- Delémont
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Delémont Basisdaten Staat: Schweiz Kanton: Jura Bezirk: Delémont Gemeindenummer: 6711 Postleitzahl: 2800 UN/LOCODE: CH DEL Koordinaten: (593097 / 246053)47.3652827.347242435Koordinaten: 47° 21′ 55″ N, 7° 20′ 50″ O; CH1903: (593097 / 246053) Höhe: 435 m ü. M. Fläche: 22.03 km² Einwohner: [1] 11'590 (31. Dezember 2010)Website: www.delemont.ch Delémont
Karte Delémont (deutsch Delsberg, italienisch Delemonte, rätoromanisch Delemunt, mittellateinisch Delemons) ist eine politische Gemeinde sowie der Hauptort des Kantons Jura und der Hauptort des Bezirks Delémont in der Schweiz.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Delémont liegt auf 435 m ü. M., 30 km südwestlich von Basel (Luftlinie), etwa auf halbem Weg zwischen Basel und Biel. Die Stadt erstreckt sich beidseits der Sorne, kurz vor deren Mündung in die Birs am Nordrand des Delsberger Beckens, einer breiten Senke im nördlichen Jura.
Die Fläche des 22.03 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt im Zentralteil der landwirtschaftlich intensiv genutzten Ebene des Delsberger Beckens. Der südliche Gemeindeteil schliesst die flachen Niederungen an der Sorne und der Birs ein und reicht ganz im Süden an den Hang des Montchaibeux, eines isolierten Hügels im Becken. Nach Norden erstreckt sich das Gebiet auf die Antiklinale der Les-Rangiers-Kette und erreicht im Plain de la Chaive (930 m ü. M.) den höchsten Punkt Delémonts. Die Nordgrenze bildet das Tal des Mettembert-Baches, der bei Soyhières in die Birs mündet. Die östliche Grenze verläuft meist entlang der Birs. Diese durchbricht die Antiklinale der Les-Rangiers-Kette nordöstlich von Delémont in einem typischen Juraquertal, der Klus von Vorbourg, von der die westliche Talflanke noch zum Gemeindegebiet gehört. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 18 % auf Siedlungen, 43 % auf Wald und Gehölze, 38 % auf Landwirtschaft und etwas weniger als 1 % war unproduktives Land.
Zu Delémont gehören die Siedlung Les Rondez (415 m ü. M.) zwischen Sorne und Birs, der Weiler Les Vorbourgs (521 m ü. M.) an der westlichen Talflanke der gleichnamigen Klus sowie zahlreiche Einzelhöfe. Nachbargemeinden von Delémont sind Develier, Courtételle, Rossemaison, Courrendlin, Courroux, Soyhières, Mettembert und Bourrignon.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung Jahr Einwohner 1770 921 1850 1650 1880 2793 1900 5053 1910 6161 1930 6393 1950 7504 1960 9542 1970 11797 1980 11682 1990 11548 2000 11353 Mit 11.590 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010) ist Delémont bevölkerungsmässig die grösste Gemeinde des Kantons Jura. Von den Bewohnern sind 84.3 % französischsprachig, 4.0 % italienischsprachig und 3.1 % deutschsprachig (Stand 2000). Die höchste Bevölkerungszahl wurde 1970 mit 11797 Einwohnern verzeichnet. Seither hat die Einwohnerzahl leicht abgenommen. Im Jahr 2000 waren 70 % der Bevölkerung katholischen Glaubens, 13 % reformiert, während der Rest entweder konfessionslos war oder anderen Glaubensrichtungen angehörte.
Wirtschaft
Bereits 1770 wies Delémont trotz der geringen Bevölkerungszahl eine städtisch geprägte Erwerbsstruktur auf. Damals waren noch rund 25 % der erwerbstätigen Einwohner in der Landwirtschaft beschäftigt, etwa 50 % im Handwerk (hauptsächlich Holz- und Eisenhandwerk, Textilberufe, Lederverarbeitung, Müller, Bäcker, Metzger) und die restlichen 25 % verdienten sich ihren Lebensunterhalt durch Handel oder andere selbständige Berufe.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte die Industrialisierung ein. Zu Beginn war vor allem die Eisenverarbeitung von Bedeutung, 1838 wurden ein Hochofen und eine Giesserei gegründet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fassten auch die Uhrenindustrie, die Herstellung von Uhrengehäusen, der Maschinenbau sowie Zigarren- und Zementfabriken Fuss in Delémont.
