August von Mackensen

August von Mackensen
August von Mackensen

August von Mackensen (* 6. Dezember 1849 in Haus Leipnitz, Kreis Wittenberg, als Anton Ludwig Friedrich August Mackensen; † 8. November 1945 in Burghorn) war ein preußischer Generalfeldmarschall. Aus bürgerlichen Verhältnissen stammend stieg er als Offizier bis zum Adjutanten des Kaisers Wilhelm II. auf und wurde von diesem 1899 geadelt. Im Ersten Weltkrieg war er ein erfolgreicher Heerführer und wurde später, zur Symbolfigur geworden, von den Nationalsozialisten als Anhänger Hitlers für Propagandazwecke eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Ausbildung

August Mackensen wurde als Sohn des Gutsverwalters Ludwig Mackensen (1817–1890) und seiner Frau Marie (geborene Rink, 1824–1916) in der damals preußischen Provinz Sachsen geboren. Sein Geburtsort gehört heute zur Gemeinde Trossin, Sachsen. Nach dem Besuch der Dahlenberger Dorfschule wechselte er 1859 auf das staatliche Gymnasium in Torgau. Mackensen erhielt dort auch Klavierunterricht und wirkte in Theateraufführungen mit. 1865 wechselte er auf ein Realgymnasium der Franckeschen Stiftung in Halle an der Saale. Die gleiche Schule sollte später ihren Namen in Mackensen-Schule umwandeln. 1866 wurde er konfirmiert.

Ostern 1868 verließ er nach der Unterprima auf Druck seines Vaters die Schule, um bei Ihm in die Lehre zum Landwirt zu gehen. Wegen seiner schwachen Konstitution wurde er vom Militärdienst ausgemustert. 1869 wurde er schließlich doch für tauglich befunden und trat seinen Dienst als Einjährig-Freiwilliger im 2. Leib-Husaren-Regiment „Königin Viktoria von Preußen“ Nr. 2 in Lissa in der Provinz Posen an.

Vor dem Deutsch-Französischen Krieg, an dem er aktiv teilnahm, begann er zunächst ein Studium der Agrarwissenschaft an der Martin-Luther-Universität in Halle an der Saale, unter anderem bei Julius Kühn. Er hörte auch Geschichte bei Gustav Droysen. In Halle schloss er sich auch der ALV Agronomia (später Corps Agronomia) an, zu dessen Senior er vor dem Wintersemester 1872/73 gewählt wurde. Nach der Rückkehr aus dem Krieg studierte Mackensen ab Oktober 1871 weiter.

Persönliches Interesse leitete ihn, sich mit Heereskunde zu befassen, weswegen er im Jahre 1898 die Deutsche Gesellschaft für Heereskunde mit begründete und schließlich deren Ehrenvorsitzender wurde.

Nach den aufregenden Kriegserlebnissen missfiel ihm jedoch die Vorstellung, den als langweilig empfundenen Beruf eines Landwirtes ausüben zu müssen. Gleichzeitig gefielen ihm das Ansehen und die Anerkennung, die er als mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichneter Reserveleutnant erhielt. Es drängte ihn danach, Berufssoldat zu werden. Sein Vater willigte schließlich ein, ihm die nötige finanzielle Unterstützung zu geben, und so brach der Sohn im Frühling 1873 sein Studium ab.

Militärkarriere

Mackensen mit Kaiser Wilhelm 1915

Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 diente Mackensen als Reserveoffiziersanwärter. Für einen wagemutigen Erkundungsritt bei Toury in der Nähe von Orléans erhielt er im Oktober 1870 aus den Händen seines Divisionskommandeurs Prinz Albrecht von Preußen das Eiserne Kreuz II. Klasse. Im Dezember wurde er zum Leutnant befördert.

1873 setzte er seine Militärlaufbahn als Berufsoffizier fort. Sein Fleiß und Ehrgeiz schlugen sich in positiven Qualifikationsberichten nieder. Mackensen verstand es, Vorgesetzte für sich zu gewinnen. Als weiteres Mittel für sein berufliches Fortkommen erwiesen sich seine militärhistorischen Schriften. Sein 1877 veröffentlichtes Werk Das 2. Leib-Husaren-Regiment Nr. 2 im Kriege gegen Frankreich wurde positiv aufgenommen.

