- Liste der von den Vereinten Nationen nicht als selbstständige Staaten anerkannten Gebiete
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Diese Liste sammelt verschiedene geopolitische Einheiten, die von den Vereinten Nationen nicht als selbständige Staaten anerkannt werden. Einige davon sind unter De-facto-Regimen eigenständige Staaten.
Die meisten dieser Länder sind Teile einer Nation mit einer eigenen nationalen Identität, die sich von ihrem Mutterland abgespalten haben. Man bezeichnet sie daher als (englisch) „break-away“-Staaten. Einige Territorien sind selbstverwaltete autonome Regionen oder Protektorate mit militärischem Schutz und informellen diplomatischen Auslandsvertretungen durch einen anderen Staat.
Teilweise anerkannte Staaten mit De-facto-Kontrolle über ihr Territorium
Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen, die nur zum Teil von anderen Mitgliedstaaten anerkannt werden, sind nicht aufgeführt (zum Beispiel Israel, das von 39 Ländern nicht anerkannt wird).
- Abchasien ist ein selbsternannter Staat im Nordwesten Georgiens, zwischen dem Kaukasus und dem Schwarzen Meer, der von Russland, Nicaragua, Venezuela, Vanuatu, Tuvalu und Nauru sowie den anderen international nicht anerkannten Mitgliedstaaten der Gemeinschaft nicht anerkannter Staaten Republik Bergkarabach, Südossetien und Transnistrien anerkannt wird. Nach der Besetzung des unabhängigen Georgiens durch das bolschewistische Russland 1921 wurde Abchasien zunächst von Georgien getrennt, im Jahre 1931 wurde es jedoch zu einer Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (ASSR) innerhalb der Georgischen SSR. 1992 rief der Oberste Sowjet der Abchasischen ASSR die Unabhängigkeit von Georgien aus, was zu einem Krieg (1992 bis 1994) führte. Der Waffenstillstand vom Juni 1994 hat im Wesentlichen standgehalten und Abchasien außerhalb der Kontrolle der Regierung Georgiens belassen. Im August 2008 wurde die Unabhängigkeit Abchasiens von Russland, im September 2008 von Nicaragua[1], im September 2009 von Venezuela[2] und im Dezember 2009 von Nauru[3] anerkannt. Im Mai 2011 folgte Vanuatu, im September 2011 Tuvalu.
- Die Republik China kontrolliert seit der Niederlage im Chinesischen Bürgerkrieg 1949 lediglich Taiwan sowie einige kleine Inseln. Durch die Resolution 2758 der UN-Generalversammlung vom 25. Oktober 1971 verlor sie einen großen Teil ihrer diplomatischen Anerkennung sowie den Sitz bei den Vereinten Nationen an die Volksrepublik China. Zur Zeit wird die Republik China nur von 22 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen offiziell anerkannt. Dazu wird sie vom UNO-Nichtmitgliedstaat Vatikanstadt als alleinige Vertreterin Chinas anerkannt. Sie unterhält jedoch nichtoffizielle Beziehungen zu den meisten Ländern durch Institutionen wie das Taipei Wirtschafts- und Kulturbüro. Siehe auch: Taiwan-Konflikt
- Die Cookinseln sind ein Staat in Ozeanien, der in freier Assoziierung mit Neuseeland existiert. Deutschland hat die Cookinseln im März 2001 als selbstständigen Staat anerkannt. Diplomatische Beziehungen zwischen beiden Ländern wurden am 11. September 2001 aufgenommen. Der deutsche Botschafter in Wellington ist auch auf den Cookinseln akkreditiert. Insgesamt haben 24 Staaten die Cookinseln als selbstständigen Staat anerkannt. Darunter die VR China, der Iran, Indien, die Schweiz und der Staat der Vatikanstadt.
- Kosovo war zwar bis Februar 2008 nicht als unabhängige Einheit anerkannt, agierte jedoch seit 1999 unter der Übergangsverwaltungsmission der Vereinten Nationen im Kosovo (UNMIK) unabhängig von Serbien auf Basis der Resolution 1244 des Weltsicherheitsrats. Rechtlich handelte es sich um eine autonome serbische Provinz. Die Provinz hat sich am 17. Februar 2008 einseitig für unabhängig erklärt.[4] Die Unabhängigkeit wurde bis jetzt von 85 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen anerkannt, unter anderem von Deutschland, den USA, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Japan, Italien, Österreich, Schweiz und der Türkei. Die übrigen, darunter das ehemalige Mutterland Serbien, Russland, China, Spanien, Indien, Brasilien, Argentinien, Mexiko, Kasachstan und Iran, erkennen die Unabhängigkeit nicht an und betrachten Kosovo weiterhin als einen Teil Serbiens.
