Bundesluftwaffe

Bundesluftwaffe
Luftwaffe

Aufstellung 9. Januar 1956
Land Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Typ Teilstreitkraft (Luftstreitkräfte)
Grobgliederung Luftwaffenführungskommando
3 Luftwaffendivisionen
Lufttransportkommando

Luftwaffenamt

Luftwaffenausbildungskommando
Waffensystemkommando der Luftwaffe
Stärke Aktive Soldaten:

46.632 (April 2009)[1]
Beorderte Reservisten:
15.300[2]

Hauptsitz des Führungsstabes Hardthöhe Bonn
Leitung
Inspekteur
der Luftwaffe
GenLt Klaus-Peter Stieglitz

Die Luftwaffe ist neben Heer und Marine eine Teilstreitkraft der Bundeswehr.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründungsjahre

Verteidigungsminister Blank zu Besuch bei der Luftwaffe
Nike Hercules bei der Parade zum NATO-Jubiläum

Kriegsgediente Soldaten und eben eingezogene Rekruten erhielten im Januar 1956 in Nörvenich in der Luftwaffenlehrkompanie als erste Freiwillige ihre Ernennungsurkunden aus der Hand von Theodor Blank. In diesem Jahr wurden zahlreiche Dienststellen aufgestellt und die Luftwaffe erhielt ihre ersten Luftfahrzeuge. Eine besondere Herausforderung bestand darin, die fehlende Expertise im Aufbau einer modernen Luftwaffe zu kompensieren. Im verstrichenen Zehn-Jahres-Zeitraum seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatten sich die Grundlagen der Führung und logistischen Versorgung von Luftstreitkräften, vor allem durch die umfassende Nutzung von Strahlflugzeugen und Flugabwehrraketensystemen, sowie durch die Fokussierung auf den Einsatz nuklearer Bewaffnung erheblich verändert.

Die Führung der Einsatzkräfte der Luftwaffe erfolgte zunächst durch die zwei Luftwaffengruppen Nord und Süd, die in Angleichung an die NATO-Struktur mit der britisch geprägten 2. und amerikanisch geprägten 4. Allied Tactical Air Force (ATAF), deren Verantwortungsbereich jeweils nördlich beziehungsweise südlich einer gedachten Linie Aachen - Kassel lagen, aufgestellt wurden. Das Allgemeine Luftwaffenamt, später in Luftwaffenamt umbenannt, war für zentrale Aufgaben zuständig.

1957 begann der Aufwuchs der Dienstbereiche der Luftwaffe. So wurden in Rendsburg Teile der Heeresflugabwehrtruppe übernommen, woraus die Flugabwehr(raketen)truppe der Luftwaffe entstand, das Lufttransportgeschwaders 61 wurde in Erding als erster fliegender Verband und das Jagdbombergeschwader 31 in Büchel als erster Kampfverband der Luftwaffe aufgestellt. 1958 nahm die Luftwaffe mit dem ersten Flugkörperverband (Flugkörpergruppe 11 in Kaufbeuren) mit dem taktischen, atomar bestückten Flugkörper Matador 1958 und dem ersten Jagdverband, dem Jagdgeschwader 71 in Ahlhorn mit Canadair F-86 Sabre, weiter Gestalt an.

Als 1960 erste Flugzeugführer auf der Lockheed F-104 ausgebildet wurden und die ersten Luftfahrzeuge dieses Typs übernommen wurden, begann die Starfighter-Ära der Bundeswehr, die 1966 mit der Starfighter-Krise Politik und Öffentlichkeit beschäftigte und die letztlich erst 1991 mit dessen „Last Flight“ in Manching endete.

Die erste große Umgliederung - Luftwaffenstruktur 2

F-104 des JG 74 im Formationsflug

Im Jahr 1963 erfolgte die erste große Umgliederung der Luftwaffe. Den beiden Luftwaffengruppenkommandos Nord und Süd wurden je zwei querschnittlich aufgestellte Divisionen und eine Unterstützungsdivision zugeordnet. Aus Sorge, dass bei einem Angriff des Warschauer Paktes die Verbände im Norden, insbesondere in Schleswig-Holstein, abgeschnitten würden, wurde die 7. Luftwaffendivision aufgestellt, die durch die Bandbreite ihrer unterstellten Verbände praktisch eine kleine Luftwaffe innerhalb der Luftwaffe darstellte.

