- Guardia di Finanza
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Guardia di Finanza
– GdF –Staatliche Ebene Staat Stellung der Behörde Finanzpolizei/Teilstreitkraft für Grenzsicherungsaufgaben im Verteidigungsfall Aufsichtsbehörde(n) Ministerium für Wirtschaft und Finanzen Gründung 8. April 1881 Hauptsitz Rom Behördenleitung Comandante generale della Guardia di Finanza Gen. Nino Di Paolo Anzahl der Bediensteten ca. 68.000 Website www.gdf.it Die Guardia di Finanza (dt. „Finanzwache“, „Finanzwacht“ oder auch „Finanzpolizei“) ist eine spezialisierte italienische Polizeitruppe, die dem Ministerium für Wirtschaft und Finanzen in Rom untersteht. Sie ist vor allem für die Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität zuständig. Die Guardia di Finanza ist militärisch organisiert und übernimmt im Verteidigungsfall im Rahmen der Streitkräfte Grenzsicherungsaufgaben. Ihre etwa 68.000 Angehörigen haben Kombattantenstatus.
Inhaltsverzeichnis
Aufgaben
Die Guardia di Finanza ist eine Finanz- und Zollpolizei und als solche für die Bekämpfung des gesamten Spektrums der Wirtschaftskriminalität zuständig (Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, Geldwäsche, Wucher, Betrug, illeg. Glücksspiel, Geldfälschung, Schmuggel, Drogenhandel, Produktpiraterie, Urheberrechtsvergehen, unlauterer Wettbewerb, organisierte Wirtschaftskriminalität, Terrorismusfinanzierung usw.). Zu unterscheiden ist in diesem Zusammenhang besonders die allgemeine Steuer- und Zollverwaltung (Agenzia delle Entrate, Agenzia delle Dogane) und die separate Steuer- und Zollfahndung, die in der Guardia di Finanza zusammengefasst ist. Eine der Hauptaufgaben liegt in der Überwachung der Zollgrenze. Damit einher gehen Aufgaben des allgemeinen Grenzschutzes. Wegen der langen Küstenlinie verfügt die Guardia di Finanza über eine große Flotte an bewaffneten Patrouillenbooten und Hubschraubern, sowie über einige Seeaufklärungsflugzeuge vom Typ ATR 42MP. Im Verteidigungsfall können diese Kräfte als integraler Bestandteil der Streitkräfte verwendet werden. Zusammen mit Polizei und Carabinieri kann sie nach Weisung des Innenministeriums (das für die Koordinierung aller Polizeien in Italien zuständig ist) auch allgemeine Polizeiaufgaben übernehmen. Die Notrufnummer ist 117.
Geschichte
Die Guardia di Finanza ist als offiziell älteste italienische Polizeitruppe eng mit der Geschichte des italienischen Nationalstaates und seiner Keimzelle, dem Königreich Sardinien-Piemont verwoben. Fast alle italienischen Institutionen sind älter als der italienische Nationalstaat selbst, da sie piemontesischen Ursprung haben (Bsp.: Carabinieri, gegr. 1814 in Piemont; Staatspolizei, gegr. 1852; usw.) Nach offizieller Darstellung wurde die Guardia di Finanza (bzw. deren Vorläuferorganisation) am 1. Oktober 1774 von König Viktor Amadeus III. als Legione Truppe Leggere („Legion leichte Truppen“) aufgestellt und mit der Bewachung der Grenzen, insbesondere mit der Bekämpfung des Schmuggels beauftragt (Zölle waren damals eine der wichtigsten Einnahmequellen der europäischen Staaten). In den 1820er Jahren wurde die Legione Truppe Leggere in die allgemeinen Revolten gegen die Restauration verwickelt und aufgelöst. Ihre Aufgaben wurden von einem neuen bewaffneten Ableger der zivilen Zollverwaltung (corpo dei preposti doganali) übernommen. Etwa ein Jahrzehnt danach gab Österreich seiner Zoll- bzw. Finanzwache in der Lombardei und in Venetien den italienischen Namen „Guardia di Finanza“, der auch schon während der napoleonischen Zeit in Italien Verwendung gefunden hatte.