1877 wurde er zur Garnison nach Königsberg versetzt. Dort lernte er Dorothea von Horn kennen, deren im Krieg verstorbenen Bruder Georg von Horn Mackensen in seinem Buch gewürdigt hatte. Mitte 1878 wurde Mackensen zum Oberleutnant befördert. Am 14. Mai 1879 verlobte er sich mit Dorothea von Horn, am 21. November desselben Jahres wurde das Paar getraut. Das Einheiraten in die einflussreiche, adelige Familie – Dorotheas Vater Karl von Horn (1807–1889) war Oberpräsident der Provinz Ostpreußen – half seinem gesellschaftlichen und beruflichen Fortkommen.

Ohne jemals die Kriegsakademie besucht zu haben, wurde Mackensen 1880 in den Generalstab beordert und 1882 zum Großen Generalstab versetzt. Im Jahr 1891 stieg er zum Ersten Adjutanten des damaligen Chefs des Generalstabs Alfred Graf von Schlieffen auf. 1898 wurde er Flügeladjutant und 1903 Generaladjutant von Kaiser Wilhelm II. 1901 übernahm Mackensen das Kommando der neu gebildeten Leibhusarenbrigade in Danzig-Langfuhr, nachdem er zuvor schon das Leibhusaren-Regiment kommandiert hatte. Selbst als General war es ihm erlaubt, weiterhin die Uniform des 1. Leib-Husaren-Regiments Nr. 1 zu tragen. Dies war eine besondere Auszeichnung, und diese Uniform sollte später zu seinem Markenzeichen werden.

Heerführer im Ersten Weltkrieg

An der Kriegführung der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg hatte Mackensen großen Anteil. Gemeinsam mit seinem Stabschef Hans von Seeckt galt er als Architekt der strategisch wichtigen Siege von Gorlice-Tarnów, Brest-Litowsk, Pinsk, Serbien und Rumänien.

Bei Kriegsausbruch im August 1914 war Mackensen zunächst in Ostpreußen Kommandeur des XVII. Armee-Korps, das in der Schlacht bei Gumbinnen schwere Verluste (über 9000 Mann in nur zwei Stunden) erlitt. Er selbst sprach in seinen Erinnerungen von „Massenmord“ und „Massenschlächterei“. In der anschließenden Schlacht bei Tannenberg war Mackensens Korps an entscheidender Stelle an der Umfassung der russischen 2. Armee beteiligt. Ab 1. November 1914 führte er die 9. Armee und erhielt am 16. April 1915 den Oberbefehl über die neu gebildete 11. Armee. Mit dieser nahm er im Sommer 1915 an der Offensive in Polen teil. In der Schlacht von Gorlice-Tarnów (1. bis 3. Mai 1915) gelang seiner Armee ein überraschender Durchbruch durch die westgalizische Front der Russen. Nach der Einnahme von Lemberg zum Generalfeldmarschall ernannt, nahm er im Sommer 1915 mit der nach ihm benannten Heeresgruppe an der weiteren Offensive in Polen teil.

Im Feldzug der Mittelmächte vom Herbst 1915 gegen Serbien gelang der von Mackensen geführten deutsch-österreichischen Heeresgruppe der Durchbruch und die Niederwerfung dieses Gegners. Ein Jahr später war eine deutsch-österreichische Offensive unter Mackensen gegen Rumänien ebenso erfolgreich: bis Jahresende 1916 war das Land zum größten Teil erobert. Die letzten zwei Jahre des Krieges verbrachte er dort als Militärgouverneur und bewahrte so trotz des schlussendlich verlorenen Krieges seinen Nimbus als unbesiegter Heeresführer. Seine militärischen Erfolge brachten ihm den respektvollen Spitznamen (neuer) Marschall Vorwärts ein, in Anlehnung an Gebhard Leberecht von Blücher, der diesen Namen in den Befreiungskriegen gegen Napoleon erhalten hatte und zu dem er auch eine gewisse physiognomische Ähnlichkeit besaß.

