Tschammerpokal 1943

Tschammerpokal 1943

Der Tschammerpokal 1943 war der neunte und zugleich letzte Wettbewerb unter diesem Namen um den deutschen Fußballpokal.

Wegen des sich ausweitenden Zweiten Weltkriegs mit zerbombten Sportstätten und gefallenen Sportlern sah sich das Fußballfachamt gezwungen, den Modus für den Tschammerpokal 1943 wie schon im Vorjahr erneut zu ändern. Zunächst wurde beschlossen, in den 32 Sportgauen einen Pokalsieger ermitteln zu lassen. Danach sollte entschieden werden, ob der Wettbewerb deutschlandweit weitergeführt werden sollte. Die Entscheidung fiel im Sommer 1943 zugunsten einer Weiterführung der Pokalspiele bis zum Endspiel um den deutschen Fußballpokal des Jahres 1943.

Nach der Ermittlung der Gau-Pokalsieger wurde der Wettbewerb mit der 1. Schlussrunde fortgesetzt, der sich Achtel-, Viertel- und Halbfinale anschlossen. Das Finale bestritten Vienna Wien und der Luftwaffen SV Hamburg, Wien gewann in Stuttgart nach Verlängerung mit 3:2.

Inhaltsverzeichnis

Gaupokalsieger

Sportgau Pokalsieger
Ostpreußen VfB Königsberg
Danzig-Westpreußen SV Viktoria Elbing
Pommern LSV Pütnitz
Mecklenburg TSG Rostock
Schleswig-Holstein Holstein Kiel
Hamburg Luftwaffen-Sportverein Hamburg
Generalgouvernement Zel Praga Warschau
Wartheland SG SDW Posen
Berlin-Brandenburg Hertha BSC
Mitte SpVgg Erfurt
Südhannover-Braunschweig Eintracht Braunschweig
Weser-Ems SpVgg Wilhelmshaven
Oberschlesien TuS Lipine
Niederschlesien Breslauer SpVg 02
Böhmen-Mähren MSV Brünn
Sudetenland NSTG Brüx
Sachsen Dresdner SC
Kurhessen Borussia Fulda
Hessen-Nassau Kickers Offenbach
Niederrhein Sportfreunde Katernberg
Westfalen FC Schalke 04
Köln-Aachen VfR Köln
Baden VfR Mannheim
Moselland FK Niederkorn
Westmark FV Saarbrücken
Elsaß FC Mühlhausen
Mainfranken 1. FC Schweinfurt 05
Franken 1. FC Nürnberg
Schwaben BC Augsburg
München-Oberbayern FC Bayern München
Württemberg Stuttgarter Kickers
Donau-Alpenland Vienna Wien

1. Schlussrunde

(15. August bis 12. September 1943)

Spielpaarung Ergebnis
SV Viktoria Elbing – LSV Pütnitz 0:7
TSG Rostock – Hertha BSC 1:7
Holstein Kiel – Eintracht Braunschweig 5:4
LSV Hamburg – SpVgg Wilhelmshaven 1:0
Zel Praga Warschau – MSV Brünn 3:5
SG SDW Posen – VfB Königsberg 0:4
SpVgg Erfurt – FC Schalke 04 0:4
Breslauer SpVg 02 – TuS Lipine 5:3
NSTG Brüx – Vienna Wien 0:14
Dresdner SC – Borussia Fulda 13:1
FK Niederkorn – Sportfreunde Katernberg 0:3
FV Saarbrücken - VfR Köln 8:0
FC Mühlhausen – VfR Mannheim 1:4
1. FC Schweinfurt 05 – 1. FC Nürnberg 2:4
BC Augsburg – FC Bayern München 3:0
Stuttgarter Kickers – Kickers Offenbach 3:5

Achtelfinale

(12. bis 26. September 1943)

Spielpaarung Ergebnis
VfB Königsberg – Dresdner SC 0:5
LSV Pütnitz – LSV Hamburg 2:3
Hertha BSC – Holstein Kiel 0:3
MSV Brünn – 1. FC Nürnberg 1:5
Offenbacher Kickers – FV Saarbrücken 1:2
FC Schalke 04 – Sportfreunde Katernberg 4:2
VfR Mannheim – BC Augsburg 4:2
Vienna Wien – Breslauer SpVg 02 6:5

Viertelfinale

(3. Oktober 1943)

