Ljubelj

Ljubelj
Karte: Alte Loiblpass-Straße und Loibltunnel
Gehöft im Loibltal

Der Loiblpass (auch Loibl, slowenisch: Ljubelj) ist ein Alpenpass über die Karawanken zwischen Kärnten in Österreich und der slowenischen Oberkrain. Die Straße über den Loibl (1.367 m) ist die kürzeste Verbindung zwischen Ferlach und Tržič (Neumarktl). Er liegt in den östlichen Karawanken, unweit des Hochstuhls.

Der Loiblpass war jahrhundertelang einer der wichtigsten Übergänge über die Karawanken, seit der Eröffnung des Karawankentunnels verlor er jedoch stark an Bedeutung. Die Loiblpass Straße B91 beginnt an der Gemeindegrenze von Klagenfurt (Weiterführung der Rosental-Straße (B85), bis 1918 auch Laibacher Straße genannt), führt von Kirschentheuer über Unterloibl zum Kleinen Loibl, weiter in das Loibltal und über steile Kehren auf den Loiblpass, unterhalb dessen Österreich und Slowenien durch den Loibltunnel verbunden sind. Für Kraftfahrzeuge über 3.5 Tonnen Gesamtgewicht sowie für Fahrzeuge mit Wohnanhänger besteht ein Fahrverbot.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits zur Römerzeit wurden hier schon die Karawanken auf dem Weg von Virunum nach Emona - dem heutigen Laibach/Ljubljana - überquert. Zwei Altarfunde auf Kärntner Seite, beide der Göttin Belestis geweiht, belegen dies. Einer davon befindet sich in einer Wegkapelle unterhalb der Leonhardkirche im Loibltal, der andere an der Pfarrkirche in Unterloibl. Nach dem Untergang des römischen Imperiums verlor der Weg jedoch an Bedeutung und verfiel.

Als Berthold von Aquileja dann im 12. Jahrhundert das Loibltal dem neu gegründeten Stift Viktring vermachte, musste dieses sich dafür zur Betreuung eines Hospizes am Loibl verpflichten. Das Kloster scheiterte jedoch an der Erhaltung des Weges, weshalb 1488 die Herrschaft Hollenburg den Besitz und somit auch die Erhaltung des Weges übernahm.

Die bis ins Mittelalter benutzte Saumpfad-Trasse, die eine Schlucht weiträumig umging, wurde ab dem Jahr 1560 von den Landständen erweitert. Zuvor von der Stadt Klagenfurt erhalten suchten sie nun eine günstige Verbindung zum Hafen von Triest. Die Errichtung kostete 20.000 Gulden und dauerte durch die erschwerten Bedingungen 20 Jahre. Dafür konnte die Straße nunmehr mit sechsspännigen Wagen befahren werden. Ab dem Jahr 1573 war die Straße auf Kärntner Seite fertig gestellt. Es wurden zwei Mautstellen errichtet - in Unterloibl und am Kleinen Loibl - sowie die Teufelsbrücke, die den Weg stark verkürzte. Auch entstand in dieser Zeit bereits ein erster kurzer Tunnel auf der Passhöhe, der allerdings wegen Einsturzgefahr abgetragen werden musste, als 1728 Kaiser Karl VI. den Loiblpass überqueren wollte. Kaiser Karl förderte weiter den Ausbau der Loiblstraße zu einer befestigten Kunststraße, da auch er sie als Hauptverbindungsstraße von Wien nach Triest nutzen wollte. Der Ausbau zur heutigen Straßenführung erfolgte während des Zweiten Weltkrieges durch Zwangsarbeiter, die auch den Loibltunnel errichteten.

Tscheppaschlucht

Der Loiblbach hat über Jahrmillionen eine tiefe Schlucht am Beginn des Loibltals gefressen: die Tscheppaschlucht. Diese ist heute durch schmale Steige, Brücken und Leitern als beliebtes Ausflugsziel von Unterloibl bis zum Gasthof Deutscher Peter begehbar. Am Ende in der Nähe der Teufelsbrücke zeigen sich mehrere Wasserfälle, u.a. der 26 m hohe Tschaukofall.

Sapotnica
Gasthof „Deutscher Peter“
Firmenschild vom Gasthof „Deutscher Peter“

Deutscher Peter und Karl VI.

Nahe der Passhöhe des Kleinen Loibl (Sapotnica) zweigt die Straße nach Windisch Bleiberg und ins Bodental ab. Es wird erzählt, dass hier Kaiser Karl VI. am 25. August 1728 auf seinem Weg zum Loiblpass an einem Gasthof von den Einheimischen begrüßt wurde und sich nach deren Lebensweise erkundigen wollte. Diese konnten jedoch nur auf Windisch antworten, was wiederum der Kaiser nicht verstand. Der einzige Mann, der Deutsch sprechen konnte, war Peter Tschauko, der Wirt der Gaststätte. Der Kaiser soll von der Unterhaltung mit dem Wirt derart angetan gewesen sein, dass er ihn mit Deutscher Peter anredete. Diese Bezeichnung übertrug sich auf den Gasthof und wurde beibehalten, zumal jeweils der älteste Sohn seit damals immer Peter getauft wurde.

Loibltunnel

Ein verkehrstechnisch wichtiges Element über den Loiblpass ist der Loibltunnel. Der erste Tunnelbau erfolgte um 1560, war 150 Meter lang und lag unmittelbar unter dem schmalen Karawankenkamm. In der damaligen Zeit war ein so langer Tunnel eine Besonderheit.

