Glandorf

Glandorf
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Glandorf
Glandorf
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Glandorf hervorgehoben
52.0838888888898.002222222222268
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Osnabrück
Höhe: 68 m ü. NN
Fläche: 59,88 km²
Einwohner:

6.724 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 112 Einwohner je km²
Postleitzahl: 49219
Vorwahl: 05426
Kfz-Kennzeichen: OS
Gemeindeschlüssel: 03 4 59 034
Gemeindegliederung: 7 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Münsterstr. 11
49219 Glandorf
Webpräsenz: www.glandorf.de
Bürgermeister: Franz Josef Strauch
Lage der Gemeinde Glandorf im Landkreis Osnabrück
Nordrhein-Westfalen Landkreis Cloppenburg Landkreis Diepholz Landkreis Emsland Landkreis Vechta Osnabrück Alfhausen Ankum Bad Essen Bad Iburg Bad Laer Bad Rothenfelde Badbergen Belm Berge (Niedersachsen) Bersenbrück Bippen Bissendorf Bohmte Bramsche Dissen am Teutoburger Wald Eggermühlen Fürstenau Gehrde Georgsmarienhütte Glandorf Hagen am Teutoburger Wald Hasbergen Hilter am Teutoburger Wald Melle Kettenkamp Menslage Merzen Neuenkirchen (Landkreis Osnabrück) Nortrup Ostercappeln Quakenbrück Rieste Voltlage WallenhorstKarte
Über dieses Bild

Glandorf ist eine Gemeinde im Südwesten des Landkreises Osnabrück in Niedersachsen. Der Name rührt von der Bezeichnung Glanathorpe – Ansiedlung an der Glane – und wurde erstmals im Jahre 1070 urkundlich erwähnt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Glandorf liegt in der nördlichen Randzone der Westfälischen Bucht wenige Kilometer südlich des Teutoburger Walds an der Glane.

Nachbargemeinden

Glandorf grenzt im Osten an Bad Iburg und Bad Laer. Die anderen Nachbargemeinden gehören zu Nordrhein-Westfalen: Im Norden Lienen (Kreis Steinfurt), im Westen Ostbevern sowie im Süden Warendorf und Sassenberg (alle Kreis Warendorf).

Gemeindegliederung

Gemeindeteile:

  • Averfehrden (früher Narendorf)
  • Glandorf
  • Schierloh
  • Schwege
  • Sudendorf
  • Westendorf
  • Laudiek

Geschichte

Der Name Glandorf ist vermutlich keltischen Ursprungs, denn Glane bedeutet wohl „hell, klar, glänzend, fließend“; zudem war „Glan“ Bestandteil des Namens des keltischen Wassergottes Glanus oder Glanos[2]. Etwa im 6. Jahrhundert vor Christus wurden die Kelten durch die Germanen vertrieben, die das Gebiet daraufhin besiedelten. 1872 hat man ein altgermanisches Gräberfeld, Einzelurnen mit Knochenresten und Brandstellen, auf dem Donnerbrink ausgegraben. Im Mittelalter gehörte Glandorf wie seine Nachbargemeinden Bad Iburg, Bad Laer, Glane und Remsede zum Gau Sutherberge bzw. Suderberggau oder Gau Süderberge, dessen Name sich von der Lage südlich des Osning (Teutoburger Wald) herleiten lässt. Die erste urkundliche Erwähnung der Gegend geschieht in einer Urkunde Ludwigs des Deutschen vom 8. Dezember 851, in der mehrere Höfe in Laer und Erpen, in der Urkunde Arpingi genannt, dem Marienkloster in Herford geschenkt werden: "[...] in pago, quod dictur Sutherbergi, in villa quae nuncupatur Lodre [...] et in eodem pago, in villa quae vocatur Arpingi."[3] Lodre ist hier das heutige Bad Laer, das bis ins 17. Jahrhundert noch Loder oder Loer geschrieben wurde. Glandorf war bis um 1200 eine Filiale der Mutterpfarre in Laer, hatte aber um 1400 schon einen zweiten Geistlichen. Wann die Loslösung von Laer erfolgt ist, lässt sich aus den Urkunden des Pfarrarchivs allerdings nicht ersehen.[4]