1964 begann die Ausbildung von Luftwaffenpersonal in den USA. Das Deutsche Luftwaffenausbildungskommando USA/Kanada im Fort Bliss in El Paso, Texas, später Deutsches Luftwaffenkommando USA/Kanada wurde 1966 aufgestellt und die Raketenschule der Luftwaffe als Ausbildungseinrichtung für das Personal der Flugabwehrraketen- und der Flugkörpertruppe nach El Paso verlegt. Auch die fliegerische Ausbildung wurde ab 1964 auf der Luke Air Force Base in Arizona durchgeführt. Rund 1.500 Piloten aus Deutschland der 2. Deutschen Luftwaffen-Ausbildungsstaffel F-104 USA (2. DtLwAusbStff F-104 USA) trainierten bis zum 16. März 1983 den Einsatz mit dem F-104G Starfighter auf dem US-Stützpunkt.

Aufstellung für die nächsten 20 Jahre - Luftwaffenstruktur 3

Das Jahr 1967 bedeutete den Beginn einer erneute Umgliederungsphase der Luftwaffe, die bis 1970 andauerte. Die Führung der Einsatzverbände sollte mit dem neu geschaffenen Luftflottenkommando ab 1970 aus einer Hand erfolgen. Die beiden Luftwaffengruppen Nord und Süd wurden aufgelöst und vier Luftwaffendivisionen in reinrassige Luftangriffs- und Luftverteidigungsdivisionen umgegliedert. Dem Luftwaffenamt wurden das Lufttransportkommando mit den Lufttransportgeschwadern, das Luftwaffenführungsdienstkommando mit den Fernmelderegimentern des Fernmeldeverbindungsdiensts, des Radarführungsdiensts und der Fernmeldeelektronischen Aufklärung, und das Luftwaffenausbildungskommando mit den allgemeinen Schulen und den Ausbildungsregimentern unterstellt. Ebenfalls neu aufgestellt wurde das Luftwaffenunterstützungskommando, das mit den beiden aus den Unterstützungsdivisionen hervorgegangenen Luftwaffenunterstützungsgruppenkommandos Nord und Süd sowie dem Materialamt der Luftwaffe für die gesamte Logistik, einschließlich Instandhaltung und -setzung, sowie deren Ausbildung verantwortlich wurde. Ab Ende der 60er bis in die 80er Jahren wurden diverse Waffensysteme in der Luftwaffe eingeführt, die zum Teil bis heute im Bestand sind. 1968 wurde die erste C-160 Transall ausgeliefert, 1974 erfolgte die Umrüstung auf die McDonnell Douglas F-4F Phantom II, zunächst beim Jagdgeschwader 71, und der Erstflug des Tornado, der ab 1981 in die Truppe eingeführt wurde. Beide Luftfahrzeuge ersetzten die F-104. 1978 wurde der Alpha Jet eingeführt und 1985 begannen die Planungen für das Projekt „Jäger 90“, das Jahrzehnte später im Eurofighter mündete.

Auch die Flugabwehrraketentruppe erhielt neue Waffensysteme. So wurde Nike Hercules außer Dienst gestellt und 1986 die ersten PATRIOT- und 1987 die ersten Roland-Systeme eingeführt.

Zusammenführung der beiden deutschen Luftstreitkräfte - Luftwaffenstruktur 4

Mit der Wiedervereinigung 1990 stand die Luftwaffe - wie auch die beiden anderen Teilstreitkräfte - vor massiven Herausforderungen. Die Integration der Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR musste - vor dem Hintergrund der geänderten Bedrohungs- und Finanzlage - bei einer gleichzeitigen Reduzierung von Personalstärke und Waffensystemen unter hohem Zeitdruck erfolgen.[3]

Die in die Bundeswehr übernommenen ehemaligen NVA-Soldaten in ganz Deutschland wurden auf verschiedenen Lehrgängen auf den Dienst in der Luftwaffe vorbereitet. Um die Auflösung der ehemaligen Luftstreitkräfte/Luftverteidigung und die Übernahme, beziehungsweise die Abgabe, ihrer Infrastruktur und Waffensysteme, sowie eine Integration der östlichen Bundesländer in die Luftverteidigung Deutschlands und der NATO zu unterstützen, stellte die Luftwaffe in Eggersdorf die 5. Luftwaffendivision auf. Diese wurde 1994 nach Berlin-Gatow verlegt und in 3. Luftwaffendivision umbenannt. 1995 wurden die Luftwaffenverbände in den neuen Bundesländern der NATO unterstellt.

Deutsche Mig-29 beim Raketenschießen

Die Einnahme der Luftwaffenstruktur 4 bedeutete aber auch für die Verbände und Dienststellen in den westlichen Bundesländern erhebliche Veränderungen. Maßnahmen zur Umgliederung umfassten die Überführung des Luftflottenkommandos in das Luftwaffenführungskommando bei gleichzeitiger Unterstellung des Luftwaffenführungsdienstkommandos, des Lufttransportkommandos und der erneut aufgestellten zwei Luftwaffenkommandos Nord und Süd mit wiederum zu querschnittlichen Großverbänden umgegliederten Luftwaffendivisionen.

