Dreilande

Dreilande

Eiderstedt (dänisch: Ejdersted, nordfriesisch: Ääderstää) ist eine Halbinsel im Kreis Nordfriesland (Schleswig-Holstein) mit etwa 30 km Länge und 15 km Breite, die etwa ab dem Jahre 1000 durch Landgewinnung mit Eindeichungen (Koog) und Zusammendeichungen aus den drei Inseln Utholm (um Tating), Eiderstedt (um Tönning) und Everschop (bei Garding) gewachsen ist.

Leuchtturm Westerheversand

Heute ist der Tourismus dominierend. Wichtige Orte auf Eiderstedt sind die beiden Städte Garding und Tönning (ehemals Kreisstadt) sowie Sankt Peter-Ording. Wahrzeichen der Halbinsel ist der Leuchtturm Westerheversand. Weitere touristische Attraktionen sind das Katinger Watt, das Eidersperrwerk oder die Seehundsbänke im Wattenmeer.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Ursprünglich entstanden an diesen drei Geestinseln Nehrungen und Haken, an denen sich im Laufe der Jahrtausende Schlick ablagerte. Da diese drei Inseln Harden, das heißt eigenständige Verwaltungsbezirke waren, wurde das Gebiet der Halbinsel Eiderstedt ursprünglich auch Dreilande genannt. Die aus dem Schwemmland gewonnenen Böden der Eiderstedter Marsch ermöglichen eine überaus einträgliche Landwirtschaft.

An der Westküste Eiderstedts finden sich vor St. Peter-Ording und Westerhever Sandbänke und Salzwiesen. Diese sind nicht nur touristisch beliebt, sondern weisen insbesondere vor St. Peter-Ording auch mehr Ähnlichkeiten mit den Nordseeinseln als mit der Marschenküste der übrigen Westküste auf. Insgesamt gibt es auf Eiderstedt 175 ha Küstendünen. Sie befinden sich mittlerweile hinter dem Deich, sind also weitgehend von frischem Sand abgeschnitten und im Zustand des flechtenreichen Dauerstadiums einer Graudüne.[1]

Geschichte

Johannes Mejer: "Landcarte von Eyderstede Eveschop un Uthholm"1648 aus Caspar Danckwerth "Newe Landesbeschreibung der zwey Herzogthümer SCHLESWICH UND HOLSTEIN" 1652

Die ältesten Funde Eiderstedts stammen von der langgezogenen Garding-Tatinger Nehrung sowie den Sandwällen von Brösum. Diese gehören in die jüngere Steinzeit und Bronzezeit. Hier befinden sich auch Siedlungen und Gräberfelder der Eisenzeit und der Wikingerzeit.

Eine Landnahme der Marschen entlang der Eider erfolgte erstmals im 1./2. Jahrhundert n. Chr. In dieser Zeit entstand die Dorfwarft Tofting, die bis in das 5./6. Jahrhundert besiedelt blieb. Erneute Gründungen von Wurtendörfern setzten im Zusammenhang mit der historisch nicht genau überlieferten Einwanderung von Friesen im 8. Jahrhundert ein. Beispiele dieser Siedlungen sind die Dorfwarften Elisenhof bei Tönning, Olversum und Welt.

„Eiderstedter Heck“ bei Sankt Peter Dorf

Im Unterschied zu den hohen Marschen an der Eider bot der mittlere und nördliche Teil der heutigen Halbinsel keine Siedlungsmöglichkeiten, da sich hier seit etwa 500 v. Chr. Moore ausdehnten. Erst nachdem das nördliche Eiderstedt vom Meer überflutet worden war, wuchs um 1000 n. Chr. eine vielfach von Prielen durchzogene Seemarsch auf. Seit dem 12. Jahrhundert entstanden hier Warften im Gebiet von Poppenbüll, Osterhever und Westerhever. Das Wirtschaftsland der Siedler sicherten niedrige Deiche. Den Bereich des mittleren Eiderstedt schützte ebenfalls ein Deich. Dieser umfassende Deichbau erlaubte eine Entwässerung des Sietlandes und damit einen Landesausbau. Hier entstanden Marschhufensiedlungen in Form langgezogener Hofwurtenreihen wie Oldenswort, Uelvesbüll und Witzwort. Ebenfalls die im Erdbuch des dänischen Königs Waldemar II. genannten Inseln Utholm und Westerhever waren bedeicht. Diese Inseln wurden nach dem 13. Jahrhundert an das übrige Eiderstedt angedeicht.