Weimarer Zeit und Nationalsozialismus

Bei Kriegsende wurde er in Ungarn und Saloniki interniert. Im Dezember 1919 kehrte ins nunmehr republikanische Deutschland zurück, nahm er seinen Abschied aus der Armee und engagierte sich in verschiedenen Organisationen mit meist militärischer Ausrichtung. Während er als treuer Monarchist der aufkommende Ideologie des Nationalsozialismus ähnlich ablehnend gegenüber stand wie der parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik, waren ihm Adolf Hitler als Person sowie dessen Erfolge bei der „Revision“ des Vertrags von Versailles ausgesprochen sympathisch.

August von Mackensen am „Waffentag der Kavallerie“ in Dresden, 1931
August von Mackensen und Hitler 1935 am Heldengedenktag in Berlin

Als konservativer Vertreter der alten Ordnung stand von Mackensen (wie mehr oder weniger das gesamte rechte Spektrum dieser Zeit) der Weimarer Republik ablehnend gegenüber. Auch war er zweifellos alles andere als ein Demokrat. Wie fast alle deutschen Heerführer des Weltkriegs gab er die Schuld an der Niederlage den politischen Gegnern (Dolchstoßlegende), anstatt die militärische Unterlegenheit einzuräumen. Er empfand Genugtuung angesichts der Ermordung Matthias Erzbergers („Den Schädling sind wir los“), der von der Rechten für den Friedensvertrag von Versailles verantwortlich gemacht wurde, und betrachtete die Überwindung der damals von vielen als „Diktatfrieden“ empfundenen Bedingungen für den Friedensschluss als wichtigste Aufgabe deutscher Politik. Auf der Basis dieser Anhaltspunkte lässt sich von Mackensens Gesinnung relativ eindeutig dem deutschnationalen Lager zuordnen.

Sein Verhältnis zu den Nationalsozialisten war zwiespältig. Wie vielen traditionsbewussten Verfechtern der „alten“ preußischen Kultur war ihm das Gebaren und Auftreten der Nazi-Partei ausgesprochen suspekt. In einem auffälligen Widerspruch dazu steht seine persönliche Bewunderung für Adolf Hitler, wodurch sich seine Haltung deutlich von der Paul von Hindenburgs unterscheidet. Wie dieser ließ er sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten als Symbol des alten Preußen instrumentalisieren, ohne jedoch ausdrücklich für das neue Regime Partei zu ergreifen.

Die NS-Propaganda baute auf von Mackensens enorme Popularität bei der Bevölkerung und benutzte ihn symbolträchtig, um eine Kontinuität zwischen der Kaiserzeit und dem Dritten Reich herzustellen. Der Ex-Militär nutzte seinen Einfluss und seine Stellung vereinzelt, um vom Regime verfolgten Personen zu helfen. Insbesondere Repressalien gegenüber den Kirchen und ihren Vertretern, aber auch Gräueltaten der SS im Zweiten Weltkrieg in Polen bestürzten den frommen Protestanten von Mackensen, brachten ihn aber nicht von seiner Bewunderung für Hitler ab. Die Inanspruchnahme durch die nationalsozialistische Propaganda trug ihm den Spottnamen Reichstafelaufsatz ein.[1] Otto von Habsburg bezeichnete ihn als „Edel-Preußen“ des „Dritten Reiches“.[2]

Am 22. Oktober 1935 erhielt von Mackensen die preußische Domäne Brüssow im Kreis Prenzlau per Gesetz von Adolf Hitler als Dotation übereignet. Diese hatte einen Umfang von mehr als 1231 Hektar Land „inklusive Wald von 150 und See von 300 Morgen. Zudem erhielt er 350.000 Reichsmark als Bar-Dotation.[3] [4] Zusätzlich wurde er 1936 zum Chef des in der Garnison von Stolp stationierten Kavallerie-Regiments Nr. 5 ernannt, das die Tradition des Pommerschen Husaren-Regiments „Fürst Blücher von Wahlstatt“ Nr. 5 fortführte.