Alpha Jet des JaboG 49

Mit Ausphasung des Waffensystems Pershing entfiel ein Dienstteilbereich der Luftwaffe, mit Abrüstung des Alpha Jets (bis 1997) wurden drei Jagdbombergeschwader aufgelöst.

Übergang in die Gegenwart - Luftwaffenstruktur 5

Beginnend im Jahr 2001 wurde die Luftwaffe im Rahmen der Einnahme der Luftwaffenstruktur 5 erneut massiv umgestellt. Geprägt war diese Phase durch Regionalisierung und Zentralisierung. Mit der Auflösung der Luftwaffenkommandos Nord und Süd erhielten die Luftwaffendivisionen wieder mehr Verantwortung. Ihnen wurden die Kampfverbände so zugeordnet, dass ein größtmöglicher regionaler Zusammenhang bestand. Im Bereich der Einsatzunterstützung wurden viele Aufgaben zentralisiert und von der Luftwaffe an die neu aufgestellten Organisationsbereiche Streitkräftebasis und Zentraler Sanitätsdienst übergeben.

2004 begann eine neue Ära für die Luftwaffe, als das Jagdgeschwader 73 den Ausbildungsflugbetrieb mit dem Eurofighter, der zunächst die MiG-29 und die Phantom F-4F ersetzen sollte, aufnahm.

Heute - Luftwaffenstruktur 6

Noch vor Abschluss aller Maßnahmen der Luftwaffenstruktur 5 ging die Luftwaffe 2005 zur Einnahme der Luftwaffenstruktur 6 über, die vor allem durch eine noch nicht abgeschlossene Personalreduzierung geprägt ist.

Auftrag und Aufgaben

Die Luftwaffe bringt die besonderen Fähigkeiten von Luftstreitkräften zur Erfüllung des Auftrags der Bundeswehr ein.

In diesem Rahmen ist sie zuständig für die Überwachung und den Schutz des Luftraums über Deutschland. Dazu werden bereits im Frieden durch die Jagd- und Einsatzführungsverbände lufthoheitliche Aufgaben wahrgenommen. Sie hält Kräfte bereit, die in Konflikten und Kriegen zur Kampf- und Einsatzunterstützung militärischer Operationen von Heer und Marine und zur Bekämpfung strategisch bedeutender Ziele aus der Luft eingesetzt werden können. Insbesondere die Lufttransportverbände tragen zu humanitären Hilfeleistungen und Friedensmissionen der Vereinten Nationen zu nationalen Such-, Rettungs- und Evakuierungseinsätzen bei.[4]

Dienstbereiche

Flugabwehrraketensystem PATRIOT

Die Luftwaffe lässt sich analog zu den Truppengattungen beim Heer grob in die folgenden Dienstbereiche untergliedern:

  • Fliegerischer Dienst: Die Geschwader des Fliegerischen Dienstes unterteilen sich in die Kampf- und die Lufttransportverbände.
    • Drei Lufttransportgeschwader stellen mit der Transall C-160 und der Bell UH-1D die Versorgung von Verbänden in praktisch allen Einsatzgebieten sicher, in denen sich Kräfte der Bundeswehr befinden. Durch die Hubschrauber wird zudem zum Such- und Rettungsdienst in Deutschland beigetragen. Eine Komponente zur bewaffneten Suche und Rettung (CSAR) befindet sich im Aufbau.
    • Die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung leistet neben dem parlamentarischen Flugbetrieb einen wichtigen Beitrag für alle Einsätze deutscher und verbündeter Streitkräfte durch den schnellen Rücktransport von verwundetem Personal (Strategic Air Medical Evacuation) im Zusammenarbeit mit dem Sanitätsdienst. Durch Umrüstung der Airbus A310 zum Tankflugzeug steht der Luftwaffe zudem eine Engpassressource zur Verfügung.
    • Mit den beiden Jagdgeschwadern 71 und 74 wird in Zusammenarbeit mit dem Einsatzführungsdienst die Lufthoheit über Deutschland sichergestellt. Im Einsatz werden diese Kräfte mit ihren Waffensystemen Phantom F-4F und Eurofighter EF 2000 zum Schutz von zugewiesenen Lufträumen und bei verbundenen Luftkriegsoperationen zur Begleitung von Transport- und Luftangriffskräften eingesetzt. Das Jagdgeschwader 73 ist der Ausbildungsverband für die Eurofighter-Piloten der deutschen Luftwaffe und des österreichischen Bundesheers.
      Tornado IDS
    • Die Jagdbombergeschwader der Luftwaffe sind mit dem Waffensystem Tornado ausgerüstet und verfügen über ein breites Aufgabenspektrum. Im Vordergrund steht die Unterstützung des Heeres durch Abriegelung aus der Luft und Luftnahunterstützung, der Marine im Rahmen der Seekriegführung aus der Luft, früher Aufgabe der Marinefliegergeschwader, und dem Kampf gegen gegnerische Luftstreitkräfte am Boden. Weitere Aufgaben deutscher Jagdbomberverbände sind die Durchführung von strategischen Angriffen und die Sicherstellung der Fähigkeit zum Einsatz von Atomwaffen im Rahmen der nuklearen Teilhabe (nur Jagdbombergeschwader 33). Die Jagdbombergeschwader 31 und 33 werden im Laufe der kommenden Jahre auf das Waffensystem Eurofighter umgerüstet und sind dann sowohl in der Luftangriffs- als auch in der Luftverteidigungsrolle einsetzbar. Das Jagdbombergeschwader 32 wird auch weiterhin mit dem Tornado die Fähigkeit zum Einsatz gegen gegnerische Luftverteidigungssysteme sicherstellen.
    • Mit den Kräften des Aufklärungsgeschwader 51 werden ausgewertete Ergebnisse der (elektro-)optischen Luftaufklärung in Einsätzen (zum Beispiel bei ISAF) oder auch bei Katastrophen oder im Rahmen der Amtshilfe im Inland erstellt.
  • Objektschutz: Der Objektschutz der Luftwaffe umfasst neben der infanteristischen Sicherung von Objekten und Stellungen auch die ABC-Abwehr, die Kampfmittelbeseitigung, den Brandschutz (militärische Feuerwehr) und den Pionierdienst (zum Beispiel zur Startbahnschnellinstandsetzung). Obwohl dieser Dienstbereich in erster Linie als Unterstützung für die Luftwaffe aufgestellt wurde, leistet er durch seine begehrten und begrenzt verfügbaren Fähigkeiten regelmäßig einen wichtigen Beitrag in Einsätzen der Bundeswehr.
  • Technischer Dienst/Versorgungsdienst: Im Technischen Dienst und im Versorgungsdienst im Bereich des Luftwaffenführungskommandos lassen sich die organischen Unterstützungskräfte der Einsatzverbände zusammenfassen, die für deren Auftragserfüllung unmittelbar erforderlich sind und ihnen daher angegliedert sind. Dazu zählt beispielsweise die Instandhaltung und die Instandsetzung von Waffensystemen auf Verbandsebene durch die Technischen Gruppen.
  • Der Führungsdienst
  • stellt die luftwaffenspezifischen IT-Anbindungen der Gefechtsstände, Stäbe und Verbände - auch im Einsatz - sicher und koordiniert bei Bedarf Unterstützung durch die Streitkräftebasis.
Radarstellung Großer Arber
  • stellt Spezialisten zur Elektronischen Aufklärung und Kampfführung.
  • trägt zur örtlichen und überörtlichen Flugsicherung bei.
  • überwacht durch seinen Teilbereich Einsatzführungsdienst an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr unter Führung eines NATO-Gefechtsstands oder der Führungszentrale nationale Luftverteidigung durch eigene Radargeräte und/oder Zuschaltung ziviler Daten den Luftraum. Auf Grundlage dieser Informationen können Jagdflugzeuge der Alarmrotte geleitet werden, um Luftfahrzeuge abzufangen und zu identifizieren, beziehungsweise können Flugabwehrraketensysteme auf zu bekämpfende Ziele voreingewiesen werden. Durch eine verlegefähige Komponente kann diese Fähigkeit auch in Einsätzen eingebracht werden.

Organisation und Führung

An der Spitze der Luftwaffe steht der Inspekteur der Luftwaffe im Bundesministerium der Verteidigung. Als truppendienstlicher Vorgesetzter seiner Teilstreitkraft untersteht er direkt dem Bundesminister der Verteidigung. Der Inspekteur wird unterstützt durch den Führungsstab der Luftwaffe, einer Abteilung des Ministeriums in Bonn. Die Luftwaffe gliedert sich in zwei Kommandobereiche mit den Höheren Kommandobehörden Luftwaffenführungskommando (LwFüKdo) und Luftwaffenamt (LwA). Beide haben ihren Sitz in Köln-Wahn.

