Runding

Runding
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Runding
Runding
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Runding hervorgehoben
49.21666666666712.766666666667484
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberpfalz
Landkreis: Cham
Höhe: 484 m ü. NN
Fläche: 20,95 km²
Einwohner:

2.300 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 110 Einwohner je km²
Postleitzahl: 93486
Vorwahlen: 0 99 71
Kfz-Kennzeichen: CHA
Gemeindeschlüssel: 09 3 72 155
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Kirchstr. 6
93486 Runding
Webpräsenz: www.runding.de
Bürgermeister: Franz Piendl (CSU)
Lage der Gemeinde Runding im Landkreis Cham
Lohberg (Bayern) Lam Arrach Hohenwarth (Landkreis Cham) Grafenwiesen Neukirchen beim Heiligen Blut Eschlkam Furth im Wald Gleißenberg Arnschwang Bad Kötzting Rimbach (Oberpfalz) Blaibach Waldmünchen Treffelstein Tiefenbach (Oberpfalz) Rötz Schönthal (Oberpfalz) Weiding (Landkreis Cham) Chamerau Miltach Willmering Stamsried Pösing Zandt Traitsching Chamerau Runding Cham (Oberpfalz) Pemfling Waffenbrunn Schorndorf (Oberpfalz) Michelsneukirchen Roding Walderbach Reichenbach (Landkreis Cham) Rettenbach (Oberpfalz) Falkenstein (Oberpfalz) Zell (Oberpfalz) Wald (Oberpfalz) Tschechien Landkreis Schwandorf Landkreis Regen Landkreis Straubing-Bogen Landkreis RegensburgKarte
Über dieses Bild

Runding ist eine dörflich geprägte Gemeinde im Oberpfälzer Landkreis Cham. Auf dem 545 Meter hohen Schlossberg in Runding befindet sich die Burgruine Runding.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Die Gemeinde Runding liegt im Oberen Bayerischen Wald am Fuße des Haidsteins in der Cham-Further Senke, sechs Kilometer von Cham, elf Kilometer von Furth im Wald und acht Kilometer von Bad Kötzting entfernt.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde besteht aus den Ortsteilen Anderlmühle, Blauberg, Garten, Gferet, Göttling, Götzenbühl, Langwitz, Lufling, Maiberg, Niederrunding, Perwolfing, Raindorf, Reismühle, Rieding, Runding, Satzdorf, Steinmühle, Tappmühle, Utzmühle, Vierau und Wohlwiesen.
siehe auch Turmhügel Perwolfing

Geschichte

Entstehung der Ortschaft

Die heutige Ortschaft Runding war etwa in der Zeit von 1340 bis 1360, also noch unter der Herrschaft des Geschlechts der Runtinger, als eine Ansiedlung von Köhlern und Pechbrennern am Fuße des Rundinger Burgberges entstanden. Im Laufe der nächsten hundert Jahre hatte sich diese zu einem Pfarrdorf entwickelt. Das Dorf führte damals den Namen Pachling. Im Jahre 1849 wurde das Dorf Pachling von einer verheerenden Brandkatastrophe heimgesucht, die die Kirche, das Schulhaus und sämtliche Anwesen des oberen Dorfes bis zum alten Pfarrhof zerstörte. Da die Leute in dieser abgelegenen Gegend des Bayerischen Waldes damals sehr arm waren, ging der Wiederaufbau des Dorfes nur mühsam vonstatten. So konnte die wiedererrichtete Kirche erst im Jahre 1871 geweiht werden. Der Dorfplatz wurde allerdings neu und für damalige Verhältnisse großzügig gestaltet, wie er heute besteht. In seiner Mitte wurde die Mariensäule errichtet. [2][3] Erst im Jahre 1880, als Schloss und Herrschaft Runding längst bedeutungslos waren, beantragte der Gemeinderat beim königlich bayerischen Bezirksamt Cham die Umbenennung von Pachling in Runding. Am 9. November 1880 wurde im Amtsblatt für die königlichen Bezirksämter Cham, Furth, Nittenau und Waldmünchen bekannt gegeben, dass Bayernkönig Ludwig II. geruht habe, allergnädigst zu genehmigen, dass ab sofort für die Ortschaft Pachling zusammen mit dem Weiler Runding nur noch die Bezeichnung Runding geführt werden dürfe.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg war Josef Bergmann Bürgermeister von Runding. Zum Ende des Krieges, im Herbst 1944, hatten Mitarbeiter des ungarischen Finanzministeriums mit ihren Familien auf der Flucht vor der Roten Armee die Rundinger Schule mit über 100 Personen bezogen. Manche von ihnen blieben bis zur Währungsreform in Runding. Sie kehrten später zum Teil wieder zurück nach Ungarn, einige wanderten in die USA aus. Noch heute besuchen manche von ihnen Bekannte und Freunde in Runding.[4]