Der Name Glandorf bzw. Glanathorpe wurde im Jahr 1070 erstmals urkundlich erwähnt. Laut einem Artikel in einer Beilage der "Osnabrücker Volkszeitung" vom 4. August 1889 heißt es in der Urkunde, dass der damalige Eigentümer des Helfer Hofes in Lienen das Recht besaß, dreißig Schweine und einen Eber zur Eichelmast in die Glandorfer Mark zu treiben.

Nach der Schlacht bei Breitenfeld von 1631 besetzten die schwedischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg das Bistum Osnabrück. Nachdem die Glandorfer Bevölkerung den Forderungen der schwedischen Söldner nicht mehr nachkommen konnte, steckten diese am 5. Mai 1636 das Dorf in Brand. Das Ereignis gibt eine in Stein gehauene Inschrift über der Brauttür in der Kirche St. Johannis an. Vor dem Brand soll es zu einigen Grausamkeiten gekommen sein. In der Heimatnovelle "Schwedenchronik" von 1926 erzählt der geistliche Rat Bernhard Köster, dass die schwedischen Söldner auf dem Hof des damaligen Bürgermeister Schultewerth eine Tochter gekreuzigt und eine andere über dem Herdfeuer erstickt und dem Bürgermeister selbst den Schwedentrunk eingeflößt haben sollen.

Als Teil des Bistums Osnabrück wurde Glandorf 1803 nach dem Reichsdeputationshauptschluss von König Georg III. dem Kurfürstentum Hannover zugeschlagen. Allerdings wurde das Kurfürstentum noch im selben Jahr von französischen Truppen besetzt und 1807 mit dem von Napoléon geschaffenen Königreich Westphalen zusammengeschlossen. Das Kirchspiel Glandorf hieß nun Commune oder Mairie Glandorf und gehörte zum Canton Ostbevern, der dem Arrondissement Warendorf unterstellt war. Nach dem Zusammenbruch des französischen Imperiums fiel Glandorf ab 1814 ans Königreich Hannover.

Im Jahr 1833 setzte sich eine Auswanderungsbewegung nach Nordamerika in Gang. Der Osnabrücker Geistliche, Gymnasiallehrer und gebürtige Glandorfer Johann Wilhelm Horstmann schiffte sich im September des Jahres mit sechs weiteren Glandorfer Männern im Osnabrücker Amt Iburg in Amsterdam ein, erwarb im Dezember Land in Putnam County und gründete den Ort Glandorf (Ohio). Die Ehefrauen und zehn weitere Familien folgten der Gruppe 1834 und 1835 stießen nochmal neun Familien aus Glandorf dazu. Damit war die Auswanderungswelle aber noch nicht beendet, sie hielt bis Anfang des 20. Jahrhunderts an.

Das Gebiet der heutigen Gemeinde Glandorf gehörte vom 1. Juli 1972 bis zum 1. Mai 1981 auf Grund des so genannten "Osnabrücker Gesetzes" zur Gemeinde Bad Laer.

Einwohnerentwicklung

Bevölkerungsentwicklung in Glandorf seit 1987

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen der Gemeinde Glandorf im jeweiligen Gebietsstand und jeweils zum 31. Dezember.

Bei den Zahlen handelt es sich um Fortschreibungen des Landesbetriebs für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen [5] auf Basis der Volkszählung vom 25. Mai 1987.

Jahr Einwohner
1987 5441
1990 5686
1995 6451
2000 6706
2005 6821
2010 6724

1Ab 2008 enthalten die den Wanderungsdaten zugrunde liegenden Meldungen der Meldebehörden zahlreiche Melderegisterbereinigungen, die infolge der Einführung der persönlichen Steuer-Identifikationsnummer durchgeführt worden sind. Daher sind die Daten nur eingeschränkt aussagekräftig.

