CH-GL

CH-GL
Kanton Glarus
Wappen Kanton Glarus
Basisdaten
Hauptort: Glarus
Fläche: 685 km²
(Rang 17)
Einwohner: 38'034 (2007)
(Rang 23)
Bevölkerungsdichte: 56 Einw./km²
(Rang 23)
Beitritt zur Eidgenossenschaft: 1352
Abkürzung: GL (ISO:CH-GL)
Sprachen: Deutsch
Website: Kanton Glarus
Karte
Karte Kanton Glarus
Lage des Kantons
Lage Kanton Glarus

Der Kanton Glarus (italienisch: Glarona) ist ein Kanton im Osten der Schweiz.

Glaris ist der französische, lateinische und zugleich der lokale Dialektname (unterschiedlich ausgesprochen) für den Kanton Glarus und dessen Hauptort Glarus.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Blick ins Glarnerland
  • Höchste Erhebung: Tödi (3614 m ü. M.)
  • Tiefster Punkt: 414 m ü. M.

Der Kanton umfasst das Einzugsgebiet der Linth bis zum Walensee, und die Linthebene westlich der Linth bis Bilten sowie den Kerenzerberg. Grosse Höhenunterschiede prägen das Bild des Glarnerlandes: Vom flachen Talboden auf 414 Meter Höhe steigt das Gelände bis auf über 3600 Meter. Diese Gegensätze widerspiegeln sich im Klima: Es wechselt innerhalb weniger Kilometer von mild am Walensee mit seiner südländischen Pflanzenwelt zu hochalpin auf den vergletscherten Berggipfeln; und bläst der Föhn durchs Tal, können Temperaturrekorde gemessen werden. Das Tal ist nur nach Norden zur Linthebene hin geöffnet.

Der 685 km² grosse Kanton entspricht etwa dem Einzugsgebiet der Linth. Das Sernf- oder Kleintal bietet als einziges Seitental dörflichen Siedlungen Platz. Das Klöntal, das wichtigste westliche Seitental, ist, wie Carl Spitteler rühmt, mit seinem Bergsee «so schön, wie es kein Traum errät».

Als sichtbarster Eingriff des Menschen zur Zähmung der Natur zeigt sich das imposante Linthwerk, welches das Antlitz der ganzen Region prägt. Die Linthkorrektion wird 1807 als erstes Nationalwerk der Schweiz in Angriff genommen. Die Linth wird in den Walensee geleitet und ihr Lauf in den Zürichsee kanalisiert. Zuvor floss sie, den Ausfluss des Walensees immer mehr zurück stauend und die Linthebene versumpfend, träge dem Zürichsee zu.

Klöntal mit Klöntalersee

Bevölkerung

Die 25 politischen (bis 31. Dezember 2003: 29) Gemeinden des Kantons Glarus bieten knapp 40'000 Personen Heimat. Der Talboden ist mit deutlich über 400 Einwohnern je Quadratkilometer stark besiedelt. Der Ausländeranteil beträgt etwa 20 Prozent. 42 Prozent der Bewohner bekennen sich zur evangelisch-reformierten und rund 37 Prozent zur römisch-katholischen Konfession.

Die Glarner Mundart ist nicht einheitlich, gemeinsam jedoch ist den glarnerischen Idiomen die melodiöse, singende Sprache.

Sehr früh mit den wechselnden Läufen von Industrialisierung und Handel konfrontiert, pflegten und pflegen viele Glarnerinnen und Glarner weltweite, mannigfaltige Beziehungen.

Sprachen

83,6 % deutsch- und 6,8 % italienischsprachig

Politik

Legislative

Glarner Landsgemeinde 2006

Die Legislative liegt bei der Landsgemeinde. Der Kanton Glarus ist zusammen mit dem Kanton Appenzell Innerrhoden der letzte Kanton, der noch eine kantonale Landsgemeinde hat.

Das Parlament (Landrat) hat vorberatende Funktion. Die Landräte werden in Wahlkreisen gewählt, die jeweils eine oder mehrere Gemeinden umfassen. Die letzten Landratswahlen fanden am 21. Mai 2006 statt und ergaben folgende Sitzverteilung:

Sitzverteilung Landrat, 2008
Partei Sitze
Schweizerische Volkspartei (SVP) 18 (26)1
Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) 23
Sozialdemokratische Partei (SP) 12
Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) 12
Bürgerlich-Demokratische Partei (BDP) 81
Grüne Partei (GPS) 6
Unabhängige 1

1Am 28. August 2008 traten 8 Landräte der neuen BDP bei.

