- Schloß Altenstein
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Schloss Altenstein Schloss Altenstein im Herbst 2005
Entstehungszeit: um 1750 (2mal umgebaut) Erhaltungszustand: im Wiederaufbau Ort: Bad Liebenstein Geographische Lage 50° 50′ 7″ N, 10° 20′ 57″ O50.83527777777810.349166666667Koordinaten: 50° 50′ 7″ N, 10° 20′ 57″ O Altenstein ist seit den 1970er Jahren ein Stadtteil von Bad Liebenstein in Thüringen. Es handelt sich um ein Schloss mit zugehörigem Park, der mit einer Fläche von etwa 160 Hektar zu den größten Parkanlagen Deutschlands zählt. Mittelpunkt des weitläufigen Landschaftsparks ist ein Schlossgebäude nach englischem Vorbild, welches mehrfach umgestaltet wurde.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorzeit
724 erfolgte die Errichtung einer Kapelle mit Priesterhaus durch den Heiligen Bonifatius. Aus 774 datiert die erste urkundliche Erwähnung einer Burg auf dem Stein; vermutlich wurde sie aber bereits kurz nach 531 zum Schutz der fränkischen Besitzungen in der Gegend errichtet. 1116 ist Dudo von Stein als erster Burgmann nachgewiesen. Um 1150 wurde auf dem Bonifatiusfelsen die Neuenburg durch das Kloster Fulda errichtet. Diese Burg wurde den Herren von Frankenstein als Lehen gegeben. Seitdem trägt der ehemalige Stein die Bezeichnung Alter Stein.
Mit den Dörfern Gumpelstadt und Waldfisch wurden Steinbach und Schweina zum Amt Altenstein zusammengeschlossen. Schweina wurde Hauptort des Amtes. Mit dem Aussterben derer von Stein ging die Burg an die Frankensteins, dann an die Salzas (von Langensalza) und kurze Zeit später 1346 durch Kauf an die Thüringer Landgrafen.
Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhundert müssen auf dem Stein, und in der Umgebung, unglaublich räuberische Zustände geherrscht haben, was sich auch an der wenig schmeichelhaften Zusatzbezeichnung Dornheckenamt ablesen lässt. Erst um 1400 wurden die Burgmannen vom Alten Stein durch den letzten Thüringer Landgrafen Balthasar (1379–1406) entmachtet, der den Markgrafenstein bei der Chemnitzer Teilung 1382 erhalten hatte. Für die nächsten rund 90 Jahre hüllen sich die historischen Verzeichnisse über das Geschehen auf dem Alten Stein und dem Dornheckenamt in Schweigen. Erst als 1492 Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen und dessen Bruder Johann den Beständigen Schloss und Amt Altenstein an den verdienstvollen Kammerjunker Hans Hund von Wenkheim als erbliches Mann-Lehen überließen, kehrten wieder geordnete Verhältnisse ein. 1495 erwarben die Hund von Wenkheim die Neuenburg.
Am 4. Mai 1521 nahm der berühmteste aus dem Geschlecht der Hunde von Wenkheim, Burghard II., Martin Luther etwa fünf Kilometer oberhalb von Steinbach im Glasbachtal gefangen und brachte ihn auf die Wartburg. 1554 wurde Schloss Altenstein durch fränkisch-braunschweigische Kriegsvölker, die gegen den Markgrafen von Ansbach zu Felde zogen, geplündert und weitgehend zerstört. Um 1557 wurde mit der Erneuerung und Erweiterung des alten Schlossbaus begonnen. 1647 wurde der letzte Herrscher des Geschlechts der Hunde von Wenkheim, Eberhard Friedrich (1647–1722), geboren. Dieser war im Gegensatz zu den meisten recht streitlustigen und gierigen Vorgängern ein großer Wohltäter, der durch Gerechtigkeitssinn, Freigiebigkeit und eine ganze Reihe von wohltätigen Stiftungen und Kirchenzuwendungen dem Geschlecht neuen Glanz einbrachte. Außerdem beendete er die unmenschlichen Hexenprozesse zwischen 1628 und 1699 im Amt Altenstein. Den Hexenverfolgungen fielen von 19 eingesperrten Frauen aus den Orten Schweina und Steinbach 18 dem Scheiterhaufen oder dem Galgen zum Opfer. Der Hexenturm auf dem Altenstein wurde 1699 für immer geschlossen.