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Die US-Armee setzte nach dem Ende des Krieges Josef Kiefl aus Runding als Bürgermeister ein. Bei den ersten Wahlen nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde Wolfgang Beer zum Oberhaupt der Gemeinde gewählt. Im Jahre 1953 erlitt Bürgermeister Beer in einer Bürgerversammlung zum Abschlussbericht über den Bau der Wasserleitung vom Roßberg (Bärndorf, Gemeinde Chamerau) bis zur Wasserreserve am Schlossberg einen Schlaganfall und verstarb. In der Alten Schule sollte die Bevölkerung über den Bau der Wasserversorgung für Runding und Maiberg informiert werden.[5]

Teil der Burgruine Runding

Burgfestspiele

In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden auf dem Gelände der Ruine Runding zweimal Burgfestspiele aufgeführt. Gespielt wurde jeweils ein Stück des Nürnberger Poeten Hans Sachs. Burgherren waren Karl Beer und Adolf Bierl, die Burgfräulein verkörperten Maria Kiefl und Anna Griesbeck. Die historischen Kostüme wurden von Baron von Schacky aus Waffenbrunn leihweise zur Verfügung gestellt. Obwohl die Festspiele stark besucht waren, wurden sie aus finanziellen Gründen nicht mehr fortgeführt.[4]

Erste Damenlöschgruppe Bayerns

1965 wurde die erste Damenlöschgruppe Bayerns in Runding gegründet, worüber auch die Bild-Zeitung und das Bayerische Fernsehen im April 1967 berichteten. Bei einer Übung im Stadel des Bürgermeisters Karl Beer wurde ein Bundeswehrangehöriger vom Fernsehen zur Zündung von Rauchbomben engagiert. Bei der Demonstration geriet das Heu in der Scheune in Brand, während die Damenlöschgruppe draußen auf der Straße übte. Bürgermeister Beer und der anwesende Richard Baumann konnten den Brand mit dem Gartenschlauch löschen. Der Bundeswehrangehörige erlitt einen Schwächeanfall und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Damenlöschgruppe griff nicht ein, da sie das Ganze für eine Aufführung für die Medien hielt.[4]

Bürgermeister Karl Beer

Als Bürgermeister der Gemeinde Runding wurde 1956 Karl Beer gewählt, damals mit 26 Jahren der jüngste Bürgermeister Bayerns. 22 Jahre lang lenkte er die Geschicke von Runding. Unter seiner Regie wurde die Wasserleitung auf Lufling ausgedehnt, wodurch die Versorgung der höher gelegenen Ortsteile Runding, Lufling und Maiberg mit Trinkwasser ermöglicht wurde. Auch heute wird noch die Hälfte des Bedarfs durch eine einfache Förderung (ohne Pumpen) mittels der Hydraulik von einem Berg (Roßberg) durch das Tal vor Lederdorn auf einen anderen (Wasserreserve am Schlossberg Runding) gedeckt.

