- Spiegelau
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Wappen Deutschlandkarte 48.91527777777813.36759Koordinaten: 48° 55′ N, 13° 22′ OBasisdaten Bundesland: Bayern Regierungsbezirk: Niederbayern Landkreis: Freyung-Grafenau Höhe: 759 m ü. NN Fläche: 40,42 km² Einwohner: 3.947 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 98 Einwohner je km² Postleitzahl: 94518 Vorwahl: 08553 Kfz-Kennzeichen: FRG Gemeindeschlüssel: 09 2 72 149 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Konrad-Wilsdorf-Straße 5
94518 SpiegelauWebpräsenz: Bürgermeister: Josef Luksch (SPD) Lage der Gemeinde Spiegelau im Landkreis Freyung-Grafenau Spiegelau ist eine Gemeinde im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau und staatlich anerkannter Erholungsort.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Gemeinde liegt in der Region Donau-Wald inmitten des Bayerischen Waldes und unmittelbar am Nationalpark Bayerischer Wald. Nach Grafenau sind es 8 km, nach Freyung 26 km, nach Zwiesel 20 km und nach Passau 48 km. Zum tschechischen Grenzübergang Bayerisch Eisenstein oder zum Grenzübergang Philippsreut fährt man jeweils 35 km. Der Ort besitzt einen eigenen Bahnhof an der Bahnlinie Zwiesel–Grafenau der Bayerischen Waldbahn, die im Zweistundentakt bedient wird.
Nachbargemeinden
- Frauenau (Landkreis Regen)
- Kirchdorf im Wald (Landkreis Regen)
- Eppenschlag
- Schönberg (Niederbayern)
- Grafenau
- Sankt Oswald-Riedlhütte
Ortsgliederung
Es existieren folgende Gemarkungen: Spiegelau, Oberkreuzberg, Klingenbrunn.
Die Gemeindeteile heißen Spiegelau, Althütte, Augrub, Beiwald, Flanitzhütte, Hauswald, Hirschschlag, Hochreuth, Holzhammer, Holzmühle, Jägerfleck, Klingenbrunn, Kronreuth, Langdorf, Luisenfels, Marienhöhe, Mühlberg, Neuhütte, Oberkreuzberg, Ochsenkopf, Palmberg, Pronfelden, Rehbruck, Reinhardschlag, Reuteck, Ringen, Sommerau, Steinbüchl, Winkelhof, Winkelmühle und Winkelreuth.
Geschichte
Der Ort, dessen Geschichte mit der Glas- und Holzwirtschaft eng verbunden ist, entstand aus einer Glashütte. 1521 wurde die Glashütte Spiegelau zum ersten Mal urkundlich erwähnt und im Jahr 1568 in der 'Karte von Bayern' des Philipp Apian als Spiegelfabrik eingezeichnet. Der Glashüttenhof, das Anwesen des Hüttenmeisters mit Landwirtschaft und allen anderen Wirtschaftsgebäuden stand in Klingenbrunn und verblieb dort bis zur Auflösung 1832. Die Standorte der eigentlichen Glashütte, wo das Glas erschmolzen und geformt, wurde wechselten zwischen Ochsenkopf, Althütte, Neuhütte und Spiegelau. Nach der Stilllegung der Glashütte Spiegelau im 17. Jh. bestand das nahezu verwaiste Anwesen als Spiegelaumühle weiter.
Erst 1839 errichtete Anton Hellmayer in Spiegelau wieder eine Glashütte, die 1842 von Anton Stangl aus Zwiesel ersteigert wurde. Nun begann eine neue Blüte der Glasproduktion. Später errichteten Industrielle aus Bayern und Sachsen in Spiegelau Fabriken für Holzverarbeitung und Pappenherstellung. Nach der Jahrhundertwende ging der Aufschwung weiter. Für den Transport des reichlich vorhandenen Holzes in den umliegenden Wäldern wurde ab 1900 eigens eine Schmalspurbahn, die Spiegelauer Waldbahn, gebaut. Am 31. Oktober 1901 konnte die evangelische Martin-Luther-Kirche eingeweiht werden. Unternehmer und leitende Angestellte aus Sachsen und Oberfranken, die in Spiegelau sesshaft geworden waren, initiierten ihre Erbauung oberhalb der Villa des damaligen Fabrikbesitzers Petzold. Die erste Schule in Spiegelau wurde 1902 erbaut. 1908 wurde der Saal einer Gaststätte zur Notkirche bestimmt. Am 14. Dezember 1916 folgte nach zweijähriger Bauzeit die Weihe der neubarocken katholische Kirche St. Johannes der Täufer. Der Architekt Hans Schurr errichtete das Bauwerk. Die katholische Kirche erhielt 1967 bis 1970 nach einer Umgestaltung eine vorwiegend moderne Ausstattung.
1919 erwarb die Nürnberger Firma Bing die seit 1913 stillgelegte Glashütte. Als Geschäftsführer wurde Fritz Pretzfelder, (geb. 5. Januar 1878 in Nürnberg) tätig. Dieser erwarb die Glashütte 1926, wandelte sie in eine GmbH um (Kristallglasfabrik Spiegelau GMBH) und modernisierte sie. Die Glasfabrik wurde zum größten Arbeitgeber Spiegelaus. 1939 wurde die Fabrik der Familie Pretzfelder zugunsten der Herren Paul Beate und Hans von Schöppenthau abgepresst („arisiert“). 1949 erhielt die Familie ihr Eigentum zurück und führte sie mit seinem Direktor Willy Danzmann zu neuer Blüte. 1953 erhielt Kommerzienrat Fritz Pretzfelder die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde. Am 21. Februar 1958 wurde ihm für seine Verdienste das Bundesverdienstkreuz I. Klasse verliehen. Nach dem Tod Fritz Pretzfelders 1961 und Willy Danzmanns 1962 wurde die Kristallglasfabrik verkauft. Unter verschiedenen Besitzern ging es wirtschaftlich auf und ab, bis die Produktion in Spiegelau vom heutigen Eigentümer, dem österreichischen Unternehmen Riedel Glas im Jahr 2008 eingestellt wurde.
