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Eine Börse ist ein organisierter Markt für vertretbare Sachen nach bestimmten Regeln.
Gehandelt werden kann zum Beispiel mit Wertpapieren (etwa Aktien, Anleihen), Devisen, bestimmten Waren (z. B. Metalle und andere Rohstoffe) oder mit hiervon abgeleiteten Rechten. Die Börse führt Angebot und Nachfrage – vermittelt durch Makler (während definierter Handelszeiten) – marktmäßig zusammen und gleicht sie durch (amtliche) Festsetzung von Preisen (Kurse) aus. Die Feststellung der Kurse oder Preise der gehandelten Objekte richtet sich laufend nach Angebot und Nachfrage.
Inhaltsverzeichnis
Hintergründe
Eine Börse dient der zeitlichen und örtlichen Konzentration des Handels von fungiblen Gütern unter beaufsichtigter Preisbildung. Ziele sind eine gesteigerte Markttransparenz für Wertpapiere, die Steigerung der Effizienz und der Marktliquidität, die Verringerung der Transaktionskosten sowie der Schutz vor Manipulationen. Anders als im so genannten außerbörslichen Handel „over the counter“ (OTC-Handel) wird börslicher Handel börsenaufsichtsrechtlich durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sowie die Handelsüberwachungsstellen der Börsen kontrolliert.
Durch den in der ISO 10383 geregelten Market Identifier Code ist jede Börse genau wie jede andere Handelsplattform weltweit eindeutig identifizierbar.
Für An- und Verkäufer von Finanzprodukten übernehmen die Börsen die wichtige Funktion der zentralen Gegenpartei (Central counterparty).
Namensherkunft
Die Entstehung des Namens Börse ist umstritten. Es gibt drei Theorien:
- Verschmelzung des Namens der Patrizierfamilie „van der Beurse“ aus Brügge im 16. Jahrhundert mit dem lateinischen Begriff Bursa (für Fell, Ledersack) auf das Wort „Beurs“. Das Wort „Beurs“ wurde in vielen Sprachen übernommen: bourse, Börse, borsa, birsja usw.
- Abänderung des Namens des Marktplatzes der niederdeutschen / niederländischen (heute belgischen) Stadt Brügge
- Ableitung vom Namen der Patrizierfamilie „De Bourse“ aus Brügge, vor deren Haus sich regelmäßig italienische Kaufleute zu Geschäftsgesprächen trafen.
Die erste Börse wurde 1531 in Antwerpen gegründet, die Augsburger Börse entstand 1540 als erste in Deutschland. Das erste offizielle Börsengebäude der Welt wurde 1613 in Amsterdam eröffnet.
Börsenarten
- Warenbörsen zum Handel von Waren, vor allem importierten und heimischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen waren die ersten Börsenarten. Später entstanden spezialisierte Produktbörsen und Spezialbörsen, die sich auf bestimmte Welthandelsgüter, wie Edelmetalle oder Kaffee spezialisierten.
- Terminbörsen oder Warenterminbörsen, an denen Warentermingeschäfte abgewickelt und mit Derivaten gehandelt wird.
- Wertpapierbörsen oder Aktienbörsen (die Bezeichnung Börse wird oft synonym für diese spezielle Form von Börsen gebraucht) für den Handel mit Aktien und festverzinslichen Wertpapieren
- Devisenbörsen für den Handel von Fremdwährungen
- Weiter existieren börsenähnlich organisierte Märkte, beispielsweise Dienstleistungsbörsen für Geschäfte im Verkehrs- und Versicherungsbereich, zum Beispiel Schifffahrtsbörsen.
Börsenformen
Die klassische Form der Börse ist die Präsenzbörse (auch Parketthandel genannt). Dort treffen sich die Makler in persona und schließen durch Gespräche ihre Geschäfte ab. Dies geschieht entweder im Eigenhandel oder im Auftrag ihrer Kunden.
Bei Computerbörsen wie der Handelsplattform XETRA übernimmt ein computergestütztes Handelssystem die Maklerfunktion. Hier werden Eingaben über Computermasken gemacht, das Computersystem wickelt den Handel ab und errechnet die Kurse (z. B. den Tagesdurchschnitt). Der Hauptanteil des Umsatzes wird gegenwärtig weltweit über computergestützte Börsen abgewickelt, wobei teilweise die Makler selbst am Bildschirm sitzen.
