- Filmfestivals in Deutschland
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Die meisten großen Filmfestivals in Deutschland sind Gründungen der 1950er Jahre. In den 1990er Jahren gab es auch in Deutschland parallel zur Digitalisierung des Films einen starken Anstieg an neuen Filmfestivals.
Inhaltsverzeichnis
1950–1959 gegründet
Die Berlinale im Februar jeden Jahres gilt als das wichtigste internationale Filmfestival in Deutschland und als eines der wichtigsten der Welt. Sie findet seit 1951 in Berlin statt.
Das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg, seit 1952 in Mannheim, ist seit 1994 durch Hinzunahme von Heidelberg ein Festival in zwei Städten. Es gilt als eines der international wichtigsten Filmfestivals für den Autorenfilm junger Filmemacher.
Was die Berlinale für den Spielfilm, das sind die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen im Mai für den Kurzfilm. Sie gelten mit Gründungsjahr 1954 außerdem als das weltweit älteste Kurzfilmfestival.
Das bedeutendste Festival für Dokumentar- und Animationsfilm in Deutschland ist seit 1955 das Filmfestival Leipzig.
Die Nordischen Filmtage in Lübeck sind seit 1956 eines der weltweit größten Festivals für skandinavische Filme außerhalb Skandinaviens sowie für Filme aus dem Baltikum und aus Schleswig-Holstein.
1960–1979 gegründet
Die 1968 gegründeten Internationalen Hofer Filmtage zeigen Deutschland- und Welt-Erstaufführungen, der Fokus liegt auf deutschen Produktionen. Das Festival gilt als Sprungbrett für den Nachwuchs des deutschen Films.
Von 1972 an wurden auf dem DEFA-Gelände in Babelsberg die FDJ-Studentenfilmtage der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ Potsdam-Babelsberg abgehalten, die jedoch nach der Wende eingestellt wurden. Nach kurzer Unterbrechung wurde 1995 das Filmfest unter dem Namen sehsüchte erneuert; es ist heute das größte Internationale Studentenfilmfestival Europas und international renommiert.
Seit 1973 findet jährlich das Internationale Filmwochenende Würzburg statt. Es werden Publikumspreise für Spielfilme, Dokumentarfilme, Kurzfilme und Kinder- und Jugendfilme vergeben.
Das internationale Kinderfilmfestival Lucas in Frankfurt am Main (seit 1974) ist das einzige zwischen 1960 und 1989 gegründete deutsche Filmfestival, das beim Filmproduzentenverband FIAPF akkreditiert ist.
Ein weiteres Festival für Kinderfilm (und Kinder-Fernsehen) ist der Goldene Spatz, der seit 1977 alle zwei Jahre in Gera stattfindet. Seit 2003 ist Erfurt zusätzlicher Austragungsort.
Die für deutschsprachigen Dokumentarfilm maßgeblichen Filmfestivals sind die 1977 gegründete Duisburger Filmwoche, sowie das innovative Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest, das 1982 ins Leben gerufen wurde.
Das 1977 gegründete Open Air Filmfest Weiterstadt ist ein internationales Filmfest für Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme.
Die Internationalen Grenzland-Filmtage in Selb wurden 1977 als die "1. Wunsiedler Filmtage" gegründet und im Jugendzentrum in Wunsiedel durchgeführt. 1978 zog das Festival nach Bad Alexandersbad und erhielt seinen heutigen Namen. Seit 1981 wird die Veranstaltung in Selb im Kino-Center durchgeführt und gilt als das älteste Filmfestival mit osteuropäischer Ausrichtung. Heute befassen sich die Grenzland-Filmtage mit Grenzthemen allgemein.
Das Filmfest Biberach in Biberach an der Riß (gegründet 1979) ist ein relativ kleines, aber anerkanntes Festival für deutsche Filme.
1980–1989 gegründet
Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist ein jährliches Filmfestival in Saarbrücken für Nachwuchsfilmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Es wurde 1980 von Albrecht Stuby gegründet.
Im Jahr 1981 fanden in Münster zum ersten Mal die Filmzwerge statt; inzwischen umfasst das Filmfestival Münster sowohl einen Spielfilm-, als auch den traditionellen Kurzfilmwettbewerb.
Ebenfalls erstmals 1981 fand das Internationale Festival der Filmhochschulen München statt. Es wird wie das Filmfest München von der Internationale Münchner Filmwochen GmbH veranstaltet und gehört heute zu den bedeutendsten Nachwuchsfestivals der Welt.
