Mackovice

Mackovice
Mackovice
Wappen von Mackovice
Mackovice (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 1179 ha
Geographische Lage: 48° 54′ N, 16° 19′ O48.89194444444416.310555555556228Koordinaten: 48° 53′ 31″ N, 16° 18′ 38″ O
Höhe: 228 m n.m.
Einwohner: 386 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 671 65
Kfz-Kennzeichen: B
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung
Bürgermeister: Karel Ondráček (Stand: 2009)
Adresse: Mackovice 49
671 78 Jiřice u Miroslavi
Gemeindenummer: 594407
Website: www.mackovice.cz

Mackovice (deutsch Moskowitz) ist eine Gemeinde in Südmähren, Tschechien.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Nachbarorte sind Kasenec (Kaschnitzfeld) im Norden, Břežany (Frischau) im Osten, Čejkovice (Schakwitz) im Westen und Božice (Possitz) im Süden. Der Ort selbst ist als ein Dreieckangerdorf angelegt.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes war im Jahre 1228. Hierbei ist nicht ganz sicher, ob hiermit das heutige Moskowitz gemeint ist. Sicherer ist die Nennung im Jahre 1358. Die Anlage des Ortes und die bis 1945 gesprochene bairisch-österreichische „ui“- Mundart mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie, um 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2] Das Zehent des Ortes ging an das Kloster Bruck. Im Laufe der Jahre änderte sich die Schreibweise des Ortes mehrmals. So schrieb man 1358 "Maczkowicz", 1531 "Mazkowicz", 1633 "Matzkowez", 1643 "Maskowitz", 1650 "Moschowitz" und ab 1672 "Moskowitz". Im Jahre 1412 erhielt das Dorf das Weinbergrecht.[3] Am Ende des 16. Jahrhunderts kamen die Wiedertäufer nach Südmähren und auch nach Moskowitz. So waren bis zu deren Vertreibung nach Siebenbürgen im Jahre 1622 nur mehr 30 Bewohner des Ortes Katholiken.[4] Im Jahre 1625 wurde Moskowitz mit dem Ort Kromau vereinigt. Während des Dreißigjährigen Krieges wird Moskowitz in den Jahren 1619, 1620 und 1622 geplündert. Im Jahre 1645 erobern schwedischen Truppen unter dem General Lennart Torstensson das Dorf und plündern es abermals. Matriken werden seit 1744 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn.[5] Im 18. und 19. Jahrhundert wütete die Pest und die Cholera im Ort. Im Jahre 1892 wurde die Schule im Dorf neu errichtet. Im Jahre 1903 brachen im Ort gleich dreimal Brände aus, die jeweils mehrere Häuser zerstörten. Im Jahre 1906 wurde für die Kirche eine neue mittlere Glocke angeschafft. 1908 wird zum 60jährigen Regierungsjubiläum Franz Josefs eine Linde im Ortsteil Böhmdörfel gepflanzt, der „Kaiserbaam“. Gutsherr Graf Kinsky lässt daraufhin eine Lindenallee pflanzen. Beim Ausheben einer Eisgrube für das Gemeindegasthaus findet man 1913 ein germanisches Hockergrab mit Urne. Die Bewohner von Moskowitz waren zu 80 % selbstständige Bauern, während die restlichen Bewohner Beamten, Handwerker und Arbeiter auf den Gutshöfen waren. So wurden alle 12jährigen Kinder von April bis Oktober vom Schulbesuch befreit um in deren elterlichen Landwirtschaftsbetrieben zu helfen. Angebaut wurden neben verschiedenen Getreidesorten auch Erbsen, Mais, Futterrüben, Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps und verschiedene Obstsorten. Der in Südmähren seit Jahrhunderten gepflegte Weinbau, spielte aufgrund des Klimas und der Bodenbeschaffenheit nur eine geringe Rolle, wobei die produzierten Mengen nie über den Eigenbedarf des Dorfes hinaus wuchsen.[6] Ebenso war die Jagd war mit jährlich 600 geschossenen Hasen, 500 Rebhühner, 10 Rehe und 50 Fasanen sehr einträglich. Neben dem üblichen Kleingewerbe gab es noch den herrschaftlichen Gutshof und eine Schrotmühle samt Karpfenzucht.

Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Eine der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von Saint-Germain 1919, erklärte diese strittigen Territorien und damit Moskowitz, dessen Bewohner im Jahre 1910 zu fast 99 % der deutschen Bevölkerungsgruppe angehörten, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Im Zuge der Bodenreform wurde der Gutshof des Grafen Kinsky enteignet und der Zuckerindustrie AG Göding übergeben. In diese wurde 1926 ein tschechischer Verwalter eingesetzt. Daraufhin kam es zu einem verstärkten Zuzug von Arbeitern und Beamten tschechischer Sprachzugehörigkeit.[7] Im Winter 1929/1930 kam starker Frost auf und ruinierte zahlreiche Weinreben, Nuss- und Kirschbäume. Ab dem Jahre 1930 erfolgte die Elektrifizierung des Ortes. Die versprochenen gleichberechtigte Stellung der Minderheiten wurde letztlich vom Mehrheitsvolk nicht zugestanden. Maßnahmen wie die Bodenreform und die Sprachenverordnung, welche helfen soll Tschechen in den deutschen Gemeinden anzusiedeln, verschärfte diese Spannungen noch. Als auch die von den Deutschsprachigen geforderte Autonomie nicht verhandelt wurden und bewaffnete Konflikte drohten, veranlassten die Westmächte die tschechische Regierung zur Abtretung der Randgebiete, die im Münchner Abkommen geregelt wurde, an Deutschland. Somit wurde Moskowitz mit 1.Oktober 1938 ein Teil des deutschen Reichsgaus Niederdonau. Während dieser Sudetenkrise wurden von tschechischen Soldaten Barrikaden errichtet und Schützengräben im Ortsgebiet ausgehoben.[8]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (8.Mai 1945) wurden die im Münchener Abkommen (1939) an Deutschland übertragenen Territorien, also auch der Ort Moskowitz, im Rückgriff auf den Vertrag von Saint-Germain (1919) wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Bei einsetzenden Misshandlungen der deutschstämmigen Bevölkerung durch selbsternannte Revolutionsgardisten und militanten Tschechen kamen drei deutsche Bürger zu Tode.[9] Andere flüchteten vor diesen Exzessen über die nahe Grenze nach Österreich oder wurden hinüber getrieben. Die zeitgleich auch anderen Orts beginnenden wilden Vertreibungen der deutschen Bevölkerung wurden von den vier Hauptalliierten ohne jede Prüfung individueller Schuld geduldet und diese ethnische Säuberung im Potsdamer Kommuniqués (August 1945) dann auch sanktioniert. Die Alliierten verlangten lediglich „einen geordneten und humanen Transfer der deutschen Bevölkerungsteile“ aus der Tschechoslowakei nach Westdeutschland. Genehmigt durch dieses Abkommen wurden 355 deutsche Bürger von Moskowitz zwischen 22.Juni und 18.September 1946 in 5 Transporten über Znaim nach Westdeutschland offiziell zwangsausgesiedelt. 41 Personen verblieben im Ort. Bereits am 25. Oktober 1945 war, aufgrund des Beneš-Dekretes 108, das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt worden. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen.

In Übereinstimmung[10] mit den ursprünglichen Transfermodalitäten des Potsdamer Kommuniques verlangte die Rote Armee im Jänner 1946, den Abschub aller Volksdeutschen aus Österreich nach Deutschland.[11]

Wappen und Siegel

Das älteste Gemeindesiegel stammt aus dem 17. Jahrhundert. Es zeigt innerhalb eines Blattkranzes die Umschrift "SIGIL.VAF.DIS.DORF.MOSCHOWITZ". Das Siegelrund enthält einen Renaissanceschild, welches eine Weintraube ein Pflugeisen und ein Pflugmesser zeigt.[12]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 630 610 15 5
1890 652 625 16 11
1900 708 691 15 2
1910 728 719 8 1
1921 690 642 39 9
1930 791 698 78 15

[13]

Sehenswürdigkeiten

Dreifaltigkeitskapelle (1938)
  • Filialkirche Mariae Vermählung (1722) vorher Kapelle der Heiligen Fabian, Sebastian, Rochus und Rosalia, Turm (1884)[14]
  • Kriegerdenkmal (1925) im Jahre 1945 von Tschechen zerstört
  • Statue Johann von Nepomuk
  • Bildstock Maria Hilf
  • Dreifaltigkeitskapelle am Ortseingang Richtung Hosterlitz

Söhne und Töchter des Ortes

  • Wenzel Max (1898-1982), Volksliedforscher, Träger des Südmährischen Kulturpreises.
  • Albin Mahr (1897-1965), Theologe und Heimatforscher.
  • Josef Seethaler (*1928), Träger des Josef-Löhner-Preises 2008.

Brauchtum

Reiches Brauchtum bestimmte den Jahresablauf der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:

  • Zu Fasching gingen die Kinder des Ortes von Haus zu Haus und baten um Faschingskrapfen. Diese wurden auf einem Holzspieß gesteckt und am nächsten Tag verzehrt.
  • Zu Maria Verkündigung wurden die Kinder von ihren Paten und Verwandten mit Kleinigkeiten oder Süßigkeiten beschenkt.
  • Sprüche aufsagend gingen die jungen Menschen zu Ostern von Haus zu Haus. Reich wurden sie mit rot gefärbten Eiern dafür beschenkt.
  • Die Winterszeit wurde zum sogenannten „Federnschleißen“ genutzt. Dabei werden die Daunen wurden von den Gänsekielen getrennt. Freunde und Verwandte arbeiteten mit. Am Ende des Federnschleißens gab es den sogenannten „Fedaho“, bei Spiel, Spaß und Neckereien klang das „Federnschleißen“ aus.
  • "Zu Sankt Kathrein sperrt Fiedel und Geigen ein" (25. Nov.). Sonntags davor spielt noch die „Katrein-Muse“. Es ist die letzte Tanzmusik vor der Adventszeit.
  • Von ihren Nachbarn erhielten die Moskowitzer den Spitzname "Fuchsenfänger".

Literatur

  • Lukas Max: Heimatbuch der Gemeinde Moskowitz in Südmähren, 1963
  • Lukas Max: Einwohnerverzeichnis der Gemeinde Moskowitz, 1973
  • Andenken an die Gefallenen von Moskowitz
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige
  • Elfriede Paweletz-Klien: Die südmährischen ITZ-Dörfer und die Anfänge der Siedlungsgeschichte in Südmähren, 2007

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  3. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Band I, s.187
  4. Bernd Längin:Die Hutterer, 1986, S.237
  5. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 26 März 2011.
  6. Hans Zuckriegl:Ich träum' von einem Weinstock, Kapitel 7, S. 260
  7. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  8. Lukas Max: Heimatbuch Moskowitz,1963,s.20
  9. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0,
  10. Cornelia Znoy:Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  11. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 280 (Moskowitz). 
  12. Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden (1992), Moskowitz s. 147
  13. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  14. Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren (1990), Moskowitz s.21

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