Dassault Falcon 7X

Dassault Falcon 7X
Falcon 7X
Dassault Falcon 7X.jpg
Ein Falcon 7X in der Bemalung von Dassault
Typ: Businessjet
Entwurfsland: FrankreichFrankreich Frankreich
Hersteller: Dassault Aviation
Erstflug: 5. Mai 2005
Indienststellung: 15. Juni 2007
Produktionszeit: Seit 2007 in Serienproduktion
Stückzahl: 112 (Stand Mai 2011)

Die Falcon 7X (ursprünglich Falcon FNX genannt) ist das neueste Mitglied der Falcon-Baureihe von Geschäftsreiseflugzeugen des französischen Herstellers Dassault Aviation. Die 7X ist das größte, schnellste und reichweitenstärkste Flugzeug des Unternehmens und als Konkurrenzmodell zur Gulfstream G550 von Gulfstream Aerospace und zur Global Express XRS von Bombardier positioniert. Der Erstflug des Modells erfolgte am 5. Mai 2005 und am 27. April 2007 konnte die erste Maschine einem Kunden übergeben werden. Mit den Vorgängern der Falcon-Serie hat die 7X nicht viel gemein, vielmehr handelt es sich um eine weitgehende Neukonstruktion. Zu den technischen Neuerungen zählen insbesondere eine Fly-by-wire-Steuerung sowie die komplett computerisierte Entwicklung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Projekt 7X wurde an der Paris Air Show 2001 noch unter der vorläufigen Entwicklungsbezeichnung Falcon FNX der Öffentlichkeit vorgestellt. Im Oktober desselben Jahres taufte Dassault das neue Flugzeug auf den definitiven Namen Falcon 7X.[1] Am 15. Februar 2005 fand schließlich das Rollout des ersten Prototyps statt und am 5. Mai desselben Jahres hob der erste Prototyp mit den Piloten Yves Kerherve und Philippe Deleume für 96 Minuten zum ersten Mal vom Flughafen Bordeaux-Mérignac ab. Exakt einen weiteren Monat später hob bereits der zweite Prototyp in Mérignac ab, kurz bevor am 15. Juni eine 7X für die Paris Air Show nach Le Bourget verlegte. Die Zulassung für die USA durch die FAA und für Europa durch die EASA folgte am 27. April 2007. Insgesamt wurden vier Maschinen für Flugtest- und Zulassungsprogramm verwendet. Am 15. Juni 2007 wurde die erste Maschine ausgeliefert. Bis Ende 2009 konnte Dassault über 250 Bestellungen verzeichnen.[2] Am 4. Mai 2010 wurde im Rahmen der EBACE die 75. Falcon 7X an Saudia Private Aviation (SPA) – eine Tochtergesellschaft der Saudi Arabian Airlines und größter 7X-Betreiber – übergeben.[3] Um die Gewinnschwelle zu erreichen, muss Dassault wenigstens 300 Maschinen verkaufen.

Nach einem Zwischenfall am 25. Mai 2011 beim Flug einer Maschine von Deutschland nach Kuala Lumpur, bei dem sich die Maschine während des Anfluges auf den Zielflughafen durch eine automatisch ausgelöste hecklastige Trimmung stark aufbäumte, jedoch noch sicher gelandet werden konnte, wurde den Maschinen dieses Typs für einige Wochen die Flugerlaubnis durch die EASA entzogen. Als Ursache stellte sich ein Produktionsfehler in einer der beiden Leitwerkskontrolleinheiten (HSECU) heraus, die nun im Rahmen einer Umrüstaktion ersetzt werden.[4]