Durch geschickte Verhandlungen verwirklichte Karl Beer den Erwerb, die Erschließung und die Bebauung des Baugebiets Runding West I am Fuße des Schlossberges, dem ehemaligen Wohnsitz der Rundinger Adelsgeschlechter. Die Bevölkerung Rundings wuchs um 200 Einwohner. Auch die Fläche für ein weiteres Baugebiet konnte Beer erwerben. Eine andere wichtige Entscheidung Beers und seines Gemeinderats war der Anschluss der Wasserversorgung an den Zweckverband Chamer Gruppe. Die ursprüngliche Versorgung war für nur 60 Anschließer der hochgelegenen Häuser ausreichend, wenn auch der Wasserdruck nicht besonders hoch war. Ohne die Weichenstellung in der Wasserversorgung wäre eine weitere Wohnbebauung kaum möglich gewesen.

Am 1. Januar 1972 schlossen sich unter seiner Regie die bisherigen Gemeinden Runding, Niederrunding und Raindorf freiwillig zusammen.[6] 1978 wurde unter Protest des Gemeinderats im Rahmen einer weiteren Gebietsreform in Bayern eine Verwaltungsgemeinschaft mit der Gemeinde Chamerau (mit Sitz in Chamerau) gebildet. Bürgermeister Beer trat daraufhin bei der Kommunalwahl 1978 nicht mehr an.[7]

Bürgermeister Alfred Graf

Neuer Bürgermeister wurde Alfred Graf. Unter seiner Amtszeit wurde 1982 der Kindergarten gebaut und das Baugebiet Runding West II an die Firma Schierer aus Cham verkauft. 1980 wurde die Verwaltungsgemeinschaft Chamerau–Runding wieder aufgelöst.

Bürgermeister Wilibald Hastreiter

1984 gewann Willibald Hastreiter (CSU) aus Niederrunding die Wahl gegen den bisherigen Amtsinhaber Alfred Graf (SPD). Mit der Ära Hastreiter begannen umfangreiche Baumaßnahmen. Zunächst wurde die Verschuldung auf 0 DM gesenkt und ein neuer Bauhof gebaut. 1989 wurde mit der Kanalisation begonnen (Gesamtvolumen 23 Millionen DM). Als erstes wurde die Kläranlage in Perwolfing errichtet. Um den Standort war eine heiße Diskussion ausgebrochen, nachdem der zweite Bürgermeister der Nachbargemeinde Cham, Hofbauer, die Lage nahe an Selling in Frage gestellt hatte. Von ihm wurde wegen der zu erwartenden Geruchsbelästigung eine Unterschriftenaktion gegen den Standort bei Perwolfing gestartet. Die Anlage wurde mit einjähriger Verzögerung dann doch am geplanten Ort errichtet. Nach und nach wurde der ganze Westhang der Gemeinde erschlossen. Ca. 15 Millionen Deutsche Mark wurden bis 1998 verbaut. Nach einer Bauzeit von acht Jahren empfahl das Wasserwirtschaftsamt, nur noch Kanäle im Trennsystem zu bauen. Daher mussten neue Schmutzwasserleitungen eingerichtet werden. Betroffen waren die Ortsteile Lufling Teile von Runding, Rieding und Raindorf.[7]

Mit der verstärkten Bautätigkeit stieg auch die Verschuldung bis auf den Landkreisdurchschnitt und darüber hinaus. In Runding (1989) und Raindorf (1996) wurden mit großen Eigenleistungen der Bevölkerung neue Feuerwehrhäuser gebaut. In Runding siedelte sich eine Strickwarenfabrik an, in die später die katholische Ichthys-Gemeinde einzog. 1994 wurde in Erfüllung des Eingemeindungsvertrags Runding–Raindorf aus dem Jahre 1973 der Ausbau der Verbindungsstraße Runding–Rieding verwirklicht.

Die Gemeinde beteiligte sich an der Flurbereinigung Niederrunding mit umfangreichen Wegebau-Maßnahmen. Ziel des Bürgermeisters war es, möglichst zu jedem Haus eine ausgebaute Asphaltstraße zur Erschließung zu schaffen.

