Nożyno

Nożyno
Nożyno
Nożyno führt kein Wappen
Nożyno (Polen)
Nożyno
Nożyno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Landkreis: Bytów
Gmina: Czarna Dąbrówka
Geographische Lage: 54° 19′ N, 17° 30′ O54.31472222222217.493055555556Koordinaten: 54° 18′ 53″ N, 17° 29′ 35″ O
Einwohner:

312

Postleitzahl: 77-115
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GBY
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW212: Lębork/DK 6Bytów/DK 20Chojnice/DK 22 – Kamionka/DK 25
Schienenweg: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig

Nożyno (deutsch Groß Nossin, kasch. Nożëno) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Gemeinde Czarna Dąbrówka (Schwarz Damerkow) im Powiat Bytowski (Kreis Bütow).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Das ehemalige Gutsdorf Nożyno liegt im Bereich einer Endmoräne an einer Seerinne, die der früher so genannte Trczebitsch-See mit dem Jezioro Skotawsko Małe (Kleiner Schottofske-See) und dem Jezioro Skotawsko Wielkie (Großer Schottofske-See) bildet. Die nordöstliche Grenze des Landschaftsschutzparks Stolpetal (Parl Krajobrazowy Dolina Słupi) verläuft im Norden des Dorfes.

Nożyno wird von der Woiwodschaftsstraße 212 (hier Teilstück der früheren deutschen Reichsstraße 158) umfahren, die die Städte Lębork (Lauenburg in Pommern), Bytów (Bütow) und Chojnice (Konitz), jeweils an einer bedeutenden Landesstraße gelegen, verbindet. Ein Bahnanschluss besteht seit 1945 nicht mehr, nachdem die Bahnstrecke Lauenburg–Bütow (Lębork - Bytów) mit der acht Kilometer entfernten Bahnstation Schwarz Damerkow (Czarna Dąbrówka) und die Stolpetalbahn Stolp - Budow (Słupsk - Budowo) mit der sieben Kilometer entfernten Bahnstation Budow (Budowo) stillgelegt und teilweise sogar demontiert worden sind.

Ortsname

Frühere Namensformen sind: Nuszyna, Nasin, Nessow, Noscyn, Noszino und Nossin.

Geschichte

Der historischen Dorfform nach war das ehemalige Groß Nossin ein großes Angerdorf. Bereits im Jahre 1315 wurde es in einer Urkunde genannt, in der Markgraf Waldemar von Brandenburg dem Kasimir Swenz und seinen Erben den Besitz des Ortes bestätigte. 1390 gehörte es bereits den Puttkamers, und 1523 wurde Swentze putkummer to Nossin namentlich genannt.

Nossin A und B kamen an die Zeromski-Familie, und 1780 wurde Hauptmann Michael Stanislaus von Zeromski als ihr Eigentümer erwähnt[1]. Nossin C ging um 1700 an den Ast Wollin (Wolinia) der Puttkamers über. Um 1784 hat Groß Nossin zwei Vorwerke, einen Prediger, einen Küster, ein Predigerwitwenhaus, einen Predigerclonus, acht Bauern, zwei Kossäten, einen Schmied, auf der Feldmark das Vorwerk Slupp, drei Kossäten und einige Büdner, Schidlitz genannt, zwei Holzkaten in der Nackel, einen Holzkaten in der Mallinz, eine Wassermühle und einen Holzkaten - bei insgesamt 38 Feuerstellen.

Im Jahre 1802 gelang es der Puttkamer-Familie, Nossin A und B zurückzukaufen, so dass das gesamte Gut wieder in einer Hand war. Albert von Puttkamer verkaufte 1840 Nossin, das 1847 endgültig aus dem Besitz ausschied. 1850 kaufte es ein Herr Elert, danach waren 1893 und 1910 Paul Eleret, 1928 Kurt Elert und 1939 Lotte Hoene die Besitzer. 1938 umfasste das 625 Hektar große Rittergut 300 Hektar Ackerfläche und 275 Hektar Holzungen.

Im Jahre 1910 waren in Groß Nossin 430 Einwohner registriert. Ihre Zahl stieg bis 1933 durch Eingemeindungen auf 724 und betrug 1939 schon 794. Die Gemeinde Groß Nossin hatte bis 1945 insgesamt zehn Ortsteile:

Die Gemeinde war Sitz eines Amts- und Standesamtsbezirks, zu dem noch Klein Nossin (Nożynko) gehörte. Sie lag im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern.