Technik

Eine Falcon 7X in den Dassault-Farben an der Paris Air Show 2007

Tragflächen

Die Falcon 7X weist – wie in der Zivilluftfahrt seit Jahrzehnten üblich – eine Tiefdeckerauslegung auf. Nachdem sich die Tragflächen der Falcon 50 – die ersten zivilen superkritischen Tragflächen überhaupt – so bewährt hatten, dass sie für die Falcon 900 und 2000 fast unverändert übernommen wurden, erhielt die 7X wieder komplett neu entwickelte Tragflächen. Dabei wurde sowohl die Streckung, wozu auch die Blended Winglets beitragen, als auch die Pfeilung deutlich erhöht. Die Streckung konnte von 7,6 auf 9,72 gesteigert werden, wobei die Winglets hierzu einen unterdurchschnittlichen Beitrag leisten, da sie erst im Laufe der Entwicklung hinzu kamen. Es wäre zwar möglich gewesen, die Streckung und die Effizienz durch größere Winglets weiter zu steigern, dies hätte jedoch aufgrund der nachträglichen Einplanung eine Verstärkung der Tragflächenstruktur nötig gemacht, was das Gewicht und die Entwicklungsdauer deutlich erhöht hätte. Die Tragflächen weisen, wie bereits die Flügel der Falcon 50, einen Knick in der Flügelvorderkante auf. Beide Pfeilungen wurden gegenüber dem Ausgangsdesign deutlich um jeweils 5° erhöht, wobei die innere Pfeilung nun 34° und die äußere Pfeilung 30° beträgt. Sowohl die erhöhte Streckung als auch die höhere Pfeilung senken den induzierten Widerstand und ermöglichen somit höhere Geschwindigkeiten und Effizienz. Ebenfalls zur Effizienz trägt das verbesserte Profil der Tragflächen bei, die nun an der Wurzel dicker, am Ende jedoch dünner sind. Durch den Knick in der Tragflächenvorderkante, Vorflügel (slats) über die ganze Spannweite, Spaltklappen (slotted flaps) und die um 44 % vergrößerte Flügelfläche – was trotz der hohen erreichten Streckung erreicht wurde – konnte der Auftrieb bei geringen Geschwindigkeiten maßgeblich erhöht werden. Dadurch sollen die guten Langsamflug-, Start- und Landeeigenschaften der bisherigen Falcons bewahrt werden können. Dassault selbst bezeichnet die neuen Tragflächen als die wichtigste Innovation in der Falcon-Serie seit 30 Jahren. Insgesamt sollen die Tragflächen um 30 % effizienter sein als das Vorgängermodell, weshalb dieselbe Konstruktion auch bei künftigen Falcon-Modellen genutzt werden soll.

Triebwerke

Dassault hat mit der Falcon 50 in den 1970er-Jahren die für Geschäftsreiseflugzeuge einmalige Auslegung als Dreistrahler eingeführt und diese Tradition seither mit jedem neuen Topmodell – in den 1980er-Jahren die Falcon 900 und nun die Falcon 7X – fortgeführt. Das mittlere Triebwerk wird dabei als sogenannter S-Duct ausgeführt, wobei der Lufteinlauf mittig über dem Rumpf angeordnet ist und anschließend S-förmig zum im Rumpfheck gelegenen Triebwerk führt.

Als Dassault in den 1970er-Jahre die Falcon 50 einführte, galt für zweistrahlige Flugzeuge noch die 60-Minuten-Regel, wonach sie im Falle eines Triebwerksausfalls innerhalb von 60 Minuten einen Flughafen erreichen können mussten, während für Dreistrahler alle derartigen Beschränkungen bereits aufgehoben worden waren. Diese schweren Einschränkungen bei Flügen über den Atlantik und noch mehr bei Flügen über den Pazifik wurden ab den 1970er-Jahren zunehmend gelockert, anfangs auf der Basis von Ausnahmsregelungen und ab 1985 mit der Einführung der ETOPS-Regeln systematisch. Heute spielen diese Einschränkungen nur noch bei Ultra-Langstreckenflügen über den Pazifik eine Rolle, wobei die FAA im Gegensatz zur EASA Geschäftsreiseflugzeuge generell von den ETOPS-Einschränkungen ausnimmt. Trotzdem weisen Dreistrahler auch heute noch Vorteile auf, sei es die geringfügig höhere Sicherheit, die kürzeren Startstrecken unter Hot-and-High-Bedingungen oder die besseren Steigleistungen. Andererseits sind das Gewicht und der Treibstoffverbrauch tendenziell höher und das dritte Triebwerk stellt einen zusätzlichen Wartungsaufwand dar.

