- Großschweidnitz
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Wappen Deutschlandkarte 51.07514.644444444444304Koordinaten: 51° 5′ N, 14° 39′ OBasisdaten Bundesland: Sachsen Direktionsbezirk: Dresden Landkreis: Görlitz Verwaltungs-
gemeinschaft:Löbau Höhe: 304 m ü. NN Fläche: 7,44 km² Einwohner: 1.363 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 183 Einwohner je km² Postleitzahl: 02708 Vorwahl: 03585 Kfz-Kennzeichen: GR Gemeindeschlüssel: 14 6 26 150 Gemeindegliederung: 2 Ortsteile Adresse der
Gemeindeverwaltung:Ernst-Thälmann-Str. 63
02708 GroßschweidnitzWebpräsenz: Bürgermeister: Jons Anders Lage der Gemeinde Großschweidnitz im Landkreis Görlitz Großschweidnitz (obersorbisch Swóńca) ist eine sächsische Gemeinde im Landkreis Görlitz. Sie liegt südlich der Stadt Löbau, zu deren Verwaltungsgemeinschaft sie gehört.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Der als Waldhufendorf gegründete Ort Großschweidnitz zieht sich in der Talaue des Großschweidnitzer Wassers vom Höllengrund, der Einmündung der Litte bis zur Grenze Kleinschweidnitz hin. Er ist von Grünflächen sowie umfangreichem und z. T. altem Baumbestand durchsetzt. Das sich nach Nordosten anschließende Gebiet von Kleinschweidnitz hat unregelmäßige, ungleiche und blockartige Grundstücke mit verstreut liegenden Häusern. Untypisch für die Oberlausitz gibt es im Ort kaum Umgebindehäuser, aber eine große Dorfschule, sehr viele villenähnliche Bürgerhäuser und ein schönes Eisenbahnviadukt aus der Jahrhundertwende. Anziehungspunkt für Wanderer ist der „Höllengrund“, ein sagenumwobenes Felsental mit Bergbach und einem einsamen „Waldhaus“.
Großschweidnitz besteht aus den 2 Ortsteilen Großschweidnitz und Kleinschweidnitz.
Geschichte
Groß- und Kleinschweidnitz wurden erstmals 1306 urkundlich als zwei getrennte Dörfer erwähnt. Großschweidnitz war ursprünglich ein reines Bauerndorf, zudem im 18. und 19. Jahrhundert das Mühlenhandwerk kam. In Groß- und Kleinschweidnitz gab es zwölf Wassermühlen und eine Windmühle, aber kaum den Erwerbszweig der Handweberei. Über drei Jahrhunderte wurde das dörfliche Leben durch zwei Rittergüter geprägt. Das Ortsbild von Großschweidnitz ist vielgestaltig und spiegelt in der Bebauung die Entwicklung des Dorfes wider.
Mit dem Bau der Duncan's Leinenindustrie 1869/70 und Heil- und Pflegeanstalt (heute Sächsisches Krankenhaus) von 1902 bis 1904 kam es verstärkt zum Häuser- und Siedlungsbau und damit auch zum Bevölkerungszuwachs von Groß- und Kleinschweidnitz. Die Heil- und Pflegeanstalt selbst wurde im Pavillonstil auf einem etwa 30 ha großen Areal errichtet. Die aufwendig restaurierten, gelben Klinker- und andere Bauten des Krankenhauses stehen in einer weitestgehend zaunlosen Parklandschaft. Sie sind eines der größten Baudenkmäler östlich von Dresden.
Die im Jahr 1904 fertiggestellte und in den letzten Jahren umfassend restaurierte Kirche prägt maßgeblich das Dorfbild. Die Entstehung des Bleichereibetriebes und der Anstalt veränderte die Bevölkerungsstruktur des Dorfes wesentlich. Immer mehr Industriearbeiter, Krankenhauspersonal und Gewerbetreibende wurden ansässig. 1937 erfolgte der Zusammenschluss der beiden Gemeinden Groß- und Kleinschweidnitz zur Gemeinde Großschweidnitz mit einer zentral gelegenen Gemeindeverwaltung.
Im Sächsischen Krankenhaus Großschweidnitz kam es im Zusammenhang mit der Aktion Brandt, der zweiten Phase der nationalsozialistischen „Euthanasie“ zur Tötung von über 5.000 Kranken (Dissertation Krumpolt), unter denen sich auch 192 Frauen und Männer befanden, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt worden waren. Auf dem Friedhof wurde ein Gedenkstein, gestaltet von dem Bildhauer D. Hermann, für Opfer errichtet. Ein Opfer der Euthanasiemorde war Marianne Schönfelder aus Dresden, die Tante des Malers Gerhard Richter.
Ortsnamenformen
Der Ortsname veränderte sich von 1306: Gunzelinus de Swoynitz, 1306: ambae (=lat. beide) Sweynicz, 1374: Große Swoynicz, 1419: Swoynitz magnum, Sweynicz, 1420: Großen Sweydnitcz, 1471: Grosse Swoynicz, 1478: Große Swenitz, 1569: Groß Schweidnicz, 1816: Groß Schwei(d)nitz[2] bis zu Großschweidnitz.
Verwaltungszugehörigkeit
1777: Bautzener Kreis, 1843: Landgerichtsbezirk Löbau, 1856: Gerichtsamt Löbau, 1875: Amtshauptmannschaft Löbau, 1952: Kreis Löbau, 1994: Landkreis Löbau-Zittau, 2008: Landkreis Görlitz
Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner[2] 1777 13 besessene Mann,
6 Gärtner, 28 Häusler,
2 Wüstungen1834 471 1871 660 1890 665 1910 1596 1925 1695 1939 2545 1946 2577 1950 3083 1964 3031 1990 1777 2000 1514 2008 1388 2009 1356 Gedenkstätten
- Gedenkstein auf dem Anstaltsfriedhof für die „Euthanasie“-Opfer
- Denkmal an der Dorfstraße für Widerstandskämpfer und Opfer des Faschismus
Literatur
- Festchronik: 700 Jahre Großschweidnitz. Großschweidnitz 2006.
- Dick de Mildt (Hrsg.): Staatsverbrechen vor Gericht, Festschrift Christiaan Frederik Rüter zum 65. Geburtstag. University Press, Amsterdam 2003.
- Jürgen Schreiber: Ein Maler aus Deutschland: Gerhard Richter. Das Drama einer Familie. Pendo-Verlag, München 2005, ISBN 3-86612-058-3
- Krumpolt, Holm: „Die Auswirkungen der nationalsozialistischen Psychiatriepolitik auf die sächsische Landesheilanstalt Großschweidnitz im Zeitraum 1939–1945“, Dissertation der Universität Leipzig, 1995.
Weblinks
Commons: Großschweidnitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Webseite der Gemeinde Großschweidnitz
- Universität Amsterdam: Dokumentation von Urteilen gegen Verbrechen 1939–1945
- Großschweidnitz-Fotos
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen – Bevölkerung des Freistaates Sachsen jeweils am Monatsende ausgewählter Berichtsmonate nach Gemeinden (Hilfe dazu)
- ↑ a b Großschweidnitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
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