Museum der bildenden Künste

Museum der bildenden Künste
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Das Museum der bildenden Künste in Leipzig ist ein bedeutendes deutsches Kunstmuseum. Es wurde 1848 eröffnet und umfasst Gemälde, Grafik und Skulpturen bis in die Gegenwart. Den Grundstock der Sammlung bildeten Bürgerstiftungen im 19. Jahrhundert. Träger des Museums ist die Stadt Leipzig.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Museumsgründung und erster Museumsbau

Bildermuseum Leipzig 1858
Das Bildermuseum mit dem Mendebrunnen am Leipziger Augustusplatz, ca. 1890–1900

Das Museum geht auf die Gründung des Leipziger Kunstvereins durch Leipziger Kunstsammler und -förderer im Jahre 1837 zurück, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, ein Kunstmuseum zu errichten. Am 10. Dezember 1848 konnte der Verein das „Städtische Museum“ in der Ersten Bürgerschule auf der Moritzbastei eröffnen, in der etwa einhundert zusammengetragene und gestiftete Werke überwiegend damaliger zeitgenössischer Kunst ausgestellt wurden.

Durch bedeutende Schenkungen unter anderem von Maximilian Speck von Sternburg, Alfred Thieme und Adolf Heinrich Schletter sollte die Sammlung mit der Zeit wachsen. 1853 übertrug der Kaufmann und Kunstsammler Adolf Heinrich Schletter seine Sammlung mit der Bedingung an die Stadt, dass binnen fünf Jahren für das Städtische Museum eine eigenes Gebäude zu errichten sei. Kurz vor Ablauf der Frist konnte der durch eine Stiftung finanzierte Museumsbau am 18. Dezember 1858 eingeweiht werden. Das sich auf dem Augustusplatz befindliche Gebäude (heute befindet sich an gleicher Stelle das Neue Gewandhaus) wurde von Ludwig Lange im Stile italienischer Renaissance entworfen. Von 1880 bis 1886 musste der Bau bereits für die stetig wachsende Sammlung durch Hugo Licht erweitert werden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stiftete Fritz von Harck ein Teil seiner Sammlung dem Museum.

Die Nationalsozialisten verschonten auch nicht das Museum der bildenden Künste und beschlagnahmten 1937 394 Gemälde und Grafik vor allem des Expressionismus im Rahmen der PropagandaaktionEntartete Kunst“. In der Nacht zum 4. Dezember 1943 wurde das Gebäude durch einen britischen Luftangriff zerstört. Ein Großteil der Bestände war zuvor in Sicherheit gebracht worden.

Dimitroffmuseum und weitere Interimslösungen

Als Dimitroffmuseum wurde das Reichsgerichtsgebäude Interimsmuseum von 1952–1997 (Foto von 1956)

Nach der Zerstörung des Gebäudes am Augustusplatz begann für das Museum eine 61-jährige Odyssee durch verschiedene Provisorien. Nachdem es 1948 in Räume der ehemaligen Reichsbank in der Petersstraße gezogen war, wechselte man bereits 1952 in das Gebäude des ehemaligen Reichsgerichts.

Nach der Entscheidung zur Verlegung des Bundesverwaltungsgerichtes nach Leipzig im Mai 1992 musste das Museum im August 1997 abermals in ein Interim im Handelshof umziehen. In den Provisorien konnte die Sammlung nur eingeschränkt gezeigt werden.

Neubau

Der Neubau des Museums von 2004

Bereits Mitte der 1990er Jahre entschied die Stadt, dem Museum wieder eine eigene Heimstatt zu geben. Am 4. Dezember 2004, genau 61 Jahre nach der Zerstörung des Städtischen Museums am Augustusplatz, wurde der neue Museumsbau auf dem ehemaligen Sachsenplatz eröffnet. Der quaderförmige Neubau des Museums kostete 74,5 Millionen Euro und wurde von den Architekten Karl Hufnagel, Peter Pütz und Michael Rafaelian entworfen.

Das Museum der bildenden Künste wurde in das im Jahre 2001 erschienene Blaubuch aufgenommen. Das Blaubuch ist eine Liste national bedeutsamer Kultureinrichtungen in Ostdeutschland und umfasst zur Zeit 20 sogenannte kulturelle Leuchttürme. Das Blaubuch soll die Bedeutung ostdeutscher Kulturstätten für das kulturelle Erbe Deutschlands und Europas hervorheben.

Museumsdirektor ist seit Mai 2000 der Kunsthistoriker Hans-Werner Schmidt.

Sammlung

Die heutige Sammlung, die nun auf etwa 7.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche wieder umfassend gezeigt werden kann, beinhaltet ungefähr 3.500 Gemälde, 1.000 Skulpturen und 60.000 grafische Blätter. Sie umfasst Werke aus dem Spätmittelalter bis in die Gegenwart mit den Schwerpunkten altdeutsche und Niederländische Malerei des 15. bis 17. Jahrhunderts, Italienische Malerei vom 15. bis zum 18. Jahrhundert, Französische Malerei des 19. Jahrhunderts sowie Deutsche Malerei vom 18. bis zum 20. Jahrhundert.

