- Marco Simoncelli
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Marco Simoncelli (* 20. Januar 1987 in Cattolica; † 23. Oktober 2011 in Sepang, Malaysia) war ein italienischer Motorradrennfahrer.
Simoncelli gewann in seiner Karriere insgesamt 14 Grands Prix und wurde 2008 Weltmeister in der 250-cm³-Klasse.
Inhaltsverzeichnis
Karriere
Anfänge
Simoncelli begann im Alter von sieben Jahren in seiner Heimatstadt Pocket Bike zu fahren. 1999 und 2000 gewann er die italienische Meisterschaft und wurde im Jahr 2000 Vize-Europameister. Ein Jahr später nahm er an der Honda Trophy teil, wo er zweimal einen Podestplatz errang, sowie an der italienischen 125-cm³-Meisterschaft.
125-cm³-Weltmeisterschaft
2002 gewann Simoncelli die 125-cm³-Europameisterschaft. Seine guten Leistungen erbrachten ihm eine Wildcard für die Motorrad-Weltmeisterschaft der Saison 2002 in der 125-cm³-Klasse, wo er auf Aprilia am Großen Preis von Tschechien in Brünn debütierte und in seiner ersten Saison insgesamt sechs Rennen fuhr.
An der Motorrad-WM-Saison 2003 nahm er, wiederum auf Aprilia, vom Beginn der Saison an teil und erreichte insgesamt sechs Mal die Punkteränge, darunter als bestes Saisonresultat einen vierten Platz beim Großen Preis von Valencia.
In der Motorrad-WM-Saison 2004 konnte Simoncelli am verregneten Großen Preis von Spanien in Jerez neben seiner ersten Pole-Position seinen ersten GP-Sieg feiern und sich als Regenspezialist hervorheben. Diese Stärke brachte ihm beim Großen Preis von Tschechien seine zweite Pole-Position. Trotz seines ersten Sieges blieb die Saison 2004 für Simoncelli eine durchwachsene Saison mit mehreren Stürzen.
In der Motorrad-WM-Saison 2005 konnte Simoncelli seine bis dahin erbrachten Leistungen mit einem weiteren Sieg beim Großen Preis von Spanien sowie insgesamt fünf weiteren Podestplätze bestätigen. Dennoch hatte er bereits zur Saisonmitte keine Aussicht auf den Titelgewinn und beendete die Saison mit 177 Punkten an fünfter Stelle. Dies nicht zuletzt wegen seiner Größe von 1,78 Metern, die ihm die Handhabung der 125er Aprilia erheblich erschwerte, was ihn denn auch zum Wechsel in die 250-cm³-Klasse für die folgende Saison bewog.
250-cm³-Weltmeisterschaft
In der Motorrad-WM-Saison 2006 fuhr Simoncelli für Gilera im Team Squadra Corse Metis Gilera. Dort war anfänglich auch Chefingenieur Rossano Brazzi tätig, der zuvor bereits für verschiedene Weltmeister wie Valentino Rossi und Marco Melandri arbeitete. Brazzi fiel jedoch krankheitsbedingt bereits nach wenigen Rennen aus, wodurch das Team technisch den Anschluss verlor. Simoncelli erreichte in seiner ersten Saison in der 250-cm³-Klasse keinen Podestplatz und schloss die Saison mit 92 Punkten an achter Stelle ab.
In der darauf folgenden Saison 2007 ließ ihn Gilera nicht mehr das offizielle Werks-Motorrad fahren, sondern eine Aprilia LE, die technisch von Aligi Deganello betreut wurde. Die Saison erwies sich wiederum als Durststrecke ohne Podestplatz, mit jedoch verschiedenen Fortschritten auf fahrerischer Ebene. Mit 97 Punkten beendete Simoncelli die Saison an zehnter Stelle.
In der darauf folgenden Saison 2008 fuhr Simoncelli wiederum auf der nicht offiziellen Aprilia LE und erreichte in den ersten neun Rennen gleich zwei Siege, drei zweite Plätze und einen dritten Platz. Danach erhielt er eine verbesserte Werksmaschine und erreichte in den folgenden Rennen weitere vier Siege und zwei dritte Plätze. Mit dem dritten Rang beim Großen Preis von Malaysia in Sepang sicherte sich Simoncelli am 19. Oktober den Weltmeistertitel 2008.