Zum wichtigen deutschen Filmfestival für junge Nachwuchsregisseure zählt Up and Coming in Hannover (seit 1982 bundesweit, seit 1991 international).
Das älteste internationale Frauenfilm-Festival in Deutschland ist die Feminale in Köln (gegründet 1983). 2006 schloss sich die Feminale mit femme totale zum Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund/Köln zusammen.
Seit 1983 gibt es die Französischen Filmtage Tübingen-Stuttgart, ein Forum für vorwiegend Spielfilme aus dem gesamten französischsprachigen Raum.
Das 1983 gegründete Filmfest München mit Schwerpunkt Spielfilm ist im Sommer eines der Filmfestivals mit den höchsten Besucherzahlen in Deutschland.
1985 wurde das NoBudgetFestival Hamburg gegründet, das sich durch die Betonung des gering budgetierten Kurzfilms schnell einen Namen als Ort des abwegigen und trashigen Films machte, weil es eine Klientel ansprach und erreichte, das sich zum Beispiel nicht bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen wiederfand. Durch das Anwachsen der jährlich eingereichten Filmmenge wurde bald das Bedürfnis empfunden, die präsentierten Filme stärker zu differenzieren, zumal vielen der ausgewählten Filmen der no-budget-Charakter abgesprochen wurde. Daher erweiterte das Festival sein Programm und wurde gleichzeitig in das Internationale KurzFilmFestival Hamburg umbenannt.
Ebenfalls 1985 findet in Freiburg die erste Schwule Filmwoche Freiburg statt.
In Osnabrück wurden im Jahr 1986 die „Tage des unabhängigen Films“ gegründet. 2001 erhielt das Festival eine stärkere gesellschaftspolitische Ausrichtung und trägt seither den Namen Unabhängiges FilmFest Osnabrück. Es ist eines der ältesten und traditionsreichsten Filmfestivals in Niedersachsen.
Insbesondere für das junge europäische Kino ist seit 1986 das Internationale Filmfest Braunschweig bedeutend.
1988 veranstaltete CineGraph – Hamburgisches Centrum für Filmforschung einen ersten Internationalen Filmhistorischen Kongress, der seither alljährlich im November in Hamburg stattfindet. 2004 wurden die Kongresse erweitert zu CineFest – Internationales Festival des deutschen Film-Erbes. Veranstalter ist neben CineGraph das Bundesarchiv-Filmarchiv, Berlin. In jedem Jahr steht das Festival jeweils unter einem Schwerpunkt-Thema. Nach der Veranstaltung in Hamburg laufen Teile des Filmprogramms auch in Berlin, Prag, Wien, Zürich/Lausanne und Udine/Gorizia.
Das internationale Kurzfilmfestival Filmfest Dresden findet jährlich seit 1989 statt. Als Trophäen winken jeweils getrennt nach nationalem und internationalem Wettbewerb die begehrten Goldenen Reiter.
Seit 1990 gegründet
Das filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern findet jährlich in der ersten Maiwoche in Schwerin statt. Es wurde 1991 als Filmkunstfest Schwerin gegründet. Mit 17.000 Zuschauern im Jahr 2009 ist es das größte Publikumsfestival in den neuen Bundesländern. Der Fliegende Ochse ist der Hauptpreis des Spielfilmwettbewerbs. Seit 2002 wird auch der Goldene Ochse, der Ehrenpreis des Festivals verliehen.
Das Internationale Videofestival Bochum wurde im Kreise der Fachschaft Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft 1991 an der Campus-Uni Ruhr-Universität Bochum gegründet und findet im dortigen Musischen Zentrum statt. Gefördert von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen und unterstützt vom Schauspielhaus Bochum lockt es jedes Jahr mehr internationale Besucher.
Das OpenEyes Filmfest Marburg wird 1994 gegründet und interessiert sich für Kurzfilme aller Genres und Formate aus ganz Europa. Insbesondere der Veranstaltungsort, unter freiem Himmel im Neuen Botanischen Garten, macht den exotisch-romantischen Charakter des Festivals aus.
Nach Wende-bedingter Unterbrechung wurde 1995 das Potsdamer Filmfest sehsüchte wiedergegründet; es ist heute das größte Studentenfilmfestival Europas und international renommiert. Jährlich kommen bis zu 10.000 Zuschauer – Filminteressierte, Fachbesucher und Journalisten – zu dem Festival, welches in unmittelbarer Nähe zum berühmten Studio Babelsberg, dem ältesten und größten Filmstudio Europas, stattfindet.