Spiegelau, das zunächst Ortsteil von Oberkreuzberg und dann von Klingenbrunn war, wurde allmählich größer als die älteren und zunächst auch größeren Orte der Umgebung. Am 14. August 1959 änderte man den Namen der Gemeinde Klingenbrunn in Gemeinde Spiegelau, und die Gemeinde Oberkreuzberg wurde im Zuge der Gebietsreform in Bayern 1978 eingemeindet. Dadurch wurde Spiegelau zum Hauptort, und Klingenbrunn sowie Oberkreuzberg sind heute Ortsteile der neu entstandenen Großgemeinde.
Heute wird die Glasmachertradition mit der Einrichtung eines Technologiezentrums für Heißglastechnologie (z.B. Präzisions-Blankpress- verfahren für optische Linsen) weiter geführt.
Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner 1970 4383 1987 4064 2000 4212 2005 4119 2008 4007 Politik
Bürgermeister ist Josef Luksch (SPD). Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 2004 347.000 €.
Wappen
Die Wappenbeschreibung lautet: In Silber ein blauer Balken, im Ganzen belegt mit einem rot gerahmten silbernen Handspiegel mit rotem Griff.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft sowie Land- und Forstwirtschaft
1997 eröffnete Bundeskanzler Helmut Kohl in Spiegelau die Glasstraße. Diese neue deutsche Ferienstraße führt von Neustadt an der Waldnaab über Spiegelau bis nach Passau und zeigt die Vergangenheit und Gegenwart des Glases entlang dieser Fahrtroute.
Es gab 1998 im Bereich der Land- und Forstwirtschaft keine, im produzierenden Gewerbe 569 und im Bereich Handel und Verkehr keine sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 239 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 1354. Im verarbeitenden Gewerbe gab es einen, im Bauhauptgewerbe fünf Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 42 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 399 ha. Davon waren 8 ha Ackerfläche und 391 ha Dauergrünfläche.
Die Holzindustrie verschwand nahezu, die Kristallglasfabrik stellte 2008 die Produktion ein. Nur noch der Tourismus und wenige Betriebe im Ort bieten Arbeitsplätze.
Bildung
Im Jahr 2004 gab es folgende Einrichtungen:
- Kindergärten: 100 Kindergartenplätze
- Volksschulen: 1 mit 240 Schülern
- Zivildienstschule Spiegelau
Aufgrund sinkender Schülerzahlen wird ab dem Schuljahr 2006/07 die Volksschule aufgelöst und in eine Grundschule umgewandelt. Die Hauptschüler sollen dann auf die Hauptschule in Riedlhütte gehen, im Gegenzug werden Grundschüler aus Riedlhütte an die Grundschule nach Spiegelau gehen.
Verkehr
Spiegelau ist durch die Staatsstraße 2132 mit Grafenau und Frauenau verbunden. Zudem führt die Staatsstraße 2129 über Eppenschlag zur B 85; Kreisstraßen führen in die Nachbargemeinden Kirchdorf im Wald, Schönberg (Niederbayern), Sankt Oswald-Riedlhütte und Neuschönau.
Spiegelau ist in das „Igelbus“-System des Nationalparks „Bayerischer Wald“ eingebunden und dabei ein bedeutender Knotenpunkt. Daneben besteht Anschluss an die zweistündlich bediente Bahnstrecke Zwiesel–Grafenau.
Im Gemeindegebiet Spiegelau gilt das Bayerwald-Ticket. Seit dem 1. Mai 2010 ist die Gemeinde neben weiteren Bayerwaldgemeinden an dem GUTi – Gästeservice Umwelt-Ticket beteiligt, das seinen Gästen kostenlosen Beförderung auf allen Bahn- und Busverbindungen im Bayerwald-Ticket-Tarifgebiet anbietet.
Persönlichkeiten
- Alois Geiger (1890–1943). Der Leiter der Sanitätskolonne Spiegelau wurde aufgrund Denunziation wegen „Wehrkraftzersetzung“ angeklagt, zum Tode verurteilt und in Brandenburg an der Havel hingerichtet. Sein Leichnam wurde nach Spiegelau überführt und 1947 dort bestattet. Der Gemeinderat des Ortsteils Pronfelden ehrte ihn mit dem Straßennamen „Doktor-Geiger-Straße“.[2]
- Paul Friedl (1902–1989), genannt „Baumsteftenlenz“, deutscher Schriftsteller und Heimatforscher.
Literatur
- Hermann Beiler: Kleine Spiegelauer Geschichte, Spiegelau 2008, ISBN 978-3-940413-03-1
- Hermann Beiler: Grob Glaswerck und gemeine Waldgläser, Spiegelau 2003 ISBN 3-937067-00-0
Weblinks
Commons: Spiegelau – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)
- ↑ Bundeszentrale für politische Bildung: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1; Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 1995; ISBN 3-89331-208-0;S. 193
Städte und Gemeinden im Landkreis Freyung-GrafenauEppenschlag | Freyung | Fürsteneck | Grafenau | Grainet | Haidmühle | Hinterschmiding | Hohenau | Innernzell | Jandelsbrunn | Mauth | Neureichenau | Neuschönau | Perlesreut | Philippsreut | Ringelai | Röhrnbach | Saldenburg | Sankt Oswald-Riedlhütte | Schöfweg | Schönberg | Spiegelau | Thurmansbang | Waldkirchen | Zenting
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