Heute ist Delémont ein regionales Wirtschaftszentrum, das zentralörtliche Funktionen für den gesamten Kanton Jura und die angrenzenden Gebiete des Berner Juras wahrnimmt. Zu den wichtigsten Arbeitgebern im sekundären Sektor gehören Betriebe der Maschinen- und Metallindustrie, der Messer- und Uhrenbranche (Wenger), der Elektronik, der Textilindustrie und des Baugewerbes. Daneben befinden sich die Kantons- und Bezirksverwaltungen in der Stadt. Zahlreiche weitere Arbeitsplätze gibt es im Banken- und Versicherungswesen sowie in sozialen und medizinischen Institutionen (Regionalspital).
Gesundheitswesen
Die Stadt verfügt über ein öffentliches Spital mit 24-Stunden-Notfallversorgung. Es gehört zum Klinikverbund des Hôpital du Jura.
Kultur, Bildung und Sport
Seit 1909 beherbergt Delémont das Museum für jurassische Kunst und Geschichte (Musée Jurassien d'Art et d'Histoire), in dem eine reiche Sammlung der Geschichte des Juras von den Römern und Merowingern bis in die jüngere Vergangenheit ausgestellt ist. Einzigartig ist ein Krummstab aus dem 7. Jahrhundert, eine Goldschmiedearbeit süddeutscher Herkunft.
Ferner gibt es zwei Gemeindebibliotheken, eine Ludothek, die jurassische Musikschule und ein regionales Kulturzentrum.
Delémont ist auch ein wichtiges Bildungszentrum mit einer höheren Handelsschule (1911 eröffnet) und einer gewerblichen Berufsschule sowie der Kantonsschule.
Delémont hat mit rund 200 offiziellen Vereinen (d.h. ein Verein auf ca. 56 Einwohner) schweizweit die höchste Vereinsdichte. Das Sportzentrum La Blancherie wurde 1986 eingeweiht. Es wird von zahlreichen Sportvereinen genutzt.
Verkehr
Die Stadt ist verkehrstechnisch gut erschlossen. Sie liegt am Knotenpunkt der Hauptstrassen von Basel nach Biel und nach La Chaux-de-Fonds. 1998 wurde mit der Strecke Delémont–Porrentruy das erste Teilstück der Autobahn A16 auf jurassischem Boden eröffnet. 2005 folgten die Umfahrungen von Delémont und Porrentruy. Die A16 soll voraussichtlich bis 2015 sowohl mit dem schweizerischen Nationalstrassennetz als auch mit dem französischen Autobahnnetz verbunden werden.
Am 25. September 1875 erhielt Delémont mit der Strecke Basel–Delémont, der Jurabahn, den Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die Fortsetzung nach Moutier wurde am 16. Dezember 1876 eingeweiht, nachdem zwei Monate früher, am 15. Oktober 1876 bereits die Strecke Delémont–Glovelier eröffnet wurde. Durch die Linie S3 der Regio S-Bahn Basel (Basel SBB–Porrentruy) ist die Stadt mit dem Grossraum Basel verbunden. Alle Züge auf der Relation Basel–Biel müssen im Bahnhof Delémont die Fahrtrichtung ändern.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Bahnhöfe von Delémont, Bassecourt und Courrendlin von den Alliierten mehrmals bombardiert. Dabei starben mehrere Bahnangestellte. Am westlichen Ende des Bahnhofes steht die «Rondelle», der bahnhistorisch wertvolle Rundschuppen. Er ist einer der letzten seiner Art in der Schweiz.
Für die Feinverteilung im öffentlichen Verkehr sorgt ein gut ausgebautes Busnetz zu den umliegenden Gemeinden: nach Moutier, Lucelle, Pleigne, Roggenburg, Soyhières, Châtillon und ins Val Terbi (Montsevelier).
