- Lamspringe
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Wappen Deutschlandkarte 51.9510211Koordinaten: 51° 57′ N, 10° 0′ OBasisdaten Bundesland: Niedersachsen Landkreis: Hildesheim Samtgemeinde: Lamspringe Höhe: 211 m ü. NN Fläche: 23,3 km² Einwohner: 3.001 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 129 Einwohner je km² Postleitzahl: 31195 Vorwahl: 05183 Kfz-Kennzeichen: HI Gemeindeschlüssel: 03 2 54 023 NUTS: DE925 Gemeindegliederung: 2 Ortschaften Adresse der
Gemeindeverwaltung:Kloster 3
31195 LamspringeWebpräsenz: Bürgermeister: Lars Herr (SPD) Lage der Gemeinde Lamspringe im Landkreis Hildesheim Lamspringe ist ein Flecken und Verwaltungssitz der Samtgemeinde Lamspringe und liegt im Landkreis Hildesheim im südlichen Niedersachsen. Zum Ort gehört der Ortsteil „Glashütte“. Lamspringe ist staatlich anerkannter Erholungsort am Heber. Lamspringe ist Mitglied der Region Leinebergland, einer nach dem Leader-Ansatz gegründeter freiwilliger Zusammenschluss verschiedener Städte und Gemeinden im südlichen Niedersachsen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Lage
Die Ortschaft Lamspringe liegt an der Quelle der Lamme zwischen den Höhenzügen Harplage im Nordosten, Heber im Südosten und dem Sackwald im Westen. Sie befindet sich im Städteviereck Alfeld–Bad Salzdetfurth–Bockenem–Bad Gandersheim.
Großstädte unweit von Lamspringe sind: Hannover (50 km) und Hildesheim (30 km) im Norden sowie Göttingen (40 km) im Südosten. Eine weitere größere Stadt ist Goslar (30 km) im Osten.
Wappen
Das erste Wappen schuf der Rat des Fleckens im 16. Jahrhundert. Es bestand aus einem springenden Lamm. Als das 1643 neu gegründete Kloster ebenfalls das Lamm als Wappentier führte, legte sich der Ort eine Hopfenranke als Symbol zu. Der Hopfenanbau war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in dieser Zeit. Seit 1938 besteht das Wappen des Fleckens aus einem roten Schild, auf dem ein weißes Lamm über eine grüne Wiese springt. In der rechten, oberen Ecke befindet sich eine goldene Hopfenfrucht.
Geschichte
Orts- und Klostergründung
Ursprünglich nahm die Ortsgründung[2] von Lamspringe ihren Anfang durch eine fränkische Missionsstation auf der einige Kilometer entfernt liegenden Erhebung Hohe Schanze, 327 m ü. NN, im Sackwald bei Winzenburg. Danach war die Ortsentwicklung unmittelbar mit der Gründung von Kloster Lamspringe verbunden. Das Kloster wurde erstmals urkundlich 872 als Nonnenkloster erwähnt, dem Bischof Altfrid von Hildesheim das Zehntrecht abtrat. Die Geschichte des Klosters und damit auch des Ortes schrieb ein Pater des Klosters 1696 anhand von Originalurkunden nieder, die heute nicht mehr vorhanden sind.
Einer im 16. Jahrhundert gebildeten Gründungssage zufolge wurde das Kloster 847 als Frauenkloster in Lamspringe durch Graf Ricdag, einem sächsischen Adligen aus der Familie der Immedinger, an der Quelle der Lamme und seiner Frau Imhildis gegründet. Ihre einzige Tochter Ricburga wurde als erste Äbtissin eingesetzt; an der Gründung beteiligt war Bischof Altfried von Hildesheim, der Neffe des Stifters. Der Gründungssage nach unternahm das Stifterehepaar Ricdag eine Wallfahrt nach Rom und erhielt von Papst Sergius II. (844-847) die Gebeine des Märtyrers St. Hadrian.