Tresor in der Alten Kirche

In einem Verein setzte er sich für die Erhaltung der alten Dorfkirche im Zentrum von Runding ein, die zunächst abgerissen werden sollte. Als Bürgermeister Hastreiter und der Hausmeister der Schule, Klement Mühlbauer, den Tresor der Alten Kirche entsorgen wollten, klapperte etwas im Inneren des Tresors. Mehrere Stunden lang bemühte sich der Hausmeister, den Tresor zu öffnen. Endlich war das Behältnis geöffnet, Monstranzen und ein Blutstropfen des „Bruder Konrad“ kamen zum Vorschein. Mühlbauer holte daher Pfarrer Karl Schmid, um den Inhalt des Tresors zu besichtigen. Dieser erwiderte dem Hausmeister: „Warte, ich hole den Schlüssel“.

1993 ging der Verwaltungsangestellte Karl Beer nach 40 Jahren als Bürgermeister und als Bediensteter der Gemeinde in Pension. Als Nachfolger wurde Markus Schiedermeier in der Verwaltung eingestellt. Die Gemeindeverwaltung konnte Karl Beer als Archivar gewinnen. Er arbeitet an dem Aufbau eines Gemeinde–Archivs für die Altgemeinden Niederrunding, Raindorf und für Runding. 1996 wurde nach langen Diskussionen im Gemeinderat an den Kindergarten Runding angebaut, im gleichen Jahr das Baugebiet „Am Schmidacker“ erschlossen. 1999 folgte der nächste Bebauungsplan, der „Schietanger“ mit insgesamt 30 neuen Parzellen. Im Jahre 2004 hatte die Gemeinde 23?? Einwohner. Die beiden Altbürgermeister Fritz Maier (ehemalige Gemeinde Raindorf) und Alfred Graf wurden 1996 zu Ehrenbürgern von Runding ernannt, Altbürgermeister Karl Beer und Bischöflich Geistlicher Rat Karl Schmid folgten in den Jahren 2000 und 2002.[7]

Politik

Politische Gemeinde

Durch die Gemeindeedikte von 1808 und 1818 wurden die heutigen politischen Gemeinden Bayerns gegründet.

Die Einwohnerzahlen Rundings betrugen im Laufe der Jahre:[8]

Datum Bevölkerung
1840 1158
1871 1327
1900 1945
1925 1786
1939 1712
1950 2099
1956 1866
1970 2009
1987 2121
1993 2167
1996 2254
2001 2287
2002 2336
2003 2341
2004 2379

Bürgermeister

Die Bürgermeister der Gemeinde Runding[4]

  • -1956 Wolfgang Beer
  • 1956-1978 Karl Beer (CSU)
  • 1978–1984 Alfred Graf (SPD)
  • 1984-2008 Willibald Hastreiter (CSU)
  • seit 2008 Franz Piendl (CSU)

Wappen

Das Wappen wurde am 25. Januar 1980 durch Bescheid der Regierung der Oberpfalz genehmigt.

Blasonierung: „Gespalten; vorne in Rot drei schmale goldene Pfähle, hinten in Gold ein blauer Balken.“

Das Wappen vereint die Symbole der zwei für das Gemeindegebiet prägenden Adelsgeschlechter. Die drei goldenen Pfähle in Rot in der vorderen Hälfte stehen für die Runtinger, ein in Verbindung mit der Burg Runding erstmals 1118 im Gefolge der Markgrafen von Cham nachweisbares Ministerialengeschlecht. Der blaue Balken in Gold in der hinteren Hälfte zeigt das Familienwappen der Notthafft, die 1413 den Besitzanteil von Michel Runtinger übernahmen und bis 1829 in der Herrschaft, zuletzt im Patrimonialgericht Runding Herrschaftsrechte ausübten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Burg Runding

Auf dem Schlossberg befindet sich die Burgruine Runding. Sie wurde 1118 erstmals urkundlich erwähnt und war einmal die größte Burganlage des Bayerischen Waldes. Die Runtinger (Roumptinger) bauten vermutlich schon um 1100 die erste Burg. Damals wurde der Ort von Pachling in Runting umbenannt, daraus wurde wahrscheinlich das spätere Runding. 1118 wurden die zwei Runtinger Brüder, Rudiger und Adalbert, als Ministerialen der Markgrafen von Cham erwähnt. Nach dem Aussterben der Runtinger um 1413 übernahm die Ministerialenfamilie Notthafft die Burg als Lehen von den Herzögen von Straubing-Holland. Die Familie Notthafft baute die Burg im 15. und 16. Jahrhundert aus, bis sie eine überbaute Gesamtfläche von etwa 15.000 Quadratmetern hatte.