Gegen gewalttätige Übergriffe der SA protestierte er mehrfach. Missstände, beispielsweise der Kirchenkampf (welcher mit seiner protestantischen Frömmigkeit unvereinbar war), waren in seinen Augen ausschließlich die Schuld von Hitlers Gefolgsleuten. Die Verantwortung des Diktators bestritt er hingegen. Im Juli 1934 hatte Mackensen an der Synode der Wartburg-Gemeinde teilgenommen und seit der Zeit Kontakte zur Bekennenden Kirche. Er intervenierte in einigen drastischen Fällen zugunsten von Pastoren.[5] Auch schrieb er öffentliche Protestbriefe gegen Kriegsgräuel hinter den deutschen Linien in Polen. 1941 reiste er zur Beisetzung des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. nach Haus Doorn. Das Attentat auf Hitler durch Offiziere der Wehrmacht verurteilte er scharf („fluchwürdiges Attentat“). Noch im November 1944 richtete von Mackensen als bereits 95-jähriger einen Aufruf an die Jugend, um sie im Tonfall nationalsozialistischer Durchhaltepropagande zu „Opferbereitschaft und Fanatismus“ zu ermahnen. An seiner Verehrung für Hitler änderte sich bis zu seinem Tode augenscheinlich nichts.

Anfang 1945 floh der Feldmarschall mit seiner Frau vor der Roten Armee nach Niedersachsen und starb dort im November desselben Jahres etwa einen Monat vor seinem 96. Geburtstag.

Zusammenfassend lässt sich von Mackensens Rolle im Dritten Reich als die eines grundsätzlichen Sympathisanten bewerten, der als Mittler zwischen dem Militarismus früherer Epochen und dem Führerkult des Nationalsozialismus für die Kontinuität des Preußentums im Dritten Reich stand und von dem Regime aufgrund seines Ansehens in der Öffentlichkeit aktiv vereinnahmt wurde, wobei seine persönliche Distanz zur nationalsozialistischen Ideologie vor allem dadurch bestimmt war, dass er aus einer anderen Zeit stammte.

Familie

August von Mackensen mit Familie am 80. Geburtstag

1879 heiratete er Dorothea von Horn (1854–1905), mit der er fünf Kinder hatte:

Am 40. Geburtstag Wilhelm II. 1899 wurde Mackensen von diesem in den erblichen Adelsstand erhoben und hieß fortan von Mackensen.

Nach dem Tod seiner ersten Frau 1905 heiratete er 1908 58-jährig die halb so alte Leonie von der Osten (1878–1963). Diese Ehe blieb kinderlos und dauerte bis zu seinem Tod 1945.

Sein Grab liegt auf dem Stadtfriedhof in Celle und wird noch immer gepflegt.

Ehrungen

Die Universität Halle-Wittenberg ernannte ihn zum Dr. h.c. sc. pol. (Doktor der Staatswissenschaften) und die Technische Universität Danzig machte ihn zum Dr. Ing.

Am 21. April 1917 wurde beim Stapellauf die SMS Mackensen, das Typschiff einer neuen Klasse Großer Kreuzer auf seinen Namen getauft.

Mackensen war Ehrenbürger zahlreicher Städte, so z. B. Danzig, Heilsberg, Bütow und Tirnowo. In verschiedenen Städte wurden Straßen nach ihm benannt. Die Mackensenstraße im Berliner Bezirk Schöneberg wurde 1998 mit der Begründung, auf Grund von Forschungsergebnissen sei er als „Wegbereiter des Nationalsozialismus“ anzusehen, in Else-Lasker-Schüler-Straße[6] umbenannt.

Literatur

Weblinks

 Commons: August von Mackensen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Theo Schwarzmüller: Zwischen Kaiser und „Führer“ Generalfeldmarschall August von Mackensen. Eine politische Biographie. dtv, München 2001, ISBN 3-423-30823-0, S. 318. Sowie Treu bis in den Höllensturz
  2. Theo Schwarzmüller: Zwischen Kaiser und „Führer“ Generalfeldmarschall August von Mackensen. Eine politische Biographie. dtv, München 2001, ISBN 3-423-30823-0, S. 424.
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945? S. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-16048-0, S. 385.
  4. Gerd R. Ueberschär, Winfried Vogel: Dienen und Verdienen. Hitlers Geschenke an seine Eliten. Frankfurt 1999, ISBN 3-10-086002-0
  5. Bogdan Frankiewicz: Die oppositionelle Gesellschaft in der Nazizeit. Das Beispiel Pommern. Ergebnisse und wichtige Forschungsprobleme. In: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald: Pommern – Geschichte – Kultur, 2. Kolloquium zur Pommerschen Geschichte, 13. und 14. September 1991. ISBN 3-86006-046-5, S. 141
  6. Mackensenstraße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins
    Else-Lasker-Schüler-Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)

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