Nach der Einigung Italiens konnten die Zolldienste der anderen italienischen Staaten auf Grund sehr unterschiedlicher Strukturen nicht ohne weiteres in die piemontesische Verwaltung eingegliedert werden. Mit den vorhandenen Ressourcen baute man eine neue Zollverwaltung auf und stellte 1862 das Corpo delle Guardie Doganali auf, weshalb dieses Jahr eher als Gründungsjahr bezeichnet werden kann. Bereits 1881 erfolgte unter Bezugnahme auf frühere Modelle die Umbenennung in Corpo della Regia Guardia di Finanza („Königliches Finanzwachtkorps“), weil zu den Zollfahndungsaufgaben bereits andere finanzpolizeiliche Aufgaben hinzugekommen waren. Auch unter Berufung auf die Legione Truppe Leggere erhielt die Guardia di Finanza 1907 den Status einer militärisch organisierten Polizei und nahm somit auch am Ersten Weltkrieg und am Zweiten Weltkrieg, sowie an einigen Kolonialkriegen teil. Die letzte Umbenennung erfolgte 1946. Mit der Abschaffung der Monarchie entfiel die Bezeichnung „Königliches“ (Finanzwachtkorps), doch behielt die Guardia di Finanza ihre militärische Ausrichtung, trotz mancher Reformvorschläge der Radikalen Partei bei. Traditionell wurde die Position des Comandante Generale (Chef der GdF) extern durch einen 3-Sterne-General des Heeres besetzt. Seit 2000 (im Zug der Konstituierung der Carabinieri als vierter Teilstreitkraft) hat auch der kommandierende General der Guardia di Finanza vier Sterne und kann aus den eigenen Reihen kommen.
Organisation
Das Comando Generale (Oberkommando) der Guardia di Finanza hat seinen Sitz in Rom. Dem Comandante Generale, einem Vier-Sterne-General, unterstehen fünf Bereiche:
- Territoriale Organisation: 6 überregionale, von Drei-Sterne-Generalen geführte Kommandos mit Sitz in Mailand, Venedig, Florenz, Rom, Neapel und Palermo
- 20 Regionalkommandos in den Hauptstädten der italienischen Regionen. Diesen Kommandos unterstehen unmittelbar die regionalen Steuerpolizeieinheiten (Nucleo Regionale di Polizia Tributaria) sowie Spezialeinheiten zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität und des Drogenhandels.
- ca. 100 Provinzkommandos in den Provinzen. Sie bilden die wichtigste operative Führungsebene, denen eine unterschiedliche Anzahl von Kompanie- und Stationskommandos unterstehen. Die Kommandos führen auch die Steuerpolizeieinheiten auf Provinzebene (Nucleo Provinciale di Polizia Tributaria). Einige Provinzkommandos verfügen auch über Einheiten zur Bergrettung.
- Regionale Einheiten zur See (Hochsee- und Fliegereinheiten siehe unten)
- Sondereinheiten (Rom, Drei-Sterne-General):
- Kommando für den Schutz der öffentlichen Finanzen
- Steuerhinterziehung (Nucleo Speciale Entrate)
- Staatsausgaben, Betrugsbekämpfung (Nucleo Speciale Spesa Pubblica e Repressione Frodi Comunitarie)
- Kommando für die Bekämpfung der Finanz- und Wirtschaftskriminalität
- Finanzkriminalität (Finanzmärkte, Intermediäre, Geldwäsche, Kapitalverkehr, Terrorfinanzierung) (Nucleo Speciale Polizia Valutaria')
- Wirtschaftskriminalität (Wettbewerb, Kartelle) (Nucleo Speciale Tutela Mercati)
- Organisierte Kriminalität (SCICO - Servizio Centrale di Investigazione sulla Criminalità Organizzata)
- Rundfunk- und Verlagswesen (Nucleo Speciale per la Radiodiffusione e l'Editoria)
- Dienststellen für Sonderaufgaben
- Unterstützung parlamentarischer Untersuchungen (Nucleo Speciale Commissioni Parlamentari d'Inchiesta)
- Unterstützung des Datenschutzamtes (Nucleo Speciale Funzione Pubblica e Privacy)
