- Tschammerpokal 1938
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Der Tschammerpokal 1938 war die vierte Auflage des deutschen Fußballpokal-Wettbewerbes.
Der Wettbewerb startete am 9. Januar 1938 zunächst nach dem Modus der vorangegangenen Jahre mit den Ausscheidungsrunden für die Mannschaften der Kreis- und Bezirksklassen, danach mit den Gaugruppenspielen sowie den beiden Schlussrunden und dem Achtelfinale. Während der Wettbewerb bereits lief, wurde am 13. März 1938 Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen. Nach Abschluss der österreichischen Fußballsaison 1937/38 wurde der österreichische Fußball in den deutschen Fachverband Fußball eingegliedert, der beschloss, dass ab Viertelfinale acht österreichische Mannschaften am Tschammerpokal teilnehmen. Ausgewählt wurden die die ersten Sechs der abgelaufenen Meisterschaft und zwei zweitklassige Staffelsieger. Das Viertelfinale wurde in drei Runden aufgeteilt, zwei Ausscheidungsrunden mit je acht Mannschaften des „Altreichs“ und der „Ostmark“ (Österreich) und danach das eigentliche Viertelfinale. Pokalsieger 1938 wurde am 8. Januar 1939 der letzte österreichische Meister SK Rapid Wien.
Inhaltsverzeichnis
Teilnehmende Mannschaften
Für die 1. Schlussrunde waren folgende Mannschaften qualifiziert:
- a 16 Meister-Vereine der Saison 1937/38 der Gauligen
Gauliga Verein Gauliga Verein Ostpreußen Yorck Boyen Insterburg Pommern Stettiner SC Nordmark Hamburger SV Niedersachsen Hannover 96 Berlin-Brandenburg Berliner SV 92 Schlesien Vorwärts-Rasensport Gleiwitz Sachsen BC Hartha Mitte SV Dessau 05 Westfalen FC Schalke 04 Niederrhein Fortuna Düsseldorf Mittelrhein SV Beuel 06 Hessen 1. FC Hanau 93 Südwest SG Eintracht Frankfurt Baden VfR Mannheim Württemberg VfB Stuttgart Bayern 1. FC Nürnberg - b: 48 aus den Pokalspielen auf regionaler Ebene qualifizierte Vereine
1. Schlussrunde
(27. August bis 11. September 1938)
Spiele Tore Zuschauerdurchschnitt 32 Spiele 153 (⌀ 4,78) 3800 - ↑ Stettin verzichtet
2. Schlussrunde
(11. bis 25. September 1938)
Spiele Tore Zuschauerdurchschnitt 15 Spiele 74 (⌀ 4,93) 4900 VfB Mühlburg – VfB Peine 6:1 VfB Stuttgart – BSG Neumeyer Nürnberg 2:1 FSV Frankfurt – BC Hartha 3:1 Fortuna Düsseldorf – Opel Rüsselsheim 7:1 Yorck-Boyen Insterburg – Brandenburger SC 05 1:4 Vorwärts-Rasensport Gleiwitz – SV Dessau 05 2:1 Werder Bremen – Rot-Weiss Essen 2:3 Hertha BSC – SV Hindenburg Allenstein [* 1] Grün-Weiß Eschweiler – SV Waldhof Mannheim 1:2 Westfalia Herne – SC Victoria Hamburg 5:1 TSV 1860 München – Freiburger FC 3:1 Dresdner SC – SuSV Beuthen 1909 10:1 1. FC Nürnberg – 1.SSV Ulm 1928 2:1 VfR Mannheim – FC Bayern München 2:1 Phönix Lübeck – Arminia Bielefeld 3:2 Blau-Weiß 90 Berlin – Riesaer SV 3:1 - ↑ Hertha BSC kampflos weiter
Achtelfinale
(9. Oktober 1938)
FSV Frankfurt – Fortuna Düsseldorf 3:1 VfB Mühlburg – VfB Stuttgart 2:1 Brandenburger SC 05 – Vorwärts-Rasensport Gleiwitz 0:1 Rot-Weiss Essen – Hertha BSC 3:0 SV Waldhof Mannheim – Westfalia Herne 6:0 TSV 1860 München – Dresdner SC 3:0 1. FC Nürnberg – VfR Mannheim 1:0 Phönix Lübeck – Blau-Weiß 90 Berlin 0:1 Viertelfinale
Ausscheidungsrunde Altreich
(6. November 1938)
Waldhof Mannheim – Rot-Weiß Essen 3:2 n.V. FSV Frankfurt – VfB Mühlburg 3:1 Blau-Weiß 90 Berlin – 1860 München 1:2 Vorwärts Rasensport Gleiwitz – 1. FC Nürnberg 2:4 Ausscheidungsrunde Ostmark
(6. November 1938)
SK Admira Wien – First Vienna FC 1894 0:6 SC Wacker Wien – Wiener Sport-Club 0:1 SK Rapid Wien – SV Amateure Fiat Wien 5:1 Grazer SC – FK Austria Wien 3:2 Viertelfinale Altreich/Ostmark
(27. November 1938)
1. FC Nürnberg – First Vienna FC 1894 3:1 1860 München – FSV Frankfurt 1:2 n.V. Waldhof Mannheim – SK Rapid Wien 2:3 Wiener Sport-Club – Grazer SC 6:1 Halbfinale
(11. November 1938)
SK Rapid Wien – 1. FC Nürnberg 2:0 FSV Frankfurt – Wiener Sport-Club 3:2 Finale