Die Definition der Börsenformen erfolgt dabei oft anhand der gehandelten Gegenstände:
- Wertpapiere (Wertpapierbörse)
- Waren, Produkte und Rohstoffe
- Devisen
- Dienstleistungen
- Derivate
- Elektrischer Strom (Strombörse – eine spezielle Art einer Terminbörse)
- CO2 und andere Emissionen
Für die Abwicklung von Lieferung und Zahlung haben sich zwischen den Marktteilnehmern teilweise nicht-kodifizierte (festgeschriebene) Usancen gebildet. Daneben wurden in der letzten Zeit in Deutschland auch Anweisungen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht über die Mindestanforderungen im Handel mit Wertpapieren veröffentlicht (z. B. Aktien oder Obligationen).
Börsenpflichtblätter
Verschiedene Kapitalmarktregeln verlangen eine Publikation bestimmter Vorgänge, die für das Börsengeschehen relevant sind. Börsennotierte Unternehmen und Wertpapieremittenten müssen alle Bekanntmachungen, die gesetzlich vorgeschrieben sind, in den Pflichtblättern der entsprechenden Börsen veröffentlichen.
Die Zulassungsstelle einer Börse bestimmt mindestens drei inländische Tageszeitungen mit überregionaler Verbreitung als überregionale Börsenpflichtblätter.[1] Daneben kann sie weitere (regionale) Börsenpflichtblätter benennen.
Die Frankfurter Wertpapierbörse[2] und die deutschen Regionalbörsen haben die folgenden sieben überregionalen Börsenpflichtblätter für die Jahre 2007 und 2008 festgelegt:
- Börsen-Zeitung
- Financial Times Deutschland
- Frankfurter Allgemeine Zeitung
- Frankfurter Rundschau
- Handelsblatt
- Süddeutsche Zeitung
- Die Welt
Handelsformen
Nach Handelsformen kategorisiert können folgende Arten von Börsen unterschieden werden:
- die Market-Maker-Börse,
- die Auktionsbörse,
- sowie hybride Formen, wie z. B. Fortlaufender Handel kombiniert mit Auktionen.
Frühere Formen waren:
- a la criée: Die Kauf- und Verkaufsaufträge werden durch gegenseitige Zurufe getätigt.
Nach Art der Abwicklung des Handels:
Eine weitere Unterscheidung ist nach der Art des Börsenhandels:
Handelszeiten
Bei den Handelszeiten an allen Börsen wird unterschieden zwischen dem Parketthandel und dem Computerhandel (wie z. B. XETRA). Kleinere Börsen verfügen oftmals nur über den Parketthandel. Der Parketthandel beginnt in der Regel an allen Börsen um 09:00 Uhr Ortszeit und endet um 20:00 Uhr Ortszeit, der Handel auf XETRA endet bereits um 17:30 Uhr Ortszeit..
Ökonomische Bedeutung von Börsen und wichtige Handelsplätze
International bedeutende Börsenplätze sind
- New York City
- New York Stock Exchange
- New York Mercantile Exchange und
- Computerbörse NASDAQ
- London
- Tokyo Stock Exchange
- Frankfurter Wertpapierbörse
- Hong Kong Stock Exchange
- Singapur
- Toronto Stock Exchange
- SWX Swiss Exchange
- Amsterdam/Paris/Lissabon/Brüssel (Euronext).
In Mittelosteuropa wird die polnische Warschauer Börse als wichtig angesehen.
Die weltweiten Börsen sind mit einem täglichen Transaktionsvolumen von etwa 2 Billionen US-Dollar ein entscheidender Faktor der Weltwirtschaft.
Börsenplatz Deutschland
In Deutschland gibt es acht Wertpapierbörsen, eine Devisenbörse, eine Wertpapierterminbörse sowie eine Warenterminbörse.