Als relativ junges Filmfestival (gegründet 2001) ist goEast in Wiesbaden als weltweit einziges Festival für mittel- und osteuropäischen Film beim Filmproduzentenverband FIAPF akkreditiert.
Seit 2005 gibt es in Ludwigshafen als Ableger des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg das Festival des deutschen Films, wo der Deutsche Filmkunstpreis verliehen wird. Ein weiteres neues Festival für deutschsprachige Spielfilme und Kurzfilme bzw. junges deutsches Kino ist FILMZ, das seit 2001 im Dezember in Mainz stattfindet.
Seit 2007 existiert das Fünf Seen Filmfestival im „Fünf-Seen-Land“ im Landkreis Starnberg in Bayern. Es spezialisiert sich insbesondere auf die neuesten Produktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Im 2009 Jahr ging das internationale Kurzfilmfestival shnit (gegründet in Bern 2003) zum ersten Mal auch in Köln an den Start. Filme bis 15 Minuten stehen hier im Vordergrund des internationalen Wettbewerbs shnit-open mit Filmen aus über 25 Ländern.
Als erster Festival in Deutschland mit den Schwerpunkten One Minute Videos und Kurzdokumentationen bis zu einer Länge von 10 Minuten, findet das 6010 Film- und Videofestival (gegründet 2010) statt. Aufführungsort ist Hilchenbach mit dem einzigen Filmkunst- und Programmkino in Südwestfalen.
Auf internationale Filme spezialisiert ist seit 1991 (mit Vorgänger-Festivals) das Filmfest Hamburg.
Thematische Filmfestivals sind die Rüsselsheimer Filmtage (seit 1994 jährlich) mit Schwerpunkt satirische Kurzfilme, das Freiburger Film Forum in Freiburg im Breisgau (seit 1997 alle zwei Jahre) mit Schwerpunkt Ethnologie, das Internationale Filmfest Oldenburg (seit 1994) mit Schwerpunkt amerikanischer Independentfilm und das Fantasy Filmfest in mehreren deutschen Städten mit den Schwerpunkten Science-Fiction, Horror und Thriller. In Hannover gibt es mit dem Festival Seepferdchen seit dem Jahr 2000 ein internationales Kinderfilmfestival. Das Köln Comedy FilmFestival verleiht jedes Jahr im Oktober im Rahmen des Deutschen Comedypreises Auszeichnungen für die besten in- und ausländischen Filmkomödien. Eines der wichtigsten interkulturellen Filmfestivals ist das Filmfestival Türkei/Deutschland, das jährlich im März in Nürnberg stattfindet.
Die Lesbisch Schwulen Filmtage in Hamburg sind mit Gründungsjahr 1990 die älteste Veranstaltung dieser Art in Deutschland. Seit 1997 findet in Hannover das lesbisch-schwule Filmfestival „Perlen“ statt, das seine Wurzeln wiederum 1979 als Schwule Filmtage Hannover hatte.
Weitere neue Filmfestivals in Deutschland (nach Monat):
- StummFilmMusikTage Erlangen (Erlangen, Januar)
- Argentinische Filmtage (Leipzig, Januar / Februar)
- Fetisch Film Festival http://www.fetisch-film-festival.de (Kiel, Herbst)
- Videonale (Berlin, Februar)
- globale Filmfestival (Berlin, Frühjahr) – Schwerpunkt: Globalisierungskritik
- Karlsruher Stummfilmtage (Karlsruhe, März)
- Independent Days (Karlsruhe, April)
- Nippon Connection – Japanisches Filmfestival (Frankfurt am Main, April)
- britspotting – British & Irish Film Festival (Berlin, April)
- cellu l'art Kurzfilmfest - Kurzfilmfestival mit internationalem Wettbewerb und jährlich wechselndem Länderschwerpunkt (Jena, April)
- Dreilandfilmfestival (Görlitz, April) (seit 2009 ist der Betrieb eingestellt)
- FiSH – Festival im StadtHafen Rostock, April – Schwerpunkt: Der junge Deutsche Film
- Trickfilmfestival Stuttgart (Stuttgart, April / Mai)
- achtung berlin – new berlin film award (Berlin, April / Mai) – Schwerpunkt: Filme aus und über Berlin-Brandenburg
- backup_festival (Weimar, Mai) – Festival für zukunftsorientierte Film- und Videoformate
