Landkreis Braunsberg (Ostpr.)

Landkreis Braunsberg (Ostpr.)
Lage in Ostpreußen

Der Landkreis Braunsberg (Ostpr.) war ein Landkreis im früheren Ostpreußen und bestand als preußisch-deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1818 und 1945.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Der Landkreis Braunsberg (Ostpr.) umfasste am 1. Januar 1945:

Der Landkreis hatte auf Grund der Zugehörigkeit zum Bistum Ermland eine mehrheitlich katholische Bevölkerung, die Zentrumspartei gewann bei den Wahlen bis 1933 die absolute Mehrheit der Stimmen.

Im Jahre 1945 wurde der Landkreis an Polen angeschlossen und in Braniewo umbenannt. Der heutige Powiat Braniewski mit der Kreisstadt Braniewo ist nicht identisch mit dem ehemaligen Landkreis Braunsberg, da Orneta/Wormditt und seine Umgebung heute zum Powiat Lidzbarski (Landkreis Heilsberg) gehören.

Einwohnerentwicklung

  • 1871: 52.456
  • 1885: 53.469
  • 1933: 56.493
  • 1939: 62.342

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Februar 1818 der Kreis Braunsberg im Regierungsbezirk Königsberg in der preußischen Provinz Preußen (nicht: Ostpreußen).

Dieser umfasste u. a. die Kirchspiele: Bludau, Braunsberg, Frauenburg, Frauendorf, Groß Rautenberg, Heinrikau, Langwalde, Layß, Lichtenau, Mehlsack, Migehnen, Peterswalde bei Mehlsack, Plaßwich, Plauten, Schalmey, Tolksdorf, Wusen

Das Landratsamt war in Braunsberg ansässig.

Bereits am 1. April 1819 erfolgten folgende Änderungen von Kreisgrenzen:

  • Eingliederung des Kirchspiels Frauendorf aus dem Kreis Braunsberg in den Kreis Heilsberg,
  • Eingliederung des Kirchspiels Wormditt aus dem Kreis Heilsberg in den Kreis Braunsberg.

Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht: Ostpreußen) und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr.

Norddeutscher Bund / Deutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Braunsberg am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Braunsberg entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke bis auf den Anteil am Frischen Haff aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

In den 1930er Jahren setzte sich die Bezeichnung „Braunsberg (Ostpr.)“ für Kreis und Stadt durch. Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Braunsberg (Ostpr.) entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee erobert und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt. Es gehört heute zu Polen.

Kommunalverfassung

Der Landkreis Braunsberg gliederte sich in Stadtgemeinden, in Landgemeinden und – bis zu deren vollständigem Wegfall – in selbstständige Gutsbezirke.

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden Braunsberg (Ostpr.), Frauenburg, Mehlsack und Wormditt führten jetzt die Bezeichnung Stadt.

Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst.

Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Landräte

  • 1812: von Willich
  • 1812: von Lingk
  • 1818: Ferdinand Anton Bartholomäus von Schau
  • 1840: Dr. von Groß gen. von Schwarzhoff
  • 1855: Achatius von Auerswald
  • 1868: Wilhelm Julius Hubert Dillenburger
  • 1869: Wilhelm Eduard August Kleemann
  • 1878: Albrecht Oberg
  • 1892: Dr. jur. Friedrich Gramsch
  • 1900: Graf Carl zu Dohna-Schlobitten[1]
  • 190?: Dr. Jung
  • 1910: Dr. jur. Heinrich von Bieler[2]
  • 1920: Karl Stankewitz
  • 1933: Bernhard Nienaber
  • 1942: Wolfgang Born
  • 1943: Haeszner (vertretungsweise)
  • 1944: Kolhoff

Geschichte der Kreisstadt Braunsberg

Historisches Stadtwappen

Die Stadt Braunsberg im Ermland im Lande der Pruzzen (auch als Brus beschrieben) entstand um eine Burg des Deutschen Ordens am Ufer des Flusses Passarge (polnisch Pasłęka), gegründet von Johannes Fleming, dem Sohn eines Lübecker Ratsherrn. Bischof Anselm gab der Stadt Braunsberg (früher Brus-berg, auch Brunsberg) 1254 Stadtrechte (Lübisches Recht). 1250 richtete Bischof Anselm aus Meissen ein St. Andreas Kapitel ein, das zur Bischofswahl berechtigt war. Jedoch zerstörten die einheimischen Pruzzen die Stadt und wehrten sich dreißig Jahre lang gegen die Übernahme des Landes durch den Legaten des Papstes. Der Bischof Heinrich I. (1278–1300) musste das Kapitel nach Frauenburg (Ermland) verlegen, wo es bis zum 20. Jahrhundert blieb.

Während sich im übrigen Ostpreußen der protestantische Glaube durchsetzte, konnte der für Braunsberg zuständige Bischof Stanislaus Hosius nach 1551 die Stadt zum katholischen Glauben zurückführen. 1552 wurde Regina Protmann in Braunsberg geboren. 1578 wurde sogar ein katholisches Seminar für die Missionierung der nordischen Länder gegründet.

Während des ersten nordischen Krieges war die Stadt für mehrere Jahre von Schweden besetzt.

1853 wurde die Eisenbahn nach Königsberg eröffnet (siehe Preußische Ostbahn).

Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt wochenlang schwer umkämpft. Dabei wurde sie zu 80 % zerstört. Die historische Altstadt mit dem altstädtischen Rathaus, den so genannten „Hanse“-Speichern und den Laubenhäusern am Markt ging in Flammen auf. Der Turm der Katharinenkirche wurde als wichtige Landmarke von deutschen Pionieren gesprengt. Nur die evangelische Kirche aus der Schule Schinkels blieb erhalten. Am 20. März 1945 wurde die Stadt von der sowjetischen Armee erobert und später an Polen übergeben. Die verbliebene deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Bedingt durch die Randlage an der neuen Grenze zur Oblast Kaliningrad hat die Stadt sich bis heute nicht erholen können. Der Wiederaufbau der Katharinenkirche mit ihrem gewaltigen Turm ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die polnische Restaurationskunst.

Ortsnamen

Die durchweg deutschen Ortsnamen wurden im Wesentlichen bis 1945 beibehalten.

Persönlichkeiten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Corps Borussia Bonn
  2. Corps Saxo-Borussia Heidelberg

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