Entwicklung
Günstige Siedlungsvoraussetzungen für Ort und Kloster Lamspringe herrschten durch die Lage westlich des Harz zwischen den schützenden Höhenzügen Harplage Heber und Harlath. Außerdem gab es in der Nähe einen Pass, durch den eine alte Heer- und Handelsstraße führte. Die Besiedlung unterstützen Wasser- und Steinvorkommen. Die spätere Ackerbürgerstadt Lamspringe verdankt seine Entwicklung dem Kloster, das zahlreiche Arbeitskräfte als Tagelöhner, Knechte, Handwerker und Klosterdiener benötigte. Die Siedlung profitierte vom Aufschwung des Klosters, das bis ins 14. Jahrhundert das reichste Kloster des Bistums Hildesheim war und über die Jahrhunderte fast immer ein gut gehender Wirtschaftsbetrieb. Lamspringe wurde ein Zentrum des Umschlaghandels und der Brauereiwesens. Diese Aufwärtsentwicklung setzte sich auch nach der Auflösung des Klosters 1803 fort.
Während der Hildesheimer Stiftsfehde zwischen 1519 und 1523 zwischen dem Hochstift Hildesheim und dem Herzogtum Braunschweig wurde Lamspringe niedergebrannt und das Kloster geplündert. Seitdem gehörte Lamspringe für gut hundert Jahre zum welfischen Herrschaftsbereich. Im Schmalkaldischen Krieg kam es 1552 zu einem Überfall durch den Söldnerführer Vollrad von Mansfeld, dessen Landsknechte auch Nonnen schändeten. Der Dreißigjährige Krieg traf Lamspringe hart. Nach der Schlacht bei Lutter am Barenberge 1626 plünderten Söldnertruppen den Ort und brannten erneut dutzende Häuser nieder. Nach dem Krieg befand sich die Klosteranlage in einem katastrophalen baulichen Zustand.
Kloster
Das Kloster Lamspringe wurde bei der Gründung und auch in späteren Jahrhunderten reich mit Besitz durch Schenkungen ausgestattet. Im 12. Jahrhundert gehörten zum klösterlichen Besitz 10 Mühlen und Zehntrechte in 17 Orten. Die Besitzungen reichten von Seesen bis nach Braunschweig und ins Schaumburger Land. Der Besitzschwerpunkt lag östlich von Lamspringe und im Ambergau. Das Kanonissenkloster erlebte im 12. und 13. Jahrhundert mit etwa 180 Nonnen seine Blütezeit. Zu dieser Entwicklung trugen auch im Jahr 1190 Konrad von Westerhof[3] und 1230 Graf Wedekind von Poppenburg bei, indem sie dem Kloster Güter in Elze übertrugen.[4]
1643 kam Lamspringe mit seinem Kloster nach dem Rezess von Goslar aus welfischer Herrschaft wieder an das Stift Hildesheim. Die seit 1568 lutherische Pfarrkirche wurde nicht rekatholisiert. In das verfallene Kloster berief der Bischof englische, „schwarze“ Benediktinermönche, die aus England vertrieben worden waren. Die Mönche belebten die Einrichtung wirtschaftlich und geistlich. Sie errichteten ab 1670 in 21 Jahren die dreischiffige Hallenkirche St. Hadrian und St. Dionysius. 1730 folgte der Neubau des, für damalige Verhältnisse überdimensionierten, Abteigebäudes mit 95 m langer Frontfassade. 1803 wurde das Kloster aufgelöst und in eine königliche Domäne umgewandelt. Die voluminösen, steinernen Gebäude der früheren Klosteranlage wirken auch heute noch beeindruckend.
20. Jahrhundert
1902 wurde Lamspringe an die Bahnlinie Kreiensen - Hildesheim angeschlossen, wodurch sich weitere Industriebetriebe ansiedelten.
Der Abwurf von 10 Sprengbomben auf Lamspringe am 20. Februar 1944 forderte ein Todesopfer. Es entstand allerdings nur geringer Sachschaden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die Lamspringer Betriebe zunehmend unter dem nun weggefallenen Markt im Osten Deutschlands zu leiden. Die Einwohnerzahl sank zwischenzeitlich auf unter 3.000. Trotz der Stilllegung der Bahnstrecke in den 80er Jahren begann sich die Wirtschaft mit der Wiedervereinigung zu erholen. Mehrere Betriebe der Metall- und Verpackungsindustrie siedelten sich in Lamspringe an. Die zentrale Lage zwischen A 7 und B 3 sowie die Nähe zur B 64 spielten hierbei eine wichtige Rolle.