- CineLatino (Tübingen, Mai)
- Filmfest Schleswig-Holstein Augenweide (Kiel, Mai)
- Neiße-Filmfestival (Großhennersdorf, Mai) – Festival des Osteuropäischen Films
- filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern (Schwerin, Mai)
- Internationales Bochumer Videofestival (Bochum, Mai)
- Internationales Filmfest Emden-Norderney, Emden und Norderney, Mai/Juni – Schwerpunkt: Spielfilm aus Nordwesteuropa
- Rüsselsheimer Filmtage (Rüsselsheim, Juni)
- Cinarchea (Kiel, Juni)
- OpenEyes Filmfest Marburg (Marburg, Juli) Kurzfilme international
- Munich International Short Film Festival (München, Juni)
- Bayerisches Kinder- und Jugendfilmfestival „JuFinale“ (wechselnde bayerische Städte, Juli)
- Bollywood and beyond – Indisches Filmfestival (Stuttgart, Juli)
- Globians Film Festival Potsdam – unabhängiges Dokumentarfilmfestival (Potsdam, August)
- der NEUE HEIMAT film - Filmfest auf der Burg Klempenow (Klempenow, August)
- Internationales Naturfilmfestival GREEN SCREEN – Naturfilmfestival (Eckernförde,September)
- Filmfestival ContraVision – Internationales Kurzfilmfestival (Berlin, September)
- Filmkunstmesse Leipzig (Leipzig, September)
- Internationales Kurzfilmfestival shnit – bis 15. Minuten, 5 Tage (Köln, Oktober)
- DokumentART (Neubrandenburg/Szczecin, Oktober)
- Internationale Hofer Filmtage, (Oktober)
- Internationales Filmfestival SCHLINGEL (Chemnitz, Oktober)
- Internationales Filmfest Eberswalde (Eberswalde, Oktober)
- Unabhängiges FilmFest Osnabrück (Osnabrück, Oktober)
- Webcuts (Berlin, Oktober)
- Konstanzer kurz.film.spiele, (Konstanz, Oktober)
- Asia Filmfest (München, Oktober/November)
- Filmfestival Cottbus (Cottbus, Oktober/November) – Schwerpunkt: osteuropäischer Spielfilm
- KunstFilmBiennale (Köln, Oktober/November) – Kunstfilm & Filmkunst
- UNLIMITED Kurz Film Festival (Köln, November)
- Blicke aus dem Ruhrgebiet (Bochum, November)
- exground filmfest (Wiesbaden, November)
- Internationales low & no budget Kurzfilmfestival (Stuttgart, Mainz, Heilbronn), Juli
- Festival des Neuen Japanischen Films (Osnabrück, November)
- FILMZ – Festival des deutschen Kinos (Mainz, November/Dezember) – Schwerpunkt: junges, deutsches Kino
- Filmplus (Köln, November) – Schwerpunkt: Schnitt
- Kinofest Lünen (Lünen, November) – Schwerpunkt: Deutsches Kino
- Französische Filmtage Leipzig/Halle (Leipzig / Halle (Saale), November)
- Filmfest FrauenWelten (Tübingen, November)
- La.Meko Filmfestival Landau (Landau in der Pfalz, November)
- Regensburger Kurzfilmwoche (Regensburg, November)
- Internationales Filmfestival Passau (Passau, November)
- Internationales Filmfestival Frankfurt (Frankfurt am Main, November)
- Die 24 Stunden von Nürnberg – Internationales Kurzfilmfestival (Nürnberg, November)
- Filmfest Düsseldorf (Düsseldorf, November) - Kurzfilmfestival
- Bamberger Kurzfilmtage (Bamberg, Januar) Schwerpunkt: deutsche, österreichische, schweizer Kurzfilme
- Festival des gescheiterten Films (München und weitere Städte im deutschsprachigen Raum, Dezember bis Februar)
- Formula Mundi – internationales Filmfest Schwäbisch Hall
- FullDome Festival Jena/ Weimar, vgl. www.fulldome-festival.de (Mai)
Literatur
- Matthias Greuling: Cannes, Venedig, Berlin: Die großen Filmfestivals: ein Servicebuch für Filmer und Medienvertreter. Books on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1064-7
- Kai Reichel-Heldt: Filmfestivals in Deutschland: zwischen kulturpolitischen Idealen und wirtschaftspolitischen Realitäten. Lang, Frankfurt am Main u.a. 2007, ISBN 978-3-631-56242-0
Siehe auch
Weblinks
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