Gebäude der Burgruine Runding

Um 1430 mussten die Burg und die umliegenden Ortschaften die Hussiteneinfälle überstehen und im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss 1633 und 1641 von Schweden geplündert. Wegen finanzieller Schwierigkeiten der von Notthafft ersteigerte 1829 der bayerische Staat die Herrschaft Runding und das Schloss. Kurz danach kaufte der Hofbankier Hirsch aus München den ganzen Besitz, kümmerte sich aber nicht weiter um das Schloss. Hirsch verkaufte den Schlossberg mit dem Schloss 1858 an einen Bauern aus Runding. Das Schloss war damals schon weitgehend unbewohnbar, so dass der Bauer die Eichenbohlen der Dächer, die Fenster und die Türstürze entfernte und verkaufte. In der Folge diente die Ruine den Rundingern als Steinbruch. Erst ab 1996 begannen erste Erhaltungsmaßnahmen durch die Gemeinde. Es gibt einen Verein, der diese Maßnahmen unterstützt und es wird versucht, die alten Burganlagen wieder freizugraben. Seit 1999 laufen archäologische Ausgrabungen unter Leitung des Mittelalterarchäologen Dr. Bernhard Ernst aus Bamberg. Ziel ist es, nach der vollständigen Freilegung der Hauptburg ein archäologisches Freilichtmuseum zu schaffen.

Die alte Pfarrkirche St. Andreas

Bei den Grabungen 2010 wurden durch den Archäologen Dr. Bernhard Ernst bei der Freilegung der Kapelle unterhalb des Gipfelfelsens im Altarraum menschliche Knochen entdeckt. Unter dem ehemaligen Standort des Altars war in den gewachsenen Felsen eine dreieckige Vertiefung geschlagen worden und die Knochen aufbewahrt. Es handelt sich laut Dr. Sperl um einen menschlichen Unter- und Oberschenkelknochen. Es kann daher angenommen werden, dass hier Reliquien aus der ehemaligen Burgkapelle gefunden wurden. (6)

Die alte Pfarrkirche St. Andreas

Der Unterbau des Turms stammt aus dem beginnenden 18. Jahrhundert. Das Langhaus, der Chor und die Turmobergeschosse wurden um 1850 neu erbaut. In die südlichen und nördlichen Außenwände wurden Grabplatten des 16. Jahrhunderts eingelassen. Auf dem Friedhof befindet sich ein Grabdenkmal aus Gusseisenplatten für Wilhelm Cajetan Nothafft von Weißenstein († 1807).

In Runding zahlt die Gemeinde von jeher für das Läuten und den Unterhalt der Kirchturmuhr. Der Mesner sammelte dafür jedes Jahr die sogenannte Läutgarbe von den Gemeindebürgern ein. Das sind Bestandteile der früher aufgestellten Kornmandln. Heute kümmert sich die Gemeinde um den Unterhalt der Turmuhr auf der Alten Kirche.[4]

Die neue Pfarrkirche St. Andreas

Im Jahre 1978 wurde eine neue Kirche gebaut. Zwei Jahre später wurde Karl Schmid als Nachfolger von Pfarrer Simon Kiermeier in sein Amt eingeführt. Die neue Kirche wurde mit einem Satteldach quer zum Hang und mit roten Backsteinziegeln ausgeführt, was eher ungewöhnlich für ein Bauwerk im vorderen Bayerischen Wald ist.[7] Sie besitzt einige Barockfiguren des 18. Jahrhunderts aus der alten Pfarrkirche. Größter Einrichtungsgegenstand ist die Vleugels-Orgel (II/36 Register) von 1998, mit künstlerischer Farbfassung von Jacques Gassmann.