Bereits im 17. Jahrhundert gab es Pläne zur Errichtung eines neuen Tunnels in der Nähe des heutigen Tunnels, was eine immense Erleichterung der Überquerung bedeutet hätte. Es scheiterte jedoch an der Finanzierung der Errichtungskosten. Der alte Tunnel wurde stattdessen entfernt und durch einen 4 Meter breiten Einschnitt mit 130 Meter Länge ersetzt. Zwei Obelisken auf der Passhöhe sollen an die Vollendung der Baumaßnahmen unter Kaiser Karl VI. erinnern. Sie markieren gleichzeitig den Verlauf des ehemaligen Tunnels.

Im September 1942 setzte Friedrich Rainer, der Gauleiter von Kärnten, den Bau eines neuen Loiblüberganges durch, dessen Kernstück ein neuer Tunnel sein sollte: 1570 Meter lang in 1068 Meter Seehöhe unter dem Gebirgskamm. Die mangelnden Verbindungen über die Karawanken rechtfertigten diese militärwirtschaftlich wichtige Nord-Süd-Verbindung. Zur Errichtung schloss die SS-Organisation einen Vertrag mit der "Universale Hoch- und Tiefbau AG", in dem sich unter anderem die SS zur Bereitstellung von Arbeitskräften aus Konzentrationslagern verpflichtete. Ab März 1943 arbeiteten deshalb Zivilkräfte sowie 1.652 Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen am neuen Tunnel. Interniert waren die Zwangsarbeiter in zwei Außenstellen des KZ Mauthausen: das KZ Loibl bestand aus dem Loiblpass-Südlager bei Sankt Anna unter dem Loibl (Sveta Ana pod Ljubeljem) sowie ab Sommer 1943 dem Loiblpass-Nordlager unmittelbar hinter der Grenze im Gemeindegebiet von Windisch Bleiberg. 40 Menschen sind dabei an den Folgen der harten Arbeit und am ständigen Steinschlag verstorben. Da die Arbeitsverträge weiters eine maximale Quote von 7,5 % verletzten oder kranken Arbeitern erlaubte, wurden diese zahlreich zurück ins KZ Mauthausen geschickt, was für hunderte Menschen den sicheren Tod bedeutete. Jene Zwangsarbeiter, die transportunfähig waren, wurde noch im Lager von Sigbert Ramsauer, dem damaligen Lagerarzt, durch Benzininjektionen getötet.

Am 4. Dezember 1943 erfolgte der Durchbruch. Gauleiter Friedrich Rainer kam mit anderen hohen SS-Vertretern zu einer Besichtigung. Exakt ein Jahr später, am 4. Dezember 1944, konnten die ersten Wehrmachtsfahrzeuge den Tunnel befahren, der damals mehr ein Provisorium war: Nur 2 x 3 Meter im Profil, bildete er dennoch einen wichtigen Übergang für den Militärverkehr und war nach dem Kriegsende eine lebensrettende Verbindung für tausende Soldaten auf dem Heimweg sowie für Flüchtlinge. Am 7. Mai 1945 erfolgte die Selbstbefreiung der verbleibenden 950 Häftlinge aus den beiden KZ-Lagern, die am Tag darauf zu Fuß bis nach Feistritz im Rosental marschierten, wo sie auf die Partisanen trafen. Am 10. Oktober 1947 wurde Sigbert Ramsauer von einem englischen Militärgericht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, jedoch schon 1954 begnadigt und bald sogar als Arzt am Landeskrankenhaus Klagenfurt angestellt. Die hauptverantwortlichen SS-Kommandanten Jakob Winkler und Walter Briezke wurden am 10. November 1947 zum Tode durch den Strang verurteilt.

Als Jugoslawien kommunistisch wurde, wurde der Grenzübergang vorerst gesperrt. Ab August 1950 konnte der alte Passübergang wieder befahren werden, ein weiterer Ausbau des Loibltunnels und der Loiblpassbundesstraße verzögerte sich jedoch bis zum Jahr 1960. Die Tunnelröhre wurde dann erweitert. Seit 1966 wird der Verkehr zweispurig durch die adaptierte Tunnelröhre geleitet. Die offizielle Eröffnung erfolgte am 1. Juli 1967. Die alte Loiblpass-Straße ist seitdem für den öffentlichen Verkehr nicht befahrbar, ein Grenzübertritt per pedes ist möglich.

Gedenkstätten

Gedenktafel auf slowenischer Seite
Denkmal auf slowenischer Seite

An das Unrecht während des Tunnelbaus und die Opfer der NS-Zeit erinnern auf österreichischer Seite zwei unscheinbare Steintafeln, die rechts am Tunnelportal angebracht sind, und auf slowenischer Seite, gut einen Kilometer hinter der Landesgrenze, ein eindrucksvolles Denkmal rechts der Straße und auf der gegenüberliegenden Seite Erklärungstafeln auf dem Gelände des ehemaligen Lagers Süd, wo Grundmauern von Lagergebäuden erhalten sind.

Literatur

  • Matthias Maierbrugger: Heimliches Kärnten. Europäischer Verlag, Wien 1972.
  • Josef Zausnig: Der Loibl-Tunnel. Drava Verlag, Klagenfurt 1995, ISBN 3854352417
  • André Lacaze: "Le tunnel". Editions Julliard, Paris 1978

Siehe auch

Weblinks

46.43833333333314.2551367Koordinaten: 46° 26′ N, 14° 15′ O


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