Ortsteil Glashütte
Rund 4 km östlich von Lamspringe an der Landesstraße L 466 nach Rhüden im heutigen Lamspringer Ortsteil "Glashütte" im Tal des Schlörbachs gründete das Kloster Lamspringe Ende des 18. Jahrhunderts eine Waldglashütte. Sie lag inmitten klösterlicher Wälder im weitläufigen Waldgebiet des Klosterforst Westerhof, der an den Höhenzug Heber angrenzt. Die Glasbläserei wurde schon bald wegen Vermarktungschwierigkeiten geschlossen.
1792 nahm Johann Friedrich Stender aus Ziegenhagen den Betrieb wieder auf. Während das Feuerholz aus dem umgebenden Wäldern stammte, wurde Quarzsand aus Bornhausen herangeschafft. Produkte der Stenderschen Glashütte waren weißes Hohlglas und hellgrünes Medizinglas. [5] Getränkegläser, Flaschen, Einmachgläser, Glasschalen und Laborgeräte. Teilweise handelte es sich um hochwertige Glaswaren, die über den Hamburger Hafen per Schiff ins europäische Ausland und nach Übersee exportiert wurden.
Die Glashütte hatte bis zu 80 Beschäftigte, die in damaliger Zeit einen guten Verdienst hatten. 1883 wurden für die Mitarbeiter nahe der Hütte 13 Wohnhäuser mit 27 Wohnungen errichtet. 1910 erhielt die Ansiedlung eine Schule, die 1960 geschlossen wurde. Die Fabrikantenfamilie Stender bewohnte eine Villa neben der Fabrik. Die Glashütte war immer ein beliebtes Ausflugsziel der Gegend. 1914 wurde die Hütte geschlossen, da es Absatzprobleme gab.
Heute hat der Ortsteil rund 80 Einwohner und stellt eine kleine Siedlung dar, in der wegen der idyllischen Lage etliche Ferienhäuser bestehen. Die früheren Arbeiterwohnhäuser sind restauriert und es sind weitere Wohngebäude entstanden. In der Schule hat eine Försterei ihren Sitz. Die seit langer Zeit leerstehenden Gebäude der Glashütte und Fabrikantenvilla sind erheblich renovierungsbedürftig.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
1951 wurde in Lamspringe das Jubiläum von 1100 Jahren der Gründung des Klosters begangen. Es gab eine einwöchige Festveranstaltung, die unter großer Beteiligung der Bevölkerung stattfand. Die Feier war wegen der schwierigen Nachkriegszeit um 4 Jahre verschoben worden. Aus Anlass des Jubiläums verfasste ein ortsansässiger Apotheker 1951 ein "Lamspringe-Lied" mit fünf Strophen.
Parks
- Klosterpark mit der Quellgrotte der Lammequelle. Der früher zum Kloster gehörige 5,5 ha große Klostergarten, in dem Gemüse angebaut wurde, ist seit 1965 eine öffentliche Parkanlage.
Bauwerke
- Klosterkirche "St. Hadrian und St. Dionysius" als dreischiffige Hallenkirche
- Abteigebäude des Klosters
- Ev.-luth. Sophienkirche
Sport
Lamspringe verfügt über mehrere Sportvereine. Der größte Verein TuSpo Lamspringe hat rund 700 Mitglieder und bietet die Sparten Fußball, Turnen, Handball, Karate, Tischtennis, Badminton und Volleyball an. Weitere Vereine sind der Schützenklub Lamspringe von 1901 e.V., der Tennisclub Lamspringe, der Reitverein Flenithigau und der Skiclub "Westharzer SC".
Regelmäßige Veranstaltungen
- Lamspringer September seit 1988. Einen Monat lang gibt es in den Abteigebäuden des früheren Klosters Veranstaltungen aus den verschiedenen Bereichen der Kultur und des künstlerischen Entertainments. Die Veranstaltung ist inzwischen zu einem hochkarätigen überregionalen Event geworden. Prominente Teilnehmer waren bereits Günter Grass, Martin Walser, Ephraim Kishon, Paul Kuhn sowie Angehörige der Mailänder Scala und der Berliner Philharmoniker. Seit 2003 findet der "Philosophische Salon" im Kalenderzimmer des Klosters statt.