Wirtschaft und Infrastruktur

Granitsteinbruch Blauberg

Seit dem Jahr 1888 wurde im Ortsteil Blauberg Granit gefördert. Der alte Steinbruch ist heute mit Wasser gefüllt; im dadurch entstandenen Blauberger See kann gefischt werden. Bis 1967 war der Steinbruch ein sogenannter Werksteinbetrieb für die Herstellung von Randsteinen und Pflastersteinen, danach ein Schotterwerk. Von der Jahrhundertwende bis zur Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg arbeiteten dort bis zu 200 Personen. In einer eigens geschaffenen Arbeitersiedlung, im Volksmund „Rußland“ genannt, war ein Teil der Beschäftigten untergebracht. Die Zahl der Arbeitnehmer ging mit der zunehmenden Motorisierung und Automatisierung stark zurück.[9]

AZ Formen- und Maschinenbau Niederrunding

Im Jahre 1960 erfuhr Willi Gruber, der Wirt vom Gawitzl (Langwitz), dass ein gewisser Zängl aus München seinen Betrieb im Raum Cham ansiedeln wollte. Der Wirt beschrieb ihm die Vorzüge der Lage von Langwitz an einer eigenen Bahnstation. Aus diesem Kontakt und auf Vermittlung von Gruber unter Beteiligung des damaligen Bürgermeisters Hiebl aus Perwolfing entstand die Firma. AZ Formenbau mit ca. 200 Beschäftigten im Maschinenbau in der damaligen Gemeinde Niederrunding. Der Betrieb trug mit seinen Beschäftigten und Gewerbesteuerzahlungen zur Entwicklung der Gemeinde bei.[10]

Fremdenverkehr

Wie andere Orte im Landkreis Cham begann auch Runding im Jahre 1954 durch die Gründung einer Interessengemeinschaft mit dem Aufbau des Fremdenverkehrs, der die fehlende Industrie ersetzen sollte. Die Lage Rundings schien dafür durch den an den Ort anschließenden Naturpark am Schlossberg geeignet. Die Arbeit begann mit der Werbung von Fremdenzimmern zur Aufnahme von Feriengästen. Anfänglich waren nur 35 Gästebetten vorhanden. Mit verschiedenen Reisebüros aus Berlin wurde Verbindung aufgenommen, die Gäste für Runding warben. Um den Ort herum wurden Wanderwege geschaffen und markiert. Die Vorstandschaftsmitglieder des Fremdenverkehrsvereins und Bierbrauereien, die nach Runding Bier lieferten, stifteten insgesamt 32 Ruhebänke, die um den Schlossberg aufgestellt wurden. Die Bayerische Granit AG Blauberg lieferte kostenlos die Sockelsteine. Die Gasthäuser waren zu dieser Zeit noch veraltet. Die Gemeinde ließ die Zufahrtsstraßen und auch die Ortsdurchfahrtsstraßen ausbauen und der Ort bekam ein ansehnliches Bild. Sämtliche Gaststätten wurden renoviert und die Fremdenzimmer mit fließendem Wasser, zum Teil mit Warmwasser ausgestattet. Die Gemeinde Runding unterstützte den Fremdenverkehrsverein finanziell. Ortsprospekte wurden an Reisebüros verschickt.

Bis 1960 stieg die Zahl der Fremdenzimmer und der Übernachtungen stetig an. Ab 1960 fehlte es aber am weiteren Aufbau und an der Pflege. Mangels Interesse der Mitglieder an der Arbeit des Fremdenverkehrsvereins trat die Vorstandschaft zurück, der Verein wurde aufgelöst. Der Gemeinderat beschloss daraufhin ein Fremdenverkehrsamt der Gemeinde einzurichten, mit dessen Leitung der bisherige Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins, Karl Schönfelder, beauftragt wurde.[11]