Exekutive

Der Regierungsrat des Kantons Glarus besteht seit 2006 aus fünf (vorher sieben) Mitgliedern. Er wird vom Volk an der Urne gewählt.

  • Andrea Bettiga (FDP), Sicherheit und Justiz
  • Marianne Dürst (FDP), Volkswirtschaft und Inneres
  • Jakob Kamm (SP), Erziehung und Kultur
  • Robert Marti (BDP), Bau und Umwelt
  • Rolf Widmer (CVP), Finanzen und Gesundheit

Seit der Landsgemeinde 2008 bis zur Landsgemeinde 2010 ist Marianne Dürst Frau Landammann, d. h. Regierungspräsidentin. Rolf Widmer ist Landesstatthalter, d. h. stellvertretender Regierungspräsident.

Stimmrechtsalter 16

Mit dem Landsgemeindebeschluss vom 6. Mai 2007 wurde das Stimmrechtsalter 16 beschlossen. So können neu im Kanton Glarus Staatsbürger ab dem sechzehnten Lebensjahr das aktive Stimm- und Wahlrecht in kantonalen Angelegenheiten wahrnehmen. Das passive Wahlrecht bleibt weiterhin bei 18 Jahren.

Wirtschaft

In der Landwirtschaft überwiegt die Vieh- und besonders die Milchwirtschaft. Hauptwirtschaftszweig ist aber die Industrie, vor allem Textilindustrie, Maschinen- und Apparatebau, Holzverarbeitung und Baustoffindustrie. Daneben sind Elektrizitätsgewinnung durch Wasserkraftwerke und Fremdenverkehr wichtig.

Tourismus

Die Landschaft (hier bei Elm) begeistert Wanderer und Gleitschirmflieger.

Dem Tourismus kommt - insbesondere in den Orten Braunwald, Elm und Filzbach - grosse Bedeutung zu, der Dienstleistungssektor wächst stetig und die Infrastruktur im Tal lässt kaum Wünsche offen.

Verkehr

Das Glarnerland wird grösstenteils von der Eisenbahnlinien Rapperswil-Glarus-Linthal und Zürich-Ziegelbrücke-Schwanden bedient. Die stündlich verkehrenden Regionalzüge bedienen auch Ziegelbrücke, den wichtigsten Verkehrsknotenpunkt in der Umgebung. Seit dem Fahrplanwechsel vom 12. Dezember 2004 verbindet der GlarnerSprinter Glarus und Zürich zweistündlich ohne Umsteigen in 58 Minuten. Ein Fortschritt, für den der Pendlerverein mehrere Jahre lang gekämpft hat. Konzessionäre für den Busverkehr sind die Schweizerischen Bundesbahnen, der Schweizerische Postautodienst und im Hinterland der Autobetrieb Sernftal (AS) als Nachfolger der 1969 stillgelegten Sernftalbahn.

Geschichte

Siehe Geschichte des Kantons Glarus.

Städte und Orte

Gemeinden des Kantons Glarus

Im Kanton Glarus gibt es keine Gemeinde, die über genügend Einwohner verfügt, um als Stadt zu gelten (Einwohnerzahl mind. 10'000). Gemeinden über 1'000 Einwohner sind:

Gemeinde Stand: 31. Dez. 2007
Glarus 5872 Einwohner
Näfels 3960 Einwohner
Niederurnen 3882 Einwohner
Mollis 3049 Einwohner
Netstal 2898 Einwohner
Ennenda 2604 Einwohner
Schwanden (GL) 2426 Einwohner
Bilten 1993 Einwohner
Oberurnen 1870 Einwohner
Luchsingen 1137 Einwohner
Linthal 1070 Einwohner
Haslen 1045 Einwohner
Mitlödi 1010 Einwohner

siehe auch: Gemeinden des Kantons Glarus

Gemeindereform

Siehe auch: Glarner Gemeindereform

Mit dem Landsgemeindebeschluss vom 7. Mai 2006 werden die Gemeinden des Kantons Glarus zusammengelegt, so dass nach den Fusionen nur noch drei Glarner Gemeinden existieren werden. Die Fusion soll 2011 stattfinden. Dieser Beschluss wurde an einer ausserordentlichen Landsgemeinde vom 25. November 2007 deutlich bestätigt.

Die drei künftigen Gemeinden tragen die Namen Glarus Nord, Glarus und Glarus Süd. Sie umfassen je 10'000 bis 16'000 Einwohner.

Bezirke

Der Kanton Glarus kennt keine Einteilung in Bezirke. Das Bundesamt für Statistik führt den gesamten Kanton jedoch als einen Bezirk unter der BFS-Nr.: 0800.