- Pilgerbetrieb am letzten August-Wochenende zum Fest des 1681 hingerichteten Heiligen Oliver Plunkett als jährliche Veranstaltung. In der Klosterkirche „St. Hadrian und St. Dionysius“ befindet sich ein Reliquienschrein dieses Heiligen, dessen Gebeine 1685 auf Veranlassung von Abt Maurus Corker nach Lamspringe überführt wurden.
- Dreschfest seit 2007
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Lamspringe liegt unweit der A 7, B 3 und B 64. Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind Bodenburg, Freden und Bad Gandersheim sowie Kreiensen, wo Anschluss an das Intercitynetz besteht. Der nächste Flugplatz ist in Bad Gandersheim, der nächste Flughafen ist Hannover-Langenhagen.
Tourismus
Der Tourismus hat heute eine große Bedeutung für den staatlich anerkannten Erholungsort am Heber. In den 1990er Jahren begann man einen Teil der alten Bahnstrecke Kreiensen - Hildesheim auf insgesamt 12 Kilometern Länge zwischen Lamspringe und Bad Gandersheim zu einem Radweg umzubauen. Entlang der Strecke wurden Skulpturen internationaler Künstler aufgestellt, was dem Radweg die Bezeichnung Skulpturenweg Lamspringe beibrachte. Die Konzeption des Weges, der die beiden ehemaligen Klöster Lamspringe und Brunshausen (Bad Gandersheim) verbindet, hat Ernst August Quensen entwickelt.
In neuerer Zeit wurde eine Restaurierung der Klosterkirche durchgeführt. Dabei stieß man auf kunstvolle Verzierungen aus dem 18. Jahrhundert, die im frühen 20. Jahrhundert übermalt worden waren. Trotz knapper Kassen entschied man sich, neben der kostspieligen Außenrenovierung auch für die komplette Restaurierung dieser Malereien.
Medien
Lamspringe verfügt über keine eigene Zeitung. Als Tageszeitungen sind in Lamspringe die Hildesheimer Allgemeine Zeitung und die Alfelder Zeitung erhältlich. Wöchentlich erscheinen die Zeitungen Kehrwieder und RuBS.
Bildung
Lamspringe verfügt über je eine Grundschule, Hauptschule und Realschule. Die nächstgelegenen Gymnasien befinden sich in Hildesheim, Bad Gandersheim und Alfeld.
Söhne und Töchter des Ortes
- Ernst Bock von Wülfingen (1840–1899), preußischer Generalmajor
- Kurt Heißmeyer (1905-1967), SS-Arzt
- Richard Mühe (1929–2009), Uhrmacher und Physiker
Literatur
- Hans-Oiseau Kalkmann: Die Lamme - Biographie eines Flusses, Verlag Gebrüder Gerstenberg, Hildesheim 2010, ISBN 978-3-8067-8746-7
- Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Band II, Landbuch-Verlag, Hannover 1992, ISBN 3-7842-0479-1
- H.-W. Böhme: Lamspringe in: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 49. Teil II Exkursionen, Mainz 1981, ISBN 3-8053-0548-6
- Axel Christoph Kronenberg: Kloster Lamspringe, Alfeld 2006, ISBN 978-3-9811183-0-8
Einzelnachweise
- ↑ Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen – Bevölkerungsfortschreibung (Hilfe dazu)
- ↑ Geschichte der Samtgemeinde Lamspringe http://www.lamspringe.net/sglamspringe/geschichte.htm am 6. September 2006
- ↑ Geschichte der Burg Westerhof http://kassellexikon.hna.de/Westerhof am 20. Oktober 2006
- ↑ Burgstemmen Geschichte Burg und Grafschaft http://www.burgstemmen.de/poppenburg/seiten/burg.html am 17. Juni 2006
- ↑ Glashütte, Hildesheimer Allgemeine, abgerufen am 31. Oktober 2011
Weblinks
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