Die wichtigste Börse in Deutschland ist die Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) (einschließlich der elektronischen Handelsplattform XETRA und EUREX). Ein Großteil des Aktienhandels in Deutschland wird über die FWB und XETRA abgewickelt (März 2008: Anteil am Handel mit deutschen Aktien rund 98 Prozent, bei ausländischen Aktien rund 84 Prozent[3]). Die FWB hat eine lange Tradition. Sie wurde bereits 1585 gegründet und hat sich seitdem zu einem der führenden internationalen Handelsplätze für Aktien und Anleihen entwickelt. Trägerin der Frankfurter Wertpapierbörse ist die Deutsche Börse AG. Sie ist für den Betrieb der FWB zuständig.
Außerdem gibt es in Deutschland noch sieben weitere Börsenplätze:
- Börse Stuttgart
- Börse München
- Börse Hamburg
- Börse Düsseldorf
- Börse Hannover
- Berliner Börse
- Bremer Börse (bis 2007)
Diese Börsen werden als Regionalbörsen bezeichnet.
Börsenplatz USA
Die wichtigsten Börsen in den USA sind die American Stock Exchange (AMEX), die Chicago Mercantile Exchange (CME), die National Association of Securities Dealers Automated Quotations (NASDAQ), die New York Mercantile Exchange (NYMEX) und die New York Stock Exchange (NYSE).
Historische Entwicklung
Gründungen einzelner Börsen
Land Name der Börse Gründungsjahr (Quelle) Anmerkungen Belgien Börse Brügge 1409[4] Seit 1531 gibt es auch ein festes Gebäude[5] Belgien Börse Antwerpen 1460[4] Frankreich Börse Lyon ungefähr 1540[6] Deutschland Augsburger Börse 1540[4] Deutschland Börse Nürnberg 1540[4] Deutschland Kölner Börse 1553 Deutschland Hamburger Börse 1558 Großbritannien London Stock Exchange 23. Januar 1571 gegründet als Royal Exchange (London) Deutschland Frankfurter Wertpapierbörse 1585[4] Niederlande Amsterdam Stock Exchange 1613[7] Beschluss zum Bau der Börse im Jahr 1607, Eröffnung 1613 Dänemark Kopenhagener Börse 1639 wurde von König Christian dem Vierten 1639 erbaut Deutschland Leipziger Handelsbörse 1679 Frankreich Pariser Börse 24. September 1724[6] Deutschland Berliner Börse 1731 Portugal Lisbon Stock Exchange 1. Januar 1769[8] Österreich Wiener Börse 1771 USA New Yorker Börse 17. Mai 1792 Irland Irish Stock Exchange 1793 Belgien Brussels Stock Exchange 2. Juli 1801[9] Italien Italienische Börse 15. Februar 1808 Polen Warschauer Börse 12. Mai 1817[10] Norwegen Osloer Börse 1819 Deutschland Börse München 1830 Spanien Madrid Stock Exchange 10. September 1831[11] Indien Calcutta Stock Exchange 1830er USA American Stock Exchange 1842 Brasilien Rio de Janeiro Stock Exchange 1845 Mexiko Bolsa Mexicana de Valores 1850 erster Handel 1850 Schweiz Börse Genf 1850 Argentinien Buenos Aires Stock Exchange 1854 Schweiz Börse Zürich 1855 Tschechien Börse Prag 1861 Erster Handel in der Produktenhalle Kolumbien Colombia Stock Exchange 1861 Ungarn Budapester Börse 1864 Schweiz Börse Basel 1866 Türkei İstanbul Menkul Kıymetler Borsası 1866 gegründet als Dersaadet Securities Exchange Kanada Montreal Stock Exchange 1872 Griechenland Athens Stock Exchange 1876 Vorgängerinstitut gegründet 1870 USA Chicago Stock Exchange 21. März 1882 Südafrika Johannesburg Stock Exchange 1887 Ägypten Alexandria Stock Exchange 1888 Brasilien São Paulo Stock Exchange 1890[12] Spanien Bilbao Stock Exchange 1890 Chile Santiago Stock Exchange 1893[13] Serbien Beogradska berza (Belgrade Stock Exchange) 1894 Ägypten Cairo Stock Exchange 1903 Kanada Vancouver Stock Exchange 1907 Finnland