Die Gemeinde Runding stellte im Mai 1997 mit Eva Färber eine eigene Kraft für den Fremdenverkehr ein, die sich stundenweise um die Feriengäste kümmerte. Sie führte Gästeempfänge durch, organisierte geführte Wanderungen, Lagerfeuer, Besuche in den Gaststätten, informierte Urlauber über Interessantes aus dem Ort und bot Führungen in der Burgruine an. Geworben wird seit Jahren im Gemeinschaftsprospekt Chamer Freizeitland und neuerdings auch wieder mit einem eigenen Prospekt. Seit 1997 ist die Gemeinde auch im Internet präsent. Eva Färber beendete 2004 ihre Tätigkeit, da sie das Rentenalter erreicht hatte. Die Gemeinde versuchte, durch die Erhaltungsmaßnahmen an der Burgruine Runding ab 1993 und archäologische Ausgrabungen ab 1999 einen zusätzlichen Anziehungspunkt für Gäste zu bieten. Ziel ist die Einrichtung eines archäologischen Freilichtmuseums innerhalb der nächsten zwei Jahre. Schon heute besuchen mehrere Tausend Gäste alljährlich die Burgruine, von der man einen herrlichen Rundblick vom Chambtal bis hinauf zum Haidstein hat.

Übernachtungszahlen der letzten Jahre:[7]

  • 1993 51 000
  • 1994 30 000
  • 1996 60 000
  • 1997 26 000
  • 2001 48 600
  • 2002 46 800
  • 2003 36 400
  • 2004 42 200
  • 2005 33 300

Schulhäuser

Im Jahre 1883 wurde in Runding erstmals eine Schule gebaut. 62 Gemeindebürger waren zusammengekommen, um sich per Unterschrift für oder gegen die Aufnahme von sogenannten Annuitätenkapitalien zum Neubau einer Schule im Dorfkern auszusprechen. 56 Gemeindebürger männlichen Geschlechts sprachen sich für das Vorhaben aus. Im Jahre 1964 erwarb der damalige Bürgermeister Karl Beer vom Landwirt Max Schätz nacheinander 14 Hektar Grundstücke zum Bau einer modernen Grund- und Hauptschule. 1963 beschloss der Schulverband Runding, dass 1964 eine moderne Grund- und Hauptschule gebaut werden sollte. 1969 konnte dann in die neue Schule eingezogen werden. Sie war nach den Plänen des Architekten Peter Toll aus Cham für Kosten in Höhe von 2,5 Millionen Deutsche Mark von insgesamt 39 Firmen errichtet worden. Wenige Jahre nach der Einweihung mussten auf Grund einer Schulreform die Klassen sieben bis neun jeden Tag nach Cham in die Teilhauptschule II transportiert werden. 1978 wurde in Teilen dieser Schule die Staatliche Landwirtschaftsschule untergebracht.[4]

Anfang des 21. Jahrhunderts wurden mit der Einführung der R6 in den Realschulen wie in vielen Landgemeinden auch die fünfte und sechste Klasse in die Hauptschule Cham abgezogen. Der Schulsprengel wurde durch die Regierung der Oberpfalz geändert. Die verbliebenen vier Klassen wurden in den wesltlichen Trakt der Grundschule Runding gelegt, der östliche Trakt steht seither leer. Im Jahr 2010 wurde von der Gemeinde mit Hilfe einer Förderung mür energetische Modernisierung die Turnhalle der Schule komplett renoviert. Seit der Einführung der R6 waren die Schülerzahlen beständig leicht gesunken, im Schuljahr 2010/2011 besuchen 76 Kinder die Grundschule Runding. (6)

Quellen

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Quartale (hier viertes Quartal, Stichtag zum Quartalsende) (Hilfe dazu)
  2. Wittek Leodegar: Runding - ehemaliger Rektor der Volksschule Runding (1988)
  3. Zusammenfassung aus „Herrschaft und Schloss Runding (Strasser,Cham)
  4. a b c d e f Karl Beer, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Runding und Archivar
  5. erfragt von Leodegar Wittek, Runding, im Jahre 1997
  6. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 439
  7. a b c d e Rudolf Raum: Gemeindeverwaltung Runding
  8. „Sozialkunde Runding“ - Friedl Karl Josef aus Niederrung, 1987
  9. Gemeinderätin Schiedermeier Heidi
  10. erfragt von Gruber Willibald, Wirt von Langwitz, im Jahre 1997
  11. Karl Schönfelder, Leiter der Polizeidienststelle Runding in den 60er Jahren des 20.Jhts.

Literatur

Weblinks

 Commons: Runding – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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