Bei der 7X kommen drei Mantelstromtriebwerke vom Typ PW307A von Pratt & Whitney Canada – ein Tochterunternehmen des US-amerikanischen Unternehmens Pratt & Whitney – zur Anwendung, die je 28,48 kN (6.402 lbf) Schub liefern. Damit kann im Horizontalflug eine Höchstgeschwindigkeit von Mach 0,90 erzielt werden, was in etwa 970 km/h entspricht. Im Bahnneigeflug konnte während der Flugtests eine Geschwindigkeit von Mach 0,93 erzielt werden. Die typische Reisegeschwindigkeit liegt bei Mach 0,85, die Langstreckenreisegeschwindigkeit beträgt Mach 0,80. Bei letzterer kann bei elf Personen an Bord (drei Besatzung, acht Gäste) unter IFR-Reserven nach National Business Aviation Association (NBAA) eine Reichweite von 11.020 km (5.950 sm) erreicht werden. Ursprünglich hätte eine rund 460 km (250 sm) niedrigere Reichweite erzielt werden sollen, durch die nachträgliche Einplanung von Winglets und zusätzlichen Treibstofftanks konnte die Reichweite jedoch gesteigert werden. Mit den sehr hohen Geschwindigkeiten schließt Dassault zu den Spitzenreiteren in diesem Bereich – die Cessna Citation X und die Gulfstream G650 – auf. Allerdings sind beide Konkurrenzmodelle nicht direkt vergleichbar, da die Citation X bezüglich Reichweite und Größe mehrere Klassen tiefer angesiedelt ist und sich die G650 erst in Entwicklung befindet. Bei der Reichweite muss sich die 7X lediglich der Gulfstream G550 und der Bombardier Global XRS knapp geschlagen geben. Die kommende G650 soll die 7X allerdings um fast 2.000 km übertreffen.

Jedes der drei Triebwerke wird von einem eigenen Set von Tanks von Treibstofftanks versorgt. Die Kapazität der beiden äußeren Sets ist dabei identisch, während das innere etwas mehr Treibstoff fasst um die APU (siehe unten) versorgen zu können. Die gesamte Treibstoffkapazität liegt bei rund 14.500 kg, was etwa 1.360 kg mehr sind als für die ursprünglich geplante niedrigere Reichweite vorgesehen war. Jedes der drei Sets von Treibstofftanks verfügt über zwei von einem bürstenlosen Gleichstrommotor angetriebene Pumpen, wobei eine Pumpe jeweils Reserve für den Ausfall der anderen Pumpe darstellt.

Strom und Hydraulik

Für die Stromversorgung an Bord gehört zu jedem Triebwerk ein bürstenloser Gleichstromgenerator. Um die Triebwerke am Boden nicht treibstoffintensiv laufen lassen zu müssen und um auch nicht auf eine externe Stromversorgung angewiesen sein, verfügen alle 7X zudem über eine Hilfsturbine (Auxiliary Power Unit, APU) vom Typ GTCP 36-150F2M von Honeywell International. Aufgrund der sehr hohen Abhängigkeit der Fly-by-Wire-Steuerung von der Stromzufuhr (siehe unten) verfügt die 7X über mehrere Nostromversorgungen. An den Triebwerken 1 und 2 stehen neben den Hauptgeneratoren jeweils noch ein permanenterregter Gleichstromgenerator als Notstromquelle sowie zwei Bleiakkumulatoren zur Verfügung. Als erstes Geschäftsreiseflugzeug von Dassault verfügt die 7X über eine Ram Air Turbine (RAT), die beim Ausfall aller fünf Generatoren die wichtigsten Funktionen des Flugzeugs mit Strom versorgen würde.