Luftwaffenführungskommando

Aufgaben

Dem Luftwaffenführungskommando unterstehen alle Einsatzverbände der Luftwaffe. Es stellt sicher, dass für Einsätze fertig ausgebildete und ausgerüstete Luftwaffenkräfte zur Verfügung stehen. Es hat jedoch weder Kapazität noch Auftrag zur operationellen Führung seiner unterstellten Kräfte. Diese würde im Einsatz durch multinationale Gefechtsstände der NATO oder der EU erfolgen. Bereits im Frieden sind Teile der Verbände NATO-assigniert.

Organigramm Luftwaffenführungskommando

Unterstellte Verbände/Dienststellen

Dem Luftwaffenführungskommando unterstehen neben zahlreichen Dienststellen drei Luftwaffendivisionen, denen Kampfverbände aus allen Dienstbereichen zugeordnet sind und das Lufttransportkommando mit den Lufttransportgeschwadern:

  • Führungsunterstützungsbereich der Luftwaffe (FüUstgBerLw)
  • sonstige Dienststellen:
  • Deutsche Anteile (DtA) an internationalen Stäben, wie zum Beispiel dem Component Command-Air HQ Ramstein, der amerikanisch/niederländisch/deutschen Extended Air Defence Task Force oder der European Air Group
  • Angehörige der Verbindungsorganisation der Luftwaffe zu Heer und Marine, wie zum Beispiel das Verbindungskommando zum Eurokorps oder zum Flottenkommando
  • Zentrum Elektronischer Kampf Fliegende Waffensysteme
  • Zentrum zur Weiterentwicklung von Taktik, Technik und Verfahren.

Luftwaffenamt

Aufgaben

Im Bereich des Luftwaffenamts sind Unterstützungsleistungen für die Einsatzverbände, zentrale Aufgaben der Luftwaffe und teilweise Fachaufgaben - auch für andere Bereiche der Bundeswehr - zusammengefasst. Die Aufgaben sind im Einzelnen

  • Personalstruktur-/Organisationsplanung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Controlling der Luftwaffe als zentrale Aufgaben
  • die waffensystemspezifische Einsatzlogistik: Rüstung, Materialverwaltung, Einsatzlogistik, Instandhaltung von ausschließlich luftstreitkräftespezifischem Gerät
  • die Ausbildung von Kräften für die Einsatzverbände durch truppendienstliche Führung und/oder fachliche Steuerung von Schulen und Ausbildungseinrichtungen der Luftwaffe und/oder der Bundeswehr
  • Fachaufgaben für die gesamte Bundeswehr: Flugbetrieb, -medizin und -sicherheit aller Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche.

Für den Einsatz untersteht das Luftwaffenamt dem sonst gleichberechtigten Luftwaffenführungskommando.

Organigramm Luftwaffenamt

Unterstellte Verbände/Dienststellen

Für seine Auftragserfüllung unterstehen dem Luftwaffenamt:

  • Luftwaffenunterstützungsgruppe Wahn
  • Rechtsberaterzentrum der Luftwaffe
  • sonstige Dienststellen: zahlreiche deutsche Verbindungselemente zu (inter-)nationalen Logistik-/Ausbildungseinrichtungen und der Industrie

Personal

Soldaten

Die Luftwaffe hat einen Personalumfang von etwa 45.000 Soldaten und ist somit nach dem Heer die zweitgrößte Teilstreitkraft. Alle Laufbahnen und Verwendungen - und somit (exemplarisch) auch der Einsatz als Jetpilot [6] - stehen auch weiblichen Soldaten offen.

Da der in vielen Bereichen hohe Grad der Technisierung häufig eine entsprechende Spezialisierung und aufwändige fachliche Qualifikation erfordert, ist der Anteil von Unteroffizieren und Offizieren gerade in den fliegenden Verbänden sehr hoch.

Zivilpersonal

Der Umfang des Zivilpersonals wird in wenigen Jahren 5.950 Beamte und Beschäftigte betragen. Eine Verwendung dieser Kräfte erfolgt beispielsweise in hoher Zahl in der Instandsetzung und bei der Feuerwehr. Ziviles Personal hat gegenüber militärischem den Vorteil, dass es eine höhere Verfügbarkeit (Facharbeitszeit) im jeweiligen Aufgabenbereich hat. Anders als bei Soldaten entfallen bei ihm zahlreiche militärspezifische oder laufbahntechnische Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen mit hohen Abwesenheitszeiten.

Dienstgrade/Uniform

Die Bezeichnung der Dienstgrade sind mit denen der Teilstreitkraft Heer identisch.

Der Feldanzug bei Luftwaffe und Heer ist grundsätzlich identisch. Zur Unterscheidung dienen beim Feldanzug an den Dienstgradabzeichen angebrachte stilisierte Schwingen statt den beim Heer üblichen farbigen Litzen.

