Nożynko

Nożynko
Nożynko
Nożynko führt kein Wappen
Nożynko (Polen)
Nożynko
Nożynko
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Landkreis: Bytów
Gmina: Czarna Dąbrówka
Geographische Lage: 54° 19′ N, 17° 27′ O54.31055555555617.455833333333Koordinaten: 54° 18′ 38″ N, 17° 27′ 21″ O
Einwohner:

160

Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GBY
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 212: LęborkBytów - Chojnice - Kamionka
Schienenweg: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig

Nożynko (deutsch Klein Nossin, kasch. Nożënko) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern. Es gehört zur Gemeinde Czarna Dąbrówka (Schwarz Damerkow) im Powiat Bytowski (Kreis Bütow).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Nożynko liegt südwestlich von Nożyno (Groß Nossin) und nördlich von Unichowo (Wundichow) an der Woiwodschaftsstraße 212 (hier Teilstück der ehemaligen deutschen Reichsstraße 158) im idyllischen Tal der Skotawa (Schottow). Bis zur Kreisstadt Bytów (Bütow) sind es 16 Kilometer, und der zentrale Gemeindeort Czarna Dąbrówka (Schwarz Damerkow) liegt acht Kilometer entfernt. Eine Bahnanbindung besteht nicht.

Ortsname

Frühere Namensformen sind Noßino (1376), Klein Nößinke (1717), Nossincke, Noßienke, Nossienken, Nossien, Noßinko Schreibweisen in Dokumenten späterer Zeit; seit Anfang des 19. Jahrhunderts hauptsächlich als Klein-Nossin oder Klein Nossin. In den 1930er und 1940er Jahren schrieb man auch Kleinnossin.

Geschichte

Schon in vorgeschichtlicher Zeit war Klein Nossin besiedelt. Davon zeugen zahlreiche Fundstücke wie Steinbeile aus dem 4./5. Jahrtausend vor Christi Geburt. Im Jahre 1928 entdeckte man auf der damals Lindenberg genannten Anhebung ein ganzes Urnenfeld.

Klein Nossin gilt als wendische Siedlung und soll um das Jahr 500 Vor Christi Geburt gegründet worden sein. Die älteste Urkunde allerdings stammt aus dem Jahre 1376. Aus ihr ging hervor, dass damals Jasbo Pirscha mit dem Ort belehnt wurde und er somit ein Pirchsches Lehen war.

Um 1784 gab es hier ein Vorwerk, eine Wassermühle, fünf Bauern, drei Kossäten, einen Schulmeister und auf der Feldmark das Vorwerk Malenz - insgesamt 26 Feuerstellen.[1]

Im Jahre 1787 verkaufte Georg Lorentz von Pirch Klein Nossin an die Familie von der Marwitz, in deren Besitz es bis 1945 blieb.

1849 übernahm Adalbert von der Marwitz Klein Nossin und vergrößerte den Besitz durch Erwerb des Gutes Wundichow (heute polnisch: Unichowo). Nach seinem Tod wurden die Güter unter seinen Söhnen geteilt: der nachmalige General Georg von der Marwitz erhielt Wundichow, und Besitzer von Klein Nossin wurde der Regierungsrat Friedrich von der Marwitz.

Im Jahre 1910 zählten Landgemeinde und Gutsbeszirk Klein Nossin 279 Einwohner. Ihre Zahl stieg bis 1933 auf 296 und betrug 1939 noch 245.

Bis 1945 war Klein Nossin eine Gemeinde im Amts- und Standesamtsbezirk Groß Nossin (Nożyno) im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Am 7. März 1945 wurde Klein Nossin vor anrückenden russischen truppen geräumt. Ein Treck zog über Schwarz Damerkow (Czarna Dąbrówka), Klein Rakitt (Rokitki), Wutzkow (Oskowo) nach Groß Massow (Mazsewo Lęborskie), wurde von dort nach Labuhn (Łebunia) und nach Linde (Linia) abgewiesen, wo er am gegen Abend des 10. März vor Tluzewo/Klutschau von Truppen der Roten Armee überrollt wurde. Davor waren hier noch einige Familien und Einzelpersonen über die Brücke der Leba gelangt, die gesprengt wurde und hatten von Gdingen/Gotenhafen mit Schiffen über die Ostsee nach Vorpommern und Dänemark entkommen können. Am frühen Morgen des. 11. März wurden die gehfähigen Insassen zum Verlassen ihrer Wagen und deren nicht mehr gehfähigen Angehörigen und zur Rückkehr in ihren Heimatort gezwungen. Klein Nossin war am 8. März 1945 kampflos besetzt worden. Der Gutshof ging in in den Tagen um den 15. März Flammen auf, als sich keine russischen Truppen im Dorf befanden. Im September 1945 folgten die Polen, die sich der Häuser bemächtigten und alle restlichen Dorfbewohner im Juli 1947 vertrieben. Von da ab siedelten sich u. a. auch kaschubische Familien dauerhaft in Klein Nossin an.[2]

Seither ist Klein Nossin unter der Bezeichnung Nożynko polnisch und Teil der Gmina Czarna Dąbrówka im Powiat Bytowski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Stolp).