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat gegenwärtig 18 Mitglieder aus 3 Parteien oder Gruppen. Hinzu kommt der Bürgermeister als stimmberechtigter Vorsitzender des Rates.

Die folgende Tabelle zeigt die Kommunalwahlergebnisse seit 1996.

Rat der Gemeinde Glandorf: Wahlergebnisse und Gemeinderäte
CDU SPD Grüne FDP UWG Einzel-
bewerber
Sonstige Gesamt Wahl-
beteiligung
Wahlperiode  % Mandate  % Mandate  % Mandate  % Mandate  % Mandate  % Mandate  % Mandate  % Gesamtanzahl der Sitze im Rat  %
1996 – 2001 70,1 14 15,0 3 2,3 0 - - 12,6 2 - - - - 100 19 75,4
2001 – 2006 72,2 14 15,8 3 2,4 0 - - 9,7 2 - - - - 100 19 69,4
2006 – 2011 63,2 12 22,8 4 1,3 0 - - 12,7 2 - - - - 100 18 70,1
2011 – 2016
Prozentanteile gerundet.
Quellen: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen[6], Landkreis Osnabrück[7][8].
Bei unterschiedlichen Angaben in den genannten Quellen wurden die Daten des Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie verwendet,
da diese eine insgesamt höhere Plausibilität aufweisen.

Das für die CDU im Rat sitzende Mitglied Reinhold Hothnaier erklärte im Mai 2007 seinen Austritt aus der Partei und behielt sein Mandat als Parteiloser. Seit dem 24. Juni 2009 hat er sich unter Beibehaltung der Status als Parteiloser der SPD/ UWG-Gruppe angeschlossen.

Gemeindepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Der Mittelpunkt des Ortes ist der Thieplatz. Hier lag in der Vergangenheit der offene Dorfbrunnen. Im Oktober 2010 wurde der von der Künstlerin Elisabeth Lumme neu gestaltete Brunnen über der gut 100 Jahre alten Zisterne unter dem Thieplatz eingeweiht. Die historische Bausubstanz blieb bei der Umgestaltung weitestgehend erhalten. Mit der Sanierung des historischen Wasserspeichers waren allerdings nicht alle Glandorfer einverstanden.[9] An den Thie grenzt die beinahe komplett erhaltene Kirchhofsburg, in deren näheren Umgebung mehrere alte Fachwerkhäuser stehen.

An der B 475 im Ortsteil Averfehrden ist der größte Findling im Raum Osnabrück aufgestellt. Der ursprünglich zusammenhängende Stein wurde ca. 300 m nordöstlich des Aufstellungsortes gefunden. Beim Freilegen des Steines löste sich ein keilförmiges Bruchstück, das David genannt wird, während der große Rest Goliath heißt.

Kirchen

Im Ortskern von Glandorf steht die katholische Pfarrkirche St. Johannis, die urkundlich erstmals im Jahr 1275 erwähnt wird. Die ältesten Teile der Kirchhofsburg stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Vermutlich gab es schon ein älteres Gotteshaus an anderer Stelle. Ein möglicher Standort kann laut dem ungedruckten Manuskript "Geschichte Glandorfs" von Bernhard Köster auf der Urlage in Westendorf gewesen sein.

Eine weitere katholische Kirche, die Pfarrkirche St. Marien, steht im Ortsteil Schwege. Sie wurde auf Initiative des Lehrers Mathias Niehaus erbaut, der nach einem Gelübde einen Kalvarienberg nebst Kreuzweg, Ölgarten und Grabmal Christi anlegte. Im Jahr 1863 wurde an dieser Stelle die erste Kapelle mit passendem kleinen Turm erbaut. Im selben Jahr starb Mathias Niehaus, sein Werk wurde aber fortgeführt. Im Jahre 1865 folgte das Vikarienhaus und 1866 wurde die Kirche ohne Erlaubnis erweitert. Nur der kleine Turm, von dem man scherzhaft behauptete, er würde bei Regenwetter unter das Kirchendach gezogen, wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg durch einen größeren Turm ersetzt.