- Computerkriminalität (GAT/NSFT - Nucleo Speciale Frodi Telematiche)
- Korruptionsbekämpfung in der öffentlichen Verwaltung (Nucleo Speciale Tutela Pubblica Amministrazione)
- Kommando für den Schutz der öffentlichen Finanzen
- Zentrales Kommando der see- und luftgestützten Einheiten (Rom, Drei-Sterne-General)
- See- und luftgestützte Einheiten (Gruppi Aeronavali) in La Spezia, Tarent, Messina, Trapani und Cagliari mit
- Fliegerstaffeln in Pratica di Mare, Pisa, Grottaglie, Catania und Cagliari
- Hochseeeinheiten in La Spezia, Tarent, Messina, Trapani und Cagliari (kleinere Stützpunkte und Einheiten unterstehen Regionalkommandos)
- Logistik
- Ausbildung (Gaeta, Pratica di Mare)
- See- und luftgestützte Einheiten (Gruppi Aeronavali) in La Spezia, Tarent, Messina, Trapani und Cagliari mit
- Rekrutierung, Aus- und Fortbildung (Rom, Dreisternegeneral)
- Akademie der Guardia di Finanza in Bergamo und Rom (Castelporziano)
- Unteroffiziersschule in L’Aquila
- Ausbildungskommando für Mannschaften in Bari mit Schulen in Bari (Land), Predazzo (Gebirge) und Gaeta (See)
- Steuerpolizeischule in Ostia
- Sonderausbildungszentrum in Orvieto
- Sportzentrum in Rom-Castelporziano
- Zentrales Rekrutierungszentrum in Rom
- Unterstützungskommando
- Logistisches Zentrum in Rom
- 18 regionale Unterstützungsgruppen für die Bereiche Technik, Logistik und Verwaltung
Personalstruktur
Das Personal der Guardia di Finanza gliedert sich in Offiziere (höherer Dienst), Unteroffiziere mit Portepee (gehobener Dienst), sowie in Unteroffiziere ohne Portepee und Mannschaften (mittlerer Dienst). Das Äquivalent des einfachen Dienstes besteht nach Einführung der neuen, gehobenen Unteroffizierslaufbahn nicht mehr. In diese neue Laufbahn können Abiturienten direkt einsteigen, wobei in der Ausbildungszeit ein dreijähriges Studium (Bachelor) zu absolvieren ist.
Dienstgrad Einheiten Offiziere 3.200 Unteroffiziere m. Portepee 23.500 Unteroffiziere o. Portepee 13.500 Mannschaften 28.000 Ausstattung
Nachstehend eine Auswahl der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände:
Luftfahrzeuge
(Servizio aereo della Guardia di Finanza)
- 4 ATR 42MP
- 2 Piaggio P.180
- 12 Piaggio P.166
- 22 AB-412HP
- 21 Agusta A109 (weitere sollen beschafft werden)
- 43 NH-500 (werden schrittweise ausgemustert)
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ATR 42MP
Seefahrzeuge
Die Zahlen geben an, wieviel Boote einer Klasse beschafft wurden oder in Dienst sind (in Klammern Verdrängung in Tonnen, Höchstgeschwindigkeit in Knoten und Bordwaffen).
- 1 Schulschiff (770 t, 14 kn, 2 MG)
- 3 Zara-Klasse (320 t, 35 kn, 30 mm-Kanone, 2 MG)
- 2 Mazzei-Klasse (116 t, 38 kn, 30 mm-Kanone, 1 MG; Ausbildung)
- 26 Corrubbia-Klasse (94 t, 42 kn, 30 mm-Kanone, 2 MG)
- 12 Bigliani-Klasse (90 t, 43 kn, 30 mm-Kanone, 2 MG; weitere bestellt)
- 42 Meattini-Klasse (40 t, 35 kn, 1 schweres MG; in Ausmusterung)
- 13 Levriero-Klasse (16 t, 70 kn)
- 40 V.1600-Klasse (eingezogene Boote verschiedener Bauart, bis 70 kn)
- 12 Drago-Klasse (7 t, 47 kn; 8 Boote an Albanien)
- 22 V.5000-Klasse (27 t, 52 kn, 1 MG)
- 82 V.5500-Klasse (8 t, 33 kn, 1 MG; in Ausmusterung)
- Kleinere Boote
- 56 V.2000-Klasse (bestellt)
Weblinks
Commons: Guardia di Finanza – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Seite der Guardia di Finanza (italienisch)
- GdF-Einheit zur Bekämpfung der Computerkriminalität
- A Historical Outlook on the Italian Customs Policy (pdf, engl.) (281 kB)
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