Islamische Musik

Islamische Musik

Die islamische Musik ist die muslimische, im privaten Bereich oder zu islamischen Festen gesungene oder gespielte geistliche Musik. Nicht zu verwechseln ist sie mit der Rezitation des Koran während der fünf Pflichtgebete oder während freiwilliger Gebete. Das klassische Heimatland des Islam ist die Arabische Halbinsel und der Nahe Osten, Nordafrika und Ägypten, der Iran, die Türkei, Turkestan und Pakistan. Da der Islam eine multikulturelle Religion ist, ergibt sich eine diverse musikalische Ausdrucksweise seiner jeweiligen Anhänger. Die Musikformen der Einheimischen dieser Gebiete haben die heutige muslimische Sakralmusik stark beeinflusst:

Viele Regionen standen lange vor der Islamisierung ab dem 7. Jahrhundert durch Handelsbeziehungen miteinander in Verbindung, so dass wahrscheinlich die Musikstile die gleichen Wege wie die Handelsgüter nahmen. Mangels Aufzeichnungen lässt sich hinsichtlich der vorislamischen Musik dieser Gebiete nur spekulieren. Der Islam muss einen großen Einfluss auf die Musik ausgeübt haben, da er beträchtliche Gebiete unter den ersten Kalifen vereinigte, und den Handel zwischen entfernten Ländern erleichterte. Zweifellos verbreitete sich damit auch die mystische Sufi-Musik.

Die Seldschuken, ein islamisches Nomadenvolk, eroberten im 11. Jahrhundert das Kalifat und Anatolien (die heutige Türkei), wobei sie auch einen starken Einfluss auf die islamische Musik ausübten. Im 14. Jahrhundert wurde das Osmanenreich zum Erbe der Seldschuken in Anatolien (Siehe auch:Musik der Türkei). Die islamischen Musiktraditionen sind weltweit durch arabisch-persische Musikstile geprägt oder zumindest beeinflusst, zu denen in unterschiedlichem Maß Elemente aus der regionalen, meist volkstümlichen Musik hinzukommen.

Inhaltsverzeichnis

Arten der muslimischen kultischen Rezitation und Musik

Rezitation ohne Instrumentalbegleitung

  • Adhan – Anruf zum Gebet durch einen Muezzin vom Minarett oder (heute) über Lautsprecher
  • Salat – fünf Gebete pro Tag
  • Qur'anlesung oder Rezitation – von professionellen Rezitatoren der unterschiedlichen Traditionen und Stilrichtungen durchgeführt.

Naschid

Einige Gruppen der zeitgenössischen muslimischen Musiker führen Naschid genannte kultische Lieder auf. Die meisten Naschid-Gruppen gestalten dies allein mit dem Einsatz der Stimme und von Perkussioninstrumenten; andere Naschid-Gruppen nutzen weitere Instrumente. Naschid-Musik gilt bis auf sehr streng-religiöse Gruppen bei den meisten Muslimen als erlaubt (halal)

Hip Hop

Einige Muslime waren maßgeblich an einer islamischen Form von Hip-Hop beteiligt. Dazu zählen:

Zudem gibt es in den USA zahlreiche Anhänger der Five Percent Nation, die Einfluss auf die Szene hatten und haben, zum Beispiel einige Mitglieder des Wu-Tang Clan, Lord Jamar von Brand Nubian u. a. Diese gehören der Five Percent Nation auch an und verbreiten viele ihrer Ideen.

Sufi-Musik (auch Sulf-Musik)

Hauptartikel: Sufi-Musik

Im Westen am bekanntesten sind die Dhikr-Gottesdienste der singenden, rhythmisch tanzenden Derwische oder Mevlevi der Türkei.

Die Sufis können jedoch auch in der Öffentlichkeit religiöse Gesänge zur Unterhaltung und Erbauung der Hörer darbieten. Dabei ist die Stimmung wohl religiös, aber die Gemeinde ist hierbei nicht zum Gottesdienst versammelt.

In der Türkei, dem ehemaligen Sitz des Osmanenreiches und des Kalifats, werden Konzerte der geistlichen Gesänge Mehfil-e-Sama' genannt (oder „Versammlung von Sama' “). Zu den Liedformen gehören ilahi und nefe.

In Nordindien und Pakistan heißen diese Konzerte und ihr Musikstil qawwali. Zu einem traditionellen Qawwali-Programm gehört:

  • das Hamd -- ein Lobpreislied Allahs (ohne Instrumentalbegleitung)
  • das Naat -- ein Lobpreislied des Propheten Muhammad (ohne Instrumentalbegleitung, gelegentlich mit Trommeln)
  • Manqabats -- Loblieder auf berühmte Lehrer der Sufibruderschaft, der die Musiker angehören
  • Ghaselen -- Lieder der rauschhaften Ekstase und der Sehnsucht, die die Sprache der romantischen Liebe verwenden, um die Sehnsucht der Seele nach der Verbindung mit dem Göttlichen auszudrücken.

Shi'a-Konzerte folgen dem naat mit einem Loblied auf Ali (auch manqabat) und einem marsiya, eine Wehklage über dem Tod zahlreicher Angehöriger Alis bei der Schlacht von Kerbela.

Das Qawwali wird zunehmendem populär: sie sind ein musikalisches Genre und die Konzerte für diejenigen attraktiv, die den singenden Künstler hören möchten anstatt sich auf die religiöse Sphäre einzulassen. Einige Künstler überspringen daher die lange Reihenfolge der Loblieder und gehen direkt vom einleitenden hamd zu den populären romantischen Liedern über oder nehmen sogar vom religiösen Inhalt vollständig Abstand. Dieses ruft vielfach Bestürzung bei Traditionalisten wie Gläubigen hervor.