- Die Türkische Republik Nordzypern geht auf den Türkischen Bundesstaat von Zypern zurück, der 1975 im nördlichen Teil Zyperns ausgerufen worden war, nachdem 1974 türkische Truppen im Zypernkonflikt interveniert und den nördlichen Teil der Insel besetzt hatten. 1983 erklärte der Türkische Bundesstaat von Zypern unter dem Namen Türkische Republik Nordzypern seine Unabhängigkeit. Diese wird nur von der Türkei anerkannt. Ein Plan der Vereinten Nationen mit dem Ziel, die beiden zypriotischen Staaten zu vereinen, wurde in einem Referendum von der Bevölkerung der Türkischen Republik Nordzypern angenommen, jedoch von der Bevölkerung des von der Regierung der Republik Zypern kontrollierten Teiles der Insel abgelehnt. Weitere Versuche, eine Wiedervereinigung herbeizuführen, sind bislang erfolglos geblieben.
- Südossetien ist ein selbsternannter Staat im Norden Georgiens, der nur von Russland, Nicaragua, Venezuela und Nauru sowie den anderen international nicht anerkannten Mitgliedstaaten der Gemeinschaft nicht anerkannter Staaten Abchasien, Republik Bergkarabach und Transnistrien anerkannt wird. Nach der Besetzung des unabhängigen Georgiens durch das bolschewistische Russland 1921 wurde es als Südossetische Autonome Oblast in Georgien Teil der Sowjetunion. Im Jahr 1991 wurde die Unabhängigkeit ausgerufen und 1992 ein Waffenstillstand vereinbart. Nach erneuten militärischen Auseinandersetzungen und einem Eingreifen Russlands wurde die Unabhängigkeit Südossetiens im August 2008 von Russland, im September 2008 von Nicaragua[1], im September 2009 von Venezuela[2] und im Dezember 2009 von Nauru[3] anerkannt.
Nicht anerkannte Staaten mit De-facto-Kontrolle über ihr Territorium
- Bergkarabach in Aserbaidschan ist (seit 1991) ein selbsternannter und teilweise funktionsfähiger unabhängiger Staat, jedoch nicht als unabhängig anerkannt. Auch Armenien erkennt den Staat nicht an, behält sich dies aber im Falle des Scheiterns von Verhandlungen vor. International wird es als Teil von Aserbaidschan gesehen, wird jedoch mehrheitlich von Armeniern bewohnt. Die Republik wird lediglich von den anderen international nicht anerkannten Mitgliedstaaten der Gemeinschaft nicht anerkannter Staaten Abchasien, Südossetien und Transnistrien anerkannt.
- Somaliland (seit 1991) 1 befindet sich im Nordwesten Somalias. Im Mai 1991 riefen Politiker im Norden eine unabhängige Republik Somaliland aus, die mittlerweile fünf der achtzehn Verwaltungsregionen von Somalia umfasst. Dies entspricht dem Britischen Somaliland, welches sich zwischen Äthiopien, Dschibuti, Puntland und dem Golf von Aden erstreckt.
- Transnistrien (Pridnestrowie) ist der Teil Moldawiens östlich des Flusses Dnister und (seit 1990) ein selbsternannter, teilweise funktionsfähiger Staat ohne internationale Anerkennung irgendeines UN-Mitgliedstaates. Die Bevölkerung besteht in der Mehrzahl aus Slawen im Gegensatz zur Gesamtheit Moldawiens mit einer Majorität Moldauern. Die Republik wird lediglich von den anderen international nicht anerkannten Mitgliedstaaten der Gemeinschaft nicht anerkannter Staaten Abchasien, Republik Bergkarabach und Südossetien anerkannt.
Einheiten, die keine Souveränität beanspruchen, mit De-facto-Kontrolle über ihr Gebiet
- Galmudug (seit 2006)1
- Puntland (seit 1998)1 ist ein Gebiet im Nordosten Somalias um Garoowe (Nugaal), deren Führer 1998 einen unabhängigen Staat ausriefen.
1) Der Bürgerkrieg in Somalia hat keine zentrale Organisation zurückgelassen, welche das gesamte Land regiert. Somaliland im Nordwesten Somalias ist ein teilweise funktionsfähiger Staat ohne internationale Anerkennung irgendeines anderen Staates. Puntland und Galmudug besitzen wesentlich weniger politischen und wirtschaftlichen Zusammenhalt und haben keine Souveränität beansprucht.
Teilweise anerkannte Staaten großteils unter militärischer Okkupation
- Der Staat Palästina wurde 1988 ausgerufen und damals von der DDR und 114 weiteren Staaten anerkannt. (Siehe auch die Artikel Palästinensische Autonomiegebiete, Gazastreifen, Westjordanland sowie Israel, welche Beiträge über Gebiete in der Region Palästina beinhalten.)