Am 7. März 1945 erhielten die Dorfbewohner von Groß Nossin den Befehl, den Ort zu räumen. Der Treck zog über Jerskewitz (Jerzkowice), Helenenhof (Kostroga), Linde (Linia) nach Strepsch (Strzepcz), wo er von sowjetischen Truppen überrollt wurde. Während einige Dorfbewohner nach Neustadt in Westpreußen (Wejherowo) und Gotenhafen (Gdynia) entkommen konnten, kehrten die anderen in ihr Heimatdorf zurück, wo am 8. März 1945 beim Herannahen der sowjetischen Truppen die Brücke über die Schottow (Skotawa) gesprengt worden war. Die Russen nahmen den Ort ein, und Mitte Sommer 1945 besetzten Polen die Höfe und Häuser. Die gesamte Dorfbevölkerung wurde vertrieben. Nach einer wechselvollen Neubesiedlung durch Polen, Ukrainer und Kaschuben wurde aus dem deutschen Groß Nossin <rf> Heino Kebschull, Heimatreisen nach Klein und Groß Nossin, S.64-67</ref> das polnische Nożyno, das heute mit seinen 312 Einwohnern Sitz eines Schulzenamtes und Teil der Gmina Czarna Dąbrówka im Powiat Bytowski der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Słupsk ist. Zwischen 1945 und 1954 war Nożyno eine eigenständige Gmina.

Glashütte Slupp

Im Jahre 1866 gründete Rittergutsbesitzer Elert unweit der Försterei Taubenberg im Südwesten der Gemeinde Groß Nossin die Glashütte Slupp. Sie lag unmittelbar am Ufer der Stolpe (Słupia), die hier damals Grenzfluss zwischen dem Landkreis Stolp und dem Landkreis Bütow war. Hergestellt wurde nur Fensterglas, das in Danzig und in Königsberg (Preußen) Absatz fand.

Der erforderliche Sand wurde in Klein Gansen (Gałąźnia Mała), Gallensow (Gałęzów) und Mühlchen (Bylina) gewonnen. Als Heizmaterial diente Scheitholz. In der Hütte waren zwischen sechs und acht aus Böhmen stammende Glasbläser beschäftigt. Aus wirtschaftlichen gründen musste die Glashütte Slupp im Jahre 1892 schließen.

Kirche

Pfarrkirche

Die Kirche in Nożyno (Groß Nossin)

Eine Kirche wurde in Groß Nossin anlässlich zweier Kirchenvisitationen 1539 und 1590 erwähnt. Im Frühjahr 1638 wurde das Gotteshaus allerdings mit sämtlichen Pfarrgebäuden bei einer Feuersbrunst eingeäschert. 1644 errichtete man ein neues Gebäude aus Holz, das aber noch einige Jahre ohne Dach und Fach blieb. Als dann endlich das Dach geschlossen wurde, war es bald schadhaft und die Kirche wurde mehr und mehr baufällig.

Erst 1724 konnte ein neue Kirchturm und 1774 dann auch die Kirche neu errichtet werden. Doch am 31. März 1832 brannte sie erneut ab, ebenso das 1700 neu erbaute Pfarrhaus.

Ein Neubau sorgte 1836 für Ersatz. Altar und Kanzel wurden jetzt in schlichtem Aufbau vereinigt, alte Ausstattungsgegenstände waren nicht mehr vorhanden. Die im Jahre 1936 in Schwarz Damerkow (Czarna Dąbrówka) neu erbaute Filialkirche trug zur Entlastung der Groß Nossiner Pfarrkirche bei.

Nach 1945 wurde das bisher evangelische Gotteshaus zugunsten der katholischen Kirche enteignet. Es erhielt eine neue Weihe und den Namen „St.-Antonius-von-Padua-Kirche“.

Kirchspiel/Pfarrei

Groß Nossin bildete schon in vorreformatorischer Zeit ein eigenes Kirchspiel. Mit der Reformation übernahm es 1538 die lutherische Lehre und war bis 1817 in die evangelische Synode Stolp eingelidert. Danach war es Teil der Synode Alt Kolziglow (Kołczygłowy) und wurde 1871 zum Kirchenkreis Bütow umgegliedert, zu dem es bis 1945 - in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union - gehörte.

Im Jahre 1940 zählte das Kirchspiel Groß Nossin insgesamt 2760 Gemeindeglieder, die in 17 Ortschaften von sechs Gemeinden lebten:

Seit 1945 sind die in Nożyno lebenden evangelischen Kirchenglieder eine kleine Minderheit. Sie gehören jetzt zur Kreuzkirche in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Zur Kirche in Stolp gehörten vor 1945 die katholischen Kirchenglieder, die innerhalb des Kirchspiels Groß Nossin wohnten. Heute nun ist, bei mehrheitlich katholischer Bevölkerung, die örtliche Kirche die Pfarrkirche der Pfarrei Nożyno, die dem neugebildeten Dekanat Łupawa (Lupow) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen angegliedert ist. Die vormalige Filialkirche in Czarna Dąbrówka (Schwarz Damerkow) wurde abgetrennt und zur eigenen Pfarrkirche erhoben. Zur Pfarrei Nożyno gehören wie ehedem die Orte Kartkowo (Kartkow), Kleszczyniec (Kleschinz), Maleniec (Malenz), Nożyno (Groß Nossin), Nożynko (Klein Nossin), Osowskie (Wussowske bzw. Waldliebe) und Połupino (Karlsfelde), während neu die Ortschaft Unichowo (Wundichow) zu Nożyno verlegt worden ist.