Die Sachsen-Meininger-Zeit
Nach dem Tode von Eberhard Friedrich fiel das Lehen an die neuen, seit 1680 regierenden Landesherren, die Herzöge von Sachsen-Meiningen. Am 27. März 1733 verlor der Jägerbusche Hans David Fuchs aus Steinbach einen Erbschaftsprozess (andere Quellen berichten von nicht zurückgezahlten Geldforderungen) und steckte daraufhin das Erbgut sowie mehrere Häuser in Steinbach in Brand. Der durch den starken Wind entfachte Funkenflug entzündete auch das Schloss, das bis auf die Grundmauern niederbrannte. Anton Ulrich Herzog von Sachsen-Meiningen (1687–1763) ließ durch den italienischen Baumeister Alessandro Rossini ein neues schlichtes und einfaches Barockschloss errichten. Anton Ulrich betrat das Schloss allerdings nur einmal, da der Baumeister das Schloss „verkehrt herum“, also mit der schönen Seite (Schaufassade) zum Berg statt zum Tal hin errichtet hatte. Auf Grund dieser Fehlplanung führte das Schloss ein Jahrzehnte dauerndes Schattendasein.
Erst 1799 begannen neue Instandsetzungen und ein teilweiser Umbau durch den Sohn Anton Ulrichs Georg I. Herzog von Sachsen-Meiningen (1761–1803). 1798 begannen die Arbeiten zur Errichtung der Sommerresidenz auf dem Altenstein und die Gestaltung des Parks als englischer Landschaftsgarten, die sich bis 1804 hinziehen. Mit dem Landschaftsgarten sind so berühmte Namen wie Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785–1871), sein Meisterschüler Carl Eduard Petzold (1815–1891) und Peter Joseph Lenné (1789–1866) verbunden. Selbst der alte Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe soll Anregungen für den Park beigetragen haben. In dieser Zeit wurden mehrere für den Landschaftsgarten typische Staffagebauten zur Belebung der Parklandschaft errichtet, unter anderem 1799 die Ritterkapelle.
Im Jahr 1800 wurden ein künstlicher See und der Luisent(h)aler Wasserfall angelegt, die Schweizer Sennhütte im Luisenthal, die im chinesischen Stil gebaute Rotunde (bereits 1884 wegen Baufälligkeit abgebrochen), ein chinesisches Häuschen (1906 komplett saniert und im Jahr 1923 wegen Baufälligkeit und fehlender Geldmittel zur Rekonstruktion abgebrochen – einziges Überbleibsel ist die Wetterfahne in Form eines Drachens auf dem Hofmarschallamt, Springbrunnen und Fontänenbecken und die Teufelsbrücke (vermutlich 1918 Ersten Weltkrieg zerstört) errichtet. 1801 erfolgte die Installation der Äolsharfe im Hohlen Stein. 1803 bis 1804 wurden Hofmarschallamt, Marstall und Orangerie errichtet. Ein weiterer Glücksfall für den Landschaftspark war die bereits 1799 entdeckte Altensteiner Höhle, die wegen ihrer Lage am Rande des Parks in der Nähe von Schloss Glücksbrunn früher auch Glücksbrunner Höhle genannt wurde. Die Altensteiner Höhle ist eine der wenigen natürlichen Höhlen in Europa, die im Sinne eines unterirdischen Landschaftsgartens gestaltet und genutzt wurden.(u. a. Höhlensee mit griechischem Tempel, Kahnfahrten, Illuminationen, Echokonzerte, etc.) 1814 wurde das eiserne Kreuz auf dem Bonifatiusfelsen auf Anregung von Erb-Prinz Bernhard E(h)rich Freund (1800–1882) errichtet.
