Josemaria Escriva de Balaguer

Josemaria Escriva de Balaguer
Hl. Josemaría Escrivá 1902-1975. Gründer des Opus Dei

Josemaría Escrivá de Balaguer y Albás (* 9. Januar 1902 als José María Escriba in Barbastro, Spanien; † 26. Juni 1975 in Rom) ist Gründer des Opus Dei und ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche. Liturgisches Fest: 26. Juni, Hl. Josefmaria.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Escrivá als Jugendlicher

Josemaría Escrivá entstammte einer christlichen Familie und entschloss sich im Alter von sechzehn Jahren, Priester zu werden. Er studierte in Logroño und Saragossa Katholische Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaften. Am 28. März 1925 empfing er das Sakrament der Priesterweihe und wirkte anschließend als Seelsorger in Perdiguera und Saragossa. Ab 1927 lebte er in Madrid, um dort das juristische Doktorat zu erwerben. Gleichzeitig arbeitete er als Seelsorger, wobei er sich besonders um Schwerkranke kümmerte.

Nach eigenem Bekunden auf eine göttliche Offenbarung (im Jahr 1928) hin gründete Josemaría Escrivá die heute Praelatura Sanctae Crucis et Opus Dei genannte Seelsorge-Einrichtung der katholische Kirche, kurz Opus Dei, einen Weg der Heiligkeit für Menschen jedes Standes. Männliche Laien sollten ihre Berufung zum geistlichen Leben, zur tätigen Nächstenliebe und zur Heiligkeit im Alltag entdecken; 1930 folgte der weibliche Zweig. Er vertraute sich dem Erzbischof von Madrid an, der ihn in seinem Anliegen unterstützte.

Während des Spanischen Bürgerkrieges wirkte er als Seelsorger an der notleidenden Bevölkerung. Das Opus Dei musste mit dem spanischen Bürgerkrieg fertig werden und Escrivá schlug sich auf der Flucht vor Republikspanien auf nationalspanisch okkupiertes Gelände durch. In den 1940er Jahren änderte er seinen Namen von José María Escriba zu Josemaría Escrivá de Balaguer.

Escrivá lernte auch den spanischen Diktator Francisco Franco persönlich kennen, der die Macht im Bürgerkrieg an sich gerissen hatte. Dass sie sich näher kannten oder gar "Freunde" waren, ist nicht verbürgt. Dokumentiert sind allein drei persönliche Begegnungen[1]: eine 1946, als Escrivá im Auftrag der spanischen Bischofskonferenz Jahresexerzitien für Franco und seine Frau hielt, zu denen alljährlich ein Priester ausgewählt wurde. Eine zweite Begegnung fand 1953 statt; Escrivá hatte um eine Audienz bei Franco eingegeben, um den Opus-Dei-Angehörigen und Franco-Kritiker Rafael Calvo Serer zu verteidigen, der in der spanischen Presse angegriffen worden war. Und schließlich traf sich Escrivá mit Franco 1962, um mit der spanischen Regierung über die staatliche Anerkennung der akademischen Grade der vom Opus Dei geleiteten Universität Navarra in Pamplona zu verhandeln.

Escrivá erlangte große Bekanntheit durch seine Besinnungstage und Exerzitien, die er in verschiedenen Bistümern Spaniens abhielt. 1943 gründete er die Priesterliche Gesellschaft vom Heiligen Kreuz, die 1947 eine Institution Päpstlichen Rechtes wurde und 1950 die endgültige Approbation erhielt.

Ab 1946 lebte Josemaría Escrivá de Balaguer in Rom, wo er sich nicht nur um die Belange des Opus Dei kümmerte, sondern auch als Konsultor für mehrere Dikasterien des Heiligen Stuhls arbeitete. Er schrieb zahlreiche geistliche Bücher, von denen das bekannteste die Aphorismensammlung Der Weg ist, bereiste die ganze Welt und hielt Katechesen und Vorträge, in denen er die besondere Spiritualität des Opus Dei zu verbreiten trachtete. 1968 erwarb er den Adelstitel "Marques de Peralta", auf den er 1972 zugunsten seines Bruders verzichtete.

Josemaría Escrivá de Balaguer starb am 26. Juni 1975 in Rom und wurde in der unterirdisch gelegenen Krypta der jetzigen und von Opus-Dei-Geldern gebauten Prälaturkirche, Santa Maria della Pace, in Rom beigesetzt. Dort ruht jetzt sein Nachfolger, während der Hl. Josefmaria im Hauptaltar der Kirche verehrt wird.