- Westsahara ist seit dem Rückzug Spaniens 1976 ein von Marokko beanspruchtes und weitestgehend verwaltetes Gebiet. Die Demokratische Arabische Republik Sahara kontrolliert einen Rest von Westsahara. Diese Republik wurde 1976 von der Front Polisario ausgerufen und wird von derzeit 48 Staaten anerkannt. (Unter diesen Staaten befindet sich aber weder Spanien noch irgendeine andere Großmacht oder irgendein europäischer Staat.) Die DARS ist ein vollwertiges Mitglied der Afrikanischen Union, jedoch auch die Mehrheit der AU-Einzelstaaten erkennt die Republik noch nicht (oder zwischenzeitlich wieder nicht) an. Die Hoheitsansprüche sind ungeklärt, und die Vereinten Nationen streben mittels der Mission MINURSO ein Referendum an, um die Lage zu klären. Seit 1991 besteht ein von der UN überwachter Waffenstillstand. Die Westsahara befindet sich auf der UN-Liste der nicht selbstverwalteten Gebiete.
Nicht-Mitglieder der Vereinten Nationen mit Anerkennung vieler Mitgliedstaaten
Nicht-Mitglieder der Vereinten Nationen sind unter anderem die Vatikanstadt (deren völkerrechtliche Vertretung, der Heilige Stuhl, jedoch Beobachterstatus hat) und die Cookinseln und Niue, die beide den Status unabhängiger Staaten in „freier Assoziierung mit Neuseeland“ gewählt haben, was von den Vereinten Nationen in Übereinstimmung mit Resolution 1514 (XV) der Generalversammlung gebilligt wurde; die Cookinseln werden von insgesamt 24 Staaten anerkannt, darunter von Deutschland und der Schweiz.
Erst seit 2002 ist auch die zuvor bereits von allen Staaten anerkannte Schweiz Mitglied der Vereinten Nationen.
Historische nicht anerkannte oder zum Teil anerkannte Staaten mit De-facto-Kontrolle über ihr Territorium seit der Gründung der Vereinten Nationen
Historische teilweise anerkannte Staaten mit De-facto-Kontrolle über ihr Territorium
- Biafra kontrollierte ein Gebiet im Osten Nigerias von der Abspaltung im Mai 1967 bis zum endgültigen militärischen Niedergang im Januar 1970. Es war von 12 Nationen anerkannt.
- Transkei (1976–1994) war ein Homeland, welches von Südafrika gebildet wurde und nur von diesen, Bophuthatswana, Ciskei und Venda anerkannt war. Es ist heute wieder Teil Südafrikas.
- Bophuthatswana (1977–1994) war ein Homeland, welches von Südafrika gebildet wurde und nur von diesen, Transkei, Ciskei und Venda anerkannt war. Es ist heute wieder Teil Südafrikas.
- Venda (1979–1994) war ein Homeland, welches von Südafrika gebildet wurde und nur von diesen, Bophuthatswana, Ciskei und Transkei anerkannt war. Es ist heute wieder Teil Südafrikas.
- Ciskei (1981–1994) war ein Homeland, welches von Südafrika gebildet wurde und nur von diesen, Bophuthatswana, Transkei und Venda anerkannt war. Es ist heute wieder Teil Südafrikas.
- Tschetschenische Republik Itschkeria (1996–1999). Die vormalige Tschetschenische ASSR erklärte 1991 als Tschetschenische Republik Itschkeria ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion und Russland. Abgesehen von der damaligen georgischen Regierung unter Swiad Gamsachurdia erkannte kein anderer Staat die Unabhängigkeit an. Seit dem Zweiten Tschetschenienkrieg ist sie wiedereingegliedert in Russland. Eine Exilregierung besteht jedoch fort.
- Rhodesien war eine britische Kolonie, die 1965 einseitig ihre Unabhängigkeit erklärte. Diese Handlung wurde ebenso wie die Ausrufung der Republik 1970 nur von Südafrika anerkannt. Die Einheit bestand bis 1979, als daraus Simbabwe-Rhodesien wurde. Simbabwe-Rhodesien wurde 1979 nach Verhandlungen zwischen der weißen Minderheitsregierung und moderaten schwarzen Führern gegründet. Bis zur Gründung der Republik Simbabwe 1980 war es nicht international anerkannt.
Folgende Regimes besaßen Kontrolle über ein Land, während die meisten anderen Staaten eine andere Regierung als rechtmäßig ansahen
- Islamisches Emirat Afghanistan (1996–2001) war lediglich von drei Staaten (Saudi-Arabien, Pakistan, VAE) anerkannt während der Herrschaft der Taliban. Siehe: Geschichte Afghanistans.
