- Prosiměřice
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Prosiměřice Basisdaten Staat: Tschechien Region: Jihomoravský kraj Bezirk: Znojmo Fläche: 644 ha Geographische Lage: 48° 54′ N, 16° 12′ O48.90233116.191938205Koordinaten: 48° 54′ 8″ N, 16° 11′ 31″ O Höhe: 205 m n.m. Einwohner: 806 (1. Jan. 2011) [1] Postleitzahl: 671 61 Kfz-Kennzeichen: B Struktur Status: Městys Ortsteile: 1 Verwaltung Bürgermeister: Jiří Lukeš (Stand: 2009) Adresse: Prosiměřice 197
671 61 ProsiměřiceGemeindenummer: 594709 Website: www.prosimerice.cz Prosiměřice (deutsch Proßmeritz) ist eine Minderstadt in Südmähren, Tschechien). Der Ort liegt ca. 10 km nordöstlich von Znojmo (Znaim).
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Nachbarorte sind Vitonice (Wainitz) im Norden, Stošíkovice na Louce (Teßwitz an der Wiese) im Osten, Bantice (Panditz) im Süden, Těšetice (Töstitz) im Südwesten und Kyjovice (Gaiwitz) im Westen. Der Ort selbst ist als ein Straßendorf angelegt.
Geschichte
Die bairisch-österreichisch Ui-Mundart mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie um 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2] Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte im Jahre 1226, wo Ottokar I. den Ort dem Kloster Bruck schenkte. Das Kloster erhielt aber erst ab 1293 die Zehentabgaben des Ortes. Im 14. Jahrhundert gehörte ein Teil der Ortschaft zur Herrschaft Jaispitz. Bereits im Jahre 1435 erhält der Ort seinen dritten Jahrmarkt. Diese wurden immer am Montag nach Palmsonntag, am 1. September und am 21. Dezember abgehalten. Am 20. September 1540 wurde Proßmeritz durch den böhmischen König und späteren Kaiser Ferdinand I. zum Markt erhoben. Im Laufe der Jahre änderte sich die Schreibweise des Ortes mehrmals. So schrieb man 1226 "Prozimiriz", 1241 "Prosmeric" und bereits ab 1251 "Prosmeritz".
Während des Dreißigjährigen Krieges (1625) erhielt das Haus Liechtenstein die Herrschaft über Proßmeritz. Damit wurde der Ort auch ein Teil der Herrschaft Kromau. Die Matriken werden seit 1652 geführt. Auf der „Galgenhöhe“ Richtung Töstitz sollen zu dieser Zeit Hinrichtungen stattgefunden haben. Im 18. Jahrhundert wurde der eine Teil des Ortes von der Herrschaft Kromau und der andere Teil von dem Kloster Bruck verwaltet. Um 1780 wird eine Schule in Proßmeritz gebaut.
Während der Franzosenkriege wurde der Ort zweimal (1805 und 1809) von französischen Truppen besetzt, wobei es zu Plünderungen kam. [3] Im 19. Jahrhundert wüteten in den Jahren 1821, 1829 und 1842 Großbrände im Ort die schwere Verwüstungen anrichteten.[4] Aufgrund dieser Brände wurde bereits im Jahre 1875 eine Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen. Im Jahre 1884 wird die Schule auf drei Klassen erweitert und die Kinder von Gaiwitz nach Proßmeritz eingeschult. Der größte Teil der Bevölkerung lebte von der Landwirtschaft, wobei der in Südmähren seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau kaum eine Rolle spielte. So überstieg die Menge des produzierten Weins nie den Eigenbedarf des Ortes.[5] Weiters wurden neben verschiedenen Getreidesorten noch Hackfrüchte, Zuckerrüben und Gurken angebaut. Neben dem üblichen Kleingewerbe gab es noch drei Mühlen, einen Arzt und eine Molkerei in Proßmeritz.
Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die ab Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[6] sprach die strittigen Territorien gegen den Willen der dortigen deutschen Bevölkerung der Tschechoslowakei zu. Damit fiel auch die südmährische Ortschaft Proßmeritz, deren Bewohner 1910 zu 100 % Deutschsüdmährer waren, an den neuen Staat. Die versprochenen gleichberechtigte Stellung der Minderheiten wurde letztlich vom Mehrheitsvolk nicht zugestanden. Maßnahmen folgen wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung, wodurch es durch Siedler und neu besetzte Beamtenposten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Nationalität kam.[7] Diese Maßnahmen verschärften die Spannungen zwischen der deutschen und tschechischen Bevölkerung. Als auch die von den Deutschsprachigen geforderte Autonomie nicht verhandelt wurde und bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der Randgebiete, die im Münchner Abkommen[8] geregelt wurde an Deutschland. Somit wurde Proßmeritz mit 1.Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau.