Kindheit in Aragonien

Geboren wurde Josemaría als zweites von sechs Kindern der Eheleute José Escrivá und María Dolores Albás in Barbastro in den aragonesischen Vorpyrenäen in Spanien. Drei seiner Schwestern starben als Kinder, was für den jungen Josemaría das erschütterndste Kindheitserlebnis war, da er nach dem Tod seiner dritten Schwester vermutete selbst der nächste zu sein, den Gott zu sich holen würde. 1915 musste die Familie nach dem wirtschaftlichen Ruin des väterlichen Geschäftes in Barbastro nach Logroño umsiedeln.

Berufung und Studienjahre

In Logroño verspürte Josemaría verstärkt einen Ruf nach Hingabe an den Willen Gottes. Jahrelang bat er mit dem Stoßgebet „Domine, ut videam!“ (Herr, mach´ dass ich sehe!) um Klarheit in dieser Frage. Ohne endgültige Klarheit zu besitzen, entschloss er sich Priester zu werden, nachdem er zunächst an ein Architekturstudium gedacht hatte. 1918 beantragte er nach Abschluss der schulischen Ausbildung die Aufnahme in das Diözesan-Priesterseminar. Die Studien der Philosophie und Theologie absolvierte er in Logroño und von 1920 bis 1924 an der Päpstlichen Universität Saragossa. Im Seminar San Francisco de Paula in Saragossa fiel der junge Seminarist durch seine Frömmigkeit und menschliche Reife auf. Erzbischof Kardinal Juan Kardinal Soldevila y Romero (1843-1923) ernannte ihn in seinem jugendlichen Alter zum Präfekten des Seminars. In Zaragoza studierte Josemaría ab 1922 parallel zur Theologie Rechtswissenschaft an der staatlichen Universität. Die Priesterweihe erhielt er am 28. März 1925.

Pastorale Tätigkeit

Danach übernahm er eine Tätigkeit in der Landpfarrei Perdiguera, sodann in Zaragoza, um ab 1927 und nach Abschluss des juristischen Studiums auch in diesem Fach promovieren zu können. Eine intensive seelsorgliche Tätigkeit entfaltete Josemaría unter Armen und Notleidenden in den Vororten Madrids sowie unter den Sterbenden in verschiedenen Krankenhäusern. Bei Initiativen wurde er von einer Reihe junger Leute begleitet, die er mit seinem Seeleneifer ansteckte. Von 1927 bis 1931 wirkte er als Kaplan am Krankenstift der Damas Apostolicas del Sagrado Corazón. Ab 1931 war er Kaplan (ab 1934 Rektor) des Königlichen Stiftes Santa Isabel. Dies geschah im Einvernehmen mit dem Erzbischof von Zaragoza, der nach wie vor sein zuständiger Bischof war, und des Bischofs von Madrid, Leopoldo Eijo y Garay (1878-1963), in dem Josemaría einen väterlichen Freund und Ratgeber fand. Zum Unterhalt der Mutter und der beiden Geschwister Carmen und Santiago, die ihm nach Madrid gefolgt waren, gab er zusätzlich in den Jahren 1927 bis 1933 Unterricht in Römischem und Kanonischem Recht.

Gründung des Opus Dei

In Madrid gründete er am 2. Oktober 1928 – damals noch ohne diesen Namen – das Opus Dei, für das er sich fortan voll und ganz einsetzte. Während Exerzitien in einem Konvent der Lazaristen sah er aufgrund einer gnadenhaften Erleuchtung die ihm von Gott aufgetragene Sendung, der er sich bis an sein Lebensende widmen sollte: das Werk Gottes zu verbreiten als einen neuen Weg der Heiligkeit in der Kirche, der Menschen aus allen Gesellschaftsschichten offen stehen sollte, die sich darum bemühen, ihre alltägliche Arbeit inmitten der Welt zu heiligen, ohne dabei ihren Stand aufzugeben. Am 14. Februar 1930 wurde ihm – entgegen seinen ursprünglichen Absichten – die Einsicht zuteil, dass auch Frauen zum Opus Dei gehören sollten.