Aufgrund der ständigen Bedrohung durch das Meer bildete sich auf Eiderstedt schon früh eine besondere Form der Selbstverwaltung. Die Bedeichung des Landes konnte nur in übergreifender Zusammenarbeit gewährleistet werden. Bereits im Mittelalter standen die Dreilande (eine vierte Insel Hever war nach starken Landverlusten mit dem ebenfalls reduzierten Utholm vereinigt worden) als gemeinsame Einheit da, die ihr eigenes Landschaftsrecht entwickelte. Ursprünglich friesisch besiedelt, war Eiderstedt ein Teil der Uthlande, war aber ab dem 14. Jahrhundert ein fester Bestandteil des Herzogtums Schleswig. Es gab eine gemeinsame Landschaftsversammlung, die von einem landesherrlichen Staller geleitet wurde, und eine weit entwickelte Kirchspielsverwaltung.

Bei den Landesteilungen Schleswigs und Holsteins kam Eiderstedt immer an die Gottorfer Linie, wo es bis 1713 blieb. 1572 wurden Utholm und Everschop zum Westteil mit gemeinsamen Untergericht vereinigt, während das eigentliche Eiderstedt mit Tönning fortan den Ostteil bildete. 1590 wurden Tönning und Garding als Städte formal aus der Landschaft ausgegliedert, blieben jedoch in vielerlei Hinsicht administrativ mit ihr verbunden. Tönning wurde zur Festung ausgebaut.

Im 16. Jahrhundert siedelten sich niederländische Mennoniten (Täufer) auf Eiderstedt an. Mit den Niederländern fand ein Umschwung in der Landwirtschaft statt und statt Viehwirtschaft dominierten nun Milchwirtschaft und Käseproduktion.[2][3] Im 17. Jahrhundert gab Eiderstedt die nordfriesische Sprache zugunsten des Niederdeutschen auf.

Wappen des ehem. Kreises Eiderstedt

Das eigene Landschaftsrecht blieb bis zur Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches 1900 formal erhalten. 1864 erlebte Eiderstedt jedoch einen tiefen Einschnitt in seiner Geschichte, als das ganze Herzogtum Schleswig preußisch wurde. Obwohl eigentlich zu klein für einen Kreis, beließ die preußische Verwaltung den Eiderstedtern ihre Selbständigkeit in Form des 1867 gebildeten Kreises Eiderstedt. Auch wurden im Gegensatz zum übrigen Land keine Kleingemeinden gebildet, sondern die Kirchspiels- und Koogsgemeinden erhalten.

1905 bestand der Kreis, der seinerzeit 332,25 km² und 15.760 Einwohner umfasste, aus den folgenden Einheiten:

  • 21 Landgemeinden, und zwar 18 Kirchspielsgemeinden und 3 Koogsgemeinden, sowie zwei Gutsbezirken. Diese wurden in neun Amtsbezirken zusammengefasst:
  • Sankt Peter, mit Sankt Peter und Ording
  • Tating, mit Tating und einem Teil des fiskalischen Gutsbezirks Eiderstedt einschließlich Süderheverkoog
  • Garding, mit dem Grothusenkoog, Vollerwiek, Welt, Katharinenheerd und Garding-Land
  • Osterhever, mit Westerhever, Osterhever, Poppenbüll, dem Augustenkoog und einem Teil des fiskalischen Gutsbezirks Eiderstedt
  • Tetenbüll, mit Tetenbüll und einem Teil des fiskalischen Gutsbezirks Eiderstedt
  • Tönning, mit Kotzenbüll, Kating und Tönning-Land
  • Oldensworth, mit Oldensworth, dem adeligen Gutsbezirk Hoyersworth und einem Teil des fiskalischen Gutsbezirks Eiderstedt
  • Witzwort, mit Uelvesbüll, Witzwort und dem Norderfriedrichskoog
  • Koldenbüttel, nur aus der gleichnamigen Kirchspielslandgemeinde bestehend.