Von 1939 bis 1945 waren Proßmeritz mit den Nachbargemeinden Bonitz, Gaiwitz und Wainitz zusammengefasst.[9] Am 7. Mai 1945 wurde der Ort von russischen Flugzeugen bombardiert und einen Tag später von Truppen besetzt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Gemeinde wieder zur Tschechoslowakei zurück. Ungefähr die Hälfte aller deutschen Bürger von Proßmeritz flohen vor den einsetzenden Nachkriegsexzessen oder wurden bereits vor der Umsetzung des Potsdamer Protokolls in einer "wilden Vertreibung" über die Grenze nach Österreich vertrieben. Im Potsdamer Kommuniqués (Protokoll) sanktionierten die siegreichen Alliierten die summarische Vertreibungen Deutscher in großem Ausmaß und ohne jede Prüfung individueller Schuld. Es ist kein Friedensvertrag im völkerrechtlichen Sinne, sondern die Siegermächte stimmten darin „einen geordneten und humanen Transfer" der "deutschen Bevölkerungsteile" aus der Tschechoslowakei zu, es gibt kein Protokoll über akzeptierte Enteignung oder Vermögensentzug. Aufgrund des Beneš-Dekretes 108 vom 25.Oktober 1945 wurde das gesamte Vermögen der deutschen Bürger aus Proßmeritz konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen. Bis auf zwei Personen wurden die restlichen 206 deutschen Ortsbewohner, zwischen dem 22.Juni und dem 27.August 1946, [10] offiziell nach Deutschland zwangsausgesiedelt[11]. Der Ort wurde neu besiedelt.
Die meisten Vertriebenen wurden in Deutschland ansässig. Zwei ehemalige Proßmeritzer wanderten nach Kanada und einer in die USA aus.[12] Seit dem 5. August 1949 ist Bohunice wiederum in Prosiměřice eingemeindet.
Ortsgliederung
Für den Městys Prosiměřice sind keine Ortsteile ausgewiesen. Zu Prosiměřice gehört die Ortslage Bohunice (Bonitz).
Wappen und Siegel
Das erste erwähnte Siegel stammt aus dem Jahr 1637. Es zeigt in einer Umschrift einen links gewendeten aufrecht sitzenden Hasen. Im 18. Jh. hatte der Ort zwei Siegel, da die Gemeinde von zwei Herrschaften verwaltet worden ist. Das Siegel der Herrschaft Kromau führte weiterhin einen links schauenden aufrecht sitzenden Hasen, während der Ortsteil unter der Verwaltung des Klosters Bruck einen rechts laufenden Hasen zwischen den Großbuchstaben "G-P" zeigt.[13]
Das Wappen des Ortes zeigt einen Männchen machenden naturfarbenen Hasen im grünen Feld.
Bevölkerungsentwicklung
Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner Jahr Deutsche Tschechen Andere 1880 567 541 24 2 1890 518 518 0 0 1900 500 499 0 1 1910 494 494 0 0 1921 478 440 23 15 1930 498 465 24 9 Gemeindegliederung
Bonitz ist ein Ortsteil von Proßmeritz.
Sehenswürdigkeiten
- Pfarrkirche des hl. Ägidius (13. Jahrhundert) zwei Altarbilder von Franz Anton Maulbertsch, restauriert im Jahre 1837
- Kapelle mit spätromanischen Turm (16. Jahrhundert) und Fresken von Josef Winterhalter[15]
- Statue des hl. Johannes von Nepomuk und des hl. Florians.
- Kriegerdenkmal
Persönlichkeiten
- Horst Walka (*1942), Leiter der Österreichischen Nationalbank / Niederlassung St. Pölten
Quellen und Literatur
- Gedenk-Buch zur Feier des 25-jährigen Bestandes der Freiwilligen Turner-Feuerwehr in Proßmeritz (1894)
- Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
- Hadinger: Heimatkunde Proßmeritz (1899)
- Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
- Georg Dehio, Karl Ginhart: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in der Ostmark, 1941, Anton Schroll & Co, Proßmeritz S.382
- Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Proßmeritz S.63
- Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren., Proßmeritz: S.32; C. Maurer Verlag, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0
- Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden., Proßmeritz, S.196, Josef Knee,Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X
- Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 283, 515 (Proßmeritz).
- Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z, Proßmeritz, Südmährischen Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
- ↑ Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
- ↑ Gregor Wolny:Die Markgrafschaft Mähren.,1837,s.359
- ↑ Hadinger: Heimatkunde Proßmeritz, 1899
- ↑ Hans Zuckriegl:Ich träum' von einem Weinstock, Kapitel 7, S. 260
- ↑ Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
- ↑ Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
- ↑ O. Kimminich: Die Beurteilung des Münchner Abkommens im Prager Vertrag und in der dazu veröffentlichten völkerrechtswissenschaftlichen Literatur, München 1988
- ↑ Walfried Blaschka, Gerald Frodl:Der Kreis Znaim von A bis Z.,2009
- ↑ Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 605 (Vertreibungstransporte über Znaim Znaim).
- ↑ Archiv Mikulov: Odsun Němců – transport odeslaný dne 20. kvĕtna (1946)
- ↑ Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 283 (Proßmeritz).
- ↑ Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae, Band II, S. 289
- ↑ Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
- ↑ Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren (1990), Proßmeritz, S. 32
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