Musik für öffentliche religiöse Feiern

  • Mawlid-Musik – zum Geburtstag Mohammads, in verschiedenen regionalen Musikstilen.
  • Ta'zieh-Musik - Ta'zieh, ein Passionsspiel, teils musikalisches, teils religiöses Drama, das außerhalb des Iran selten aufgeführt wird; inszeniert das Martyrium des von den Schiiten verehrten Imam Hussein.
  • Ashurah-Musik – aufgeführt in der Muharram-Trauerzeit zum Gedenken an den Tod Imam Husseins und seiner Nachfolger.
  • Manzuma – in Äthiopien aufgeführte moralische Lieder.
  • Madih nabawi - arabische Hymnen auf dem Propheten Muhammad.
  • Hazinu nimmihawi - eine spezielle Form der Manzuma.

Arten

Instrumente

Einige Muslime halten allein Vokalmusik für legitim (halal) und lehnen Musikinstrumente ab (haram). Folglich gibt es eine starke a-cappella-Tradition des kultischen Gesangs. Andere Muslime lassen Trommeln zu, jedoch keine anderen Instrumente. Wieder andere Muslime halten jedes Instrument für legitim, solange es für die zulässigen Musikstile genutzt wird. Folglich gibt es eine lange Tradition der Instrumentalbegleitung religiöser Gesänge. Dazu kann eine breite Vielzahl von Instrumenten verwendet werden, abhängig von der lokalen musikalischen Tradition.

Einige Instrumente:

  • Trommeln: Daf (persische und kurdische Rahmentrommel), Bendir (Rahmentrommel in Nordafrika und dem Nahen Osten), Zarb (persische Bechertrommel), Rebana (Trommeln in islamischen Ländern Südostasiens), T'bol (Maghreb)
  • Idiophone: Gongs, Qarqaba (Maghreb)
  • Saiteninstrumente: Rebab (türkische und arabische Streichinstrumente), Kamancheh (Persisches Streichinstrument), Tar (zentralasiatische gezupfte Langhalslaute), Oud (gezupfte arabische Kurzhalslaute), Santur und Qanun (persische bzw. arabische Zithern), Gimbri (Maghreb)
  • Blasinstrumente: Ney (Längsflöte), Shehnai (indisches Doppelrohrblattinstrument), Zummara (gedoppelte Rohrpfeife von Nordafrika bis in den Mittleren Osten)
  • Tasteninstrumente: Harmonium (in Indien und Pakistan seit dem Ende des 19. Jahrhunderts)

Texte

Wenn Texte nicht einfach wiederholt werden oder ausgearbeitete Anrufungen sind (Yah Nabi u.dgl.), sind sie normalerweise Gedichte, die in Gestalt und Metrum der umgebenden lokalen Literatur gleichen.

Musikverbote im Islam

Den klassischen islamischen Rechtsgelehrten waren bestimmte zur Sünde führende Musikinstrumente haram, also verboten. Dazu gehörten die Saiteninstrumente wie Laute, Gitarre und ähnliche, welche nach der Mehrheit der islamischen Gelehrten als verboten betrachtet wurden.

Die islamischen Gelehrten haben jedoch unter anderem Instrumente wie die arabische Handtrommel Duff, Trommeln und Keyboard erlaubt, da diese nicht unter die Kategorie wie Saiteninstrumente fallen und nicht dafür bekannt sind, dass sie zu "schlechtem Verhalten" führen.

Zwei Beispiele von vielen, wo der Prophet es gut hieß, dass islamkonforme Instrumente gespielt werden: Eine Frau sagte zu dem Propheten: Wahrlich, ich habe versprochen, wenn Allah dich gesund bleiben lässt (nach der Schlacht), dass ich zwischen deinen Händen mit dem Duff spiele. Er sagte: Wenn du es versprochen hast, dann erfülle dein Versprechen. (Tirmidhi)

Der Prophet fragte Aischah: Und habt ihr mit ihr eine Sklavin geschickt, die Duff spielt und singt? (Scharik)

Einige Muslime vertreten die Ansicht, dass bestimmte Musikinstrumente zur Begleitung beim Singen religiöser Texte erlaubt seien. Die Mehrheit der Muslime sieht in der Musik, die keine verbotenen Elemente enthält, nichts Verbotenes (in verschiedenen Abstufungen). Besonders die in hohem Maße für die friedliche Verbreitung des Islam verantwortliche Mystik, der Sufismus, sieht in der Musik ein wesentliches Element der Andacht. Das erklärt auch das Zustandekommen so vieler unterschiedlicher, durch die jeweilige lokale Kultur geprägten Formen der islamischen Musik.

Zeitgenössische muslimische Musik

Gegenwärtig ist eine wachsende Anzahl zeitgenössischer muslimischer Musiker zu verzeichnen. Eine der bedeutendsten Bewegungen vollzog sich im muslimischen Hip Hop oder im Muslim Rap.

Zu muslimischen Musikern der Gegenwart zählen:

Berühmte Sufi-Sänger:

Literatur

  • Jenkins, Jean and Olsen, Poul Rovsing (1976). Music and Musical Instruments in the World of Islam. World of Islam Festival. ISBN 0905035119.
  • Habib Hassan Touma (1996). The Music of the Arabs, Übersetzt von Laurie Schwartz. Portland, Oregon: Amadeus Press. ISBN 0931340888.
  • Shiloah, Amnon (1995). Music in the World of Islam: A Socio-cultural study. Wayne State University Press. Detroit. ISBN 0-8143-2589-0

Weblinks

Online hören

Online Video


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