1932 fasste die preussische Regierung die benachbarten Kreise Eiderstedt und Husum zusammen, um Kosten zu sparen. Diese Maßnahme wurde, genau wie die Zusammenlegung Norder- und Süderdithmarschens, im folgenden Jahr wieder rückgängig gemacht, während die Auflösung des Kreises Bordesholm und die Verteilung des Gebietes auf die Nachbarkreise bestehen blieb.

1970 wurde Eiderstedt im Zuge der Kreisreform mit dem Kreis Husum und dem Kreis Südtondern zum Kreis Nordfriesland vereinigt.

Natur und Landwirtschaft

Der Naturraum Eiderstedter Marsch ist etwas größer als die Halbinsel und umfasst Simonsberg, Südermarsch, Koldenbüttel und Friedrichstadt in Nordfriesland und Sankt Annen und Schlichting im Kreis Dithmarschen. Im ihm befanden sich 2005 insgesamt 477 landwirtschaftliche Betriebe, die 27.968 Hektar Land bewirtschaftet haben. Von diesen nahmen im Jahr 2007 102 Betriebe am Vertragsnaturschutz mit 4300 Hektar Fläche teil.

Zu Konflikten kam es, da im Rahmen des Natura 2000-Programms 2780 Hektar Fläche als Vogelschutzgebiet ausgewiesen sind. Dort ist es insbesondere verboten, Dauergründland in Acker umzuwandeln, Kleingewässer zu beseitigen oder die Entwässerung der Fläche über das vorher übliche Maß hinaus zu intensivieren oder Gebiete aufzuforsten. Größter Konfliktpunkt zwischen Landwirten und Naturschützern sind dabei die Schwärme an Nonnengänsen, die hier im Frühjahr und Herbst rasten und sich unter anderem von den sprießenden Pflanzen auf den Äckern ernähren. Diese Gänse vertreiben die Landwirte zum Unwillen von Naturschützern und auch vieler Bewohner vor allem mit Gasknallkanonen. Zum Unwillen vieler Landwirte haben Naturschützer ein Verbot weitergehender Maßnahmen durchgesetzt. Trotz der Vergrämungsmaßnahmen hat der Bestand der Nonnengänse in den letzten Jahre zugenommen, während Naturschützer befürchten, dass Bestandsrückgänge an den geschützten Arten Trauerseeschwalbe, Uferschnepfe, Kiebitz unter anderem durch sie verursacht wurden.[4]

Sonstiges

Anmerkungen

  1. Neuhaus/Beinker/Bründel/Lange: Dünen an der Schleswig-Holsteinischen Westküste. In: Umweltbundesamt und Nationalparkverwaltungen Niedersächsisches Wattenmeer/Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer (Hrsg.): Umweltatlas Wattenmeer. Bd. 1: Nordfriesisches und Dithmarsches Wattenmeer. Eugen Ulmer, Stuttgart 1998/1999, ISBN 3800134918, S. 92–93.
  2. Dr. Robert Dollinger: Geschichte der Mennoniten in Schleswig-Holstein, Hamburg und Lübeck. In: Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Band 17, Neumünster 1930
  3. Homepage der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte
  4. Landtag Schleswig-Holstein: Drucksache 16-1723 "Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie auf Eiderstedt"

Literatur

  • Dirk Meier: Die Nordseeküste: Geschichte einer Landschaft. Boyens, Heide 2006
  • Das große Schleswig-Holstein-Buch. Ellert und Richter, Hamburg 1996, ISBN 3-89234-688-7
  • Uwe Carstens: Die kulturelle Betreuung der Flüchtlinge im Landkreis Eiderstedt, in: Nordfriesisches Jahrbuch, hrsg. vom Nordfriisk Instituut, Bredstedt 1993, ISSN 0078-1045
  • Manfred Jessen-Klingenberg: Eiderstedt 1713-1864. Landschaft und Landesherrschaft in königlich-absolutistischer Zeit. Wachholtz, Neumünster 1967
  • Fischer, Otto "Eiderstedt" aus der Reihe "Das Wasserwesen an der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste", Berlin 1956

Weblinks

Eiderstedter Hausverzierung in St. Peter Dorf

54.358.83333333333337Koordinaten: 54° 21′ N, 8° 50′ O


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