Am 13. August 1846 wurde zu Ehren des 54. Geburtstags der Königinwitwe Adelheid von England (1792–1849), mit Wilhelm von Clarence (1765–1837) von 1818–1837 verheiratet, der als Wilhelm IV. von Großbritannien von 1830 an für sieben Jahre den englischen Thron bestieg, ein großes Volksfest auf dem Altenstein veranstaltet. In den Jahren 1846–1852 wurde der Altensteiner Parks erweitert und umgestaltet. Am 4. August 1850 organisierte der berühmte deutsche Pädagoge Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782–1852) ein großes Spielfest auf dem Altenstein. In den Jahren 1888–1889 erfolgte der Schlossumbau für den „Theaterherzog“ Georg II. Herzog von Sachsen-Meiningen (1866–1914), der als der letzte große Bauherr und Förderer von Schloss und Park zu Altenstein gilt. Der Umbau erfolgte im Stil von Landhäusern der englischen Spätrenaissance des 16. Jahrhunderts mit Fassaden im Neorenaissance-Stil. Der für den 11. August 1889 vorgesehene Besuch von Kaiser Wilhelm II. (1859–1941) wurde von Georg II. abgesagt, weil sich der Kaiser strikt weigerte, Georgs dritte Ehefrau, die frühere Schauspielerin Ellen Franz, danach Helene Freifrau von Heldburg (1839–1923) zu sehen.
In den Jahren 1890–1900 wurden Teile des Parks, vor allem im schlossnahen Bereich umgestaltet. Auf Einladung des Herzogspaares weilte Johannes Brahms in den Jahren 1894–1895 mehrmals auf dem Altenstein. Am 25. Juni 1914 starb Herzog Georg II. in Bad Wildungen. Am Tag seiner Beisetzung auf dem Parkfriedhof zu Meiningen, am 28. Juni 1914, fielen die verhängnisvollen Schüsse von Sarajevo, die den Ersten Weltkrieg auslösten. Nach dem Krieg, der Abdankung des Kaisers und der Abschaffung der Monarchie erlosch auch die Funktion Altensteins als Sommerresidenz des Hauses Sachsen-Meiningen.
1920 wurde als letztes Parkensemble das Herzogsgrab, Ruhestätte von Bernhard III. Herzog von Sachsen-Meiningen und seiner Frau Prinzessin Victoria Elisabeth Augusta Charlotte von Preußen in unmittelbarer Sichtweite des Schlosses errichtet. 1942 (andere Quellen sprechen sogar schon von 1938) wurden Schloss und Park zu Altenstein an das Land Thüringen verkauft. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss als Lazarett zweckentfremdet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Krieg kam es zu einer kurzzeitigen Nutzung als Lehrlingswohnheim und ab 1946 wurde es Erholungsheim der Handwerkskammer. 1979 wurde Altenstein zum Denkmal der Landschafts- und Gartengestaltung erklärt und in die Bezirksdenkmalliste aufgenommen.
In der Nacht vom 3. zum 4. Februar 1982 kam es im Schloss durch einen technischen Defekt (vermutlich infolge von Schweißarbeiten) zu einem verhängnisvollen Brand. Das Schloss wurde bis auf die Außenmauern zerstört. 1984 begannen die ersten Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen. Noch vor der Wende in der DDR wurde das Dach neu gedeckt, allerdings wegen mangels grüner Biberschwänze rot mit grünem Muster, und mit dem Innenausbau mit Hohlblocksteinen begonnen. Danach ruhten eine Zeit lang sämtliche Arbeiten.