Spielpaarung Ergebnis
Holstein Kiel – LSV Hamburg 2:4
Dresdner SC – VfR Mannheim 5:3
FV Saarbrücken – FC Schalke 04 1:2 n.V.
1. FC Nürnberg – Vienna Wien 2:3

Halbfinale

(17. Oktober 1943)

Spielpaarung Ergebnis
LSV Hamburg – Dresdner SC 2:1
FC Schalke 04 – Vienna Wien 2:6

Finale

Paarung First Vienna FC 1894 First Vienna FC 1894LSV Hamburg LSV Hamburg
Ergebnis 3:2 n.V. (2:2, 0:1)
Datum 31. Oktober 1943
Stadion Adolf-Hitler-Kampfbahn, Stuttgart
Zuschauer 45.000
Schiedsrichter Emil Schmetzer (Mannheim)
Tore 0:1 Reinhardt Heinrich (26.), 1:1 Karl Decker (49. Handelfmeter), 2:1 Rudolf Noack (53.), 2:2 Willi Gornick (70.), 3:2 Rudolf Noack (113.)
First Vienna FC 1894 Hans Schwarzer – Otto Kaller, Karl Bortoli – Gottfried Gröbel, Ernst Sabeditsch, Richard Dörfel – Franz Holeschofski, Karl Decker, Richard Fischer, Rudolf Noack, Franz Widhalm
Trainer: Fritz Gschweidl
LSV Hamburg Willy JürissenKarl Miller, Reinhold Münzenberg – Walter Ochs, Heinrich Gärtner, Robert Gebhardt – Heinz Mühle, Ludwig Janda, Willi Gornick, Reinhardt Heinrich, Jakob Lotz
Trainer: Karl Höger


Spielbericht
Zum ersten Mal seit fünf Jahren wurde das Endspiel um den Tschammerpokal nicht in Berlin ausgetragen. Wegen der andauernden Luftangriffe auf die Reichshauptstadt hatte das Fußballfachamt das neunte Pokalendspiel in die Stuttgarter Adolf-Hitler-Kampfbahn verlegt. Auch dort traf die Begegnung zwischen Vienna Wien und dem Luftwaffen-Sportverein Hamburg mit 45.000 Zuschauern auf eine große Resonanz. In der zurückliegenden deutschen Meisterschaft hatten die Wiener Platz vier belegt, während sich der erst im Dezember 1942 gegründete Luftwaffen-Sportverein noch nicht an den Meisterschaftsspielen beteiligt hatte. In der Hamburger Elf, trainiert vom ehemaligen Schalke Meister-Trainer Otto Faist, standen zahlreiche zum Kriegsdienst eingezogene Nationalspieler, sodass sie in der Fachwelt als Favorit galt. Die Wiener konnte jedoch darauf verweisen, dass sie im laufenden Pokalwettbewerb mit Schalke 04 und dem 1. FC Nürnberg bereits zwei Favoriten eliminiert hatten. Sie hofften auf Nationalspieler Karl Decker, der zuletzt in hervorragender Form gespielt hatte.

Hamburgs Taktik bestand zunächst darin, durch ein schnelles Tor den Gegner zu verunsichern und gingen daher offensiv in die Begegnung. Ihr Rezept ging bereits nach 26. Minuten auf, als Reinhardt Heinrich, ehemals Blau-Weiß Berlin, den LSV in Führung schoss. Mit ihrem drangvollen Spiel blieben die Hamburger auch bis zur Halbzeitpause die dominierende Mannschaft. Sie erspielten sich weitere gute Tormöglichkeiten, konnten ihre Überlegenheit aber nicht in weitere Treffer ummünzen.

Ein vom Wiener Karl Decker in der 49. Minute verwandelter umstrittener Handelfmeter gab dem Spiel die Wende. Obwohl der LSV mit seinem Offensivspiel auch nach der Halbzeitpause tonangebend war, musste er bereits vier Minuten nach dem Ausgleich den 1:2-Rückstand hinnehmen. Wiens halblinker Stürmer Rudi Noack konnte aus einem Gewühl vor dem Hamburger Tor heraus Nationaltorwart Willi Jürissen überwinden. Der Luftwaffen-Sportverein ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken und war auch in der Folgezeit die spielbestimmende Mannschaft. Zwanzig Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit zahlte sich der Hamburger Offensivgeist aus, als Mittelstürmer Willi Gornick den erneuten Ausgleich erzielte. Kurz darauf hätte der LSV auch wieder in Führung gehen können, doch Schiedsrichter Schmetzer erkannte einen Hamburger Treffer wegen Handspiels nicht an.