- Volksrepublik Kambodscha (1979–1989). Diese wurde von den Vietnamesen nach ihrer Invasion und der Niederlage der Roten Khmer in Kambodscha errichtet. Nur einige wenige Ostblockstaaten erkannten diese an, wohingegen die UN, China und die meisten anderen Staaten weiterhin das gestürzte Demokratische Kampuchea der Roten Khmer anerkannten, gefolgt vom Staat Kambodscha und später dem Königreich Kambodscha.
Historische nicht anerkannte Staaten mit De-facto-Kontrolle über ihr Territorium
- Katanga kontrollierte von 1960 bis 1963 die Provinz gleichen Namens innerhalb des ehemaligen Belgisch-Kongo nach dessen Entkolonisierung.
- Süd-Kasai strebte von Juni 1960 bis Ende 1961 die Abtrennung von Kongo (Kinshasa) an.
- Bougainville (Republik der Nördlichen Solomonen) (1990–1997) unterzeichnete einen Friedensvertrag mit Papua-Neuguinea, welcher der Insel, abhängig von einem Referendum zur Unabhängigkeit innerhalb einer Dekade, Autonomie verschafft.
- Gagausien (1990–1994) ist heute ein Teil von Moldawien.
- Republik Serbische Krajina (1991–1995) ist heute ein Teil von Kroatien.
- Serbische Republik Bosnien und Herzegowina (1992–1995) ist heute einer der beiden Teile von Bosnien und Herzegowina.
- Anjouan (1997–2002) ist heute Teil der Komoren.
- Mohéli (1997–1998) ist heute Teil der Komoren.
Historische nicht anerkannte politische Einheiten mit De-facto-Kontrolle über ihr Territorium, die nicht den Status eines souveränen Staates beanspruchten
- Die Republik Kurdistan (22. Januar bis 16. Dezember 1946), war ein Staat, der um die Stadt Mahabad im Iran ausgerufen wurde. Das Gebiet ist heute Teil des Iran.
- Kachin-Staat ist der nördlichste Staat von Myanmar und wird seit 1962 von der Kachin Independence Organization (KIO) kontrolliert, ist jedoch von keinem Land diplomatisch anerkannt. Die KIO und die Union Myanmar formalisierten 1994 den status quo durch die Schaffung der „Kachin State Special Region #1“, welche noch immer Teil der Union Myanmar ist, de facto jedoch von der KIO kontrolliert wird.
- Autonome Republik Nachitschewan (1990) ist heute Teil von Aserbaidschan.
- Tuwa (1991–1992) ist heute Teil von Russland
- Adscharien, nominell eine Autonome Republik innerhalb Georgiens, befand sich 1991–2005 de facto ausschließlich unter der Kontrolle seiner Republikregierung, außerhalb des Einflussbereiches der georgischen Zentralregierung, ohne jedoch formell den Status eines unabhängigen Staates zu beanspruchen. Heute ist es wieder Autonome Republik im Staatsverband Georgiens.
- Die Kroatische Republik Herceg-Bosna (1993–1994) (zuvor 1992–1993 Kroatische Gemeinschaft Herceg-Bosna) beanspruchte den Status eines autonomen Teilstaates von Bosnien und Herzegowina, was jedoch von der international anerkannten Regierung der Republik Bosnien und Herzegowina abgelehnt wurde. Mit der Gründung der Föderation Bosnien und Herzegowina im Jahre 1994 wurde sie als eigenständige politische Einheit offiziell aufgelöst.
- Die Autonome Provinz Westbosnien (1993–1995) beanspruchte den Status eines autonomen Teilstaates von Bosnien und Herzegowina, was jedoch von der international anerkannten Regierung der Republik Bosnien und Herzegowina abgelehnt wurde.
- Autonome Talysh-Mugan Republik (ausgerufen 1993) ist heute Teil von Aserbaidschan.
- Jubaland (1998 – ca. 2001), getragen vom Somali Patriotic Movement
- Südwestsomalia (2002 – ca. 2005), getragen von der Rahanweyn Resistance Army
Einzelnachweise
- ↑ a b Anerkennungsdekret
- ↑ a b russland.RU vom 11. September 2009: Venezuela erkennt Südossetien und Abchasien an
- ↑ a b net-tribune.DE vom 15. Dezember 2009: Pazifikstaat Nauru erkennt Abchasien und Südossetien an
- ↑ SPON: Pristina: Kosovo erklärt sich für unabhängig
Siehe auch
- Liste der Staaten der Erde
- Liste der Territorialstreitigkeiten
- Unrepresented Nations and Peoples Organization
- Mikronation
Kategorien:- Staat
- Liste (Internationale Politik)
- Liste (Geographie)
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