Die evangelisch-lutherische Kirche Kripplein Christi steht im Ort Glandorf in der Nähe des Theresien-Hauses. Ursprünglich wurde sie von Karl Siebold aus Bethel bei Bielefeld als Notkirche entworfen, um einer Gemeinde als Provisorium zu dienen. Dabei sollte sie transportabel und leicht auf- und wieder abzubauen sein. Ihre Lebensdauer war ursprünglich auf 30 bis 40 Jahre festgelegt. Die Holzkirche wurde erstmals 1912 in Holsen-Ahle bei Bünde errichtet. Nach fast 40 Jahren sollte das baufällige Gebäude dort abgerissen werden, doch stattdessen wurde sie von der evangelischen Gemeinde 1952 gekauft und in Glandorf auf einem Steinfundament wieder aufgebaut. Dabei musste das verfaulte Holz entfernt und die Kirche um zwei Längssegmente von 450 auf 300 Plätze verkürzt werden.

Bauwerke

Eine Galeriewindmühle nach holländischer Bauart ist das Wahrzeichen von Glandorf. Sie wurde im Jahre 1840 in Betrieb genommen und war bis 1960 im Dienst. Seit 2000 wird der Innenraum der Mühle als Standesamtszimmer genutzt.

Das Theresien-Haus ist das ehemalige Krankenhaus und hieß zu der Zeit Theresien-Hospital. Heute befindet sich eine Einrichtung der Caritas für chronisch suchtkranke Menschen in dem Gebäude.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die über 750 Jahre alte Merschmühle, die der Familie Dallmöller gehört. Ihre bis heute gültigen Wasser- und Staurechte stammen aus der Zeit um 1235. Die Wassermühle wurde 1989 modernisiert und liefert heute umweltfreundlichen Strom aus Wasserkraft. Das Wasser dazu liefern der Glaner und der Remseder Bach.

Außerdem ist der Wehrspeicher auf dem Hof Högemann mit seinem Heimatmuseum sehenswert. Der zweistöckige, massive Speicher, der lange Zeit als Gefängnis genutzt wurde, ist von einem Wassergraben umgeben und stammt aus der Zeit des Frühmittelalters.

Bilder

Wirtschaft und Infrastruktur

Glandorf hat sich trotz seiner Gewerbe- und Industriebetriebe einen ländlich-bäuerlichen Charakter bewahrt.

Verkehr

Die Bundesstraße B 475 (West-Ost-Richtung) und B 51 (Nord-Süd-Richtung) kreuzen sich im Gemeindeteil Glandorf.

Literatur

  • Bernhard Schmitz: Geschichte Glandorfs. Neuauflage des im Jahr 1904 von Bernard Schmitz erschienenen Buches. Glandorf 2000. ISBN 3-8311-1254-1.
  • Maria Brüggemann, Klaus Pusch: 750 Jahre Schwege. Sassenberg 1985.
  • Anne Aengenvoort: Migration, Siedlungsbildung, Akkulturation: die Auswanderung Nordwestdeutscher nach Ohio 1830 - 1914. Stuttgart 1999. ISBN 3-515-07423-6. S. 118.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
  2. Abbildung von der Kärntner Glan
  3. Roger Wilmans: Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen: 777 - 1313, 1867, S. 113f.
  4. F. Jostes und W. Effmann: Vorchristliche Altertümer im Gaue Süderberge, 1888, S. 3
  5. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Bevölkerungsfortschreibung
  6. Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle 5000311
  7. Landkreis Osnabrück, Amtliche Endergebnisse der Kreiswahl am 9. September 2001
  8. Landkreis Osnabrück, Die Kommunalwahl Osnabrücker Land vom 10. September 2006; Amtliche Endergebnisse
  9. Anke Schneider: 'Ein Schmuckstück im Herzen Glandorfs. In: Neue Osnabrücker Zeitung, 25. Oktober 2010. Abgerufen am 28. April 2011.

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