Kämpfe in Ostpreußen 1944/1945

Kämpfe in Ostpreußen 1944/1945
Schlacht um Ostpreußen
Teil von: Zweiter Weltkrieg
Ostfront Anfang 1945
Ostfront Anfang 1945
Datum 13. Januar – 25. April 1945
Ort Ostpreußen
Ausgang Sowjetischer Sieg
Konfliktparteien
Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit)
Deutsches Reich
Sowjetunion 1923UdSSR
Sowjetunion
Verluste
min. 25 Divisionen, 220.000 Gefangene 584.774 Verluste,
davon 126.464 Tote,[1]3.525 Panzer und Selbstfahrlafetten und 1.450 Flugzeuge

Die Schlacht um Ostpreußen fand vom 13. Januar bis zum 25. April 1945 statt und war die blutigste und längste Schlacht im Jahre 1945. Im Laufe der Ostpreußischen Operation (russisch Восточно-Прусская операция) führte die Rote Armee sechs Unteroperationen durch: InsterburgKönigsberger, MlawaElbinger, RastenburgHeilsberger, Braunsberger, Samlander und die Königsberger Operation[2].

Inhaltsverzeichnis

Truppenstärke

Ostpreußen und Teile Nordpolens wurden von der 3. Panzerarmee unter Erhard Raus und der 4. Armee unter Friedrich Hoßbach (ab 30. Januar unter Friedrich-Wilhelm Müller) im nördlichen Frontabschnitt der deutschen Heeresgruppe Mitte unter Georg-Hans Reinhardt verteidigt. Sie hatten 580.000 Soldaten und 200.000 Angehörige des Volkssturms, 8.200 Geschütze, 700 Panzer und 700 Flugzeuge (41 Divisionen und 6 Brigaden). Ihnen gegenüber standen die 2. Weißrussische Front unter Konstantin Rokossowski, die 3. Weißrussische Front unter Iwan Tschernjachowski (ab 20. Februar unter Alexander Wassilewski) und die 43. Armee der 1. Baltischen Front unter Hovhannes Baghramjan mit einer Gesamtstärke von 1,67 Mio. Soldaten, 25.000 Geschützen, 3.000 Panzern und 3.000 Flugzeugen.[1].

Verlauf

Am 13. Januar begann der durch Artilleriefeuer vorbereitete Angriff der 3. Weißrussischen Front in Richtung Königsberg, und zwar als Nebenstoß der Weichsel-Oder-Operation. Sie erlangte am 18. Januar den Durchbruch bei Gumbinnen (Gussew) und eroberte am 20. Januar Tilsit und am 22. Insterburg. Die deutsche 3. Panzerarmee zog sich daraufhin aus Königsberg zurück. Am 14. Januar griff südlich davon die 2. Weißrussische Front über den Narew an, führte am 20. eine Schwenkung nach Norden aus und stieß über Allenstein bis zum 26. Januar zum Frischen Haff nördlich von Elbing vor. Damit war der Rückzug der 4. Armee nach Westen praktisch abgeschnitten. Die Zivilbevölkerung versuchte sich über das zugefrorene Haff zur Frischen Nehrung zu retten, siehe Flucht aus Ostpreußen. Die deutsche 2. Armee konnte sich der Einschließung entziehen, indem sie sich hinter die Weichsel nach Ostpommern zurückzog, sie wurde später in der Schlacht um Ostpommern vernichtet.

In den Tagen vom 22. bis 29. Januar erreichten die Truppen der 3. Weißrussischen Front bei Groß-Heydekrug das Frische Haff westlich von Königsberg. Zur gleichen Zeit konnte auch Baghramjans 1. Baltische Front die Belagerung von Memel beenden, dessen Verteidiger auf die Samland-Halbinsel abgezogen wurden. Somit entstanden zunächst drei Kessel, mit bis zu 30 Divisionen, bei Heiligenbeil (4. Armee) sowie um Königsberg und im Samland (3. Panzerarmee). Die letzten beiden konnten sich am 19. Februar wiedervereinigen und so die Versorgung aus bzw. Evakuierung von Königsberg nach Pillau ermöglichen. Im zurückeroberten Gebiet wurde dabei das Massaker von Metgethen aufgedeckt.

Am 25. Januar ordnete Hitler die Umgruppierung der nun voneinander isolierten deutschen Truppen im Nordbereich der Ostfront an: die Reste der Heeresgruppe Mitte in Ostpreußen wurden in Heeresgruppe Nord umbenannt, die im Kurlandkessel eingeschlossene bisherige Heeresgruppe Nord wurde zur Heeresgruppe Kurland und in Ostpommern wurde die Heeresgruppe Weichsel gebildet. Gleichzeitig wurden mehrere Befehlshaber ausgetauscht und Königsberg zur Festung erklärt.

Bei einem Angriff auf den Kessel von Heiligenbeil wurde am 18. Februar Tschernjachowski tödlich verwundet, seine Nachfolge als Befehlshaber der 3. Weißrussischen Front trat der zuvor im Generalstab tätige Alexander Wassilewski an, dem auch die in „Samlandgruppe“ umbenannte 1. Baltische Front unterstellt wurde. Wassilewski setzte die Offensive nicht unmittelbar fort, sondern erwartete Verstärkungen, während Rokossowskis 2. Weißrussische Front die Schlacht um Ostpommern schlug.

Die endgültige Zerschlagung der in Ostpreußen eingekesselten Truppen begann im März mit dem Angriff der 2. und 3. Weißrussischen Front auf den Heiligenbeiler Kessel (Braunsberger Angriffsoperation, 13. März bis 25. April). Vom 6. bis zum 9. April wurde in der Schlacht um Königsberg die „Festung“ Königsberg gestürmt und bis zum 25. April auch die Armeeabteilung Samland aufgerieben.

Verluste und Folgen

Die Rote Armee eroberte Ostpreußen, vernichtete 25 deutsche Divisionen vollständig (weitere 12 verloren 50 bis 70 Prozent ihrer Stärke) und nahm 220.000 deutsche Soldaten gefangen.[3] Auch große Mengen an Kriegsgerät wurden erbeutet: 15.000 Geschütze, 1.442 Panzer und 363 Flugzeuge. Nach sowjetischen Angaben verlor die Rote Armee 584.774 Soldaten (davon 126.464 Gefallene), 3.525 Panzer und Selbstfahrlafetten und 1.450 Flugzeuge.[1]

Siehe auch

Literatur

  • Joachim Reisch: Perkallen. Versunkenes Paradies in Ostpreußen. Landgut und Gestüt zwischen Rominten und Trakehnen. Dokumentation. 1999.
  • General Otto Lasch: So fiel Königsberg, Motorbuch, ISBN 3-87943-435-2 (1959, 1994) GoogleBooks
  • Friedrich Hoßbach: Die Schlacht um Ostpreußen: Aus den Kämpfen der deutschen 4. Armee um Ostpreussen in der Zeit vom 19. Juli 1944 – 30. Januar 1945, Überlingen 1951
  • Dieckert & General der Infanterie a.D. Horst Großmann: Der Kampf um Ostpreußen, Motorbuch, 10. Auflage 1994, ISBN 3-87943-436-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c David M. Glantz, Jonathan House: When Titans Clashed. University of Kansas Press, Lawrence 1995, S. 300
  2. soldat.ru
  3. Ostpreußische Operation 1945 in Russische Zivilisation (russisch)

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