Das Hydrauliksystem der 7X besteht im Gegensatz zu früheren Flugzeugen der Falcon-Serie aus drei Kreisläufen, genannt A, B und C. Angetrieben wird jeder Kreislauf von einer triebwerksgetriebenen Pumpe und für den Notfall steht eine vierte (elektrisch betriebene) Pumpe zur Verfügung. Die Hauptpumpen erzeugen einen Druck von jeweils 3.000 psi, die Notfallpumpe einen von 2.800 psi. Die verwendete Hydraulikflüssigkeit ist vom Typ MIL-H-5606.

Kabine

Die Kabine der 7X weist den Rumpfquerschnitt auf, den Dassault mit der Falcon 900 einführte und auch für die Falcon 2000 verwendete. Die Höhe von 1,88 m entspricht durchgehender Stehhöhe und die Breite von 2,35 m zählt zu den größten unter den Geschäftsreiseflugzeugen. Die Kabinenlänge wurde gegenüber der Falcon 900 um rund 1,8 m auf 11,91 m gestreckt. Das Volumen der Kabine beträgt 43,96 m3 und wird durch weitere 4,4 m3 an Raum für Gepäck ergänzt. Befördert werden können bei enger Bestuhlung bis zu 19 Personen, üblich sind aber je nach Betreiber nicht mehr als acht bis vierzehen Personen. Der Kabinendruck ist auf jenen normiert, der in 6.000 Fuß (1.830 m) Höhe herrscht, was einen Viertel unter dem heute üblichen Niveau liegt. Des Weiteren ist die Kabine mit einer Dreizonenklimaanlage ausgestattet, wobei das Cockpit, der vordere sowie der hintere Teil der Kabine je eine Zone darstellen. Gegenüber der Falcon 900 wurde die Anzahl der Fenster von 12 auf 14 erhöht, wobei die Fensterfläche aufgrund größerer Fenster um 40 % wuchs. Zudem wurden die Fenster etwas höher im Rumpf positioniert, was eine bessere Aussicht ermöglichen soll. Gegenüber der Falcon 900 konnte aufgrund leiserer Triebwerke und verbesserter Lärmdämmung der Lärmpegel um 4 dB SIL auf 50 bis 52 dB SIL erheblich gesenkt werden, was aufgrund der logarithmischen Skala der Einheit Dezibel einer Reduktion von etwa 50 % entspricht. Gemäß NetJets besitzt die 7X die leiseste Kabinen aller Langstreckenjets.[5] Je nach Kundenwunsch können eine oder zwei Toiletten sowie eine Küche eingebaut werden. Die hierfür notwendigen Anschlüsse (vor allem für Wasser) stehen sowohl am Ende als auch am Anfang der Kabine zur Verfügung. Die Größe des Flugzeugs ermöglicht es, auch für die Besatzung einen abgetrennten Ruhebereich vorzusehen.

Die eigentliche Inneneinrichtung wird für jeden einzelnen Kunden individuell gefertigt und kann auch bei Drittanbietern durchgeführt werden. Der größte Betreiber, Saudia Private Aviation, ließ seine 7X bei Jet Aviation in Basel ausstatten. Die Inneneinrichtung und die Bemalung für NetJets Europe wurde von Sir Norman Foster gestaltet [6] und auf der EBACE 2009 in Genf stellte Dassault ein neues Interieur vor, das von BMW Group DesignworksUSA – eine Tochterfirma von BMW – gestaltet wurde.[7]

