Streif

Streif
Streif
Starthaus Streiff Abfahrt.jpg
Blick aus dem Starthaus der Hahnenkamm-Abfahrt
Ort: Kitzbühel, OsterreichÖsterreich Österreich
Berg: Hahnenkamm
Abfahrt
Start: 1.665 m ü. A.
Ziel: 805 m ü. A.
Höhenunterschied: 860 Meter
Streckenlänge: 3.312 Meter
Höchstgefälle: 85 %
Geringstes Gefälle: 2 %
Durchschnittsgefälle: 27 %

Die Streif ist eine Skirennstrecke oberhalb von Kitzbühel in Österreich und seit 1937 Schauplatz der internationalen Hahnenkammrennen.

Sie gilt als eine der schwierigsten und gefährlichsten Rennpisten der Welt − sowohl Abfahrt als auch Super-G gehören zu den anspruchsvollsten Skirennen überhaupt.

Wenn kein Skirennen stattfindet, ist die Streif für alle Wintersportler im Skigebiet Kitzbühel befahrbar. Die als rote (mittelschwere) Piste markierte Streif-Familienabfahrt umgeht die drei schwierigsten Abschnitte, diese sind als extreme Skiroute gekennzeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Streckenführung

Die Alte Schneise im Sommer

Der Start der Abfahrt liegt in einer Höhe von 1.665 m ü. A. am Hahnenkamm. Mit einem Gefälle von 50 % (26,6°) hat die Streif nach der Pista Stelvio in Bormio den steilsten Startschuss im Skiweltcup.

Mit dem ersten Sprung geht es in die Mausefalle. Sie ist das steilste Stück der Strecke und weist ein Gefälle von 85 % (40,4°) auf. Dort springen die Rennläufer je nach Präparierung bis zu 60 Meter weit. In den 1970er Jahren erreichten manche Läufer sogar 80 Meter. Es folgt die Kompression in der Mausefalle, an der die Läufer kurzfristigen Druckbelastungen von über 1000 kg standhalten müssen.

Über einen 180° Rechtsschwung - dem Karussell - und einer Linkskurve fährt der Rennläufer in den technisch anspruchsvollen Steilhang ein. An dessen Ende wartet mit der Steilhang-Ausfahrt, eine der wichtigsten Schlüsselstellen, an der sich oft Sieg oder Niederlage entscheidet. Hier gilt es möglichst viel Geschwindigkeit in den langgezogenen und relativ flachen Brückenschuss mitzunehmen. Das Gleitstück setzt sich dann fort mit dem Gschöss und endet mit der Alten Schneise. Über den Sprung Alte Schneise geht es auf die Seidlalm und weiter zum Seidlalm-Sprung. Es folgt der Lärchenschuss und der Oberhausberg. Bereits vom Ziel einsehbar ist der Hausberg mit der Hausbergkante.

Am Sprung über die Hausbergkante gilt es für die Läufer Richtung zu machen um darauf beim langgezogenen Linksschwung möglichst viel Höhe für die Traverse zu gewinnen. So kann der Läufer verhindern, dass er dann in der Traverse von ihren zahlreichen Wellen und Schlägen zu weit nach unten getragen wird. Die spektakuläre Traverse mündet über einen markant gesetzten Rechtsschwung in den langen Zielschuss, wo in der Zielschuss-Kompression Geschwindigkeiten bis zu 145 km/h erreicht werden. Darauf folgt noch der Zielsprung mit Sprüngen bis zu 70 Meter. Die Streif endet in einer Höhe von 805 m ü. A. in der Nähe des Stadtzentrums von Kitzbühel.

Die Streckenlänge der Abfahrt beträgt 3312 Meter, das durchschnittliche Gefälle 27% (15,1°).

Seit einigen Jahren wird der Super-G komplett auf der Abfahrtsstrecke gefahren. Der Start befindet sich an der Einfahrt zur Alten Schneise. Davor wurde der Super-G von der Streifalm gestartet und mündete bei der Seidlalm in die Abfahrtsstrecke.

Geschichte

Die erste Hahnenkamm-Abfahrt 1931 gewann Ferdl Friedensbacher. Erstmals auf der Streif wurde 1937 gefahren, der Sieger hieß Thaddäus Schwabl mit einer Rennzeit von 3:53,1 Minuten. Den bis heute gültigen Streckenrekord setzte 1997 der Österreicher Fritz Strobl mit einer Rennzeit von 1:51,58 Minuten (Durchschnittsgeschwindigkeit: 107 km/h).