MotoGP-Klasse
Marco Simoncelli fuhr seit der Saison 2010 für das Team San Carlo Honda Gresini von Fausto Gresini in der MotoGP-Klasse. Sein Teamkollege im Jahr 2010 war Landsmann Marco Melandri. In der Saison 2011 startete er gemeinsam mit Hiroshi Aoyama.[1]
Tödlicher Unfall
Beim Großen Preis von Malaysia in Sepang 2011 verunglückte Marco Simoncelli tödlich. In Runde zwei des um 16:00 (Ortszeit) gestarteten Rennens rutschte Simoncelli in Kurve 11, einer schnellen Rechtskurve, das Vorderrad weg. Der Nachfolgende Álvaro Bautista konnte noch nach innen ausweichen, Colin Edwards und Valentino Rossi nicht. Edwards Yamaha traf Simoncelli mit voller Wucht am Halsbereich. Dadurch wurde der Kinnriemen (die ECE-Regelung 22/4 Punkt 7.10.5. schreibt eine Kraft von mindestens 3 kN vor, die der Kinnriemen widerstehen muss)[2] in der Helmschale abgerissen und der agv-Helm abgehebelt. Rossi fuhr unmittelbar danach über den am Boden Liegenden. Beim Abtransport des Schwerverletzten zum hinter der Leitplanke stehenden Rettungswagen stürzten die Sanitäter mit der Trage.[3] Ähnliches war bereits ein Jahr zuvor bei der Bergung des tödlich verunglückten japanischen Moto2-Fahrers Shōya Tomizawa beim Großen Preis von San Marino in Misano passiert.[4] Simoncelli starb um 16:56 Uhr (Ortszeit) an schwersten Kopf-, Hals- und Brustkorbverletzungen.[5] Das Rennen wurde in der zweiten Runde unterbrochen, nicht mehr neu gestartet und nicht gewertet.[6] Am Donnerstag nach dem Rennen wurde Marco Simoncelli in Coriano beerdigt. Nach Daijirō Katō (Suzuka 2003) verlor Teamchef Fausto Gresini schon den zweiten Fahrer seines Teams.[7]
Statistik
Titel
- 2002 – 125-cm³-Europameister auf Aprilia
- 2008 – 250-cm³-Weltmeister auf Gilera
- 14 Grand-Prix-Siege
In der Motorrad-WM
Saison Klasse Team Motorrad Rennen Siege Zweiter Dritter Poles Schn. Rennrunden Punkte Position 2002 125 cm³ CWF-Matteoni Racing Aprilia 6 – – – – – 3 33. 2003 125 cm³ Matteoni Racing Aprilia 15 – – – – – 31 21. 2004 125 cm³ Rauch Bravo Aprilia 13 1 – – 2 – 79 11. 2005 125 cm³ Nocable.It Race Aprilia 16 1 1 4 1 1 177 5. 2006 250 cm³ Squadra Corse Metis Gilera Gilera 16 – – – – – 92 10. 2007 250 cm³ Squadra Corse Metis Gilera Gilera 17 – – – – – 97 10. 2008 250 cm³ Metis Gilera Gilera 16 6 3 3 7 4 281 Weltmeister 2009 250 cm³ Metis Gilera Gilera 15 6 1 3 3 4 231 3. 2010 MotoGP San Carlo Honda Gresini Honda RC212V 18 – – – – – 125 8. 2011 MotoGP Gresini Racing Honda RC212V 16 – 1 1 2 – 139 6. Gesamt 148 14 6 11 15 9 1255 In der Superbike-WM
Saison Team Motorrad Rennen Siege Zweiter Dritter Poles Schn. Rennrunden Punkte Position 2009 Aprilia Racing Aprilia RSV4 2 – – 1 – – 16 25. Gesamt 2 – – 1 – – 16 Verweise
Weblinks
Commons: Marco Simoncelli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Offizielle Website von Marco Simoncelli (italienisch)
- Marco Simoncelli auf der offiziellen Webseite der Motorrad-Weltmeisterschaft (englisch)
- Marco Simoncelli auf der offiziellen Webseite der Superbike- und Supersport-Weltmeisterschaft (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Roman Wittmeier: Bestätigt: Melandri 2010 wieder bei Gresini. www.motorsport-total.com, 15. August 2009, abgerufen am 16. August 2009.
- ↑ unece.org: Regulation No. 22 (abgerufen am 1. November 2011)
- ↑ „Sanitäter ließen Marco Simoncelli fallen“ (welt.de am 27. Oktober 2011)
- ↑ blick.ch: Tragisches Missgeschick nach dem Unfall – Sanitäter ließen Tomizawa fallen, abgerufen am 11. Dezember 2010
- ↑ Friedemann Kirn: Ciao Marco in: MOTORRAD 23/2011, S. 120 ff
- ↑ „Schwerer Unfall von Simoncelli - Rennen abgesagt“ (motorsport-aktuell.com am 23. Oktober 2011)
- ↑ MOTORRAD 23/2011, Seite 122
250 cm³: 1949: Bruno Ruffo | 1950: Dario Ambrosini | 1951: Bruno Ruffo | 1952: Enrico Lorenzetti | 1953: Werner Haas | 1954: Werner Haas | 1955: Hermann Paul Müller | 1956: Carlo Ubbiali | 1957: Cecil Sandford | 1958: Tarquinio Provini | 1959: Carlo Ubbiali | 1960: Carlo Ubbiali | 1961: Mike Hailwood | 1962: Jim Redman | 1963: Jim Redman | 1964: Phil Read | 1965: Phil Read | 1966: Mike Hailwood | 1967: Mike Hailwood | 1968: Phil Read | 1969: Kel Carruthers | 1970: Rodney Gould | 1971: Phil Read | 1972: Jarno Saarinen | 1973: Dieter Braun | 1974: Walter Villa | 1975: Walter Villa | 1976: Walter Villa | 1977: Mario Lega | 1978: Kork Ballington | 1979: Kork Ballington | 1980: Toni Mang | 1981: Toni Mang | 1982: Jean-Louis Tournadre | 1983: Carlos Lavado | 1984: Christian Sarron | 1985: Freddie Spencer | 1986: Carlos Lavado | 1987: Toni Mang | 1988: Sito Pons | 1989: Sito Pons | 1990: John Kocinski | 1991: Luca Cadalora | 1992: Luca Cadalora | 1993: Tetsuya Harada | 1994: Max Biaggi | 1995: Max Biaggi | 1996: Max Biaggi | 1997: Max Biaggi | 1998: Loris Capirossi | 1999: Valentino Rossi | 2000: Olivier Jacque | 2001: Daijirō Katō | 2002: Marco Melandri | 2003: Manuel Poggiali | 2004: Dani Pedrosa | 2005: Dani Pedrosa | 2006: Jorge Lorenzo | 2007: Jorge Lorenzo | 2008: Marco Simoncelli | 2009: Hiroshi Aoyama
Moto2: 2010: Toni Elías | 2011: Stefan Bradl
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