Sonstiges

Ausbildung und Freizeit

Das Schulsystem des Kantons Glarus ist gut ausgebaut: Kindergarten, Volksschule (teilweise Einführungsklassen, Sonder- und Hilfsschule) mit den Oberstufenzügen Ober-, Real- und Sekundarschule; zudem gibt es das Werkjahr, das freiwillige 10. Schuljahr, den hauswirtschaftlichen Jahreskurs und die Integrationsklasse.

An der Kantonsschule Glarus kann die schweizerische Maturität erlangt und die Fachmittelschule besucht werden. Es finden auch Volkshochschulkurse statt. Zudem ist die Schülerschaft in der SO der Kanti-gl vereinigt.

In Ziegelbrücke wird eine Gewerbliche Berufsschule, in Glarus diejenige der kaufmännischen Berufe und die Pflegeschule geführt. Im Kanton können in rund 400 Lehrbetrieben etwa 130 Berufe erlernt werden.

Die reichen Angebote von Landesarchiv und vor allem der modernen Glarner Landesbibliothek dienen nicht nur den Bildungshungrigen, sondern auch geschichtlich und kulturell Interessierten oder einfach dem Lese-, Hör- und Sehvergnügen. Die Landesbibliothek (Kantonsbibliothek) verfügt mit der Kartensammlung von Walter Blumer und der Kartografie-Bibliothek von Arthur Dürst über eine wenig bekanntes, aber kartenhistorisch interessantes Forschungsmaterial.

Das kulturelle Leben ist vielseitig. Glarus besitzt ein renommiertes, als solches errichtetes Kunsthaus. Auch die weitbekannte Galerie Tschudi in Glarus und verschiedene private Galerien zeigen immer wieder Sehenswertes aus dem Bereich der darstellenden Künste, die von zahlreichen Künstlern und Künstlerinnen im Kanton ausgeübt werden.

Die Musikwoche Braunwald ist die traditionsreichste derartige Veranstaltung in ganz Europa. Sie lädt die Teilnehmenden nicht nur zum Zuhören, sondern auch zum aktiven Mittun ein. Die Glarner Musikschule Glarus trägt, zusammen mit zahlreichen Vereinen und Gruppen, zum reichen Musikleben bei. Und die Modern Music School - Glarnerland ergänzt das traditionelle Ausbildung-Angebot mit einem auf die modernen Stilrichtungen spezialisierten Programm, das vor allem auf Junge und Junggebliebene ausgerichtet ist.

Die Glarner Konzert und Theatergesellschaft bringt im Winterhalbjahr bekannte Musiker und Bühnen ins Glarnerland, während im Kultur- und Vereinszentrum Holenstein Glarus vor allem alternative Kultur gelebt wird.

Im sportlichen Bereich ist das Angebot durch verschiedene Sportzentren ebenso vielfältig und die nahen Berge und Seen laden dazu ein, die Freizeit auf sinnvolle und bereichernde Weise zu verbringen. Nicht umsonst wurde die erste SAC Hütte der Schweiz im Kanton Glarus, am Tödi, erstellt und stand die Wiege des schweizerischen Skisports im Glarnerland.

Wappen

Das Glarner Wappen zeigt als einziges Kantonswappen der Schweiz einen Menschen: den heiligen Fridolin mit Wanderstab und Bibel.

Der Legende nach war Fridolin ein irischer Glaubensbote, der anfangs des 6. Jahrhunderts lebte und durch dessen Einfluss die Bewohner des Glarnerlandes zu Christen geworden waren. In kirchlichen Darstellungen wird er von einem Skelett begleitet. Die Sage berichtet, Fridolin, der vom sterbenden, reichen Ursus grosse Teile des Glarnerlandes geschenkt bekam, habe diesen im Erbstreit mit dessen Bruder Landolf aus dem Grab um Hilfe geholt. Landolf sei, als er den bereits in Verwesung übergegangenen Bruder vor Gericht erscheinen sah, darob so erschrocken und beschämt worden, dass er Fridolin auch seinen Teil des Glarnerlandes schenkte. Auf diese Art wurde die Zugehörigkeit des Glarnerlandes zum von Fridolin gegründeten Kloster Säckingen in Deutschland erklärt, und Fridolin gilt als Schutzpatron vor Erbschleicherei.

Bücher

  • Josef Schwitter/Urs Heer: Das Glarnerland – ein Kurzporträt. Verlag Baeschlin, Glarus 2000, ISBN 3-85546-112-0

Weblinks


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