Cockpit und Avionik

Die 7X ist das erste Geschäftsreiseflugzeug, dessen Steuerung komplett mit der Fly-by-Wire-Technik (FBW) erfolgt. Dies soll eine Vielzahl von Vorteilen bringen. Bei einer klassischen Flugsteuerung stellen die Ziele maximaler Geschwindigkeit einerseits und Flugstabilität andererseits immer ein Dilemma dar. Mit Hilfe der FBW-Technik kann dieses Dilemma reduziert werden, da die Computersteuerung präzisere Steuerbefehle ermöglicht. Dies ermöglicht eine Verkleinerung der Höhen- und Seitenruder, was den Luftwiderstand und somit den Treibstoffverbrauch reduziert, ohne ein Minus in der Richtungsstabilität in Kauf nehmen zu müssen. Da neben der Präzision der Steuerbefehle auch deren Gleichmäßigkeit steigt sowie eine bessere Ausgleichung von Turbulenzen und Seitenwindeinflüssen möglich ist, soll der Flug ruhiger und somit komfortabler werden. Das FBW-System der 7X lässt zudem auch keine Flugmanöver mehr zu, die das Flugzeug beispielsweise durch einen Strömungsabriss gefährden würden, resultiert auch eine erhöhte Sicherheit. Das volldigitale System übernimmt außerdem Aufgaben, welche bislang durch die Piloten manuell durchgeführt werden mussten, wie beispielsweise die Trimmung, wodurch die Arbeitsbelastung der Piloten sinkt. Im Vergleich zu den ebenfalls mit FBW gesteuerten Modellen von Airbus erlaubt das System der 7X eine erhöhte Wendigkeit. Konkret erlaubt die Programmierung eine Belastung von bis zu 3,5g anstelle der 2,5g bei Airbus-Maschinen und die von Airbus auf maximal 15°/sek. begrenzte Rollrate wird bei der 7X nur durch die Aerodynamik begrenzt. Weitere Einschränkungen, die das FBW vorgibt, sind ein maximaler Anstellwinkel von +45° respektive −20°.

Das Cockpit ist mit der Avioniksuite EASy ausgestattet, die von Dassault und Honeywell auf Basis des Honeywell Primus II Epic gemeinsam entwickelt wurde und in allen aktuellen Geschäftsreiseflugzeugen von Dassault Verwendung findet. Für die Zukunft entwickeln beide Unternehmen derzeit den Nachfolger EASy 2. Zentrales Element des EASy sind vier farbige Aktiv-Matrix-Flüssigkristalldisplays mit einer Diagonalen von 16,4 in respektive 42 cm. Den beiden Piloten steht dabei jeweils einer dieser Displays als sogenannter Primary Flight Display (PFD) zur Verfügung, der hauptsächlich für „taktische“ Informationen wie Flugdaten dient. Die beiden anderen Displays, Multifunktionsdisplays genannt, sind mittig übereinander angeordnet und stellen „strategische“ Informationen wie die Flugroute dar. Die Piloten profitieren außerdem vom FBW-System, das sie nicht nur von einzelnen Aufgaben, die nun automatisch durchgeführt werden, entlastet, sondern es verschwinden auch die klassischen Steuerhörner. Die Steuereingaben erfolgen nun über zwei – jener für den Piloten links und jener für den Copiloten rechts – sogenannte Sidesticks, eine Art Joystick. Von diesen werden die Steuerbefehle an die Flugcomputer und weiter an die Steuerflächen übertragen. Diese werden nicht mehr mit mechanisch betätigter Hydraulik, sondern von bürstenlosen Gleichstrommotoren bewegt.

Das Herz des FBW-Systems der 7X sind drei digitale Zweikanalflugcomputer (Main Flight Computer, MFC), wovon im normalen Flugbetrieb lediglich einer benötigt wird. Im Falle eines Ausfalls würde der zweite MFC und schließlich der dritte MFC übernehmen. Würden alle drei MFC ausfallen, so würde die Flugsteuerung von drei digitalen Einkanalflugcomputern (Secondary Flight Computer, SFC) übernommen, die sich jeweils gegenseitig überwachen. Würden auch die SFC ausfallen, steht noch ein letzter Backup-Computer zur Verfügung, mit dem das Flugzeug nach wie vor sicher gesteuert werden könnte. Im Falle, dass auch dieser ausfallen würde, könnte die 7X schließlich noch manuell gesteuert werden.