Frans Hals, Der Mulatte, 1627
Andreas Achenbach, Leuchtturm bei Ostende, 1887

Bedeutendste Teile der Sammlung sind Werke niederländischer und deutscher Alter Meister wie Frans Hals und Lucas Cranach dem Älteren, Romantikern wie Caspar David Friedrich und Vertretern der Düsseldorfer Malerschule wie Andreas Achenbach. Das Highlight der Skulpturensammlung stellt die Beethoven-Plastik von Max Klinger dar. Den umfangreichen Werkschauen Klingers und Max Beckmanns ist eine eigene Etage gewidmet.

Im Bereich der Zeitgenössischen Malerei kann das Museum der bildenden Künste vor allem auf geschlossene Werkschauen der Leipziger Schule mit Malern wie Bernhard Heisig, Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer oder auf größere Bestände der jüngeren Malergeneration wie Neo Rauch und Daniel Richter verweisen.

Die Sammlung ist im internationalen Bereich der zeitgenössischen Kunst noch lückenhaft, was historisch durch die DDR-Zeit bedingt ist. Durch den geringen Ankaufsetat des Museums (für 2005 betrug er 75.000 Euro) konnte dieser Mangel nicht beseitigt werden. Die Museumsmacher versuchen, mit ungewohnten, experimentellen Kombinationen von Werken aus verschiedenen Epochen den Besuchern neue Sichtweisen zu eröffnen.

Das Museum wird für den Ausbau seiner Bestände auch in Zukunft auf Schenkungen und Dauerleihgaben angewiesen sein. Die im 19. Jahrhundert begonnene Tradition großzügiger Stiftungen, die selbst erst zur Museumsgründung führte, setzt sich jedoch auch im 21. Jahrhundert fort. Anlässlich des Museumsneubaus stiftete das Kunstsammlerpaar Dr. Hans-Peter Bühler und Marion Bühler-Brockhaus 2004 41 Werke französischer Künstler, unter anderem von Jean-Baptiste Corot, Charles-François Daubigny, Jean-François Millet, Eugène Delacroix, Edgar Degas und Claude Monet, die die Kunstentwicklung des 19. Jahrhunderts von der Schule von Barbizon bis hin zum Impressionismus zeigen. In den 2000er Jahren erhielt das Museum von der BMW Group, die sich seit dem Leipziger Werksneubau kulturell in der Stadt engagiert, die Fotosammlung AutoWerke übereignet. Als Zeichen der Schenkungstradition ist den größten Mäzenen ein Stiftermosaik gewidmet, das im Eingangsfoyer zu sehen ist.

Sonderausstellungen

Corinth, Frau Douglas, 1909

Im Museum werden regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt. 2008 fand unter dem Titel „Die Kunst ist weiblich …“ eine umfassende Ausstellung über das Leben und Werk von Gunter Sachs statt. Neben zahlreichen fotografischen Arbeiten wurden Werke seiner privaten Kunstsammlung (Pop Art, Nouveau Realisme, Informel, Surrealismus) sowie seine Dokumentarfilme gezeigt. Insgesamt kamen 68.300 Besucher, was die Retrospektive zur erfolgreichsten Ausstellung in der 150-jährigen Geschichte des Museums machte.[1]

Ebenfalls 2008 war die Ausstellung „Lovis Corinth und die Geburt der Moderne“ mit Leihgaben aus Paris und aus Nürnberg sowie museumseigenen Werken zu sehen. Vom 18. April bis 15. August 2010 wurde im Museum der Teil I der Ausstellung „Neo Rauch – Begleiter“ anlässlich seines 50. Geburtstags gezeigt. Teil II fand zeitgleich in der Pinakothek der Moderne in München statt.

Einzelnachweise

  1. Gunter Sachs – Die Kunst ist weiblich, Museum der bildenden Künste

Literatur

  • Leipziger Volkszeitung, Journal, Sonderbeilage zur Eröffnung des neuen Bildermuseums vom 3. Dezember 2004.
  • Peter M. Bode: Das Haus der tausend Räume. In: Art-Magazin 12/2004, S. 19–31.
  • Corot bis Monet – von Barbizon zum Impressionismus. Schenkung Bühler-Brockhaus an das Museum der bildenden Künste Leipzig. (zur Eröffnung des Museumsneubaus im Jahr 2004), Museum der bildenden Künste, Leipzig 2004, ISBN 3-00-011003-8.
  • Hans-Werner Schmidt; Bernhart Schwenk (Hrsg.): Neo Rauch – Begleiter. (anlässlich der Ausstellung „Neo Rauch – Begleiter“, Museum der bildenden Künste Leipzig, 18. April bis 15. August 2010; Pinakothek der Moderne, München, 20. April bis 15. August 2010), Hatje Cantz, Westfildern 2010, ISBN 978-3-7757-2520-0.

Weblinks

 Commons: Museum der bildenden Künste – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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