Geschichte
Schon in der Bronzezeit war das Gemeindegebiet von Delémont besiedelt; Zeugen dieser Zeit sind 15 Urnengräber. Spuren einer eisenzeitlichen und einer gallorömischen Siedlung sind ebenfalls erhalten. Delémont wird im Jahr 737 erstmals als in figo Delemonte erwähnt (im Dorf Delemons). 1131 erscheint auch der deutsche Name Telsperg. Weitere Bezeichnungen sind Laimunt (1181) und Deleymunt (1225). Der Ortsname ist eine Kombination des germanischen Namens Tello oder Dagili mit dem lateinischen Wort mons (Berg).
Seit dem 7. Jahrhundert gehörte das Gebiet zum Grundbesitz der elsässischen Herzöge. Im 12. Jahrhundert war der Ort Teil der Herrschaft Ferrette, die 1271 durch Kauf an den Bischof von Basel ging. Schon damals war das auf einem Geländevorsprung über der Sorne liegende Delémont befestigt. Es bekam durch einen Freibrief des Bischofs Peter Reich von Reichenstein am 6. Januar 1289 das Stadtrecht. Damit wurde der Grundstein für die wirtschaftliche Entwicklung des Städtchens gelegt. Es war von 1289 bis 1793 Hauptort der Herrschaft Delsberg und schloss 1407 einen Burgrechtsvertrag mit der Stadt Basel ab. Während Jahrhunderten war Delémont Sommerresidenz der Basler Fürstbischöfe. Im Geist der Gegenreformation wurden in Delémont ein Kapuzinerkloster und ein Ursulinerinnenkloster gegründet, die beide 1793 aufgehoben wurden. Mitglieder der Familie de Grandvillers hielten immer wieder verschiedene wichtige Posten in der Stadtverwaltung.
Nach der Eroberung durch französische Truppen 1793 wurde Delémont Hauptort eines Bezirks des Département du Mont Terrible; dieses wurde 1800 in das Département Haut-Rhin eingegliedert. Durch den Entscheid des Wiener Kongresses kam das Städtchen 1815 an den Kanton Bern und übernahm die Funktion als Hauptort des Distrikts (bis 1831 noch Oberamt) Delémont. Der Kanton Bern konnte sich mit dem neuen Teil nie wirklich anfreunden, da sich dieser sowohl sprachlich als auch konfessionell vom übrigen Kanton unterschied.
Im Zuge der Industrialisierung nahm in Delémont die deutschsprachige Bevölkerung stark zu und erreichte 1880 einen Anteil von fast 40 %. Dadurch wurde die Stadt vorübergehend zweisprachig. Nach 1920 wurde eine kontinuierliche Abwanderung der deutschsprachigen Einwohner verzeichnet.
1947 wurde der aus dem jurassischen Kantonsteil stammende Kandidat für die Wahl an das Bernische Obergericht einfach übergangen. Nach diesem Affront entwickelte sich die Stadt zum Zentrum der separatistischen Strömungen im Jura. Seit 1948 wird alljährlich das Fest des jurassischen Volkes (Fête du peuple jurassien) abgehalten. In den Volksabstimmungen von 1959 und 1974 votierten die Bewohner jeweils mit grossem Mehr für die Schaffung des Kantons Jura. Von 1976 bis 1978 war Delémont der Versammlungsort für den Entwurf der Verfassung des zukünftigen Kantons Jura. Dabei wurde es zum Hauptort des am 1. Januar 1979 gegründeten Kantons gewählt. Die Entstehung des Kantons Jura hat trotz mehrerer gegenseitiger Provokationen nie zu einer grösseren Eskalation geführt. Somit wurde hier einer Minderheit ohne Blutvergiessen Territorium zugestanden, was im 20. Jahrhundert weltweit nur in wenigen Fällen geschah.