Zur Avionikaustattung zählen ferner ein zweifach ausgelegtes Flight Management System (FMS), ein zweifach ausgelegtes Inertiales Navigationssystem, zwei 24-Kanal-GPS-Empfänger, ein Wetterradar vom Typ Primus 880, Bodenkollisionswarnssystem der neuen Generation (Enhanced Ground Proximity Warning System, EGPWS) und ein Radarhöhenmeter. Ferner sind vier redundante Flugdatencomputer und vier zugehörige SmartProbe-Sensoren eingebaut. Diese von Goodrich zugelieferten Sensoren messen Anstellwinkel, Schiebewinkel, statischen Druck und Pitotdruck. Zusammen mit ebenfalls vier Temperatursensoren können die Flugdatencomputer daraus alle weiteren relevanten Daten wie Höhe und Geschwindigkeit berechnen. Optional ist zudem ein Satellitenkommunikationssystem erhältlich. Ebenfalls optional erhältlich sind Head-Up-Displays (HUD) für die Cockpitbesatzung von Rockwell Collins.

Fertigung

Am Bau der 7X sind eine Vielzahl von Zulieferern beteiligt, die teilweise nicht nur spezialisierte Einzelteile, sondern auch ganze Rumpfsegmente fertigen. So stammt das Höhenleitwerk von EADS CASA, Latécoère liefert das Heckstück des Rumpfes, Socata zeichnet für das obere Rumpfmittelstück und Rumpfverkleidungen verantwortlich, Stork-Fokker fertigt die Steuerflächen an der Rumpfhinterkante, Finmeccanica und Safran liefern über ihre Tochterunternehmen Aermacchi respektive AirCelle die Triebwerksgondeln sowie die Schubumkehrer zu und Saint Gobain Sully erhielt den Auftrag, die Cockpit- und Kabinenfenster zu bauen. Safran liefert über ein weiteres Tochterunternehmen, Messier Dowty, außerdem auch das Fahrwerk sowie die Bremsen zu.

Dassault selbst bringt alle seine Werke in die Fertigung der 7X ein. So werden die Tragflächenunter- und -oberseiten in Seclin gefertigt, während die Montage der Tragflächen in Martignas-sur-Jalle erfolgt. Die Bugsektion des Rumpfes wird in Argenteuil hergestellt, der Zusammenbau des Rumpfes erfolgt in Biarritz und in Bordeaux Merignac werden die Maschinen endmontiert. Die Innenausstattung erfolgt schließlich im Dassault-Werk in Little Rock, Arkansas, USA, sofern der Kunde nicht einen eigenen Innenausstatter gewählt hat (siehe auch oben).

Speziell an der Fertigung der 7X sind insbesondere die komplett papierlose Entwicklung im von Dassault selbst entwickelten CAD-Programm CATIA. Dies ermöglichte eine frühere und bessere Einbindung der Zulieferer, einen kompletten Verzicht auf Papier sowie eine Reduktion der notwendigen Modelle. Eine weitere Eigenheit ist die Fertigung des Rumpfmittelstücks in zwei Hälften anstelle der sonst üblichen Röhrenform. Dies ermöglicht einerseits die Vergabe der einfacheren oberen Hälfte an einen Zulieferer, während die Fertigung der komplexeren unteren Hälfte mit den Tanks bei Dassault verbleibt, und andererseits können so die Arbeitsläufe bei der Montage effizienter gestaltet werden. Dassault gibt an, die Montagezeit der 7X gegenüber einer Falcon 900 um rund 50 % reduziert zu haben.

Nutzer

Die Falcon 7X der russischen Regierung

Größter Betreiber mit vier bestellten 7X und drei Optionen ist bislang Saudia Private Aviation (SPA), ein Tochterunternehmen der Saudi Arabian Airlines. Ein weiterer Betreiber ist NetJets Europe, der bisher zwei Maschinen übernommen hat. Einziger staatlicher Betreiber ist vorerst die staatliche russische Airline Rossija, die im Auftrag der russischen Regierung eine Falcon 7X in VIP-Konfiguration betreibt.