Der Dienstanzug der Luftwaffe ist dunkelblau mit goldgelben Kragenspiegeln. Als Kopfbedeckung wird ein blaues Schiffchen oder eine blaue Schirmmütze getragen. Lediglich für die Objektschutzkräfte ist ein dunkelblaues Barett vorgesehen.

Ausrüstung

Kampfflugzeug Tornado
F-4F Phantom
Airbus A310 VIP der Flugbereitschaft

Waffensysteme/Großgerät

Die Luftwaffe verwendet seit ihrer Aufstellung hauptsächlich Gerät, das in multinationaler Kooperation entwickelt oder von NATO-Staaten gekauft und/oder in Lizenz gebaut wurde. Eine Übersicht über Flugzeuge findet sich in der Liste von Luftfahrzeugen der Bundeswehr. Zahlreiche historische Exponate können im Luftwaffenmuseum der Bundeswehr in Berlin-Gatow besichtigt werden.

Derzeit verwendetes bodengebundenes Großgerät der Luftwaffe umfasst im Einsatzführungsdienst diverse Großradargeräte verschiedener Hersteller und das Waffensystem PATRIOT bei den Flugabwehrraketengeschwadern.

Als Luftfahrzeuge werden die Beechcraft T-6 und die Northrop T-38 als Schulflugzeuge für die Jet-Ausbildung in den USA eingesetzt.

Die Lufttransportgeschwader sind mit der Transall C-160 und mit Hubschraubern vom Typ Bell UH-1D ausgerüstet. Die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung nutzt die Muster Airbus A310, Challenger 601 und Aérospatiale SA 332 Cougar insbesondere zum Personentransport. Eine besondere Rolle nimmt der A310 ein, der in der Version MRT(T) zudem als Fracht- und Tankflugzeug und zum Transport von Verwundeten und Erkrankten eingesetzt werden kann.

Die Kampfverbände verfügen über die F-4F Phantom und den Eurofighter als Jagdflugzeug und den Panavia Tornado als Aufklärer, Jagdbomber und in der speziellen Rolle zur Unterdrückung gegnerischer Luftverteidigung.[7]

Modernisierungsvorhaben

Die politische Kontroverse vor Entscheidungen zur Entwicklung und Beschaffung von Großgerät der Luftwaffe ist aufgrund der technischen Risiken und insbesondere der hohen Kosten groß.

Neben zahlreichen Maßnahmen zur Verbesserung der Einsatzfähigkeit ist das Projekt mit der derzeit größten Beachtung die laufende Einführung des Eurofighters als Ersatz für die F-4F Phantom sowie für Teile der Tornadoflotte. Hier steht die Entscheidung zur Beschaffung der dritten Tranche noch aus.

Auch die Einführung unbemannter Aufklärungsluftfahrzeuge als Ersatz für die ausgesonderte Breguet Atlantic der Marine und der reduzierten Flotte von Aufklärungstornados sind derzeit ebenso in der politischen Diskussion wie der Airbus A400M als Nachfolger für die C-160 Transall und der Transporthubschrauber NH90 als Folgesystem für die UH-1D. Im Bereich der bodengebundenen Luftverteidigung ist die Diskussion über die Beschaffung des Medium Extended Air Defense Systems (MEADS) als Ersatz für das Flugabwehrraketensystem PATRIOT zu erwarten.

Eine schnelle Entscheidung, weitestgehend unbeachtet von der medialen Wahrnehmung, erfolgte zur Einführung neuer Luftfahrzeuge bei der Flugbereitschaft BMVg (Airbus A340-300, Airbus A319CJ und Bombardier Global 5000) als deutliche Modernisierung im parlamentarischen Lufttransport.

Fliegerhorste

Insgesamt stehen der Luftwaffe derzeit 10 aktive Fliegerhorste sowie drei militärisch mitbenutzte zivile Flughäfen zur Verfügung.

→ siehe: Liste der Fliegerhorste in Deutschland


Kennzeichnungen

Tornado mit der Kennung 45+76
  • Hoheitszeichen: Als Hoheitszeichen auf Luftfahrzeugen und Gefechtsfahrzeugen der Bundeswehr wurde 1956 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss das Eiserne Kreuz festgelegt[8]. Auf Luftfahrzeugen befindet sich zusätzlich die aufgemalte deutsche Flagge.
  • Flugzeugkennungen: Die Kennungen deutscher militärischer Luftfahrzeuge bestanden zunächst aus zwei Buchstaben, aus deren Kombination sich auf die Teilstreitkraft, den Einsatzbereich und das Geschwader schließen ließ, und drei Ziffern, die sich in der Regel aus der Staffelzugehörigkeit und der laufenden Nummer ergaben[9]. Ab 1968 wurde das System dahingehend geändert, dass lediglich ein Rückschluss auf Typ und Seriennummer des Luftfahrzeugs möglich ist. Dazu werden für die Flugzeugkennungen zwei jeweils zweistellige Ziffernblöcke, die durch das Eiserne Kreuz getrennt werden, verwendet. Das Kreuz wird als „+“ mitgeschrieben.[10]


