Karwno

Karwno
Karwno
Karwno führt kein Wappen
Karwno (Polen)
Karwno
Karwno
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Landkreis: Bytów
Gmina: Czarna Dąbrówka
Geographische Lage: 54° 24′ N, 17° 31′ O54.39361111111117.523055555556Koordinaten: 54° 23′ 37″ N, 17° 31′ 23″ O
Einwohner:

270

Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GBY
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Podkomorzyce/DW 211 → Karwno
Schienenweg: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig

Karwno (deutsch Karwen, kaschubisch Karwno) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zur Landgemeinde Czarna Dąbrówka (Schwarz Damerkow) im Powiat Bytowski (Kreis Bütow).

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Karwno liegt 40 Kilometer südöstlich der früheren Kreisstadt Słupsk (Stolp) und 32 Kilometer nördlich der jetzigen Kreismetropole Bytów (Bütow) in einer Hügellandschaft in Hinterpommern und ist von Äckern, Wäldern und Seen umgeben. Das Ortsgebiet mit dem Kleinen und dem Großen See (heute polnisch: Jezioro Karwieńskie Duże) reicht im Südwesten bis an die Lupow (Łupawa).

Eine schmale Landstraße verbindet das Dorf mit der Woiwodschaftsstraße 211 bei Podkomorzyce (Niemietzke). Bis 1945 bestand Bahnanschluss über die sechs Kilometer entfernte Station Schwarz Damerkow (Czarna Dąbrówka) an der nach dem Krieg stillgelegten und weitgehend demontierten Bahnstrecke Lauenburg–Bütow (Lębork-Bytów).

Ortsname

Die deutsche Ortsbezeichnung Karwen (früher Carwen) kam jeweils noch einmal in Ost- und in Westpreußen vor.

Geschichtliches

Der historischen Dorfform nach ist das frühere Karwen ein Winkelzeilendorf. Im Jahre 1523 wird Jürgen pirchen tho karuen als Besitzer genannt. Der eine Teil des Gutes bestand aus zwei Rittersitzen, vier Bauern und zwei Kossäten und war ein altes Pirchsches Lehen. Der andere Teil mit dem Vorwerk Neuhof (heute polnisch: Drążkowo), dem Schmiedehof und dem Heidekrug kam an Hans von Wobeser. Kaspar Friedrich von Massow gelang es, beide Teile wieder in einer Hand zu vereinigen.

Um 1784 hatte Karwen zwei Vorwerke, acht Bauern, vier Kossäten, einen Schulmeister, eine Wassermühle an der Lupow, das Vorwerk Neuhof (heute polnisch Drążkowo), die Kolonie Neu Karwen (Nowe Karwno), den Schmiedehof und zwei Katen – bei insgesamt 44 Feuerstellen (Haushalten).[1]

In der Folgezeit wechselten die Besitzer von Karwen sehr häufig. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich das Gut im Besitz der Familie Gerhardt.[2] Letzter Besitzer war von 1938 bis 1945 Werner Gast. Zu der Zeit hatte das Rittergut eine Betriebsfläche von 507 Hektar, davon alleine 461 Hektar Ackerland.

Im Jahre 1910 hatte Karwen 578 Einwohner. Ihre Zahl betrug 1933 noch 562 und sank bis 1939 auf 532. Zur Gemeinde Karwen gehörten vor 1945 die vier Ortschaften Augustfelde (Soszyce), Fließhof (Flisów) I und II und Neu Karwen (Nowe Karwno). Sie lag damals im Landkreis Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern.

Ein Großteil der Dorfbewohner floh am 8. März 1945 vor den herannahenden sowjetischen Truppen. Der Treck zog über Neu Karwen (Nowe Karwno), Eichenfelde (Grzężnik), Groß Massow (Maszewo Lęborskie), Lauenburg in Pommern (Lębork) und Goddentow (Godętowo) nach Lanz (Łęczyce), wo er jedoch den Rotarmisten in die Hände fiel. Karwen selbst wurde am 9. März 1945 von sowjetischen Truppen besetzt. Anschließend wurde der Ort zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Im August 1946 zog die Rote Armee ab, während gleichzeitig Polen in das Dorf eindrangen und es besetzten. Am 30. August 1946 wurden auf der Grundlage der sogenannten Bierut-Dekrete in einer groß angelegten Aktion etwa 100 Dorfbewohner vertrieben, 1947 die übrigen.