Am 20. Juli 1995 wurde die Gesamtanlage in das Eigentum der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übertragen. Seitdem wird schrittweise das Gesamtensemble rekonstruiert. Man begann mit dem Dachstuhl des Schlosses, der Dacheindeckung – nun wieder grün mit rotem Muster, dem Dach des Hofmarschallamtes, der Sanierung der beiden Kavaliershäuser und der Stützmauern des Schlosses. 2009 beginnen die Planungen und 2010 die Baumaßnahmen zum Innenausbau des Schlosses. Für 2015 ist die Fertigstellung des Schlosses geplant.[1]
Bestandteile des Landschaftsparkes
- Ritterkapelle: erbaut um 1800 – restauriert
- Chinesisches Häuschen mit Äolsharfe: erbaut um 1800, abgebrochen 1923 – Wiederaufbau geplant
- Rotunde: erbaut um 1800, abgebrochen 1884 – nur noch Fundamente und Treppen
- Blumenkorbfelsen: Felsnadel mit Blumenschale, derzeit von hohen Bäumen umgeben – keine Sichtbeziehungen, keine Blumen
- „Luisentaler Wasserfall“ mit Sennhütte: Granitfelsen im alpenländischen Flair, anstelle der Gemsen gab es Angoraziegen, diese fehlen heute
- Teufelsbrücke: seit 1800 Hängebrücke zwischen zwei Felsen, zerstört 1918 – Wiederaufbau 2009
- Herzogsgrab: Grabstätte Bernhard III. und seiner Frau – seit 1920
- Hofmarschallamt mit Marstall und Orangerie
- Schmuckelemente (Auswahl)
- Sonnenuhr
- Fontänenbecken
- Idolino-Brunnen
- Teppichbeet
- Zopfbeet
- Sitzbank FUER FAVLE
- Artemis mit Reh
- vorhandene Naturschönheiten
- Altensteiner Höhle
- Morgentor: Felsen mit Blick ins Werratal
- Bonifacius-Felsen: hier predigte Bonifacius – seit 1992 mit Kreuz
- Steinbacher Blick: Blick auf Steinbach und Barockkirche
Tourismus
Das Informationsbüro des Fördervereins Altenstein-Glücksbrunn mit Infopunkt des Naturparks Thüringer Wald befindet sich im ehemaligen Wirtschaftsgebäude links neben dem Hofmarschallamt (Rundbau) und ist täglich geöffnet. Ein kleines Schlossmuseum im Rundbau hat eingeschränkte Öffnungszeiten.
In der näheren Umgebung befinden sich die Altensteiner Höhle (eine Klufthöhle des Altensteiner Zechsteinriffs) sowie das Lutherdenkmal, an der Stelle, wo der mit Reichsacht belegte Martin Luther auf der Rückreise vom Reichstag zu Worms am 4. Mai 1521 zum Schein überfallen und im Auftrag des Kurfürsten von Sachsen zu seiner eigenen Sicherheit auf die Wartburg verbracht wurde.
Literatur
- Friedrich Mosengeil: Das Bad Liebenstein und seine Umgebungen, 1815
- Ludwig Bechstein: Liebenstein und Altenstein - Ein Fremdenführer, 1842
- Emil Rückert: Altensteins Vorzeit, 1852, 2002, Elchverlag, ISBN 3-933566-08-8
- Eduard Fritze: Geschichtliches über Bad Liebenstein,Schweina,Steinbach..., 1925, 2002, Elchverlag, ISBN 3-933566-09-6
- E. Kaiser: Bad Liebenstein - Das Herzheilbad der Deutschen Demokratischen Republik, 1959
- Bertram Lucke:Die drei Sommerresidenzen des Herzogs Georg II. von Sachsen-Meiningen in Bad Liebenstein und auf dem Altenstein“, Verlag Ausbildung und Wissen Bad Homburg und Leipzig 1994, ISBN 3-927879-58-4
- Silvia Malsch: Bad Liebenstein - ein Reise(ver-)führer“, Altensteiner Verlag, Bad Liebenstein 2005, ISBN 3-935795-99-8
- Roland Geißler: Wanderführer um Bad Liebenstein und den Inselsberg, 2007, Verlag Rockstuhl, ISBN 978-3-938997-79-6
- Ortschronik Schweina e.V. unter Leitung von Edith Raddatz: Altensteiner Blätter (Jahrbücher), ab 1992, ohne ISBN
- Parkführer der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten sowie des Fördervereins Altenstein-Glücksbrunn
Einzelnachweise
Weblinks
- Förderverein Altenstein Glücksbrunn e.V.
- Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten - Schloss und Park Altenstein
- Fotorundgang
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