Einsätze

Kräftekategorisierung

Die Luftwaffe hat statt einer festen Zuweisung eine prozentuale Aufteilung des jeweiligen Verbands zu den Kräftekategorien (Eingreif-/Stabilisierungs-/Unterstützungskräfte) festgelegt. Vorrangiges Ziel ist, Fähigkeitsmodule, also Einsatzkräfte mit einer bestimmten Fähigkeit in einer bestimmten Größenordnung einschließlich der erforderlichen organischen Unterstützungskräfte, für Einsätze bereit zu stellen.

Die Luftwaffe ist an allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt. Die Hauptlast tragen die Lufttransportverbände und die Flugbereitschaft BMVg mit der Verlegung von Personal und Material der Bundeswehr und befreundeter Staaten und der Bereitstellung der Fähigkeit zur Evakuierung von Verwundeten. Doch auch die Objektschutztruppe ist in nahezu allen Einsatzgebieten vertreten.

Darüber hinaus wurden und werden Kräfte der Luftwaffe im Rahmen ihrer jeweiligen Fähigkeiten eingesetzt:

Luftverteidigung

Die Sicherstellung der Lufthoheit über Deutschland ist eine Dauereinsatzaufgabe der Luftwaffe. Die Einsatzführungsverbände überwachen in Zusammenarbeit mit den angrenzenden Staaten und den zivilen Kontrollstellen den Luftraum. Unregelmäßigkeiten oder ungewöhnliches Verhalten eines Flugzeugs melden sie an ihren vorgesetzten Gefechtsstand, der dann entscheidet, wie weiter zu verfahren ist. Für eine nähere Überprüfung sind rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche im Norden (Wittmund) und im Süden (Neuburg an der Donau) jeweils zwei Jagdflugzeuge in hoher Alarmbereitschaft (QRA (I) - Quick Reaction Alert (Interceptor))[11]. Diese Jäger können auch bei Luftnotlagen zur Unterstützung eingesetzt werden.

Im Rahmen der Überwachung des NATO-Luftraums wurden deutsche Jagdverbände und Soldaten des Einsatzführungsdienstes 2004 und 2008 zur Durchführung des Air Policing über dem Baltikum (Estland, Lettland und Litauen) in Litauen stationiert. Ein weiterer Einsatz dieser Art ist für 2009 geplant.

Lufttransport

Seit 1960 waren die Lufttransportverbände der Luftwaffe mit ihren Transportflugzeugen und Hubschraubern in jedem Jahrzehnt mehrfach im Rahmen von humanitärer Hilfe oder zur Katastrophenhilfe nahezu weltweit im Einsatz (zum Beispiel 1960 Marokko, 1962 Iran, 1965 Mauretanien, 1965 und 1969 Algerien, 1969 Tunesien, 1973 Sahelzone, 1984 Äthiopien, 1988 Armenien, 1990 Russland, 1991 Irak, 1992 Somalia, 1992 - 1996 Bosnien-Herzegowina, 1994 Ruanda, 1998 Sudan, 1999 Australien, 2000 Mosambik).

Auch zur Amtshilfe und zur direkten Unterstützung deutscher Staatsbürger werden Kräfte des Lufttransports zum Einsatz gebracht. Hier können neben dem Dauerauftrag SAR insbesondere die Hubschrauber wertvolle Beiträge leisten (wie 1962 bei der Sturmflut in Norddeutschland, 1979 dem Schneechaos in Norddeutschland, 1995/1997/2002/2006 bei der Hochwasserhilfe). Doch auch Flächenflugzeuge kommen zum Einsatz. Die C-160 Transall flogen als Löschflugzeuge 1975, 1976 und 1983 Einsätze gegen Waldbrände in Niedersachsen, die Flugbereitschaft BMVg unterstützte Evakuierungsoperationen (zum Beispiel 1998 in Eritrea) und holte unter anderem Opfer der Tsunami-Katastrophe 2004 in die Heimat.

Aufklärung

Im Rahmen von Amtshilfe unterstützte das Aufklärungsgeschwader 51 Behörden zum Beispiel bei der Suche nach vermissten Personen, Massengräbern aus dem Zweiten Weltkrieg oder als Unterstützung bei Katastrophen (wie 2002 nach der Flugzeugkollision von Überlingen und 1995 und 2006 bei den Hochwasserkatastrophen). In die Kritik geriet die Luftwaffe durch umstrittene Einsätze im Rahmen der Amtshilfe beim G8-Gipfel in Heiligendamm 2007[12] [13].