Schwierigkeiten zu Beginn

Die Botschaft von der allgemeinen Berufung aller Christen zur Heiligkeit stieß zu diesem Zeitpunkt zunächst auf Skepsis, doch gelang es Josemaría, junge Leute um sich zu sammeln. Trotz der zunehmend angespannten innenpolitischen Situation Spaniens dieser Jahre, die unter anderem 1931 zu Ausschreitungen und Brandschatzungen von Klöstern geführt hatte, gelang es Josemaría im Jahre 1933, eine Akademie ins Leben zu rufen, die „Academia DYA“ („Derecho y Arquitectura“, von ihm gedeutet als „Dios y Audacia“, Gott und Kühnheit). Bei dieser Einrichtung handelte es sich um das erste korporative Werk des Opus Dei in Spanien. Der spanische Bürgerkrieg (1936-1939) stellte eine Unterbrechung der apostolischen Pläne dar. Josemaría übte im republikanischen Madrid im Verborgenen sein priesterliches Amt aus. Ab April 1937 fand er Zuflucht in der Gesandtschaft von Honduras, Ende 1937 floh er dann mit einigen seiner geistlichen Söhnen über Barcelona und Andorra in die nationale Zone, wo er sich bis zum Ende des Bürgerkrieges überwiegend in Burgos aufhielt. Dort widmete er sich auch unter anderem der Abfassung der Studie „La Abadesa de las Huelgas“, eine theologisch-kirchenrechtliche Untersuchung der außerordentlichen quasi-bischöflichen Jurisdiktion der Äbtissin der bei Burgos gelegenen Abtei Las Huelgas. Für die Arbeit, die er dann nach seiner Rückkehr nach Madrid im März 1939 in der juristischen Fakultät als Dissertation vorlegte, konnte er die reichen Bestände von Bibliothek und Archiv des Klosters nutzen.

Zurück in Madrid

Am 28. März 1939 kehrte er nach Madrid zurück, begann er sogleich mit denen, die während der vergangenen Jahre mit ihm in Verbindung geblieben waren, die apostolische Arbeit des Opus Dei wiederaufzunehmen und in Spanien auszubreiten. In den 1940-er Jahren wurde er von vielen Bischöfen gebeten, in ihrer Diözese Exerzitien zu halten. Seine Botschaft, in der die Heiligung der Arbeitswelt eine wichtige Rolle einnahm („die Arbeit heiligen, sich in der Arbeit heiligen, die anderen durch die Arbeit heiligen“) fand begeisterte Aufnahme. Doch regte sich auch Widerstand, ausgelöst durch das Unverständnis von überkommenen Seelsorgsstrukturen verhaftenen Klerikern, die in Josemarías unkonventionellem Apostolat („der Freundschaft und des Vertrauens“), seinem dezidierten Eintreten für die allgemeine Berufung zur Heiligkeit aller Christen („Wer soll glauben, das sei ausschließlich Sache der Priester und Ordensleute? Der Herr nahm keinen aus, als er sagte: 'Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist'“) seiner Begeisterung für das alltägliche Leben („aus der Prosa des Alltags epische Dichtung machen“) ein Infragestellen der bisherigen Lehre und Praxis der Kirche sahen.

Juristischer Weg

In Bischof Eijo y Garay fand Josemaría, wie schon vor dem Bürgerkrieg, jederzeit eindeutig und entschlossen Unterstützung. Der Bischof erteilte der noch jungen Institution die erste diözesane Approbation als Pia Unio (19. März 1941). Der 14. Februar 1943 ist ein drittes Gründungsdatum in der Geschichte des Opus Dei. An diesem Tag empfing Josemaría die Eingebung Gottes, die mit dem Opus Dei verbundene Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz zu gründen. Durch sie wurde die Priesterweihe von Laienmitgliedern des Opus Dei und ihre Inkardination für den Dienst des Werkes möglich (kanonische Errichtung der "Societas Sacerdotalis Sanctae Crucis" am 8. Dezember 1943 durch den Bischof von Madrid nach Erteilung des "Nihil obstat" durch den Hl. Stuhl). Später sollte die Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz auch Diözesanpriestern ermöglichen, unmittelbar an der Spiritualität und Askese des Opus Dei teilzuhaben.