Die Hahnenkamm-Abfahrt musste schon mehrmals wetterbedingt abgesagt (1938, 1964, 1988, 1993, 2005, 2007) oder verkürzt werden (1995, 2000, 2003, 2006, 2008). 1998 fand das Rennen auf veränderter Piste statt: Anstelle über den Hausberg wurde über den Oberen Ganslern und den Slalomhang gefahren. Zum ersten Mal seit 2004 wurde die Abfahrt im Jahr 2009 wieder vom Originalstart gefahren.

Jedes Jahr fiebern bei der Hahnenkamm-Abfahrt zwischen 40.000[1] und 50.000 Zuschauer am Zielhang und im Zielstadion mit, woraus die berühmte und einzigartige Zuschauerkulisse resultiert. Auch bei der Siegerehrung am Abend des Abfahrtstages finden sich jährlich mehrere Tausend Begeisterte ein, um die besten acht Abfahrer zu feiern.

Sieger

Abfahrt

  • 4 mal

Franz Klammer (1975, 1976, 1977, 1984), Didier Cuche (1998, 2008, 2010, 2011)

  • 3 mal

Karl Schranz (1966, 1969, 1972)

  • 2 mal

Thaddäus Schwabl (1937, 1946), Christian Pravda (1951, 1954), Anderl Molterer (1955, 1958), Toni Sailer (1956, 1957), Roland Collombin (1973, 1974), Sepp Ferstl (1978, 1979), Steve Podborski (1981,1982), Pirmin Zurbriggen (1985, 1987), Franz Heinzer (1991, 1992), Fritz Strobl (1997, 2000), Stephan Eberharter (2002, 2004)

  • 1 mal

Ferdl Friedensbacher (1931), Walter Prager (1932), Siegfried Engl (1935), Friedl Pfeifer (1936), Karl Feix (1947), Hellmut Lantschner (1948), Egon Schöpf (1949), Fritz Hubert jun. (1950), Bernhard Perren (1953), Buddy Werner (1959), Adrien Duvillard (1960), Guy Perillat (1961), Willi Forrer (1962), Egon Zimmermann (1963), Ludwig Leitner (1965), Jean-Claude Killy (1967), Gerhard Nenning (1968), Dumeng Giovanoli (1970), Bernhard Russi (1971), Josef Walcher (1978), Ken Read (1980), Todd Brooker (1983), Bruno Kernen (1983), Peter Wirnsberger (1986), Daniel Mahrer (1989), Atle Skårdal (1990), Patrick Ortlieb (1994), Luc Alphand (1995), Günther Mader (1996), Kristian Ghedina (1998), Hans Knauß (1999), Hermann Maier (2001), Daron Rahlves (2003), Michael Walchhofer (2006), Didier Défago (2009)

Super-G

  • 5 mal

Hermann Maier (Maier landete bei sieben Starts unter den Top Zwei: Siege: 2000, 2001, 2003, 2005, 2006; 2. Platz: 2004, 2008)

  • 1 mal

Günther Mader (1995), Stephan Eberharter (2002), Daron Rahlves (2004), Marco Büchel (2008), Klaus Kröll (2009), Didier Cuche (2010), Ivica Kostelić (2011)

Schwere Stürze

Die Streif gilt nicht umsonst als eine der gefährlichsten Abfahrts-Rennstrecken der Welt. Zahlreiche schwere Stürze belegen dies[2]:

  • 11. Januar 1985: Der deutsche Abfahrtsläufer Klaus Gattermann verlor beim Sprung über die Hausbergkante die Kontrolle und stürzte schwer. Er zog sich dabei einen Nasenbeinbruch und eine schwere Gehirnerschütterung zu.[3] Dieser Sturz leitete – trotz eines Comebackversuchs – schlussendlich sein Karriereende ein.
  • 23. Januar 1987: Der Kanadier Todd Brooker stürzte bei der Einfahrt zum Zielhang. Der Kitzbühel-Sieger von 1983 erlitt eine Gehirnerschütterung, einen Nasenbeinbruch, Gesichtsverletzungen und eine Knieverletzung. Am Saisonende beendete er die Laufbahn.
  • 14. Januar 1989: Brookers Landsmann Brian Stemmle prallte bei der Steilhang-Ausfahrt ins Netz und schwebte danach in Lebensgefahr. Unter anderem erlitt er eine Beckenzertrümmerung, tagelang lag er in Innsbruck auf der Intensivstation. Stemmle klagte und gewann gegen den Skiclub und kehrte Jahre später sogar wieder auf die Streif zurück, musste nach einem weiteren Kitzbühel-Sturz 1999 aber seine Karriere beenden.
  • 9. Januar 1991: Der Amerikaner Bill Hudson verunglückte in der Mausefalle. Er erlitt einen Schulterblattbruch, eine Fraktur des vierten Brustwirbelkörpers, einen Speichenbruch links sowie Lungenverletzungen.
  • 14. Januar 1995: Der Italiener Pietro Vitalini verlor an der Hausbergkante die Kontrolle und wurde über das Sicherheitsnetz geschleudert und stürzte den Hang hinunter. Auch durch den tagelangen Schneefall blieb Vitalini wie durch ein Wunder unverletzt und wurde in der zweiten Abfahrt sensationell Fünfter.
  • 10. Januar 1996: Im Training stürzten mehrere Läufer wie Andreas Schifferer, Pepi Strobl oder Lasse Kjus schwer. Schifferer erlitt beim Sturz am Zielsprung ein Schädel-Hirn-Trauma und lag drei Tage im Koma.
  • 23. Januar 1998: Der Österreicher Roland Assinger prallte in der zweiten Sprintabfahrt gegen eine Streckenbegrenzung und wurde verletzt an Schulter und Rippen ins Krankenhaus gebracht. Dies bedeutete sein Karriereende.
  • 21. Januar 1999: Patrick Ortlieb erlitt bei einem Sturz an der Hausbergkante unter anderem einen Trümmerbruch im rechten Oberschenkel. Dazu verletzte er sich an Hüfte und Knie. Die Karriere des Olympiasiegers war vorzeitig zu Ende.
  • 20. Januar 2005: Der Österreicher Thomas Graggaber erlitt bei einem Trainingssturz Serienrippenbrüche sowie schwere Verletzungen an Schulter und Lunge, was sein Laufbahnende markierte.
  • 16. Januar 2008: Andreas Buder zog sich beim Trainings-Sturz auf der Streif unter anderem einen Bruch des rechten Schienbeinkopfes zu und musste sechs Monate pausieren. Der Niederösterreicher erholte sich davon nie mehr richtig und beendete im Januar 2011 seine Karriere.
  • 19. Januar 2008: Scott Macartney stürzte im Zielschuss bei 141,2 km/h und erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma. Nachdem er ins künstliche Koma gesetzt wurde, erholte er sich jedoch rasch und konnte das Krankenhaus bereits nach 3 Tagen verlassen. Er überstand den Sturz ohne Knochenverletzungen, erlitt aber zahlreiche Abschürfungen.[4] Erst im Dezember 2008 gibt er in der Abfahrt in Lake Louise sein Comeback, ist aber mittlerweile zurückgetreten.
  • 22. Januar 2009: Beim Abschlusstraining stürzte Daniel Albrecht beim Zielsprung schwer und blieb bewusstlos liegen. Nach der Erstversorgung wurde er ins nächstgelegene Krankenhaus in St. Johann geflogen und schließlich in die Universitätsklinik Innsbruck verlegt. [5] Er erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und Lungenquetschungen. Nach über dreieinhalb Wochen erwachte er am 12. Februar aus dem Koma [6] und wurde zur Rehabilitation ins Inselspital Bern verlegt. 22 Monate später kehrt er im Dezember 2010 in den Weltcup zurück.
  • 20. Januar 2011: Hans Grugger verlor beim Trainingslauf in der Mausefalle das Gleichgewicht, stürzte mit dem Rücken hart auf die Piste und blieb regungslos liegen. Er wurde sofort in die Universitätsklinik nach Innsbruck geflogen und notoperiert. Er zog sich schwere Kopf- und Brustverletzungen zu und wurde ins künstliche Koma versetzt. Es bestand akute Lebensgefahr.[7]
  • 22. Januar 2011: der Südtiroler Siegmar Klotz stürzte nach der Hausbergkante schwer; hatte aber mit einem gebrochenen Handgelenk und einer Gehirnerschütterung Glück im Unglück.[8]

Weblinks

 Commons: Streif – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 40.000 kamen zur Abfahrt nach Kitzbühel auf sport.orf.at. (Zuletzt aufgerufen am 24. Januar 2009)
  2. http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1099376
  3. Klammers kuriose Sekunden und Gattermanns bange Minuten... In: Arbeiter-Zeitung. Wien 12. Jänner 1985, S. 17.
  4. http://www.focus.de/sport/wintersport/ski-alpin-weltcup-macartney-nach-schaedel-hirn-trauma-ansprechbar_aid_270972.html
  5. http://www.spiegel.de/sport/wintersport/0,1518,602850,00.html
  6. http://www.spiegel.de/sport/wintersport/0,1518,602850,00.html
  7. http://sport.t-online.de/not-op-nach-schwerem-sturz-auf-der-streif/id_44081466/index
  8. http://de.eurosport.yahoo.com/22012011/73/klotz-abflug-glueck-unglueck.html

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