Tornado-Aufklärungsflugzeuge der Luftwaffe wurden von 1995 bis 2001 in Piacenza (Italien) stationiert, um 1995 zunächst UNPROFOR (1995), IFOR (1995/1996) und SFOR (1996-1999) und im Kosovo-Krieg die Operation Allied Force (1999) und KFOR (1999-2001) zu unterstützen. Am 9. März 2007 wurde vom Deutschen Bundestag die Entsendung von sechs Aufklärungs-Tornados im Rahmen der ISAF-Mission nach Mazar-e-Sharif in Afghanistan beschlossen. Dieses Mandat wurde zuletzt am 16. Oktober 2008 zunächst bis zum 13. Dezember 2009 verlängert.[14][15]

Kampfeinsätze

1991 erfolgte während des Golfkriegs die Verlegung von achtzehn Alpha Jet-Jagdbombern des Jagdbombergeschwaders 43 als Teil der ACE Mobile Forces (AMF) nach Erhac (Türkei) zur Sicherung der NATO-Südflanke gegen mögliche Angriffe des Irak. Zusätzlich wurden FlaRak-Kontingente des FlaRakG 36 und der FlaRakGrp 42 nach Dyarbakir und Erhac zur Verstärkung der Luftverteidigung (NATO-Operation Ace Guard) in dieses Gebiet verlegt. Dies führte zu heftigen Diskussionen über die Zulässigkeit derartiger Auslandseinsätze und schließlich zu einer Klärung durch das Bundesverfassungsgericht am 12. Juli 1994[16].

ECR-Tornados des Jagdbombergeschwader 32 wurden mit der Unterdrückung der jugoslawischen Luftverteidigung in der Operation Deliberate Force 1995 zur Unterstützung von UNPROFOR und der Operation Allied Force 1999 während des Kosovo-Krieges gegen das ehemalige Jugoslawien beauftragt.

Weblinks

Literatur

  • Frank Nägler: Die Bundeswehr 1955 bis 2005: Rückblenden, Einsichten, Perspektiven. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, ISBN 978-3-486-57958-1.
  • Bernd Lemke, Dieter Krüger, Heinz Rebhan, Wolfgang Schmidt: Die Luftwaffe 1950 bis 1970. Konzeption, Aufbau, Integration. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006, ISBN 3-486-57973-8.
  • Heinz von Knobloch: Bundesluftwaffe intern - Einsatz, Wandel, Einsätze. Militärhistorisches Standardwerk der Gesamtgeschichte der neuen Luftwaffe als eine der tragenden Säulen des NATO-Verteidigungsbündnisses bis einschl. Transformation im neuen Jahrtausend. Motorbuch Verlag, ISBN 978-3-613-02790-9.

Einzelnachweise

  1. Website Bundeswehr, Stand August 2008
  2. W. Wolf: Die neue Reserve der Bundeswehr. In: InfodienstReserve, 1/2007, PDF
  3. Gunnar Digutsch: „Die NVA und die Armee der Einheit“ in: Frank Nägler: „Die Bundeswehr 1955 bis 2005: Rückblenden, Einsichten, Perspektiven“. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2007, ISBN 978-3-486-57958-1, S. 470
  4. Weißbuch 2006 zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr
  5. Beschreibung des taktischen Ausbildungskommandos in Italien auf der offiziellen Luftwaffenhomepage
  6. Die erste Jetpilotin der Luftwaffe
  7. Waffensysteme auf der offiziellen Luftwaffenhomepage
  8. Geschichte der Luftwaffe
  9. Flugzeugkennungen vor 1968 auf Luftwaffe.de
  10. Beispiele für die verwendeten Luftfahrzeugkennungen der Bundeswehr
  11. Beschreibung der Alarmierungsabläufe der QRA (I)
  12. Bundesverfassungsgericht
  13. Deutscher Bundestag 16. Wahlperiode - Drucksache 16/666
  14. „Antrag der Bundesregierung zur Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan [...“, Bundestagsdrucksache 16/10473 vom 7. Oktober 2008 (PDF, 104 kb)]
  15. „Deutscher Bundestag, Plenarprotokoll 16/183“ vom 16. Oktober 2008 (PDF, 2,41 Mb)
  16. BVerfG: Urteil zu out-of-area Einsätzen. In: Deutschsprachiges Fallrecht (DFR). Axel Tschentscher, 12. Juli 1994. Abgerufen am 28. September 2008.

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