Stadtentwicklung
Das bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts befestigte Städtchen hatte einen fast quadratischen Grundriss mit zwei Längs- und drei Quergassen. Delémont war von einer Stadtmauer mit vier Toren umgeben: Porte Monsieur (oder de Porrentruy), Porte au Loup, Porte des Moulins und Porte des Prés (oder de Bâle). Das bischöfliche Schloss wurde im 14. Jahrhundert in der Südwestecke der Stadt errichtet, während die Nordostecke durch einen grossen Rundturm geschützt wurde. Bis nach 1800 gab es nur wenige Bauten ausserhalb der Stadtmauer. Danach entwickelte sich das Quartier unterhalb der Altstadt und mit dem Bau des Bahnhofs (1875) entstand hier ein neuer Siedlungsschwerpunkt. Die Industrie siedelte sich hauptsächlich südlich des Bahnhofs und in Les Rondez östlich der Stadt an. Im Nahbereich der Altstadt wurden Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Fabrikantenvillen, Mietshäuser und Arbeiterwohnungen errichtet.
Sehenswürdigkeiten
Delémonts Altstadt hat immer noch den mittelalterlichen Grundriss mit gut erhaltenem Stadtbild. Zwei Stadttore, die Porte au Loup (heutiger Bau von 1775) und das Pruntruter Tor (Porte de Porrentruy 1756–1759), sind erhalten. Ebenso bestehen noch Teile der ehemaligen Stadtmauer mit der Tour des Archives (ehemaliger Rundturm Franche Courtine aus dem 13. Jahrhundert). Die Plätze der Altstadt werden durch fünf monumentale Figurenbrunnen aus dem 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance geschmückt.
Die katholische Kirche Saint-Marcel wurde 1762–1767 erbaut und weist eine Mischung von Stilelementen aus dem Barock und Klassizismus auf. Weitere eindrückliche barocke Baudenkmäler aus der Zeit der Fürstbischöfe sind das Hôtel de Ville (Stadthaus, 1742–1745 erbaut) mit reich verzierten Stuckdecken in den verschiedenen Sälen, die Châtellenie (ehemalige Vogtei, 1717 umgebaut und heute Gerichtsgebäude) und das bischöfliche Palais (1716–1721). Die spätgotische Kapelle Saint-Michel stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Westlich der Stadt befindet sich am Südhang der Les-Rangiers-Kette das Schloss Domont, eine spätgotische Anlage mit Treppenturm, die 1560 erbaut wurde und heute als Restaurant dient. Auf dem Felskamm an der westlichen Talflanke der Birsklus sind die Ruinen der frühmittelalterlichen Vorbourg erhalten. Daneben steht eine Marienwallfahrtskapelle, die ehemalige Hauskapelle des unteren Schlosses, 1049 geweiht und später mehrmals erneuert; der Hauptaltar mit der Madonna stammt aus dem 16. Jahrhundert.
Die ehemalige Kapuzinerkapelle Chapelle de Montcroix nordöstlich der Altstadt wurde 1950 im Stil von Le Raincy bei Paris (1922-23) von der jurassischen Architektin Jeanne Bueche erbaut und ist eine Sichtbetonkirche mit Betonglasfenstern; das Wandgemälde im Chor stammt von Albert Schnyder.[2][3]
Delémont ist Träger des Wakkerpreises 2006. Der Schweizer Heimatschutz ehrt die Stadt damit „für die Wiederaufwertung des öffentlichen Raumes im Zentrum durch Renovationen und die Einführung einer Tempo-30-Zone“.
Städtepartnerschaften
Delémont pflegt eine Partnerschaft mit der Stadt Belfort in der französischen Franche-Comté.
Weblinks
Commons: Delémont – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Telschperg in der Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae (Matthäus Merian) – Quellen und VolltexteEinzelnachweise
- ↑ Population résidante permanente des communes, selon le sexe et la nationalité, au 31 décembre 2010 – Données officielles à utiliser pour tous les calculs financiers (PDF), Fondation interjurassienne pour la statistique (fistat), vom 22. März 2011, abgerufen am 12. April 2011
- ↑ m-ici.ch: Mémoires d'Ici, Zugriff am 19. Februar 2011
- ↑ flickr.com: Montcroix Delémont - a set on Flickr, Zugriff am 19. Februar 2011
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