Helsinki Stock Exchange 1912 Luxemburg Luxembourg Stock Exchange 1929 Venezuela Caracas Stock Exchange 1947 Japan Börse Tokio 1. April 1949 am Kabutocho Nigeria Nigeria Stock Exchange 1960 Kolumbien Medellin Stock Exchange 1961 USA Nasdaq 8. Februar 1971 Peru Bolsa De Valores De Lima (BVL) 1971 Bermuda Bermuda Stock Exchange (BSX) 1971[14] Mauritius Mauritius Stock Exchange 1978 Slowenien Ljubljana Stock Exchange 26. Dezember 1989 Ungarn Budapest Stock Exchange 1990 China Shanghai Stock Exchange (SSE) 26. November 1990 Republik Malta Malta Stock Exchange 24. Januar 1991 Syrien Amman Stock Exchange Januar 1996[15] Zypern Cyprus Stock Exchange 29. März 1996 Fusionen und Übernahmen
- 1973, Fusion aller britischen Börsen zur London Stock Exchange
- 1995, Gründung der Schweizer Börse aus Fusion der Börsen Genf, Basel und Zürich
- 1995, Fusion der London Stock Exchange mit der Irish Stock Exchange
- 1. Dezember 1999, Gründung der Singapore Exchange Limited (SGX) durch Fusion der Börsen Stock Exchange of Singapore (SES) und Singapore International Monetary Exchange (SIMEX)
- Dezember 2006, Übernahme der Euronext durch die NYSE und Umfirmierung zur NYSE Euronext
Bedeutende Börsenereignisse
(Siehe Hauptartikel Börsenkrach)
- Im Jahr 1929 geschah der heftigste Krach an der Wall Street am „Black Monday“ – Montag, dem 28. Oktober 1929. Der Dow Jones Industrial Average fiel von 298,97 auf 260,64 Punkte. Im Oktober 1929 hat es viele schwarze Tage an der Wall Street gegeben, ein schwarzer Freitag war aber nicht dabei. Freitag, der 25. Oktober 1929, wird fälschlicherweise oft als „Schwarzer Freitag“ bezeichnet; an dem Tag legte der Dow Jones Industrial Average jedoch 1,75 Punkte zu.
- Durch die anhaltende Finanzkrise ab 2007 und mehreren Bankenpleiten kam es im September 2008 zu bedeutenden Kursrutschen. Neben dem Aussetzen einzelner Werte setzte unter anderem die Russische Börse mehrmals den Handel komplett aus.
Literatur
- Peter Koslowski: Ethik der Banken und der Börse, Mohr Siebeck, Tübingen 1997 (auch engl. und span.), ISBN 978-3161468933
- Lars Tvede: Psychologie des Börsenhandels, Gabler, Wiesbaden 1991, ISBN 3-409-14749-7 mit vielen historischen Verweisen und Hintergründen
- Irini Athanassakis: Die Aktie als Bild. Zur Kulturgeschichte von Wertpapieren, Edition Transfer bei Springer Wien-New York 2008, ISBN 978-3-211-75489-4
Siehe auch
- Aussetzung des Handels
- Börsengesetz
- Börsenindex
- Börsenkrach
- Börsensegment
- Börsenspiel
- Börsenportal
- Dark Pools
- Finanzmarkt
- Handelssystem
- Kategorie:Börsenhandel
- Market Identifier Code
- Volatilitätsunterbrechung
Einzelnachweise
- ↑ § 32 Abs. 5 BörsG (Ausfertigungsdatum: 16. Juli 2007)
- ↑ Frankfurter Wertpapierbörse: Bekanntmachung der Börsenpflichtblätter (PDF-Datei) vom 20. Dezember 2006
- ↑ Pressemitteilung der Deutschen Börse vom 3. März 2008
- ↑ a b c d e Börsen-Einmaleins: Die Geschichte der Aktie von ARD-Börse
- ↑ FAZ: Wie vor 600 Jahren die erste Börse entstand
- ↑ a b Gründungsdaten der Pariser Börse von Euronext
- ↑ Gründungsdaten der Amsterdamer Börse
- ↑ Gründungsdaten der Lissabonner Börse
- ↑ Gründungsdaten der Brüsseler Börse
- ↑ Geschichte der Warschauer Börse
- ↑ Geschichte der Börse Madrid
- ↑ Geschichte der Bovespa
- ↑ Geschichte der Santiago Stock Exchange
- ↑ Overview of BSX
- ↑ Geschichte der ASX
Weblinks
Börsen in Deutschland
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