Karwen erhielt den polnischen Namen Karwno. Heute gehört der Ort zur Gmina Czarna Dąbrówka, die aus dem Landkreis Stolp ausgegliedert und dem Powiat Bytowski in der Woiwodschaft Pommern (1975 bis 1998 Woiwodschaft Stolp) zugeordnet wurde. Hier sind jetzt 270 Einwohner registriert.

Entwicklung der Einwohnerzahl

  • 1820: ca. 175, ohne Vorwerks- und Mühlenbewohner[3]
  • 1852: 556[4]
  • 1910: 578
  • 1933: 562
  • 1939: 532
  • 2010: 270

Kirche

Bis 1945 gehörte das überwiegend evangelische Karwen zum Kirchspiel Mickrow (heute polnisch: Mikorowo) im Kirchenkreis Stolp-Altstadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union. Letzter deutscher Geistlicher war Pfarrer Gustav Oehrn.

Seit 1945 ist die Bevölkerung von Karwno überwiegend katholischer Konfession. Im Dorf wurde eine Kirche neu errichtet, die nach der Mutter Gottes von der immerwährenden Hilfe (Kościół Matki Boskiej Nieustającej Pomocy) benannt wurde. Sie ist Filialkirche in der Pfarrei Czarna Dąbrówka (Schwarz Damerkow) im Dekanat Łupawa (Lupow) im Bistum Pelplin der Katholischen Kirche in Polen. Hier lebende evangelische Kirchenglieder gehören zur Kreuzkirchengemeinde in Słupsk in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Schule

Bereits um 1784 gab es in Karwen einen Schulmeister. In der im Jahre 1932 dreistufigen Volksschule unterrichteten zwei Lehrer in drei Klassen 101 Schulkinder. Die letzten Schulhalter vor 1945 waren die Lehrer Kuchenbäcker, Heinig und Neumann.

Bis 1881 besuchte die Karwener Volksschule der spätere Glasmacher und Glashüttenmeister Germanus Theiß (1867-1945).

Glashütte Karwen

Von 1845 bis 1887 hatte Karwen eine Glashütte. Sie befand sich unmittelbar an der Lupow östlich der Niemietzker Mühle. Besitzer der Glashütte waren die jeweiligen Besitzer des Gutes Karwen, die sie aber immer an Fachleute verpachteten. Der erste Pächter war die Firma Scheffler & Cohn, der zweite die Firma Denke & Piwonke. Es waren zwei Öfen in Betrieb, die jährlich etwa 3600 Raummeter Holz verbrauchten.

Hergestellt wurden zuerst Bierflaschen, dann aber auch, wegen der Güte des an der Lupow vorhandenen Sandes, Tafelglas und Hohlglas. Neben der Glashütte befand sich eine Hohlglasschleiferei, deren Produkte ebenfalls glänzenden Absatz fanden.

In der Karwener Glashütte arbeiteten sieben Glasbläser (ohne Schmelzer, Arbeitsleute usw.), die aus Böhmen stammten. Sie waren meistens Katholiken und lebten im Ort in gewisser Zurückgezogenheit. Ihre Kinder besuchten die Schule in Karwen, ein Geistlicher aus dem westpreußischen Gowidlino hielt Heilige Messen in der Glashütte.

Aus wirtschaftlichen Gründen konnte der Betrieb 1887 nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Karwener Glashütte und auch die Tochterhütte in Kosemühl (Kozin) mussten geschlossen werden.

Verweise

Literatur

  • Karl-Heinz Pagel, Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit, Lübeck, 1989
  • Hans Glaeser-Swantow, Das Evangelische Pommern, Teil 2, Stettin, 1940
  • Kurt Knorr, Verschwundene Glasindustrie im Kreise Stolp, in: Ostpommersche Heimat 1932, Nr. 22

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 2, Stettin 1784, S. 948-949, Nr. 16.
  2. Ernst Heinrich Kneschke, Hrsg.: Neues allgemeines Adels-Lexikon. Band 3, Leipzig 1861, S. 488-489.
  3. Alexander August Mützell, Hrsg.: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preußischen Staats. Band 2, Halle 1821, S. 309, Nr. 1277-1279.
  4. Kraatz, Hrsg.: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 281.

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