Da in der folgenden Viertelstunde keine Mannschaft mehr ein Tor erzielen konnte, ging die Partie in die Verlängerung. Nun war es die Vienna, die das Spiel bestimmte und jetzt ihrerseits auf volle Offensive drängte. In der 113. Spielminute fiel die endgültige Entscheidung. Der gebürtige Hamburger in den Wiener Reihen Rudi Noack konnte einen vom LSV-Verteidiger Karl Miller abgefälschten Ball aufnehmen und zum 3:2-Siegtreffer verwerten.

Erfolgreichste Torschützen

Spieler Verein Tore
Karl Decker Vienna Wien 10
Rudolf Noack Vienna Wien 10
Heinrich Schaffer Dresdner SC 6
Helmut Schön Dresdner SC 6

Literatur

  • Matthias Weinrich, Hardy Grüne (2001): Deutsche Pokalgeschichte. Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 6, S. 92 - 99. Kassel, AGON Sportverlag, ISBN 3-89784-146-0

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tschammerpokal — Die DFB Pokal Trophäe für den Sieger Der DFB Pokal (bis 1943: Tschammer Pokal) ist ein seit 1935 ausgetragener Fußball Pokalwettbewerb für deutsche Vereinsmannschaften. Er wird jährlich vom Deutschen Fußball Bund (DFB) veranstaltet und ist nach… …   Deutsch Wikipedia

  • Tschammerpokal 1942 — Der Tschammerpokal 1942 war der achte Wettbewerb um den deutschen Fußballpokal. Auch beim achten Wettbewerb blieb der Modus der vergangenen Jahre unverändert. Allerdings wurde die Phase der Gaugruppenspiele erneut ausgeweitet, da mit den… …   Deutsch Wikipedia

  • Tschammerpokal 1936 — Der Tschammerpokal 1936 war die zweite Auflage eines nationalen Pokalwettbewerbs in Deutschland. Insgesamt nahmen 5291 Mannschaften, darunter 4112 Kreisligisten, am Wettbewerb teil. Der Wettbewerb war wie im Vorjahr in vier Phasen unterteilt und… …   Deutsch Wikipedia

  • Tschammerpokal 1937 — Der dritte Wettbewerb um den Tschammerpokal fand im Jahr 1937 statt. Am 1937er Wettbewerb nahmen 4500 Mannschaften teil, meist aus Kostengründen hatten etwa 1000 weniger Kreisligisten als im Vorjahr gemeldet. Es kam zu einigen organisatorischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Tschammerpokal 1938 — Der Tschammerpokal 1938 war die vierte Auflage des deutschen Fußballpokal Wettbewerbes. Der Wettbewerb startete am 9. Januar 1938 zunächst nach dem Modus der vorangegangenen Jahre mit den Ausscheidungsrunden für die Mannschaften der Kreis und… …   Deutsch Wikipedia

  • Tschammerpokal 1939 — Der Tschammerpokal 1939 war der fünfte Wettbewerb um den deutschen Fußballpokal. Nach bewährtem Modus startete der Pokalkampf des Jahres 1939 mit den Mannschaften der Kreisklassen. Mit den anschließend eingreifenden Vereinen aus den… …   Deutsch Wikipedia

  • Tschammerpokal 1940 — Programmheft zum Tschammerpokalfinale 1940 Beim Tschammerpokal 1940 kämpften deutsche Fußballmannschaften zum sechsten Mal um den Fußballpokal. Trotz des zweiten Kriegsjahres im Zweiten Weltkrieg wurde der Pokalwettbewerb in gewohnter Weise… …   Deutsch Wikipedia

  • Tschammerpokal 1935 — Fahne zum Pokalsieg am Frankenstadion Mit dem Tschammerpokal 1935 wurde zum ersten Mal ein nationaler Pokalwettbewerb im deutschen Fußball ausgetragen. Er wurde nach dem damaligen Reichssportführer und Pokalstifter Hans von Tschammer und Osten… …   Deutsch Wikipedia

  • Tschammerpokal 1941 — Der Tschammerpokal 1941 war die siebte Auflage des Wettbewerbs. Der Wettbewerb wurde erneut in vier Phasen ausgespielt. In der Vorrunde spielten die unterklassigsten Mannschaften um den Einzug in die Zwischenrunde, in der auch die Bezirksligisten …   Deutsch Wikipedia

  • Holstein Kiel — Voller Name Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 e.V. Gegründet 7. Oktober 1900 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”