Vergleichbare Flugzeuge

Direkte Konkurrenten der 7X sind einzig die Gulfstream G550 von Gulfstream Aerospace und die Global Express XRS von Bombardier, welche beide ein ähnliches Platzangebot, eine ähnliche Geschwindigkeit und eine ähnliche Reichweite bieten. Indirekte Konkurrenten sind die davon abgeleiteten günstigeren Modellen Gulfstream G500 und Bombardier Global 5000, die bei gleichem Platzangebot deutlich niedrigere Reichweiten erzielen. Bezüglich Reichweite und Raumangebot in derselben Liga wie die 7X spielt ferner die Gulfstream V, die mittlerweile aber nicht mehr produziert wird. Hinzu kommen eine Vielzahl entfernter indirekter Konkurrenten wie die zwar ähnlich große, aber reichweitenschwache und langsamere Legacy 650 von Embraer, die kommende Gulfstream G650, welche die 7X in Reichweite, Geschwindigkeit und Platzangebot mehr oder weniger deutlich übertrifft, die sehr große, aber immer noch recht reichweitenschwache und langsamere Embraer Lineage 1000 oder die noch einmal größeren und mit ähnlicher Reichweite wie die 7X ausgestatteten Boeing 737 Business Jet und Airbus A319 Corporate Jetliner.

Technische Daten

Kenndaten Falcon 7X[8][9][10]
Länge 23,19 m (76 ft 1 in)
Höhe 7,8 m (25 ft 7 in)
Spannweite 26,21 m (86 ft)
Flügelfläche 70,7 m2 (761 ft2)
Flügelstreckung 9,72
Flügelpfeilung 34° (innen) / 30° (außen)
Maximales Startgewicht 31.300 kg (69.000 lb)
optional 31.750 kg (70.000lb)
Höchstgeschwindigkeit Mach 0,90 (~970 km/h)
Typische Reisegeschwindigkeit Mach 0,85
Langstreckenreisegeschwindigkeit Mach 0,80
Landegeschwindigkeit 190 km/h
Startstrecke 1.678 m (5.505 ft)
Landestrecke 689,5 m (2.262 ft)
Flughöhe 14.935 m (49.000 ft)
Dienstgipfelhöhe 15.545 m (51.000 ft)
Reichweite 11.020 km (5.950 sm)
Triebwerke 3 Pratt & Whitney PW307A
Startschub je 28,48 kN (6.402 lbf)
Besatzung 2 Piloten
Passagiere bis zu 19
Kabinenlänge 11,91 m
Kabinenhöhe 1,88 m
Kabinenbreite 2,35 m
Kabinenvolumen 43,96 m3
Gepäckraum 4,4 m3
Preis ca. 41 Millionen US-Dollar[11]

Literatur

Weblinks

 Commons: Dassault Falcon 7X – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.dassaultfalcon.com/images/show_doc.pdf?DOCNUM=30048
  2. Müller, 2010, S. 133
  3. http://www.flugrevue.de/de/zivilluftfahrt/fluggeraete/dassault-liefert-75-falcon-7x-an-kunden.22425.htm
  4. FlugRevue August 2011, S. 43, Falcon 7X darf wieder fliegen
  5. http://www.netjetseurope.com/wps/wcm/connect/d8dcc5804f9fb082b0e8f84b3a61bdce/DE_Falcon+7X_0709.pdf?MOD=AJPERES
  6. http://www.archicentral.com/netjets-7x-fleet-by-norman-foster-5733/
  7. V. Thomalla: EBACE 2009 in Genf – Business Aviation zeigt Stärke. In: FlugRevue. Juli 2009, S. 36–40.
  8. www.dassaultfalcon.com: Falcon 7X Specs
  9. www.dassaultfalcon.com: Falcon 7X Performance
  10. www.dassaultfalcon.com: Falcon 7X Engines
  11. www.flightglobal.com Kelley Malcher: Onboard the 7X…

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