Römische Jahre

Mit Blick auf die beginnende Ausbreitung des Werkes in der ganzen Welt siedelte Josémaria am 23. Juni 1946 nach Rom um, mit dem Ziel, dort den Zentralsitzes des Opus Dei einzurichten. Zur Unternmiete wohnte er in der Città Leonina, nur wenige Meter von den Wohnräumen des Papstes entfernt. Am 24. Februar 1947 erhielt die Institution das „Decretum laudis“ des Hl. Stuhls, am 16. Juni 1950 die definitive Approbation als Säkularinstitut durch Papst Pius XII. Im Zusammenhang mit dieser Approbation wurde auch die Vereinigung der Mitarbeiter des Opus Dei anerkannt, der auch Christen anderer Konfessionen und Nichtchristen angehören können, eine für die damalige Zeit ungewöhnliche ökumenische Neuerung.

Ausbreitung des Opus Dei

In den 1940er Jahren konnte das Opus Dei vor allem in Spanien und im übrigen Europa die apostolische Arbeit aufnehmen (1946 Portugal, Italien, Großbritannien, 1947 Frankreich, Irland). 1949 konnte Josemaría die ersten Mitglieder des Werkes nach Mexiko und in die USA senden. In den 1950er und 1960er Jahren begann man in weiteren europäischen Ländern (1952 Deutschland, 1956 Schweiz, 1957 Österreich, 1959 Niederlande und 1965 Belgien) sowie in den meisten lateinamerikanischen Ländern (1950 Chile und Argentinien, 1951 Kolumbien und Venezuela, 1953 Guatemala und Peru, 1954 Ecuador, 1956 Uruguay, 1957 Brasilien, 1958 El Salvador, 1959 Costa Rica, 1962 Paraguay und 1969 Puerto Rico) sowie Kanada (1957). Auch nach Asien (1958 Japan und 1964 Philippinen), Afrika (1958 Kenia und 1965 Nigeria) und Australien (1963) gingen geistliche Söhne und Töchter des Gründers des Opus Dei.

Priesterausbildung

Um für das Apostolat unter Menschen so vieler verschiedener Kulturen gerüstet zu sein, und in adäquater Weise Pluralität und Einheit miteinander zu verbinden, gründete Josemaría in Rom 1948 das „Collegium Romanum Sanctae Crucis“ und 1953 das „Collegium Romanum Sanctae Mariae“. Beide Einrichtungen haben bis zum Tode des Gründers und darüber hinaus bis auf den heutigen Tag Tausenden von jungen Männern und Frauen eine solide Ausbildung vermittelt. Aus dem „Collegium Romanum Sanctae Crucis“ sind die fast 1000 Priester hervorgegangen, die Josemaría selbst zu den Weihen geführt hat.

Apostolische Initiativen

Von Rom aus ermunterte er die Mitglieder des Werkes zur Gründung vieler Einrichtungen im Erziehungs- und Bildungsbereich (1952 Beginn des Estudio General de Navarra, ab 1960 Universidad de Navarra in Pamplona, 1965 Universidad de Piura/Peru, 1961 Strathmore College in Nairobi, 1961 Seido Language-School in Ashiya/Japan, etc.). Ähnliches galt auch für den Sozialbereich (1965 Centro ELIS in Rom, 1965 Centro de Formación para la mujer Condoray und Instituto Rural Valle Grande in Cañete/Peru, 1958 Colegio Tajamar in Madrid, etc.). Josemaría war bis zu seinem Tode Großkanzler der Universitäten von Pamplona und Piura.

Ehrungen

In Rom wurde er, der noch 1955 an der Lateranuniversität in Theologie promoviert hatte, zum Ehrenmitglied der Pontificia academia theologica romana ernannt (1956), von Pius XII., der ihm den Titel des Päpstlichen Hausprälaten verliehen hatte (1947), zum Konsultor der Studienkongregation berufen (1958-1967) und von Johannes XXIII. zum Konsultor der Päpstlichen Kommission für die authentische Interpretation des Codex Iuris Canonici (1962-1963). Zivile Ehrungen wurde ihm zuteil mit der Promotion zum Doctor honoris causa der juristischen Fakultät der Universität Zaragoza (1960) und durch einige der Städte, die auf seinem Lebensweg eine besondere Rolle gespielt hatten: Hijo adoptivo de Pamplona (1960), Hijo adoptivo de Barcelona (1966), Medalla de oro de Barbastro (1975).

