- Im englischen Original singt er:
- “Schwanger is pregnant, schwanger is pregnant” als Gedächtnisstütze für die englische Vokabel „pregnant“. In der deutschen Übersetzung hätte das keinen Sinn ergeben, also musste man ein Ersatzwort für „pregnant“ finden.
- Die ehemalige – seit 1992 verlassene – Coca-Cola-Niederlassung in der Hildburghauser Straße 224 in Berlin-Lichterfelde ist noch heute zu besichtigen. Sie ist eingezäunt und stark verfallen und diente – ebenfalls als Coca-Cola Zentrale – im Jahr 2003 dem Film Good Bye, Lenin als Kulisse.
- Die drei anfänglich linientreuen sowjetischen Kommissare, die mit Coca-Cola ins Geschäft kommen wollen und sich schließlich in den Westen absetzen, sind eine Reminiszenz an den Ernst-Lubitsch-Film Ninotschka von 1939, an dessen Drehbuch Billy Wilder maßgeblich beteiligt war.
- Liselotte Pulver ist in diesem Film eine satirische Darstellung des Fräuleinwunders.
- Hubert von Meyerinck ist in der Originalfassung nicht zu hören und wird von Sig Ruman (bekannt als Gruppenführer Erhardt aus Sein oder Nichtsein) synchronisiert.
- James Cagney wiederum wurde in der deutschen Fassung von dem Schauspieler Werner Lieven, einem der meistbeschäftigten Synchronsprecher der damaligen Zeit, gesprochen, der seinerseits die deutsche Stimme von Sig Ruman in Sein oder Nichtsein war.
- Als Otto Ludwig Piffl bei der Volkspolizei vernommen wird, sprechen die Beamten in der deutschen Synchronfassung mit sächsischem Dialekt. In der US-Originalfassung sprechen sie Hochdeutsch.
- Schlemmer erkennt in einem deutschen Journalisten seinen früheren SS-Obersturmführer wieder; in der Originalfassung hat dieser den – für amerikanische Kinobesucher bekannteren – (Wehrmachts-)Rang Oberleutnant.
- Horst Buchholz und Cagney kamen sich auf dem Set mehrmals in die Quere.
- Während der Verfilmung wurde Wilder von Joan Crawford erbost angerufen, die damals gerade beim Aufsichtsrat von Pepsi-Cola einberufen worden war. Crawford hatte den Posten von ihrem verstorbenen Ehemann Alfred Steele übernommen und protestierte gegen das Product Placement für Coca Cola. Wilder verteilte darauf einige Referenzen zu Pepsi in dem Film, so die Schlussszene, in der Cagney versehentlich Pepsi Cola für seine Familie kauft.[3]
- Die "Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini" - Folter wurde später auch beim Film Bananas verwendet.
Filmzitate
Eins, Zwei, Drei enthält mehrere Filmzitate und Anspielungen auf andere Filme
- Die Szene, in der MacNamara Otto damit droht, ihm eine halbe Grapefruit ins Gesicht zu drücken, zitiert Cagneys Film Der öffentliche Feind von 1931.
- In einer kleinen Rolle als amerikanischer MP gibt Red Buttons eine Imitation von Cagney in seinen unzähligen Gangsterfilmen zum Besten.
- Scarlett, die Tochter des Coca-Cola Bosses, heißt in Anspielung auf Scarlett O’Hara aus Vom Winde verweht so. Beide sind in Atlanta (Georgia) beheimatet. Als McNamara seine Frau fragt, wo die verschwundene Scarlett stecken könnte, antwortet sie sarkastisch: Gone with the wind?
- Als er erfährt, dass Scarlett schwanger ist, stöhnt James Cagney “Mother of mercy, is this the end of (little) Rico?” Das ist ein Zitat von Edward G. Robinson aus Der kleine Cäsar (1931).
- Die Kuckucksuhr spielt ständig das bekannte amerikanische Lied Yankee Doodle. In dem Film Yankee Doodle Dandy von 1942 spielte James Cagney in der Hauptrolle George M. Cohan, den Komponisten des gleichnamigen Musicals.
Preise
- 1962 – unter anderem Oscar-Nominierung für die beste Schwarzweiß-Kameraführung, und Laurel-Preis-Nominierung (Laurel Award) als Spitzenkomödie (Top Comedy).
Literatur
- Ferenc Molnár: Eins, zwei, drei (OT: Egy, kettö, három). Deutsch von Vera Thies. In: Liliom. Drei Stücke. Reclam, Leipzig 1981
- Clare Flanagan, Stuart Taberner: 1949/1989, Cultural Perspectives on Division and Unity in East and West: Cultural Perspectives on Division and Unity in East and West. Rodopi 200, ISBN 90-420-1462-8 (eingeschränkte Online-version (Google Books))
Weblinks
- Eins, Zwei, Drei in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Josef Joffe: Welcher Adolf? in der Zeit vom 18. August 2005
Einzelnachweise
- ↑ a b Martin Wolfff: Cola gegen Kommunisten auf Spiegel Online vom 10. August 2008
- ↑ Jürgen Müller: Movies of the 60s. Taschen 2004, ISBN 3-8228-2799-1 (eingeschränkte Online-version (Google Books))
- ↑ Joan Crawford, A Biography (1978), von Bob Thomas, S. 212, Simon and Schuster
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