Pfarrer bis 1945

Von der Reformation bis 1945 amtierten in Groß Nossin 23 evangelische Geistliche:

  • Michael Quandt, 1558-1560
  • Jakob Krampe, ab 1566
  • Paul Starost, ab 1605
  • Peter Ehler, 1612-1642
  • Thomas Schwichtenberg, 1643-1651
  • Johann Uhlmann, 1651-1652
  • Johann Junge, 1653-1658
  • Johann Piscator (Fischer), ab 1658
  • Ernst Bock, bis 1699
  • Christoph Vizichius, 1700-1705
  • Christian Dreisow, 1706-1753
  • Samuel Friedrich Nalentz, 1753-1759
  • Samuel Andreas Kummer,
    1759-1766
  • Samuel Friedrich Alexius, 1766-1790
  • Martin Christian Messerschmidt, 1790-1804
  • August Theodor Kummer, 1805-1808
  • Johann Friedrich Seefisch, 1809-1853
  • Hermann Dröse, 1853-1888
  • Gustav Hermann Adloff, 1889-1911
  • Julius Albert Fürer, 1912-1919
  • Johannes Hermann, 1919-1926
  • Fritz Adloff, 1926-1931
  • Winfried Behling, 1933-1945

Groß Nossin war neben 15 anderen Kirchspielen noch bis 1817 dem kaschubischen Distrikt der Stolper Synode zugeordnet, deren Pastoren in deutscher und kaschubischer Sprache predigten. Jedenfalls der bis 1766 in Groß Nossin amtierende Pfarrer Samuel Andreas Kummer dürfte noch Kaschubisch beherrscht haben. Das kann daraus geschlossen werden, dass er später in Groß Garde sowohl deutsch- als auch kaschubischsprachige Konfirmanden unterrichtete. [2]

Schule

In Groß Nossin war die Volksschule im Jahre 1932 dreistufig. Zwei Lehrer unterrichteten in drei Klassen 83 Schulkinder. Eine zweite Schule gab es in Kartkow. Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts etwa 2 Kilometer von Kartkow entfernt links an dem Wege in Richtung Piaschen See für die damaligen Groß Nossiner Ortsteile Kartkow, Schottofske, Zemee, Slupp, Groß Nakel und Stromkathen errichtet.[3]

Im Winterhalbjahr 1848/49 kam es zu einem bis zur Bezirksregierung in Köslin ausgetragenen Streit um die Ausstattung und materielle Versorgung der Schulen in Groß Nossin und Kartkow zwischen den Lehrern Soyck in Groß Nossin, Misch in Kartkow und Pastor Seefisch einerseits und dem Rittergutsbesitzer Elert als Patron der Schulen andererseits, den die Bezirksregierung in Köslin für historisch bedeutsam erachtete, dokumentierte und überlieferte.[4]

Verweise

Literatur

  • Ernst Blaurock: Aus der Ortsgeschichte von Klein Nossin. In: Ostpommersche Heimat. 1932, Nr 39 f.
  • Hans Glaeser-Swantow: Das Evangelische Pommern. Teil 2. Stettin 1940.
  • Heino Kebschull: Klein Nossin – Flucht und Vertreibung, Erinnerung. Hannover 2002.
  • Heino Kebschull: Zur Schulgeschichte von Klein Nossin, Kreis Stolp, Kirchspiel Groß Nossin – nebst Materialien zur Geschichte aller Schulen des Kirchspiels im 19. Jahrhundert. Wennigsen 2011.
  • Heino Kebschull: Zur Ortsgeschichte von Klein Nossin – Kommentierte Dokumente. Wennigsen 2011.
  • Kurt Knorr: Verschwundene Glasindustrie im Kreise Stolp. In: Ostpommersche Heimat. 1932, Nr. 22.
  • Ernst Müller: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 2. Stettin 1912.
  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit. Lübeck 1989.
  • Spuk in der Nossiner Kirche. In: Ostpommersche Heimat. 1937, Nr. 8.

Weblinks

Fußnoten

  1. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern, Theil 2.2. Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der königl. Landes collegien in Cößlin gehörenden Hinterpommerschen Kreise, Stettin, Effenbart, 1784 Seiten 966, 975, 989,1000 [1]
  2. Heino Kebschull: Zur Ortsgeschichte von Klein Nossin, S. 96
  3. Im Messtischblatt 1770 der Preußischen Landesaufnahme von 1875 ist sie in der Ausgabe von 1877 deutlich als Schule zu Kartkow verzeichnet.
  4. Heino Kebschull: Zur Schulgeschichte von Klein Nossin, Kreis Stolp nebst Materialien zur Geschichte aller Schulen des Kirchspiels Groß Nossin im 19. Jahrhundert. Wennigsen 2010, S. 31 ff.

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