II. Vatikanisches Konzil

Das II. Vatikanische Konzil (1962–1965) erlebte Josemaría in Rom in großer Intensität mit, wobei er in der Folgezeit bisweilen angesichts von Missständen in der Kirche mitgelitten hat. In den Konzilsjahren führte er Gespräche mit vielen Konzilsvätern. In manchen Konzilstexten (Lumen Gentium, Gaudium et Spes und Apostolicam actuositatem) konnte er eine Bestätigung seiner Lebensinspiration sehen. Hier wurden die allgemeine Berufung der Christen zur Heiligkeit und zum Apostolat bekräftigt. Das Konzil sollte auch die Lösung des institutionellen Problems des Opus Dei anbahnen, das als Säkularinstitut approbiert war, aber angesichts einer immer mehr der Ordenstradition zugewandten Entwicklung dieser Institute („Laienorden“) nach einer garantiert säkularen („weltlichen“) Struktur strebte.

Nach Einschätzung des damaligen Mitglieds Vladimir Felzmann hat sich aber andererseits infolge des Zweiten Vatikanums im Opus Dei auch eine gewisse „Furcht“ breit gemacht, da die beschlossenen Neuerungen sich gegen Escrivas doch im Kern „vorkonziliare Zielvorstellung“ richteten.[2]

Vorbereitungen zur Personalprälatur

Die vom Konzil vorgesehenen Personalprälaturen, deren juristische Gestalt in der nachkonziliaren Legislation weiter präzisiert wurde, stellten die Lösung der juristischen Schieflage dar. Josemaría selbst bereitete noch alle notwendigen Schritte zur Errichtung der Prälatur Opus Dei vor, doch sollte die Verwirklichung erst 1982 unter seinem Nachfolger, Bischof Alvaro del Portillo (1975-1993) erfolgen.

Apostolische Reisen

In den letzten Lebensjahren – wie schon in den 50er Jahren, als er mehrfach Deutschland für einige Tage besuchte (München, Köln, Bonn, Aachen, Trier, Mainz, Düsseldorf) – unternahm Josemaría apostolische Reisen in verschiedene Länder Europas und Amerikas, von denen viele im Film festgehalten worden sind. Tausende Menschen suchten ihn während dieser Reisen auf, um den „Vater“, wie er von vielen genannt wurde, Fragen über das geistliche Leben zu stellen. Sein feiner Sinn für Humor, seine Einfühlsamkeit, seine positive Sicht und sein inneres Feuer heraus galten vielen bei diesen öffentlichen Auftritten als ein Charakteristikum.

Publikationen und Wirkung

Seine Bücher, allen voran „Der Weg“, aber auch die Veröffentlichungen einiger seiner Predigten unter dem Titel „Christus begegnen“ sowie die Sammlung von Zeitungsinterviews „Gespräche mit Msgr. Escrivá de Balaguer“ haben schon zu seinen Lebzeiten millionenfache Verbreitung gefunden. Am 26. Juni 1975 ist Josemaría in Rom gestorben. Beim Tod des Gründers zählte das Opus Dei 60.000 Mitglieder aus 80 Nationen und war auf allen fünf Kontinenten verbreitet.

Seligsprechung und Heiligsprechung

Nach seinem Tod gingen im Vatikan Briefe von 69 Kardinälen, 241 Erzbischöfen, 987 Bischöfen und 41 Generaloberen von Ordensgemeinschaften ein, die seine Seligsprechung befürworteten. Der Seligsprechungsprozeß wurde 1981 in Madrid und Rom eröffnet, 1986 auf diözesaner Ebene abgeschlossen und 1990 mit dem Dekret über den heroischen Tugendgrad[3] sowie 1991 mit dem Wunderdekret[4] der zuständigen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen beendet. „Der Prozess erregte wegen seiner Kürze Aufsehen und fand vereinzelt zum Teil heftigen Widerspruch, entsprach indes wie andere Prozesse dieser Art aus dem Pontifikat Johannes Pauls II. der neuen, gestrafften Verfahrensordnung der Kongregation für die Heiligsprechungen“.[5] Auch hat die weltweite, über den direkten Wirkungskreis des Opus Dei hinaus verbreitete Verehrung Josemarías, die sich in einer ungewöhnlich großen Teilnahmerzahl von Menschen aus aller Welt bei der Seligsprechungsfeier 17. Mai 1992 und bei der Heiligsprechung am 6. Oktober 2002 äußerte, eine tiefere Kenntnis seiner Botschaft und das Faktum der Anerkennung der Heiligkeit seines Lebens durch die Kirche manchen Kritiker überzeugt. „Der heilige Josefmaria wurde von Gott dazu auserwählt, die allgemeine Berufung zur Heiligkeit zu verkünden und aufzuzeigen, dass das Alltagsleben, die gewöhnliche Beschäftigung, Weg der Heiligung ist. Man könnte sagen, daß er der Heilige des Alltäglichen war" (Johannes Paul II. bei der Feier der Kanonisation auf dem Petersplatz zu Rom).