Paarung SK Rapid Wien – FSV Frankfurt Ergebnis 3:1 (0:1) Datum 8. Januar 1939 Stadion Olympiastadion, Berlin Zuschauer 40.000 Schiedsrichter Fritz Rühle (Merseburg, Deutschland) Tore 0:1 Franz Dosedzal (17.), 1:1 Georg Schors (80.), 2:1 Johann Hofstätter (85.), 3:1 Franz Binder (90.) SK Rapid Wien Rudolf Raftl - Heribert Sperner, Rudolf Schlauf - Franz Wagner, Johann Hofstätter, Stefan Skoumal - Franz Hofer, Georg Schors, Franz Binder , Wilhelm Holec, Johann Pesser
Trainer: Leopold NitschFSV Frankfurt Hans Wolf - Willy May, Heinrich Schweinhardt - Arthur Böttgen, Heinrich Dietsch, Fritz Fend - Hermann Armbruster , Karl Heldmann, Franz Dosedzal, Franz Faust, Heini Wörner
Trainer: Martin EilingSpielbericht Der FSV Frankfurt ging als Fünfter der Gauliga Südwest 1937/38 gegen den österreichischen Meister 1937/38 Rapid Wien in das Endspiel. Während die Frankfurter Spieler nur Mittelmaß darstellten, konnten die Wiener fünf aktuelle österreichische Nationalspieler aufbieten, allen voran Kapitän Franz Binder, der bereits 19-mal für Österreich gespielt hatte. Frankfurt war zusätzlich gehandicapt, weil es auf seinen nach einem Platzverweis im Halbfinale gesperrten Stürmer Heinrich Schuchardt verzichten mussten. Allerdings konnten die Hessen darauf verweisen, dass sie seit neun Monaten in der Gauliga ungeschlagen waren. Bei Schneeregen bestimmten zunächst die Frankfurter das Spiel, denen die schlechten Platzverhältnisse bei ihrer kämpferischen Spielweise zugute kamen. Schon bald bahnte sich eine Überraschung an, als Frankfurts Mittelstürmer Franz Dosedzal mit einem Kopfballtor seine Mannschaft in der 17. Minute in Führung brachte. Bis weit in die zweite Halbzeit hinein blieb der FSV weiterhin optisch überlegen, während die Wiener auf dem schlüpfrigen Boden ihren Spielfluss nicht fanden und eher mit Härte den Erfolg suchten. Mehrfach musste ihr Torwart Rudolf Raftl bei Frankfurter Torchancen eingreifen. Nach einer Stunde mussten die Hessen jedoch ihrer Kräfte zehrenden Spielweise Tribut zollen. Als ihr rechter Verteidiger Willy Mai in der 69. Minute verletzt ausscheiden musste, brach das Frankfurter Spiel endgültig zusammen. Die Wiener, bekannt für ihre gefährliche letzte Viertelstunde, konnten das Spiel nun nach ihrem System gestalten und nutzten in der 80. Minute ihre Überlegenheit zum Ausgleichstor durch ihren halbrechten Angreifer Georg Schors. Bereits fünf Minuten später ging Rapid durch einen sehenswerten 25-Meter-Schuss des Mittelfeldspielers Johann Hofstätter in Führung, und unmittelbar vor dem Schlusspfiff sorgte Franz Binder aus abseitsverdächtiger Position für das alles entscheidende 3:1 für Rapid Wien. Der Frankfurter Anhang konnte die Niederlage nicht verwinden und sah seine Mannschaft durch Schiedsrichter Fritz Rühle betrogen. Zahlreiche Zuschauer stürmten auf den Platz, auf den Tribünen wurde skandiert: „Tschammer von Osten - Dein Pokal, der soll verrosten!” - eine ungewöhnliche Provokation im nationalsozialistischen Staat. Erfolgreichste Torschützen
(1. Schlussrunde bis Finale)
Spieler Verein Tore Helmut Schön Dresdner SC 10 Franz Dosedzal FSV Frankfurt 5 Franz Faust FSV Frankfurt 5 Herbert Pohl Dresdner SC 5 Willi Schmidt WKG BSG Neumeyer Nürnberg 5 Georg Schors SK Rapid Wien 5 Oskar Siffling SV Waldhof Mannheim 5 Otto Siffling SV Waldhof Mannheim 5 Literatur
- Hardy Grüne, Matthias Weinrich (2001): Deutsche Pokalgeschichte. Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 6, S. 40 - 48, Kassel: AGON Sportverlag, ISBN 3-89784-146-0
Tschammerpokal: 1935 | 1936 | 1937 | 1938 | 1939 | 1940 | 1941 | 1942 | 1943
DFB-Pokal: 1952/53 | 1953/54 | 1954/55 | 1955/56 | 1956/57 | 1957/58 | 1958/59 | 1959/60 | 1960/61 | 1961/62 | 1962/63 | 1963/64 | 1964/65 | 1965/66 | 1966/67 | 1967/68 | 1968/69 | 1969/70 | 1970/71 | 1971/72 | 1972/73 | 1973/74 | 1974/75 | 1975/76 | 1976/77 | 1977/78 | 1978/79 | 1979/80 | 1980/81 | 1981/82 | 1982/83 | 1983/84 | 1984/85 | 1985/86 | 1986/87 | 1987/88 | 1988/89 | 1989/90 | 1990/91 | 1991/92 | 1992/93 | 1993/94 | 1994/95 | 1995/96 | 1996/97 | 1997/98 | 1998/99 | 1999/2000 | 2000/01 | 2001/02 | 2002/03 | 2003/04 | 2004/05 | 2005/06 | 2006/07 | 2007/08 | 2008/09 | 2009/10 | 2010/11 | 2011/12 | 2012/13
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