Kirche

Vor 1945 gehörte Klein Nossin mit seiner ausschließlich evangelischen Bevölkerung zum Kirchspiel Groß Nossin (Nożyno) im Kirchenkreis Stolp-Altstadt in der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Winfried Behling.

Der Bezug zum bisherigen Pfarrsitz blieb auch nach 1945 erhalten, obwohl jetzt eine fast ausnahmslos katholische Bevölkerung in Nożynko lebt. Allerdings gehört die Pfarrei Nożyno jetzt zum Dekanat Łupawa (Lupow) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen. Evangelische Kirchenglieder sind nun in die Kreuzkirchengemeinde in Słupsk (Stolp) in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen eingepfarrt.

Schule

1736 ist für Klein Nossin erstmals eine Schule nachgewiesen. 1848 wurde in Klein Nossin die Schule mit 61 Schülern im Klassenraum eines Tagelöhnerhauses abgehalten, in dem auch die Lehrerfamilie beengt wohnte. Die räumliche Enge zwang zum Bau des ersten Schulgebäudes im Jahre 1850, das 1903 abbrannte. Im Jahre 1906 wurde ein neues Schulhaus fertiggestellt, in dem bis 1945 unterrichtet wurde. Die von den Lehrern verantwortlich betreuten und historisch bedeutsamen Schul- und Dorfchroniken gingen in den Wirren nach Kriegsende verloren.[3]

Der Lehrer Ernst Blaurock, der in Klein Nossin von 1928 bis 1941 unterrichtete, verfasste mehrere Zeitschriftenartikel zu ortsgeschichtlichen Themen von Klein Nossin. Blaurock ging mit archäologischen Grabungen auch intensiv Fragen der vorgeschichtlichen Besiedlung Klein Nossins nach und durchforschte in den 13 Jahren seines Wirkens die Umgebung nach vorgeschichtlichem Material und baute in der Schule und den Wirtschaftsräumen seiner Dienstwohnung eine reichhaltige Sammlung auf.[4]

Söhne und Töchter des Ortes

Verweise

Literatur

  • Ernst Blaurock: Die bäuerlichen Verhältnisse in Klein Nossin zur Zeit der Reformen des Freiherrn von Stein. In: Ostpommersche Heimat. 1931, Nr.25, 26.
  • Ernst Blaurock: Aus der Ortsgeschichte von Kleinnossin. In: Ostpommersche Heimat. 1931, Nr. 39, 40.
  • Ernst Blaurock: Die Flurnamen von Klein Nossin. In: Ostpommersche Heimat. 1932, Nr. 16.
  • Heino Kebschull: Klein-Nossin. Flucht und Vertreibung. Erinnerung. Hannover 2002.
  • Heino Kebschull: Von Hinterpommern nach irgendwo . . ..Wennigsen 2009
  • Heino Kebschull: Zur Schulgeschichte von Klein Nossin nebst Materialien zur Geschichte aller Schulen des Kirchspiels Groß Nossin im 19. Jahrhundert. Wennigsen 2010.
  • Heino Kebschull: Zur Ortsgeschichte von Klein Nossin, Kreis Stolp – Kommentierte Dokumente. Wennigsen 2011.
  • Heino Kebschull: Heimatreisen in den Kreis Stolp nach Klein und Groß Nossin 1976 bis 2008. Wennigsen 2011.
  • Karl-Heinz Pagel: Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit. Lübeck 1989.

Fußnoten

  1. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, S. 889-990, Nr. 98.
  2. Heino Kebschull: Heimatreisen nach Klein Nossin und Groß Nossin. Wennigsen 2011, S. 24.
  3. Heino Kebschull: Zur Schulgeschichte von Klein Nossin. Wennigsen 2010, S. 26.
  4. Heino Kebschull: Zur Ortsgeschichte von Klein Nossin. Wennigsen 2011, S. 11.

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