Josemaría Escrivá wurde im Mai 1992 durch Papst Johannes Paul II. selig und am 6. Oktober 2002 heilig gesprochen. Kritiker dieses Verfahrens bemängelten die Schnelligkeit, mit der dieses durchgeführt wurde. Hauptgrund für die früher nur selten erreichte Schnelligkeit war, dass Escrivás Prozess als einer der ersten nach dem neuen, heute gültigen Verfahren durchgeführt wurde. Inzwischen wurden etliche andere Verfahren in vergleichbarer Zeit zum Abschluss gebracht, mehrere auch schneller, namentlich dasjenige Mutter Theresas. In Frage gestellt wurden auch, wenn auch seltener, die beiden für eine Heiligsprechung erforderlichen Wunder: die Heilung der Karmelitin Concepción Boullón Rubio im Jahre 1976[4] und des Arztes Manuel Nevado Rey im Jahr 1992.[6]

Am 30. August 2005 wurde eine fünf Meter große Statue aus Carrara-Marmor in einer Außennische des Petersdomes neben dem Übergang zur Sakristei aufgestellt, die Papst Benedikt XVI. am 14. September 2005 anlässlich des Festes Kreuzerhöhung segnete. Sie steht neben Statuen der Heiligen Birgitta von Schweden und Katharina von Siena.

Quellen

  1. John L. Allen, Opus Dei. Mythos und Realität – Ein Blick hinter die Kulissen, Gütersloh 2006, S. 81
  2. Vladimir Felzmann: Schaden durch gute Menschen. In: Peter Hertel: Geheimnisse des Opus Dei. Geheimdokumente – Hintergründe – Strategien. Herder, Freiburg 1995, S. 53-59, hier zit. S. 56
  3. Dekret über die heroischen Tugenden von http://www.de.josemariaescriva.info
  4. a b Dekret über die Anerkennung eines Wunders von http://www.de.josemariaescriva.info
  5. Johannes Grohe: Josemaría Escrivá. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band XXIII (2004)
  6. Das dem heiligen Josefmaria zugesprochene Wunder von http://www.de.josemariaescriva.info

Literatur

  • Peter Berglar: Josemaría Escrivá. Leben und Werk des Gründers des Opus Dei, Köln: Adamas 2005 (4. Auflage, ISBN 978-3-925746-67-3)
  • Salvador Bernal (Hrsg.): Msgr. Josemariá Escrivá de Balaguer, Köln: Adamas 1978 (ISBN 978-3-920007-48-9)
  • Pedro Casciaro: Nicht einmal im Traum, Köln: Adamas 2002 (ISBN 3-925746-82-X)
  • Dennis M. Helming: Fußspuren im Schnee. Josemaría Escrivá, Gründer des Opus Dei. Bildbiographie, St. Ottilien: EOS 1991 (ISBN 978-3-88096-680-2)
  • Peter Hertel: Schleichende Übernahme. Das Opus Dei unter Papst Benedikt XVI. Neuausgabe. Oberursel: Publik-Forum 2007 (ISBN 978-3-88095-161-7)
  • César Ortiz (Hrsg.): Josemaria Escriva - Profile einer Gründergestalt, Köln: Adamas 2002 (ISBN 978-3-925746-89-5)
  • Alvaro del Portillo: Über den Gründer des Opus Dei. Ein Gespräch mit Cesare Cavalleri, Köln: Adamas 1996 (ISBN 978-3-925746-71-0)
  • Andrés Vázquez de Prada: Der Gründer des Opus Dei Josemaría Escrivá. Eine Biographie, Band 1: Die frühen Jahre, Köln: Adamas 2001 (ISBN 3-925746-91-9)
  • Andrés Vázquez de Prada: Der Gründer des Opus Dei Josemaría Escrivá. Eine Biographie, Band 2: Die mittleren Jahre, Köln: Adamas 2004 (ISBN 3-925746-92-7)
  • Andrés Vázquez de Prada: Der Gründer des Opus Dei Josemaría Escrivá. Eine Biographie, Band 3: Die römischen Jahre, Köln: Adamas 2008 (ISBN 978-3-925746-93-2)

Weblinks


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